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Im Böhmischen

johannesberg-franz-birkeNach dem Zwischenstopp in Breslau wollten wir noch zwei Tage Richtung Riesengebirge fahren. Bei unserer doch etwas kurzfristigen Planung stellte sich schnell heraus, dass viele Unterküfte für dieses Wochenende belegt waren und wir an Schlössern und Palästen in Niederschlesien schon einiges kennen und wissen, in welcher Barock-Retorte oder in welchem Disneyland wir nicht übernachten mögen. Uns war nicht präsent gewesen, dass am letzten Freitag in Polen Feiertag (Mariä Himmelfahrt) war und viele für einen Wochenendtrip unterwegs waren.

Ich fand also im Internet ein Landgasthaus in Ost-Böhmen, im Eulengebirge, die ehemalige Sommerfrische »Gast- und Weinhaus Franz Birke« in Johannesberg bei Braunau in Böhmen. Braunau heißt heute Broumov, Johannesberg heißt Janovičky und die Restauration des Franz Birke trägt heute den Namen »Penzion Zamecek Janovicky«.

Nach reichlichem Ruinenporn unterwegs und einer Fahrt durch die schöne Landschaft des Eulengebirges kommen wir nach Böhmen. Zwischenzeitlich durchfahren wir einige vergammelte Orte im niederschlesischen Steinkohlenrevier rund um »Walmbrig«auf der polnischen Seite der Grenze zu Tschechien.

JanovickyDas Zamecek Janovicky ist an sich ein ganz passables Gebäude, dicht am Wald gelegen und mit einer Terrasse mit gigantischem Ausblick. Gut vorstellen kann ich mir die ehemalige Ausflugsgaststätte in der guten alten Zeit, unweit der »Reichsgrenze«, der Grenze der K.u.K-Monarchie zum deutschen Reich. Der Aufenthalt hier ist trotzdem ein Flop, was ganz klar an der schlampigen Bewirtschaftung liegt. Sauberkeit ist hier ein Fremdwort. So scheint nicht geläufig zu sein, dass man eine Tischdecke täglich wechselt. Ich kann in der Gaststube die Flecken der Gäste vor mir zählen. Im Treppenhaus, das zu allen Gästezimmern führt, wird schmutzige Wäsche gestapelt. Die Stühle auf der Terrasse mit diesem schönen Ausblick sind nach dem Regenschauer nass. Daran, sie anzukippen, denkt man hier nicht. Polsterauflagen gibt es; sie werden neben einem Teil des Frühstücksbuffets gelagert, was dem Personal kurze Wege sichert. Mit vielerlei Schmuddeligkeiten an den Wänden wirkt das architektonisch durchaus schöne Haus einfach nur abgeranzt. Dafür ist das »Deluxe-Doppelzimmer« mehr als günstig, entspricht freilich jedoch nicht der Beschreibung im Internet-Buchungsportal (booking.com). 26 Quadratmeter sind nun mal 26 Quadratmeter und nicht deutlich weniger und eine Minibar, die für das Deluxe-Doppelzimmer versprochen wird, sollte auch da sein, wenn es so im Netz beschrieben steht. Wir haben die Betreiberin darauf angesprochen und nach einigem nach einigem Drumherumreden ermöglichte der Hinweis, dass wir bloggen, dann, dass wir ein anderes Zimmer beziehen konnten. Jetzt ca. 26 Quadratmeter groß, passend zum Bild im Internet und mit Minibar. Letztere freilich nicht gefüllt, jedoch zum Kühlen der mitgebrachten Wasserflaschen nutzbar. Eine Nachttischlampe gibt es für zwei. Dank selbstleuchtendem iPad brauchen wir ja keine, jedoch brauchen wir die Steckdosen. Kurz, in diesem Haus stimmt vieles nicht und bei Franz Birke war es zu K.u.K-Zeiten bestimmt sauberer und kommoder. Das Abendessen und das lokale Bier waren dagegen sehr lecker, genau so, wie man es im Böhmischen erwartet.

Was Miz Mitty über den Aufenthalt in Janovicky schreibt, lesen Sie hier.

 

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Breslau

BreslauEinen Tag in Breslau, das wird dieser Stadt freilich nicht gerecht. Es reicht nur, um etwas Atmosphäre dieser Stadt zu schnuppern. Das haben wir getan. Einige Fotos habe ich gemacht, wenngleich das Licht des trüben Tages nicht so besonders war. Dafür rockt Breslau umso mehr. Eine Fotostrecke werde ich in den kommenden Tagen zusammenstellen und noch etwas mehr über Breslau schreiben. Bald also mehr zur schlesischen Metropole. Miz Mitty hat eine Puddingform und einen klassischen Wasserkocher für den Gasherd gekauft. Sie sagt, bei Manufaktum würde man ein Vielfaches dafür bezahlen. Bald gibt’s dann vorzugsweise Pudding bei uns.

Mehr über unseren Aufenthalt in Breslau lesen Sie bei Miz Kitty.

 

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Schlesischer Ruinenporn: Palast-Hopping 2014

2BCD0304-8278-4272-B572-E147BC37E11FEigentlich ist unser Palast-Hopping 2014 nach dem Aufenthalt in Antonin schon vorbei. Das hatten wir bewusst so geplant, denn nach sechs Tagen im historischen und manchmal nur pseudohistorischen Ambiente ist uns dieses oft etwas über. Wir wissen ja nicht im Detail, was uns genau im nächsten Palast erwartet. Fazit ist im Moment, dass wir im ersten Palast (Pałacyk Kosińskich, der mit dem Oldtimer vor der Tür) gut und gerne hätten länger verweilen könnten. Für den Palac Śródka mit dem Hipster-Harry-Potter und für das Jagdschloss Antonin hätten jeweils ein Tag gereicht. Die nächste Station ist jetzt Breslau, wo wir einen guten Tag in der Stadt verbringen und im gut eingerichteten Sleep-Walker-Appartment übernachten, das an nichts fehlen lässt, außer vielleicht einer Badewanne. Dann geht es noch einmal 80 Kilometer weiter ins Böhmische, ins Eulengebirge.

Ruinen galore

Eines sehen wir auf unseren Fahrten in Schlesien immer wieder: Ruinen. Nicht nur vergammelte Häuser, Scheunen und Wirtschaften, sondern Ruinen von Schlössern, Herrenhäusern und auch evangelischer Kirchen. Ich mag diese lost places, regt sich dort doch meine Phantasie, wie es dort früher einmal ausgesehen haben mag. Eines wird zumindest klar: Die Russen haben 1945 ganze Arbeit geleistet. Sehr viele Schlösser sind ausgebrannt und verfallen. Als Ruine stehen sie jahrzehntelang, und keiner denkt sich etwas dabei. Einen Wikipedia-Eintrag mit der Liste zerstörter Schlösser in Europa gibt es. Viele Einträge gibt es dort zu Schlössern in Schlesien.

Wir stoppen an einigen Ruinen, steigen aus, fotografieren – und recherchieren nachher, wie diese Ruinen früher ausgesehen haben. Noch vor 15 Jahren hätte ich es nicht gewagt, so offen zu fotografieren, wird man oft schon von weitem beäugt. Aber heute, Polen ist in der EU, die Westgrenze anerkannt. Eigentumsansprüche gibt es nicht mehr. Warum sollte ich nicht fotografieren, wie Schlösser aussehen, die Russen ohne Not zerstört haben (das waren keine Festungen mit Kanonen oder Scharfschützen, die man beschießen musste) oder Polen vergammeln ließen? Das gibt es heute gratis, dass ich dort um die Ruine schleiche und fotografiere.

Was Miz Kitty über die Ruine und das Schloss von Wenig-Monau schreibt, lesen Sie hier, was sie zur Kirchenruine Schreibersdorf herausgefunden hat, dort.

Fotos

Einige Fotostrecken von diesen Ruinen habe ich gemacht. Freilich, nicht der guten Fotografie wegen, sondern zur persönlichen Erinnerung, und um Ihnen einen Eindruck zu verschaffen.


1. Die evangelische Kirche in Pisarzowice. Früher Schreibersdorf, Kreis Groß Wartenberg. Die Kirchenruine liegt in dem Gebiet, das 1920 durch den Versailler Vertrag an das neu gegründete Polen fiel. In unmittelbarer Nähe verlief die deutsch-polnische Grenze. Die Gemeinde verblieb in Deutschland, die erst 1909 erbaute Kirche lag jetzt in Polen. Als evangelische Kirche verfiel sie im katholischen Polen und wurde zur Ruine. Mehr über die Kirchenruine hier)und hier

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Nummer 2 bis 5 befinden sich alle im ehemaligen Kreis Schweidnitz, Niederschlesien.

2. Das Schloss Wenig-Mohnau, später Berghof-Mohnau, polnisch Maniow Maly. Weiteres auch hier

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3. Das Schloss Groß-Mohnau, polnisch Maniow Wielki. Näheres auch hier.

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4. Das Schloss Borganie, später Bergen genannt, polnisch Borzygniew. Weiteres auch hier.

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5. Schloss Penkendorf, polnisch Pankow.

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Schildberg / Ostrzeszów: Palast-Hopping 2014. Auf dem Weg nach Breslau

schildbergDa in Antonin vor allem der Kaffee eine homöopathische Verdünnung hat, machten wir im nächsten Ort Ostrzeszów Station. Die Kleinstadt ist seit 1920 wieder polnisch und liegt genau wie Antonin in dem Gebiet, das nach dem Versailler Vertrag an das neu gegründete Polen fiel. In der dortigen Bastei gibt es im hof eine Fotoausstellung mit alten Postkarten-Ansichten. Interessant. Eine ►Fotostrecke habe ich zusammengestellt, ergänzt mit einigen eigenen Fotos.

Die Atmosphäre eines anderen Landes ist ja immer besonders in den Orten interessant, die abseits von Touristenströmen liegen. So ein Ort erscheint Ostrzeszów zu sein. Etwas verschlafen in der polnischen Provinz, dafür mit wechselvoller Geschichte. Etwas Polen pur. Eine Atmosphäre, die Vorurteile ein wenig bestätigt. Hochinteressante Milieustudien kann man hier anstellen. Auffallend viele Schuhgeschäfte gibt es hier. Warum, das konnten wir nicht erkunden. Ich fotografiere und ein alter Mann spricht mich auf deutsch an, ob ich die Stadt interessant finde, ob ich etwas suche. Wir sind auf der Durchreise nach Breslau, erzähle ich ihm. Er sagt, in der Stadt sei mehr los, wenn Markt sei und spricht vom nahegelegenen Ort Mikstat, durch den wir auf dem Weg nach Antonin gefahren sind. In Mikstat werden am Rochustag die Tiere gesegnet, da der heilige Rochus, der Schutzpatron der Tiere, im 16. Jahrhundert die Stadt vor der Pest bewahrt hat.

Nahe Ostrzeszów gibt es einen kleinen See im Ort Kobyla Góra, siehe auch kobyla-gora.pl. Der See ist nicht sehr groß, aber doch geschätzte 800 Meter. Das wäre noch mal schön, etwas zu schwimmen, bevor wir in Breslau sind, denken wir. Wir finden einen Sandstrand mit Tretbootverleih vor, eine gute Handvoll Menschen, die sich dort erholen, verlassene Urlaubsrelikte aus sozialistischer Zeit, z.B. einen geschmiedeten Rettungsturm. Daneben moderne Trailerhomes, aufgereiht als Ferienhäuser, eine verlassene Bistro-Station und daneben eine neue, disneylandartig-moderne Restauration im Blockhausstil. Verlassen sieht das ganze Ensemble aus, ein Gefühl von Entspannung gepaart mit Depression stellt sich hier ein. Die Frau vom Tretboot- und Kajakverleih sitzt wartend vor ihrer Bretterhütte, Paddel und Schwimmwesten aufgereiht. Wo sind die Leute hin? Es ist August, und in Polen sind Sommerferien. Früher waren solche Orte regelrecht crowded. Fahren sie jetzt auch alle ins Ausland? Freilich, die Wasserqualität behagt uns nicht. Das Wasser ist genauso grünlich wie am Tag zuvor in Antonin. Der See hat einen Zufluss, in dem sich vor einer Staustufe etwas Müll, Plastikflaschen, etc. sammeln. Ok, da sollen andere schwimmen. Wir fahren weiter.

Mehr und anderes zu unserer Fahrt nach Breslau im Blog von Miz Kitty.

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Jagdschloss Antonin: Palast-Hopping 2014, dritte Station, zweiter Tag

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So Sie im Polnischen auf der Durchreise sind, lassen Sie sich den Palac Mysliwski in Antonin nicht entgehen. Bei Licht und Abstand betrachtet reicht jedoch eine Übernachtung mit einem Dinner und Abendaufenthalt unter den Hirschen. Da erlebt man eine vorzügliche Atmosphäre. Tags ist es im Jagdschloss etwas unintim. Da sitzt man nichtsahnend mit dem iPad auf dem Sofa neben dem großen Kachelofen, und dann fällt eine Busladung von Rentnern ein, die durch das hölzerne Jagdschloss um einen herum laufen. Ok, wir sind die Deko, gehören als Übernachtungsgäste zum Haus und verkörpern mit dem Apfel-Tablet, sprich iPad, im historischen Ambiente die neue Zeit. Für echte und semiprofessionelle Fotografen rücke ich gern an die Seite, für Snapshots nicht. So sind wir halt auf einigen Fotos, was die, die uns mit ihren Taschenkameras fotografieren, nicht einmal stört. Schnell wie sie gekommen sind, stürmen sie alle noch auf die erste Galerie und sind ebensoschnell wieder weg. Das wiederholt sich den Tag über noch mit einzelnen Ausflüglern, die reinkommen, schauen und wieder weg sind. Man muss wissen, das Jagdschloss Antonin ist offenbar so etwas wie ein nationales Kulturgut, wohl des Chopins wegen. Entsprechend ist hier nicht die Retorten-Patina der im letzten Jahrzehnt restaurierten polnischen Herrenhäuser, sondern etwas ältere Patina, auch aus sozialistischer Zeit. Die Küche ist gut, die Angestellten des Cafés bzw. Restaurants mindestens tagsüber nicht um Umsatz bemüht. Hier arbeiten keine englisch sprechenden Studenten, sondern wohl Staatsangestellte. Für einen Kaffee muss man sich melden, und das Frühstück sieht an zwei verschiedenen Tagen eben unterschiedlich aus, je nachdem wer Dienst hat. Sollten Sie Antonin ansteuern wollen, meiden sie das Wochenende mit den Nachmittags-Ausflüglern, sondern genießen hier einen ruhigen Abend an einem Wochentag.

Schwimmen im Schlick

Schwimmen hat für Miz Kitty und mich im Moment eine recht große Bedeutung. So hatte Miz Kitty von Anfang an geplant, im kleinen See, der unmittelbar auf der anderen Straßenseite des Jagdschlosses liegt, zu schwimmen. Die Google-Satellitenansicht verspricht dort einen Sandstrand. Warum wir dort mit dem Auto hinfahren sind, weiß ich freilich nicht, vermutlich überschätze ich die Entfernung. Mehrere Déjà-Vu-Ost-Ferienbungalows gibt es hier, das Déjà-Vu freilich nur für Ost-Kinder, nicht für mich.

Einen Zloty bezahlen wir für den Zugang zum Sandstrand. Dort gibt es einen reichlich überdimensionierten und im Geviert angeordneten Steg. Inmitten dieses Karrés ist ein Schwimmerbereich. Freilich, wichtig für die Menschen hier, gehört Schwimmen zu können hier nicht zur Grundkompetenz. Einige wenige sind im Wasser innerhalb dieses Steg-Gevierts, einige Tretboote auf dem See, jedoch kein Schwimmer. Egal, wir sind ja Mittelstreckenschwimmer. Also neben dem Steg ins Wasser und geschwommen. Wir schwimmen ein paar Züge. Zwei Herren in einem Bademeisterboot gestikulieren uns, wir sollen zurückschwimmen. Sie rudern auf uns zu. Wir erklären, wir seien Mittelstreckenschwimmer und würden einmal um den See schwimmen. Ich weiß nicht, ob sie uns verstehen, jedenfalls reden sie von einem »Special Paper«, das man brauche, um dort zu schwimmen. Ich sage: Ok, wir kommen später zu Ihnen und regeln das. Das ist dann anscheinend in Ordnung und wir schwimmen weiter.
Der Rest der Geschichte. Es lässt sich schwimmen in diesem algengrün-schwebstoffhaltigen See, das Wasser ist jedoch nur 1,20 bis 1,50 Meter tief, und unten ist es schön schlammig. Man kann recht schwerelos über den weichen, schlammigen Grund laufen, so wie es Rekonvaleszenten in diversen Kurmaßnahmen machen. Aber, man muss diese Kombination aus grünlichem Wasser und schlammigem Grund mögen.

Miz Kitty und mir waren es zu viel Schlamm und zu viele Algen. Die Innenseiten der Badebekleidung waren nachher ordentlich grün. Fazit: 100 mal eklig rufen, zum Steg zurück, ins Schloss, Dusche.

Was Miz Kitty dazu schreibt, lesen Sie hier.

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Jagdschloss Antonin: Palast-Hopping 2014, dritte Station

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Ziemlich vor genau 10 Jahren, im Sommer 2004, habe ich schon einmal in Antonin, im Palac Mysliwski Ksiazat Radziwillow, dem Jagdschloss der Fürsten Radziwiłł, übernachtet. Damals hatte ich den Tipp durch einen privaten Kontakt in Polen bekommen und war recht angetan, hier eine preiswerte Unterkunft in schönem, kulturellen und historischen Ambiente zu bekommen. Deswegen wollte ich das Jagdschloss im letzten Jahr unbedingt Miz Kitty zeigen. Es war jedoch im Bau. Also dieses Jahr noch einmal nach Antonin. jetzt klappt es bestimmt, denn wir haben vorgebucht.

Nun sitzen wir unter neben dem mit reichlich Hirschköpfen bestückten großen Kachelofen, der das zentrale Element dieses Holzhauses ist. Erbaut wurde das Jagdschloss von 1822 bis 1824 nach einem Entwurf von Schinkel. Es ist einer der avantgardistischen Entwürfe Schinkels, die tatsächlich realisiert wurden. Ein oktogonaler Holzbau. In der Mitte dieser riesige Kachelofen, dazu ringsum und zwei Galerien. Zimmer und Treppenhaus befinden sich in vier gegenüberliegenden, mit dem Oktogon verbundenen, blockhausartigen Anbauten. Chopin hielt sich hier im Jahre 1829 auf. Deshalb ist hier heute vieles Chopin, angefangen mit der wirklich eindrucksvollen Metallskulptur vor dem Haus. Einige Fotos habe ich gemacht, und weitere werden Sie im Internet finden.

Bevor wir Antonin erreichten, machten wir wie im letzten Jahr noch einen Abstecher nach Kalisz, in den ehemals westlichsten Einflussbereich des russischen Zaren. Letztes Jahr waren wir auch an einem Montag in dieser Stadt und ich kaufte einen Weißwein-Römer in einem Antiquitätengeschäft. Mindestens das könnten wir noch einmal aufsuchen, gab es doch dort ganz ansprechende Dinge. Wie im letzten Jahr regnete es wieder, nur das Geschäft war geschlossen. Zufällig entdeckten wir einen Stoffladen und haben uns beide mit Stoffen eingedeckt. Miz Kitty, weil sie ihre Kleider ja selbst näht und ich, weil ich Material für diverse Etuis, Mappen und Kleinkram brauche. Die Preise waren recht akzeptabel.

Danach ging es zum Palac Mysliwski nach Antonin, über Landstraßen und zum Teil auch über unbefestigte Straßen, für die wir uns bewusst entschieden, um nicht unkommod im Feierabendverkehr auf den größeren Straßen mitschwimmen zu müssen.

So Sie in der Nähe sind, ein Aufenthalt im Palac Mysliwski lohnt sich. Das Zweibettzimmer ist schnell in ein Doppelzimmer umgebaut, zudem erscheinen die Betten noch relativ neu zu sein. Es lohnt sich also, hier einen Stop zu machen. Nach einem bodenständigen polnischen Frühstück mit Grundsicht-Filterkaffee (kein Kommentar dazu) sitzen wir gerade unten auf dem Sofa unter den Hirschen und wurden gerade von einer Busladung beiger polnischer Rentner umrundet. Nun, so tun, als ob man zur Deko dazu gehören würde und warten, bis sie weg sind  ;)

Gleich werden wir uns im Garten verlustieren und nachher zum See fahren, um etwas zu schwimmen.

Fotos

Freilich, es gibt wieder eine Fotostrecke – und wie immer schreibt Miz Kitty in ebenfalls über den Aufenthalt im Jagdschloss.

Schloss_Antonin_Sammlung_DunckerSchloss Antonin, Alexander Duncker (1813-1897) — Link zur Originaldatei

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Kalisz, Stadtansicht

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Pałac Śródka: Palast-Hopping 2014, zweite Station

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Die zweite Station unseres Palast-Hoppings führte uns zum Pałac Śródka. Der Ort Śródka ist das ehemalige Schrodke oder Szrodke, Kreis Birnbaum, Provinz Posen. Wir sind also immer noch in der Umgebung von Posnan (Posen) unterwegs, jedoch vom Pałacyk Kosińskich, unserer ersten Etappe, gute 100 Kilometer entfernt.

Vor der Fahrt nach Śródka war noch ein kurzer Zwischenstop am Geldautomat angesagt, denn der Pałacyk Kosińskich ist zwar digital bei Facebook angekommen, jedoch ist dort keine Kreditkartenzahlung möglich. Kein Problem, wir fahren zum »Bancomat« in den nächsten Ort, nach Środa Wielkopolska und ich hole Zloty-Scheine. Bitte, Środa nicht mit Śródka verwechseln. Hier gibt es die Atmosphäre einer polnischen Kleinstadt am Samstagnachmittag, mit einem Markt, wo es zahlreiche Dinge für wenig Geld gibt, die wir allesamt nicht brauchen, z.B. Deo und Duschgel im Mehrfachpack und Kleidungsstücke zum Budget-Preis.

Miz Kitty gab den Impuls, im Pałac Śródka zu übernachten. Einmal wollte sie im Himmelbett schlafen. Das war eine gute Idee, denn dieses Bett ist nicht nur von seinen Abmessungen her gigantisch. Fürstlich liegt man dort. Der Pałac, das ehemalige Gut Szrodke – früher schrieb man oft Rittergut, auch wenn vielleicht keine Ritter zugegen waren – hat seinen Ursprung im Mittelalter und geriet 1763 in das Eigentum der Adels-Familie Seydlitz-Kurzbach, die es bis 1945 besaß. Im Internet findet man zum Ort »Schrodke« oder »Szrodke« den Rittergutsbesitzer Gustav von Seidlitz im »Handbuch für Posen«, Ausgabe 1908. Ebenso findet sich im Netz ein Karl Konstantin von Seydlitz-Kurzbach auf Schrodke. Nach Vernachlässigung in sozialistischer Phase ist der Palast seit 14 Jahren in privatem Eigentum und wurde restauriert. Das Gebäude an sich besteht aus ziemlich vielen historisierenden Elementen, zum Beispiel diesen für mich grob und unpassend anmutenden Zinnen. Gut, so etwas ist eine Frage des Geschmacks, das muss man mögen. Ich hätte es schon vor 200 Jahren nicht gemocht. Wäre der Palast weiß, würde es vielleicht ganz passabel aussehen. Im Innenbereich ist freilich alles Retorte. Man versucht, einen alten Stil zu imitieren, was nicht überall gelingt.

Wir sind hier mit wenigen anderen Gästen, die praktisch gar nicht in Erscheinung treten. Die Suite ist schön, das Himmelbett beflügelt und der Badewannen-Whirlpool ist angenehm, zumindest nachdem auf insistierende Nachfrage die Heizung im Keller repariert wurde. – Nun, vielleicht wurde sie auch nur erst richtig eingeschaltet. Mit nacktbusigen Szenen, vermutlich vom Zirkel der malenden Arbeiter oder ähnlich qualifizierter Maler gefertigt, mit einem auf eine indirekt beleuchtete Deckenwölbung gemalten blauen Himmel und mit jeder Menge Marmor, Glasbausteinen und der Whirlpool-Badewanne wirkt das Badezimmer etwas wie die Kombination von Gewollt-Toskana und Raumschiff-Enterprise. Nun, wenn er denn funktioniert, der Whirlpool. – Tut er eben nicht richtig, da beim zweiten Mal wieder nur lauwarm.

Der Hotel- und Restaurant-Betrieb ist hier nicht richtig in Fahrt. Es gibt einen netten jungen Mann, Typ Hipsterversion von Harry Potter. Er spricht britisches Englisch, ist sehr zuvorkommend und hier wohl der Junge für alles. Jedenfalls ist er nicht nur Rezeptionist, sondern servierte uns auch auf der Terrasse das Abendessen.

Bei unserer Ankunft fragte er, ob wir im abends im Restaurant essen wollten. Ja, gerne, nur waren wir wohl die einzigen, für die der Koch warten musste. Das Essen brachte Harry Potter dann mit Verzögerung nacheinander, obwohl wir beide das gleiche bestellt hatten. Als Miz Kitty ihn nach einem Dessert fragte, ja, gibt es nicht mehr, der Koch sei gegangen. Es war gerade viertel nach neun.

Wir saßen also allein auf der Terrasse hinter dem Palast bei wunderschönem Licht und Mondschein. Küche und Restaurantbetrieb – sofern es den denn wirklich gibt und er nicht nur aus Harry Potter und einer weiteren, temporären Kraft besteht – hatten längst geschlossen. Gut, dann geh‘ ich eben hoch und hole aus der Minibar Getränke. Diese ist leer und nicht am Stromnetz. Schon merkwürdig, jedoch kein wirkliches Problem. Bier und Wasser hatten wir zufällig auf dem Hinweg im Supermarkt gekauft.

Da außer uns niemand in Sicht-, Hör- und Reichweite war, tanzten wir Wiener Walzer und Tango bei Mondlicht auf der Terrasse, wofür iPhone und Youtube die passenden Musikstücke lieferten. Walzer bis zum Schwindeligwerden.

Jetzt, am frühen Nachmittag: Terrasse (freilich, ohne dass jemand nervt, ob er etwas bringen soll. Nein, hier möchte keiner Umsatz machen. Vielleicht gibt es noch ’ne Tüte Chips in meinem Kofferraum).

Gleich: Zum See fahren, schwimmen.

Danach: Terrasse, Abendessen, Himmelbett.

Ach ja, auch dieser Palast hat eine eigene Facebook-Seite und dem Hipster-Harry-Potter kann man wirklich nicht böse sein für all die kleinen Unzulänglichkeiten des Hauses. Er ist ein sehr netter Mensch, ist sehr bemüht und hat durchaus Gastgeber-Qualitäten, wenn er auch wahrscheinlich nicht aus dieser Branche kommt. Student managt im Sommer ein Hotel mit historischem Ambiente – so wirkt es hier, und vermutlich ist es so.

Und sonst: Da steht ein Pferd auf dem Flur. Nein, kein Pferd, es sind zwei Esel, und sie stehen nicht auf dem Flur, sondern laufen auf dem Weg rund um dem Palast vergnüglich rum und sind ganz zutraulich. Gelegentlich trotten auch zwei Schafe umher. Es scheint so, als wäre dieser Mini-Zoo ein Hobby der Eigentümer.

Entspannen und das Leben genießen können wir hier gut, auch wenn manches unperfekt und ziemlich skurril ist. Freilich, in der Gewissheit, nach zwei Tagen weiter zu ziehen.

Miz Kitty hat auch über unseren Aufenthalt im Palac Srodka geschrieben. Hier, in ihrem Blog.

Fotos

Einige Fotos habe ich gemacht und eine kleine Fotostrecke zusammengestellt:

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Lithographie von Alexander Duncker (siehe hier)

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Auf der Terrasse im Mondschein Wiener Walzer tanzen. So muss das sein.

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Pałacyk Kosińskich: Palast-Hopping 2014, erste Station

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Den Pałacyk Kosińskich w Połażejewie fand ich im Internet und er erschien mir ein recht schönes Haus zu sein. Also starten Miz Kitty und ich das Palast-Hopping hier. Das Übernachten und Wohnen in alten Herrenhäusern und Schlössern ist ja immer so ein kleines Va-banque-Spiel. Freilich, richtig verlieren kann man dabei nicht, nur wenn es nicht so ist, wie man es gerne hätte, z.B. weil das WiFi nicht funktioniert oder weil gerade eine Hochzeit gefeiert wird und Remmidemmi im Palast ist, dann kann sich auch eine noble Herberge als Fehlgriff herausstellen.

Nun, der Pałacyk Kosińskich war eine sehr gute Wahl und hat uns nicht enttäuscht. Neben einer Familie aus Franken, die auf der Durchreise Richtung Masuren hier Station machte, waren Miz Kitty und ich allein im Haus. Da wir das Deluxe-Zimmer gebucht hatten, logierten wir mit Zugang zum großen Balkon über dem Eingangsportal. Hier ließen wir es uns einen Tag gut gehen. Der Pałacyk hat kein eigenes Restaurant, weswegen wir direkt gefragt wurden, ob wir speisen möchten. Am ersten Abend wurde uns schön zubereiteter Fisch serviert und gestern Abend wurde im Garten gegrillt. Fein. Über einer Feuerstelle konnten die Bratwüste auf lange Stöcke aufgesteckt gegrillt werden oder auf den daneben stehenden Gartengrill gelegt werden. Insgesamt waren die Gastgeber recht bemüht und alles perfekt, zu einem guten Preis. Auf dem großen Balkon Texte schreiben, lesen, dösen, dazu zwischenzeitlich in die Badewanne, dann wieder Sonnenliege, das war für uns Entspannung pur. Eigentlich wollten wir zum See fahren, um zu schwimmen. Verschoben. Das können wir jeden Tag noch machen. Irgendwo, wo es nicht so kommod ist. So wurden dann unsere Texte über das Elbschwimmen für das neue Gemeinschafts-Schwimmblog Freistilstaffel schnell fertig.

Zur Geschichte des Hauses konnten wir bisher relativ wenig herausfinden. Im Netz findet man einiges, auch bei Wikipedia, jedoch nur in polnischer Sprache. Klar ist wohl, dass das Haus 1864 von einem Witold Kosiński erbaut wurde und später einem Kazimierz Boening gehörte. Letzterer wurde im Widerstand gegen die Deutschen 1939 von der Gestapo erschossen. Wie so viele – fast alle – Herrenhäuser im Polnischen brannte der Pałacyk Kosińskich wohl 1945 aus. Er sollte in den 80er Jahren wieder rekonstruiert werden, was dann jedoch erst in 2007 durch die neuen Eigentümer erfolgte. Einige Bilder von 2007 haben wir im Gästebuch gesehen. Der Pałacyk sah regelrecht ruinös aus, mit fehlenden Decken, etc. Hergerichtet wurde er von einem Unternehmer-Ehepaar aus Danzig und ist heute ganz geschmackvoll im alten Stil eingerichtet. Zwar Retorte und auf alt getrimmt, aber eben nicht störend, sondern angenehm.

Vor dem Pałacyk stand während unseres Aufenthaltes ein Oldtimer. Ich nehme an, er steht immer dort, da er auf Bildern oft zu sehen ist, so auch auf der Facebook-Seite der Eigentümerin. Ach ja, der Pałacyk Kosińskich hat eine eigene Facebook-Seite. Sie können dort liken.

Falls Sie Richtung Warschau, Baltikum oder Weißrussland unterwegs sind und in der Nähe von Posnan (Posen) einen Tag Pause machen möchten, dann ist der Pałacyk Kosińskich vielleicht ein guter Tipp. Nehmen Sie das etwas teurere Zimmer mit dem Balkon über dem Eingang, trinken sie Champagner und genießen das Leben.

Mehr und anderes über unseren Aufenthalt im Pałacyk Kosińskich lesen Sie im Blog von Miz Kitty.

Fotos

Eine kleine Fotostrecke habe ich Ihnen zusammengestellt:

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