Im Böhmischen

johannesberg-franz-birkeNach dem Zwischenstopp in Breslau wollten wir noch zwei Tage Richtung Riesengebirge fahren. Bei unserer doch etwas kurzfristigen Planung stellte sich schnell heraus, dass viele Unterküfte für dieses Wochenende belegt waren und wir an Schlössern und Palästen in Niederschlesien schon einiges kennen und wissen, in welcher Barock-Retorte oder in welchem Disneyland wir nicht übernachten mögen. Uns war nicht präsent gewesen, dass am letzten Freitag in Polen Feiertag (Mariä Himmelfahrt) war und viele für einen Wochenendtrip unterwegs waren.

Ich fand also im Internet ein Landgasthaus in Ost-Böhmen, im Eulengebirge, die ehemalige Sommerfrische »Gast- und Weinhaus Franz Birke« in Johannesberg bei Braunau in Böhmen. Braunau heißt heute Broumov, Johannesberg heißt Janovičky und die Restauration des Franz Birke trägt heute den Namen »Penzion Zamecek Janovicky«.

Nach reichlichem Ruinenporn unterwegs und einer Fahrt durch die schöne Landschaft des Eulengebirges kommen wir nach Böhmen. Zwischenzeitlich durchfahren wir einige vergammelte Orte im niederschlesischen Steinkohlenrevier rund um »Walmbrig«auf der polnischen Seite der Grenze zu Tschechien.

JanovickyDas Zamecek Janovicky ist an sich ein ganz passables Gebäude, dicht am Wald gelegen und mit einer Terrasse mit gigantischem Ausblick. Gut vorstellen kann ich mir die ehemalige Ausflugsgaststätte in der guten alten Zeit, unweit der »Reichsgrenze«, der Grenze der K.u.K-Monarchie zum deutschen Reich. Der Aufenthalt hier ist trotzdem ein Flop, was ganz klar an der schlampigen Bewirtschaftung liegt. Sauberkeit ist hier ein Fremdwort. So scheint nicht geläufig zu sein, dass man eine Tischdecke täglich wechselt. Ich kann in der Gaststube die Flecken der Gäste vor mir zählen. Im Treppenhaus, das zu allen Gästezimmern führt, wird schmutzige Wäsche gestapelt. Die Stühle auf der Terrasse mit diesem schönen Ausblick sind nach dem Regenschauer nass. Daran, sie anzukippen, denkt man hier nicht. Polsterauflagen gibt es; sie werden neben einem Teil des Frühstücksbuffets gelagert, was dem Personal kurze Wege sichert. Mit vielerlei Schmuddeligkeiten an den Wänden wirkt das architektonisch durchaus schöne Haus einfach nur abgeranzt. Dafür ist das »Deluxe-Doppelzimmer« mehr als günstig, entspricht freilich jedoch nicht der Beschreibung im Internet-Buchungsportal (booking.com). 26 Quadratmeter sind nun mal 26 Quadratmeter und nicht deutlich weniger und eine Minibar, die für das Deluxe-Doppelzimmer versprochen wird, sollte auch da sein, wenn es so im Netz beschrieben steht. Wir haben die Betreiberin darauf angesprochen und nach einigem nach einigem Drumherumreden ermöglichte der Hinweis, dass wir bloggen, dann, dass wir ein anderes Zimmer beziehen konnten. Jetzt ca. 26 Quadratmeter groß, passend zum Bild im Internet und mit Minibar. Letztere freilich nicht gefüllt, jedoch zum Kühlen der mitgebrachten Wasserflaschen nutzbar. Eine Nachttischlampe gibt es für zwei. Dank selbstleuchtendem iPad brauchen wir ja keine, jedoch brauchen wir die Steckdosen. Kurz, in diesem Haus stimmt vieles nicht und bei Franz Birke war es zu K.u.K-Zeiten bestimmt sauberer und kommoder. Das Abendessen und das lokale Bier waren dagegen sehr lecker, genau so, wie man es im Böhmischen erwartet.

Was Miz Mitty über den Aufenthalt in Janovicky schreibt, lesen Sie hier.

 

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