Gesellschaft · Reisen

Ostseefreuden

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Strandspaziergang – Februarfotos

Kitty weilt ja zur Zeit in Nordwestmecklenburg bei ihrer Freundin, hütet dort Haus und Hof und hat sich einiges an Nähprojekten mitgenommen. Also bin im Moment von Freitag bis Sonntag in der Gegend um Alt Meteln. Von hier sind es nur knappe 30 Kilometer bis zur Ostsee – bis »zum Meer«. Da ist natürlich dann am Samstag nachmittag ein Stranspaziergang angesagt.

Von hier aus gibt es sicher nähere Ostseestrände als dervon Groß Schwansee. Bevor wir jedoch lange suchen müssen, Kurtaxe zahlen oder im Schwarm der Alt-Westdeutschen oder Alt-Ostdeutschen mitspazieren müssen, fahren wir lieber an die Orte, die wir kennen, auch wenn die etwas weiter entfernt sind. Also nach Groß Schwansee. Wie? Sie möchten jetzt wissen, wo das ist? Hier, ich schrieb es bereits in diesem Blog.

Nun, was macht man, wenn man an einem schönen Februartag um 15 Uhr am Ostseestrand ankommt? Spazieren gehen, tändeln, fotografieren. Bis zum Sonnenuntergang, bis die Speicherkarte voll und der Smartphone-Akku leer ist. Viele Fotos habe ich gemacht. Eine Auswahl habe ich zu einer Fotostrecke zusammengestellt.

▸ Zu den Fotos – Bitte ansehen.

Auf dem Rückweg lockte es mich dann, im Dunklen von Groß Schwansee noch einige Kilometer Richtung Travemünde auf die Halbinsel →Priwall an der Travemündung zu fahren. Zwar kenne ich Travemünde aus meinen Hamburger Zeiten, war aber noch nie auf »dem« Priwall. Ferienhäuser im Stil West – der Priwall gehörte ja zum großen Teil zum Westen. Dazu einige schöne Jugendstilhäuser, die Seemannschule, die Landesberufsschule für Bootsbauer, an der ein Bekannter aus Studienzeiten heute unterrichtet und eine Seniorenresidenz für Besserberentete direkt am Fähranleger.

Design & Typo · Gesellschaft · Reisen

Polnische Buchstaben

Typografisches und Schriften im Nachbarland

Im Moment bin ich wieder einmal in Polen, um mich im Riesengebirge zu erholen. Ein Grund, etwas zu polnischer Typografie bzw. genauer zu polnischen Schriften zu schreiben.

Fährt man ins östliche Nachbarland, so fällt dem typografisch Interessierten zuerst einmal die Schrift der polnischen Verkehrsschilder auf. Mit dem charakteristischen, abgeschnittenen e und dem individuellen runden a.

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Ein komplettes Schriftmuster findet man im Internet und →Hier, für die Schriftenjäger und Sammler.


Schriften für Mengentext und Display

Nun, Verkehrsschilder sind eines, interessanter sind für mich Satzschriften. Also habe ich etwas über polnische Schriften recherchiert. Gibt es die tatsächlich, typisch polnische Typo und Schrift? Und wenn ja, wie heißen diese Schriften und was sind ihre Eigenheiten? Da in Zeiten von Windows-PCs die Arial auf manchem neuen polnischen Straßenschild Verwendung findet und die Schriften der Corel-Draw-Bibliothek inzwischen auf der letzten Mülltonne an der ukrainischen Grenze angekommen sind, muss ich früher ansetzen, um typisch polnische Schriften aufzuspüren. Nicht sehr einfach für jemanden, der weder der polnischen Sprache mächtig ist, noch irgend einen familiären Bezug zu diesem Land hat. Und da Schriften ähnlich wie Türklinken sind – man liest, d.h. benutzt sie jeden Tag oft, aber kaum jemand erinnert sich an die konkrete Form – kann man vor Ort auch nicht schnell fragen, welche Schrift früher oft verwendet wurde.

Ein paar sehr individuelle polnische Eigenheiten habe ich zumindest herausgefunden und hier zusammengetragen. Polen gab es als eigenen Staat erst wieder nach dem ersten Weltkrieg, und so habe ich keine alten Schriften gefunden, die irgendwie den Eindruck vermitteln, sie hätten etwas typisch polnisches. Die große Diversifizierung im Schriftbereich und der Boom der →Schriftgießereien setzte erst im 19. Jahrhundert in der deutschen Gründerzeit ein. Im gesamten 19. Jahrhundert gab es Polen nicht als eigenen Staat und daher gibt es auch keine nennenswerten nationalen Einflüsse im Bereich der Gestaltung von Druckschriften.

Das änderte sich in der Zeit der polnischen Nationalbewegung in den 1920er Jahren. So gibt es eine Schrift, die ziemlich eigentümlich ist. Mit Formen der Buchstaben, wie sie eben nicht in Deutschland oder Amerika üblich waren. Es ist die →Półtawski-Antiqua von Adam Półtawski. Mit dem ganz charakteristischen g. Ein rundes w und y ergeben zudem ein gefälligeres Schriftbild mit den für polnische Texte typischen Buchstabenabfolgen. Besser, als wenn die üblichen spitzen Formen von w und y verwendet werden. Nirgendwo außerhalb Polens ist mir diese Schrift bisher über den Weg gelaufen. Und selbst dort erscheint sie ausgestorben zu sein. Außer als Schriftmuster habe ich sie zuletzt auf meinen ersten Polen-Reisen gesehen. In Formularen, Überbleibsel aus der kommunistischen Zeit, schlecht gedruckt auf holzhaltigem Papier. Schon lange sind diese Druckerzeugnisse durch Laser-Ausdrucke ersetzt und damit auch die Poltawski-Antiqua mit ihrem charakteristischen g durch TimesNewRoman mit dem für uns gewöhnlichen g.

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In der Zwischenkriegszeit und in der kommunistischen Ära wurde diese Schrift gut verwendet, oft so lange, bis jede Bleiletter in den 70ern oder 80ern derart abgetragen war, dass kaum noch damit gedruckt werden konnte. Danach gab es oft direkt den Quantensprung zu DTP mit Windows-PC und den bekannten, internationalen Standardschriften. Arial läßt grüßen. Die Poltawski-Antiqua mit dem charakteristischen g hat es nicht in diese digitale Zeit geschafft. Jedenfalls nicht wirklich. Zwar gibt es eine digitale Version von →Janusz Marian Nowacki, der sich zum Ziel gesetzt hat, historische polnische Schriften zu digitalisieren und so zu erhalten, jedoch scheint sie in Polen keiner mehr zu brauchen bzw. zu mögen. Offensichtlich als rückwärtsgewandt angesehen, dieses g –warum sollte man solche nationalen Eigenarten aus schlechteren Zeiten erhalten?  Jedenfalls habe ich die Poltawski-Antiqua nie wieder im Einsatz gesehen. Und genauso wenig ähnliche Formen, wie die Serifenlose zur Poltawski-Antiqua, digital entstanden unter dem Namen Grotesk Polski. Wenn Sie testen mögen, die digitale Poltawski-Antiqua gibt es gratis in drei Schnitten auf den Internetseiten von Janusz Marian Nowatzki.

Grotesk-Polski

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Nowacki hat sich um zwei weitere Schriften gekümmert, die ich durchaus als typisch polnisch bezeichnen würde. Die →Antykwa Toruńska von →Zygfryd Gardzielewski, entworfen 1960. Sie wirkt etwas wie eine mit Tilden und Wellenbewegungen aufgehübschte →Candida. Für Mengentext ist sie nicht wirklich geeignet, der beste Verwendungszweck ist wohl für leicht edel-etabliert anmutende Wortmarken, vielleicht mit polnischem Touch, erinnern die leichten Wellen in den Waagerechten doch an polnische Handschrift (s.u.). Ich selbst habe sie vor einigen Jahren für das Wort Urkunde gebraucht, in Versalien gesetzt, etwas gesperrt, klassische Anmutung. Dafür funktioniert sie gut. In Polen habe ich sie außer für ein wenig gelungenes Logo eines Café noch nicht im Einsatz gesehen.

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Cyklop ist eine Display-Schrift, aus der Zwischenkriegszeit. Man könnte diese Schrift als einen etwas eigenwilligen Klon der bekannten Broadway halten. Man sieht sie immer noch mal ab und zu in oft individualisierten Varianten auf alten Schildern etc. Auf jeden Fall eine interessante Alternative zur Broadway.

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Was bleibt noch zu sagen über polnische Schriften? Erwähnenswert ist auf jeden Fall die Schrift Blanke, die in den polnischen Telefonbüchern verwendet wird. Entworfen 1993 von Felix Tymcik. An traditionelle Elemente polnischer Beschriftungen anknüpfend, mutet die Blanke individuell und zu Polen passend an. Zudem ist sie so entworfen, dass die Punzen (Öffnungen) beim Druck auf schlechtes, saugfähiges Papier nicht zulaufen. Sehr interessant auch hier die Form des g. Weiter möchte ich Łukasz Dziedzic erwähnen, der heute fester Bestandteil der polnischen Schriftgestalter-Szene ist und einige bekannte Schriftfamilien entworfen hat, unter anderem den Google-Font Lato. Allerdings, international und modern anmutende Glyphen, ohne an Formen anzuknüpfen, die man als typisch polnisch empfinden könnte – sieht man einmal von durchaus vorhandenen Alternativglyphen ab. Etwas von diesen polnischen Eigenheiten sind vielleicht in den Fonts Achimow und Helga vorhanden.

/portfolio/?Family=Achimov
http://alfabety.pl/portfolio/?Family=Helga Versalien

http://www.myfonts.com/country/pl/

http://luc.devroye.org/poland.html

http://www.twardoch.com/download/poltype/

Łukasz Dziedzic

Blanke

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Apollonia ist eine Schrift mit dem Anspruch, dass darin gut Texte in polnischer Sprache mit ihren Konsonantenfolgen gesetzt werden können. Die Stärke liegt sicher in den speziellen Ligaturen und dem runden w und y. Wie bei der Poltawski Antiqua liefern beide bei polnischen Texten ein besseres Satzbild. Die Schrift gibt es in mehreren Schnitten zum Download (Link unten).

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Handschriften

Richtet man jetzt die Betrachtung vom gedruckten Text weg hin zur geschriebenen Schrift, so fallen schneller nationale Eigenheiten auf, die typisch polnisch sind. Die Buchstabenformen der Handschrift sind ja einerseits individuell durch den Schreiber bedingt, andererseits werden sie jedoch auch durch die dem Schreiber zuerst vermittelte Schulschrift bedingt. In fast jedem Staat wird die Schrift mit anderen Ausgangsformen gelehrt und dementsprechend entwickeln sich die Handschriften erfahrener Schreiber unterschiedlich. Schnell vermittelt eine handgeschriebene Weihnachtskarte, dass sie aus Polen kommt. Oft reichen die Ziffern der Postleitzahl, das zu erkennen. Was macht die Handschrift also typisch polnisch? Es sind die tildenartigen, kleinen, horizontalen Wellen. Zum Beispiel im z oder Z, in der 7, der 2 oder der 5. Wo sonst ein wagerechter Strich ist, geht’s in Polen mit tildenförmig geschwungen zur Sache. Außerdem wird gerne aufrecht und Buchstabe an Buchstabe geschrieben. Das W zudem oft mit zwei äußeren Senkrechten.

Einen kleinen Eindruck dieser kleinen Wellen gibt die Schrift Cookie von Ania Kruk wieder, ein Google-Font. Schauen Sie sich die Ziffern an, das Z, z und J. Einen anderen Eindruck gibt die Schrift Konstytucyja, hier vor allem die Kleinbuchstaben. Diese typische Form des Z mit tildenförmigen Waagerechten sieht man auch sehr oft, wenn handschriftlich Druckbuchstaben geschrieben werden. Praktisch ist dieses Z in jedem größeren Büro schnell in den Beschriftungen der Ordner zu entdecken oder an der Tür des Lebensmittelladens. Zapraszamy (=kommen Sie herein), natürlich mit dem geschwungenen Z – wie sonst in Polen?

Cookie

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Konstytucyja

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Schilder und Lettering

In meiner kleinen Sammlung über polnische typographische Eigenheiten fehlen noch Schilder und Beschriftungen. Heute mag man in Polen Schilder und Schriften in allen bunten Farben. Das ist nicht verwunderlich, wenn man 40 Jahre im grauen Sozialismus und Mangelwirtschaft gelebt hat. Mainstream-Typo, Schriften und Hintergrund oft in der Kombination gelb-orange, rot, blau. Meist in Abwesenheit eines Typografen produziert. Mit den Schriften, wie es auch das Corel-Draw-Paket in Auswahl und Qualität hergibt. Werbetafeln gibt es zur Zeit in hoher Buntheit und Sättigung, wie es die modernen Large-Format-Printer hergeben. Nationale Eigenheiten – gibt es. Je größer, je besser und gerne mit Foto. Aber nichts Spezifisches, was nicht ein internationaler Corel-Draw-Baukasten schon mitliefert.

Bleibt also zu schauen, ob es speziell polnische Eigenarten aus der Zeit vor Folienplot und DTP gibt. Als charakteristisch fielen mir auf meinen ersten Polen-Reisen die serifenlosen Schriften mit unterschiedlicher Strichstärke auf. Oft condensed und immer etwas starr anmutend. Im Schilder- und Beschriftungsbereich hat man in Deutschland serifenlose mit unterschiedlicher Strichstärke nur selten. Rot sahen die typischen Hinweisschilder aus, in polnischen Nationalfarben, mit weißen Versalien, schmale, serifenlose Buchstaben. Etwas streng, aber nicht wahrnehmbar konstruiert. Es gibt sie noch, diese Schilder mit diesen charakteristischen Schriften, allerdings immer seltener. Die Schrift im →Zywiec-Logo ist übrigens in diesem Stil, nur dass es eine Serifenschrift ist, wodurch die Wortmarke freundlicher wirkt.

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  •  Einfahrt für Lastautos und Pferdewagen verboten

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  • Schablonenvariante. Ach hier die betont unterschiedlichen Strichstärken.

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  • Gleicher Stil, nur mit leichten Serien

Inspiriert von diesen schmalen, strengen serifenlosen Condensed-Schriften mit unterschiedlichen Strichstärken – die mir bis dahin ziemlich fremd waren – habe ich vor mehr als 20 Jahren mit einem rudimentären Font-Editor eine digitale Version der Schrift Schadow Bold Condensed von ihren Serifen befreit und etwas umgearbeitet. AnetaK heißt die Schrift und schlummert seitdem in den Fontwelten der Backup-Festplatte. Experiment, privat, außer für einen Gummistempel nie eingesetzt.

AnetaK

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Kfz-Nummernschilder

Wahrscheinlich sind sie wie die Nummernschilder in anderen Staaten fälschungssicher, maschinenlesbar aus dem mitgeschnittenen Video oder sonstwie. Typografisch sind sie genauso wenig wie in Deutschland oder andernorts, machen in der Gesamtwirkung jedoch noch eine halbwegs gute Figur.

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  • Typo der polnischen Kfz-Nummernschilder
Gesellschaft

Tschingelingeling

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Nun, Miz Kitty und ich, wir sind beide an einem 31. geboren. Zwei Monate gibt es also im Jahr, in denen etwas zu feiern ist. Am letzten Freitag war eines dieser Daten, der 31. Dieses Mal war der Anlass ein besonderer. Deswegen ließen wir es uns am Freitag Abend gut gehen lassen, zu zweit, ohne Besuch und Party. Schwarzer Anzug, schwarzes Abendkleid, schwarze Limousine, Charlottenburg, Schlüterstraße, Lutter & Wegner. Danach zu fortgeschrittener Stunde noch Tschingelingeling – und natürlich mit der schwarzen Limousine zurück zum Zionskirchplatz.

Tschingelingeling.

Gesellschaft

Ironblogger-Treffen

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Am Montag hatten wir das erste feucht-fröhliches Treffen der →Ironblogger Berlin in diesem Jahr. Jeder, der es nicht schafft, einen Blogpost pro Woche zu schreiben, zahlt 5 Euro in die Kasse ein. Alle paar Monate treffen wir uns dann face-to-face und das Bier oder natürlich auch andere Getränke werden aus der Kasse bezahlt. Eine schöne Idee, die sich inzwischen in mehreren Städten durchgesetzt hat. Man lernt andere Blogger persönlich kennen und deren interessante Blogs. Mehr zu den Regeln und die Links zu den einzelnen Chapters gibt es auf der →Ironblogger-Website. Mit meinem Blog @netznotizen gehöre ich zu den Berliner Ironbloggern. Zwei Vorteile bringt mir die Mitgliedschaft dort: Einerseits ist es schön, andere Blogger face-to-face kennen zu lernen, die man bisher nur gelesen hat oder neue Blogger, die man noch gar nicht kennt, kennen zu lernen. Andererseits hilft es mir, die @netznotizen auch in Zeiten, in denen ich viel zu tun und eigentlich keine Energie zum Schreiben habe, regelmäßig weiter zu pflegen.

Jedem, der den Anspruch hat, regelmäßig zu bloggen, andere Blogger kennen lernen möchte und ein wenig Druck braucht, dann tatsächlich regelmäßig zu schreiben, kann ich nur empfehlen, sich den Ironbloggern anzuschließen. Inzwischen gelingt es mir gut, in den @netznotizen mindestens einen Blogpost in der Woche zu schreiben. So musste ich am Montag nichts in die Kasse einzahlen. Diese war jedoch recht gut gefüllt ist, und wir sind – naja, einige zumindest – etwas abgestürzt. Aber, schön war’s. Wie schon zuvor trafen wir uns wieder im →Hops & Barley in Friedrichshain. Für die Organisation der Berliner Ironblogger hier einen herzlichen Dank an Nicole, die unter →antischokke.de bloggt.

Gesellschaft

Cat Content

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Add Kitty — Wenn uns nichts mehr einfällt, gibt’s Cat Content per App.

Die Stammleser haben sich vielleicht bei meinem letzten Beitrag über den Buchkalender über das Bild mit der Katze gewundert. In diesem Haushalt gibt es ja eine Katzenallergie und daher vermutlich so schell keine durchblutete Katze. Nun, ganz einfach zu erklären: Das ist ein per App zum Cat Content aufgebrezeltes Bild. Add Kitty heißt die App für iPhone oder iPad, mit der schnell passender Cat Content erzeugt werden kann. Es gibt sie gratis im →iOS-Store.

Normalerweise mag ich ja nutzlose Fun-Apps nicht. Add Kitty ist eine Ausnahme. Man lädt einfach ein Foto und kann darauf eines oder mehrere von zahlreichen Kätzchen platzieren. Die Kätzchen sind schon freigestellt und können natürlich per Fingerschnips vergrößert und positioniert werden. Damit der Cat Content dort ist, wo man ihn hin haben möchte. Die meisten Kätzchen gefallen gefallen mir nicht so richtig. Es sind jedoch einige dabei, die ganz gut freigestellt sind und die man auch angeschnitten oder in Teilen gut platzieren kann. Cat Content leicht gemacht, für umme. Zur Blog- und Twitter-Bespaßung reicht es allemal.

Funfaktor: hoch

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Gesellschaft

Erzählt es Euren Kindern

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Gerade lese ich den Artikel »Sie sollen Bescheid wissen« im Internet-Portal der ›Zeit‹. Die Autorin Jeannette Otto schreibt über das Thema, wie wir die deutsch-deutsche Geschichte und das Leben in der DDR und in der alten BRD heute Jugendlichen, Kindern und Enkelkindern vermitteln.

Diese Frage beschäftigt mich schon seit längerem, unter anderem, weil ich junge Menschen, die »etwas mit Medien machen« möchten, ausbilde. Die jüngeren von ihnen, Jahrgang 1995 oder später, wissen außer ein paar auswendig gelernten Daten meist nichts oder nur wenig über die deutsche Teilung und das Leben in der DDR oder in der alten BRD bzw. im alten West-Berlin. Woher auch? Es scheint nicht wichtig zu sein in ihrer Lebenswelt. Die etwas älteren, oft deutlich über 20 und meist in einer Berufsausbildung, haben sich je nach familiärer Prägung ihr eigenes Urteil über die DDR gebildet. Selbst haben Sie diese Zeit jedoch nicht bewußt erlebt, meist sind sie sogar erst nach der Wende geboren. Manchmal ist das Interesse an der Ost-West-Geschichte nicht groß, weil als für die eigene Person unbedeutend empfunden. Haben die jungen Menschen jedoch ausgeprägten DDR-Bezug, so ist der Tenor ziemlich einheitlich: »Früher war alles besser war, keiner war arbeitslos und alles war sozialer«. Typische Bewertungen, wie man sie hier in Berlin immer wieder hört, meist in den Ost-Bezirken. Mehr oder weniger unreflektiert werden sie von der 45plus-Elterngeneration übernommen.

Auch im ausgangs genannten Text ist von dieser geschönten Elternperspektive des Lebens im Sozialismus die Rede. Die Autorin schreibt, Forscher hätten herausgefunden, »dass das Image der DDR bei Schülern immer negativer werde, je länger sie den SED-Staat im Unterricht behandelten.« Die zentrale Frage wird aufgeworfen, was wir nun selbst unseren Kindern vom Leben in der DDR – oder je nach Herkunft auch von der alten BRD – vermitteln sollten? Und vor allem wie?

Stasi-Gefängnis, verkürzte Wirklichkeit

Mich beunruhigt diese herausgehobene Thematisierung der Zeit der Deutschen Teilung im Schulunterricht etwas. Eine typische Stellvertreter-Überbewertung. In den heutigen Lehrplänen heißt der Themenkomplex oft »Zeit der SED-Diktatur«. Nun, die deutliche Wertung ist aus dem Begriff herauszulesen. Der bundesdeutsche Schüler soll zu der Einsicht kommen, dass er im guten und vor allem richtigen System lebt – und das geht mit plakativen Formulierungen und der Fokussierung auf beeindruckende Einzelaspekte wie die Stasi natürlich gut. Reihenweise werden Schulklassen zu Exkursionen ins Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen oder ins Dokumentationszentrum Berliner Mauer an der Bernauer Straße gekarrt, ein Gespräch mit ausgesuchten Zeitzeugen inklusive. Die DDR wird nahezu auf einen Spitzelstaat reduziert, der seine Leute einsperrt und die alte BRD auf das Wirtschaftswunder mit dem Erfolgsmodell der sozialen Marktwirtschaft. Verkürzte Wirklichkeiten.

Ist das die zeithistorische Alphabetisierung der Kinder? Eher nicht. Und genauso wenig sind es die latenten Sticheleien von Lehrern, die schon zu DDR-Zeiten unterrichteten, gegen das heute westdeutsch geprägte Bildungssystem. So oder so, ein schwieriges Terrain. Wie soll man dieses polare Thema Kindern und Jugendlichen vermitteln, in dem wir allesamt – Lehrer und die über den »zeithistorischen Analphabetismus« klagenden Historiker ebenso – persönlich noch viel zu verstrickt sind und zeitlich wie mental nicht genügend Abstand haben?

Sehr interessant finde ich übrigens, welche Lehrkräfte mit ihren Klassen Dauergäste im Hohenschönhausener Stasi-Gefängnis sind und mit welchen Eindrücken, Infos und Ideen die Schüler zurückkommen. Einige kenne ich persönlich. Freilich sind sie kein repräsentativer Querschnitt, aber ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster und behaupte, es sind oft die im tiefen Westdeutschland aufgewachsenen Lehrkräfte, ohne persönlichen oder familiären Bezug zur DDR, oder es sind Ost-West-Übergesiedelte mit schlimmsten Erfahrungen. Beide sind oft nicht die geeigneten Personen für eine zeithistorische Alphabetisierung, die Schüler zum Tiefergraben, mehr Erforschen, Vergleichen und sich ein Urteil bilden anspornt.

Geschichts-Scheiben, individuell und wahr

Die alte BRD und die DDR, das war die Zeit, in der die heute 50jährigen aufgewachsen sind. Wir, die jetzt maßgeblich die Geschicke der Welt bestimmen. Jeder auf seine Art und mit seinen individuellen Erfahrungen, immer noch fast ohne Abstand zu dieser Zeit. Die Schule gibt sich nun den Anstrich, objektiv zu sein, und das erwartet man das auch von dieser Institution. Anhand gesicherter Erkenntnisse und  objektiv ausgewählter subjektiver Versatzstücke sollen Schüler zu einem eigenen Urteil kommen. Und genau in dieser Auswahl liegt das Problem. Sehr vieles über das Leben in der alten BRD und der DDR ist nämlich richtig.

Für die einen ist der Mauerbau mit schlimmer familiärer Trennung verbunden, für die anderen mit einem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufatmen, weil nicht ständig Fachkräfte in die BRD abwanderten und Ruhe einkehrte in die Gesellschaft der DDR. Für die einen bestand die DDR aus Spießrutenlaufen, Aufenthalt im Frauengefängnis, Freikauf in die BRD und Erfolg im westdeutschen Kapitalismus. Für die anderen aus unbeschwertem Aufwachsen im Haus am See in der Ost-Berliner Nomenklatura-Familie. Und für die einen bestand die alte BRD aus Wirtschaftswunder und Aufsteigerbiographie durch die Bildungsexpansion der 60er und schnellem Führungsposten. Für die anderen bestand sie noch 1970 aus latenter Stigmatisierung als Kind einer Arme-Leute-Familie, mit vom Lehrer initiierten Besuch des Gesundheitsamtes, zwecks Prüfung, ob die Familie asozial ist und allerlei Benachteiligung bis in die 80er. Alles, was wir und unsere Familien erlebt haben in den letzten 50 Jahren und was uns noch beschäftigt, manchmal mehr, als uns lieb ist. Geschichts-Scheiben, jede individuell und wahr. Alles Teile des Ganzen.

Wo ist jetzt der zeithistorische Kanon für den Geschichtsunterricht der Kinder und Enkel? – Es gibt ihn nicht, er lässt sich schwer definieren. Die Exkursion zum Stasi-Knast Hohenschönhausen, Mauer, Selbstschussanlagen, die BRD als Wirtschaftswunderland mit Wohlstand für alle und Sozialamt, es sind verkürzte Wirklichkeiten.

Erzählen Sie Ihren Kindern Ihre Geschichten,

aber machen Sie keine Zeitzeugen-Wissenschaft daraus. Jedes aufgeweckte Kind interessiert sich dafür, was die Eltern frühervom gemacht haben. Und in diesen Erzählungen (und Weglassungen) wird für Kinder sehr schnell klar, wer die Guten sind und wer die Bösen sind. Was für die Eltern wichtig war, und was eben unwichtig. Wenn Kinder danach fragen, haben sie ein Recht auf eine ehrliche, altersgerecht-ungeschönte Antwort. Die sollten wir ihnen geben – und sie nicht Lehrkräften, bewusst ausgewählten Zeitzeugen, Geschichtsbüchern und Gedenkstätten überlassen. Unsere Erlebnisse sind immer ein Teil der Geschichte und Identität unserer Kinder.

Warnung – Ausgesuchte Geschichts-Scheiben

Problematisch finde ich nach wie vor die organisierten Befragungen von Zeitzeugen im schulischen Kontext, mit denen ganz bestimmte Sichtweisen vermittelt werden sollen – die Schüler im optimalen Fall nachher reflektieren und übernehmen. Zum Beispiel die Erkenntnis, wie schlimm der DDR-Stasi-Spitzelstaat war oder wie schlimm es Zwangsarbeiter im NS-Deutschland hatten. Beides stimmt ja für sich genommen, verkürzt leider nur die Wirklichkeit zu sehr auf einzelne Aspekte. Der Grad zur Infiltration mit gerade angesagten und sogenannten politisch korrekten Bewertungen ist dann nur schmal.

So, und jetzt dürfen Mutti und Vati »vom Krieg erzählen« — ungeniert und ohne political correctness. Tun Sie es!

 

Design & Typo · Gesellschaft · Schreibgeräte & Kontor

Vorsätze 2014

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Es gibt sie noch, die guten Vorsätze.

Auch für 2014 gibt es sie noch, die schönen und die schlichten Vorsätze. Wenn wir dann jedoch immer mehr »in eBooks machen« bleibt nicht viel an →Vorsätzen. Ok, die schönen Vorsätze wird es noch etwas länger geben. Und wenn dann 2020 alle auf eBooks und Apps umgestellt haben, gibt’s bestimmt animierte Zwischentitel und schön gestaltete eBook-Vakatseiten – sozusagen als Vorsatz-Ersatz.

Ihre Vorsätze für 2014 sehen aber bestimmt gaaanz anders aus?

Gesellschaft

Prost Neujahr 2014

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Gut reingerutscht

Silvester und der Jahreswechsel ist ja so ein Datum, mit dem viele nicht so auf Du sind – zumindest, wenn man näher nachfragt. Irgendwie sind wir es beide nicht, Miz Kitty und ich. Klar, einerseits möchte man nicht gewöhnlich vorm TV sitzen am Silvesterabend – ok, wir sitzen eher vor unseren Netz-Devices – und den Jahreswechsel wie einen ganz normalen Sonntagabend verbringen. Andererseits sind öffentliche Partys sind nicht so meins, mal abgesehen von den Kosten, die ja locker in die Hunderte gehen, so es denn etwas gediegener sein soll. Und die Super-Mega-Knaller-Party am Brandenburger Tor ist es schon gar nicht. Zu voll. Was wollt Ihr da, Berliner? Naja, ihr habt früher schon in Massen »hier« geschrien und seid schnell dabei.

Entweder also eine kleine, gemütliche Silvesterparty hier in der Wohnung an der Barnimkante, oder Freunde kommen uns zuvor. Das war so in diesem – pardon, letztem – Jahr. Freunde hatten uns zu einer sehr schönen Party in einer etwas außergewöhnlichen Location direkt vis-a-vis zum Fernsehturm eingeladen. Im Häuser-Riegel, den Sie im Bild aus dem letzten Blog-Eintrag als Lichtband sehen. Mit TV-Tower in Froschperspektive aben wir dort in sehr angenehmer Gesellschaft auf dem Balkon das neue Jahr begrüßt. Es war ziemlich viel los dort am Alex. Feuerwerk. Einen kleinen Eindruck gibt mein Handyfoto, Schlauphone macht’s möglich.

Getanzt haben wir nach Musik der achtziger und neunziger, alle im feinen Zwirn. Das Motto der Party lautete nämlich »Casino Royal«. Also schwarzer Anzug und Schleife, die Miz Kitty mir dann während der Party aufzug, oder sagt man entknotete – Sie wissen schon, damit es so aussieht wie auf dem →Filmplakat. Nach Mitternacht wurde dann zum Johann-Strauss-Walzer ins neue Jahr gedreht. Schön, dieses Jahr mit einem Walzer zu beginnen.

Ich hoffe, Sie sind auch gut in das neue Jahr 2014 reingerutscht oder ganz einfach reingekommen. Und dass es für uns alle ein gutes, vor allem gesundes, erfolgreiches und spannendes Jahr wird.