Design & Typo · Gesellschaft

Design-Ärgernis

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Hervorstehende Kamera

Nach wie vor ärgert mich am iPhone 6 —  im speziellen an meinem neuen iPhone 6S — die hervorstehende Kamera. Im Gegensatz zum iPhone 5 liegt das Gerät nicht plan auf dem Tisch und das Kameraglas ist praktisch dafür prädestiniert, schnell Schaden zu nehmen, wenn das Gerät auf dem Tisch oder auf einer anderen Oberfläche hin- und herrutscht und das ggf. auch mal auf einer rauhen Oberfläche erfolgt. Bitte, wer macht so ein Produktdesign? „Unter Steve Jobs wäre das nicht passiert!“, sagt gerade ein Gesprächspartner dazu. Müßig, darüber zu spekulieren. Faktisch funktioniert dieses Gerätedesign nur mit einer Hülle, die eine Öffnung für die Kamera hat und deren Dicke das Hervorstehen ausgleicht. Die Hülle habe ich längst, freilich ein Original-Apple-Produkt. Sie schützt das Gerät, macht es jedoch dick und nimmt ihm Design und Smartheit. Zudem  verwende ich schon lange keine Smartphonehüllen mehr. Zwei Jahre hält ein Gerät auch ohne durch, ohne dass ich es schone. Ein paar Schrammen bekommt es in dieser Zeit, und dann gibt es ohnehin ein neues. Eine defekte Scheibe kalkuliere ich in zwei Jahren ein (da hilft auch kaum eine Hülle), mag aber kein defektes Kameraglas akzeptieren. Ärgerlich, diese hervorstehende Kamera.

Allerdings: Ein Komplettwechsel ins Androidsystem kommt im Moment nicht in Frage.

Gesellschaft

„Nein, den kann ich jetzt gar nicht mehr verkaufen.“

Seit langem benutze ich den ganz normalen Bamboo-Stift von Wacom für das iPad und für Spezialzwecke zwei Stifte von Adonit (zum Nachzeichnen von Konturen). Freilich schaue ich immer, was es in dieser Richtung neues gibt.

Also gerade eben im Computerladen:

Ich so: Könnte ich den Stift einmal testen, der ganz rechts außen liegt?

Er nimmt die durchsichtige Kunststoffschachtel mit dem Stift, der links neben dem liegt, der sich rechts außen befindet.

Ich so: Nein, den nicht. Den ganz rechts außen.

Er so: Das ist der gleiche.

Ich so: Nein, ist er nicht. Der rechts außen hat eine feinere Spitze.

Er so: (nimmt die zweite Kunststoffschachtel mit Stift darin zum Vergleich) Der liegt nur etwas gedreht in der Schachtel. Deswegen sieht die Spitze anders aus.

Ich so: Die Einfassung der Spitze ist doch auch anders. (Sie war deutlich unterschiedlich.)

Er so (sieht es auch): Mmh, ist doch das gleiche Produkt. Hat der Hersteller vielleicht falsch verpackt.

Er scannt beide ein. Laut Warenwirtschaftssystem sind beide das gleiche Produkt.

Ich so: Den mit der feineren Spitze würde ich gern einmal testen.

Er so: Nein, den kann ich jetzt gar nicht mehr verkaufen. Da muss ich erst klären, was mit diesen Stiften genau los ist.

Tools & Technik

iOS oder Android? – 8 Erkenntnisse

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Ein iPhone oder ein Smartphone mit Abdroid-OS? Oder doch besser ein Windows Phone?

Fragen, die ziemlich unsexy sind und oft zu Glaubensfragen werden. Manchmal ergibt die Diskussion darüber einen richtigen Lagerkampf. So war es gestern Abend am Tresen der Lieblingskneipe, weshalb es heute diesen Beitrag gibt. Tests und Beiträge zu dieser Frage gibt es in Computerzeitschriften genug. Ich benutze beide Systeme und verwende die Geräte parallel, u.a., zum Test von Apps, Web Apps und eBooks. Daher kann ich die Unterschiede ganz gut beurteilen. Weiterhin sind die jungen Menschen aus meinen Kursen eine gute Stichprobe dafür, wer welches Handy besitzt und was Modellwahl, Nutzung, etc. angeht. Smartphones mit Windows-Phone-Betriebssystem lasse ich in meinem Vergleich einmal außen vor, denn der Marktanteil ist im Moment nicht wirklich relevant. Seit langem bin ich schon Apple-Nutzer und habe bisher nur das iPhone 4 ausgelassen. Mein Samsung Galaxy Note 3 habe ich jedoch inzwischen zu schätzen gelernt. Es besitzt einige Funktionen, die gerade für mich interessant sind. Zum Beispiel die Bedienung mit einem Stift.

Im Folgenden habe ich einige subjektiv gesicherte Erkenntnisse zur iOS-Android-Frage zusammen gestellt:

Erkenntnis #1

Wer angesagt sein will, das Kleingeld hat oder einfach nur E-Mail-Googler ist, braucht ein iPhone.

Obwohl Samsung, HTC und andere bis zur Quasi-Kopie nachziehen, ist das Design der Apple-Geräte im Vergleich oft ansprechender, auch wenn die hervorstehende Kamera beim iPhone 6 eigentlich ein No Go ist. Im Vergleich ist das Gerätedesign jedoch angenehm neutral und fällt nicht negativ auf. Dazu ist der Apfel auf der Rückseite nach wie vor Kult. Wer angesagt sein möchte, zu einer angesagten Peergroup dazu gehören möchte oder einfach nur auf Stil wert legt, kauft ein iPhone und hält vermutlich auch gar nichts von Samsung und Android.

E-Mail Googler – also Menschen, deren Computeraktivität aus E-Mail-Versand und -Empfang, aus dem Nachschlagen von Informationen bei Google, Wikipedia oder in Apps besteht und die ihr Smartphone eher zum Telefonieren sowie für ein paar Handy-Fotos benutzen – sind mit einem iPhone besser bedient. Auf diesem Niveau funktioniert es nämlich wirklich sorgenfrei und wartungsfrei. Zudem kann man bei Problemen schnell jemand fragen, wie es funktioniert, ohne dass erst aufwändig geklärt werden muss, welches Modell, welche Version, etc.

Erkenntnis #2

Abgeschlossenes iOS versus offenes Android

Mal eben den Akku tauschen, weil man zu vergessen (vulgo schlampig) war, dass Smartphone rechtzeitig aufzuladen, eine SD-Card einsetzen, um unterwegs die Fotos einer Digicam im Smartphone zwischenzuspeichern, damit wieder Platz auf der Karte ist, ein aus dem Internet aufs Smartphone geladenes PDF zu Hause schnell auf den Computer zu ziehen? Alles kein Problem mit dem Android-Smartphone, Fehlanzeige beim iPhone.

Wer diese Funktionalitäten schätzt und nicht missen möchte, braucht wohl ein Android-Gerät. Freilich ist es bei allen offenen System so, dass sie nicht ganz dicht sind. Das gilt auch für Android-Smartphones, die ähnlich wie Windows-PCs ab und zu doch nicht Plug and play sind, sondern etwas Wartung benötigen, bis hin zum digitalen Stopfen von Sicherheitslücken und dem Entfernen von unabsichtlich aus dem Netz geladenen Viren. Wer sein Online-Banking über so ein Gerät abwickelt und ganz sorglos ganze Sammlungen von Apps geladen hat sowie genauso sorglos im Internet unterwegs war, sollte um diese Sicherheitsproblematik zumindest wissen.

Erkenntnis #3

Wer voll und ganz die Kontrolle über sein Smartphone haben möchte, Dateien von Apps, etc.  verschieben  möchte, etc., braucht ein Android-Phone. Die Kontrolle ist jedoch nur eine scheinbare.

Sie kennen bestimmt die Jungs, die ihren Zylinderkopf ohne Not auseinandernehmen, hier und dort etwas reparieren, was eigentlich in Ordnung ist und alles dieses tun, weil sie mit jeder Schraube per Du sein möchten und das Gefühl genießen, technisch alles im Griff und die Kontrolle darüber zu haben.

Diese Bastler gibt es auch im IT-Bereich. Menschen, die jeden Mausklick kennen (möchten) und stolz darauf sind, ihr System scheinbar maximal beeinflussen zu können. Diejenigen, die ein nagelneues iPhone ohne Notwendigkeit jailbreaken, nur um es besser kontrollieren zu können. Gehören Sie zu dieser Spezies, dann besitzen sie vermutlich längst ein Android-Gerät und sind von Apple ohnehin abgegessen. Aber Achtung: Die absolute Kontrolle ist oft nur eine scheinbare. Und man verwendet viel Zeit für diese Wartungs- und Adminitrationsprozesse. Ok, andere bauen ihr Auto auseinander und wieder zusammen.

Erkenntnis #4

Jeder hat das Smartphone seiner Peergroup. Oder mindestens das Smartphone der Gruppe, der er sich zugehörig fühlt.

Ganz klar, die Berliner U-Bahn-Linie U8 ist Samsung-dominiert. In der U2 fahren andere soziale Milieus. Man sieht dort weniger Android-Smartphones, dafür mehr iPhones. Das Durchschnittseinkommen des U8-Fahrgastes ist geringer als das des U2-Fahrgastes. Der U8-Fahrgast scheint eher ein Konsument zu sein, jedenfalls nicht ein Kreateur (siehe Erkenntnis #6).

Erkenntnis #5

Für Android gibt es mehr Apps, für iOS die besseren.

Für Standardzwecke, d.h. Informationsbeschaffung (Verkehrsverbindungen, Maps, Wetter, Presse, etc.), Social Media (Facebook, WhatsApp, Twitter, Instagram, etc.) oder Fotobearbeitung gibt es sowohl für iOS als auch für Android meist die gleichen Apps. Für spezielle Zwecke wird es oft schwierig bei Android. Zwar gibt es zehn hundertausende Android-Apps, oft gratis oder für weniger als den Apfel und das Ei.

Ein Wald mit Bäumen. Viele Apps mit fast gleichen Funktionen. Für mich endete die Suche oft im Probieren und noch mal Probieren, Deinstallieren und anschließendem Löschen des Datenmülls der deinstallierten Apps. Vertane Zeit, bis die richtige App gefunden ist. Ernsthafte Pendants zu meinen Leib-und-Magen-iOS-Apps wie zum Beispiel iThoughts oder SKRWT habe ich bisher leider nicht gefunden.

Gerade zum Erstellen eigener Inhalte scheint es mir, dass es für iOS mehr und bessere Apps gibt. Anders sieht es vielleicht für Spiele und Apps zu zum reinen Konsumieren und für den Zeitvertreib aus. Beides ist nicht mein Interessensgebiet (mindestens nicht aus Konsumentensicht aus Produzentensicht schon eher).

Dieser Wald mit Bäumen, die alle gleich sind, ist sicher ein Ergebnis der Tatsache, dass jeder schnell und ungeprüft eine App in den Google Playstore bringen kann. Schwierig, dort die Perlen zu finden, die es bestimmt gibt.

Erkenntnis #6

Kreateure brauchen eher ein iOS-Gerät, Konsumenten ein Android Gerät

Wer Inhalte mit dem Smartphone oder Tablet ernsthaft sortieren, arrangieren oder erstellen möchte, ist meines Erachtens nach mit einem iOS-Gerät besser bedient als mit Android. Wer eher konsumiert, – sei es nun, indem man in der Bahn einfache Spiele spielt, eBooks oder Podcasts konsumiert oder die Facebook-Timeline liest – für den ist Android die gute günstige Wahl.

Erkenntnis #7

Publishing für Android ist einfach, Publishing für iOS aufwändiger

Was der Vorteil für den Endkunden ist, ist oft der Nachteil für die Produzenten der Inhalte, hier eben die von Apps.

Wer etwas Kenntnisse in der Progammierung allgemein hat, kann für beide Systeme mit den Entwicklungsumgebungen schnell akzeptable App-Ergebnisse erzielen. Bei Android können diese Apps schnell zwischen die hunderttausend anderen in den Google Playstore eingereiht werden, quasi für lau. Bei Apple ist es deutlich aufwändiger und nicht selten wird die App, die längst im Google Playstore verfügbar ist, erst einmal abgelehnt (und der Produzent braucht einen Plan B, wie er sie doch noch in den iOS-Store bekommt – oder eben auch nicht).

Erkenntnis #8

Social-Media- und Standard-Apps funktionieren auf beiden System gleich gut.

Die bereits genannten Facebook-, Instagram-, Twitter- & Co-Apps, sowie alle möglichen Apps zur Informationsbeschaffung von Verkehrsverbindungen, Maps, etc. funktionieren auf beiden Systemen gleich gut. Wer sowieson nur eine Handvoll dieser Standard-Apps verwendet, kommt sicher mit jedem Smartphone gut klar, egal ob iOS oder Android.

Android oder iOS?

Mit diesen Erkenntnissen lässt sich die Smartphone-Frage doch schnell und individuell beantworten.

Und mein persönlicher Smartphonefavorit?

Im Moment (November 2015) ist es das iPhone 6s Plus. Falls es nicht in die Hosentasche, dann eben das normale iPhone 6S. Wobei, das größere Display macht das iPhone erst richtig kommod.

Gesellschaft · Reisen

Altenbeken, Oebisfelde, Bebra, Ohligs

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Orte, die Sie vermutlich schon gelesen haben und in denen Sie noch nie waren – es sei denn, Sie wohnen dort. Eisenbahnorte, genauer gesagt: Eisenbahnknoten. Sie bilden mit dem Schienennetz das Rückgrat der Eisenbahn. Es gibt sie bereits seit frühen Reichsbahnzeiten. Die Liste der Eisenbahnknoten ist lang. Einige liegen inzwischen im Ausland, andere gibt es längst nicht mehr und wieder andere sind zwar noch Knoten, allerdings in der überregionalen Wahrnehmung verschwunden, da sie nur noch ohne Halt durchfahren werden.

Was ist so besonders an den Orten mit Eisenbahnknoten? Die größeren fallen praktisch nicht auf. Warum sollen sich in einer Großstadt, in der sich sowieso alles tummelt und kreuzt, nicht auch Eisenbahnen treffen und kreuzen? Das ist nur logisch. Anders ist es mit den Eisenbahnknoten, die Kleinstädte sind und meist irgendwo in der Provinz liegen. Ihre Namen werden oft im gleichen Atemzug mit größeren Orten genannt. Meist ist man nur durchgefahren, höchstens aber umgestiegen.

Altenbeken fällt mir spontan dazu ein, in der Region, in der ich aufwuchs. Oder Oebisfelde, Bebra und Solingen-Ohligs. Gestern sprachen wir über den Ort Oebisfelde und deswegen gibt es jetzt diesen Blogbeitrag. Eisenbahnort, war meine erste Assoziation, Grenzort sodann meine zweite.

Seit Kindertagen schwirren mir diese Ortsnamen im Kopf herum. Niemals war ich dort. Gelesen habe ich sie auf Zuglaufschildern, in Kursbüchern und Fahrplänen. Schon damals faszinierten sie mich, weil sie in einer Reihe mit oft viel bedeutenderen Städten zu lesen waren.

In unserer Familie wurde nicht mit der Bahn gereist. Das machte die westdeutsche Mittelschicht in den 70ern nicht mehr und bei uns erst recht keiner. Alle waren ziemlich Auto-affin und Bahnreisen galt als Synonym für zugige Bahnsteige, unverständliche Lautsprecherdurchsagen, ewiges Warten oder schnelles Rennen nach dem Anschlusszug und sich ein Zugabteil mit fremden Leuten teilen zu müssen. Wie kommod war da das Auto doch. Zum Reisen mit der Bahn bin ich daher erst kurz vor Ende meines Studiums gekommen.

Allerdings war ich als Kind öfter auf dem Bahnhof, denn mein Großvater war Bundesbahnbediensteter gewesen, dort allerdings eher mit Autos befasst, als mit Zügen. Und mein Großonkel war noch im Dienst, als Zugführer. Da wurde dann vorher geschaut, wann der Onkel im Bahnhof war, ihn abgepasst, und immer gab es dort auch noch Bekannte von den Großeltern zu treffen. Die Arbeitsdichte war damals noch nicht so hoch.

Das war also mein kindliches Bahnerlebnis. Statt selbst mit der Bahn mitzufahren, den Onkel im Bahnhof zu treffen und dabei Lokomotiven und große, lange Personenzüge zu bewundern. Dieser Bahnhof ist ein großer und liegt an einer wichtigen Ost-West-Fernbahnstrecke, die schon vor dem ersten Weltkrieg vierspurig ausgebaut wurde. Auf dem Bahnhof gab es immer einiges anzuschauen, und freilich wollten alle Bekannten und vom Sehen her Gekannten von Großeltern und Onkel mir als Kind die großen Lokomotiven, Führerstände von Rangierloks, Bremsen an Güterwagen und so weiter zeigen. Bis bis hin zum Dienstmütze aufsetzen, Trillerpfeife und Kelle inklusive. Hätte es damals Smartphones mit Kameras gegeben, es gäbe mit Sicherheit Bilder davon. Was ich bei diesen Besuchen jedoch nicht erlebt habe, waren Dampfloks. Die gab es zwar damals in Deutschland noch, hier jedoch nur noch selten.

Später, als Schulkind, als ich schon ganz gut lesen konnte und die wichtigsten deutschen Städte vom Hören und Lesen sowie aus dem TV kannte, habe ich mich immer gefragt, wo die Orte sind, die manchmal auf den Zuglaufschildern zwischen richtig großen und bedeutenden Städten zu lesen waren. Auf dem Bahnhof hieß es dann manchmal: Das ist ein D-Zug, der kommt von weit her und fährt schnell. Manchmal auch: Der fährt durch die Ostzone bis nach Berlin.

Die Ortsnamen, die mich so faszinierten, las ich auch in den Zugläufen in den den alten Kursbüchern und Fahrplänen, die ich von Nachbarn bekam, die ebenfalls bei der Bundesbahn arbeiteten. Zum Beispiel Solingen-Ohligs, auf der Strecke nach Köln. Solingen, das war ein Begriff, das stand früher in Westdeutschland auf jeder ordentlichen Schere, aber Ohligs? Das wäre ein Ortsteil, erklärte man mir.

Später, in Studienzeiten in Hannover, war es Bebra, dass ich auf den Zuglaufschildern zwischen den größeren Orten wahrnahm. Oder Oebisfelde, beides Grenzbahnhöfe „in die Ostzone“. Längst wusste ich, es sind eigentlich bedeutungslose Provinzorte. Orte, die eben nur Eisenbahnknoten sind, mit Umsteigebahnhof, mehr nicht. Orte, denen der Eisenbahnknoten dazu verhilft, dass man sie in einem Atemzug mit viel größeren, bekannten Orten nennt oder in eine Reihe schreibt.

Oebisfelde. Zack, da war sie wieder, gestern, die Erinnerung an alte Kursbücher und Fahrpläne. Ich begann, etwas zu Eisenbahnknoten zu recherchieren. Dieses und jenes findet man im Netz dazu. Jeder dieser kleinen Eisenbahnknoten-Orte hat eine Eisenbahngeschichte und heute mindestens einen Verein, der sich darum kümmert und machmal auch ein Buch darüber herausgegeben hat, für Eisenbahn-Romantiker und Schienenjunkies. Schön.
Nur eine Klammer, die das Merkmal des kleinen, unbedeutenden Ortes mit großem, bedeutendem Eisenbahnknoten aufgreift, so etwas gibt es nicht. Kein Coffeetable-Bildband und keine Internetseiten über diese Knotenpunkt-Städte und ihre unterschiedlichen Entwicklungen, wo es doch Regal-Kilometer an Eisenbahnliteratur gibt. Schade.
Lesen wir sie also weiter auf den Zuglaufschildern und Zuganzeigern. – Und das inzwischen auch nur noch bei den nicht so schnell den Zügen, denn ICEs sind Flugzeugkonkurrenz, sie halten nicht in Eisenbahnknoten, die zu einer Stadt gehören, in der nur ein paar 1000 oder ein paar 10.000 Menschen leben.

Ach, vielleicht interessieren Sie ja vielmehr die Orte, nach denen Autobahnkreuze oder Autobahnraststätten benannt sind. Die sind oft genauso unbedeutend. Jeder kennt ihren Namen, nur keiner war schon einmal richtig dort.

Design & Typo

Schriften und Türklinken

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Gemeinsamkeiten. – Dinge, die man nur wahrnimmt, „wenn etwas nicht stimmt“.

Dieses Nichtwahrnehmen ist es, was Türklinken und Schriften gleichermaßen auszeichnet. Wir benutzen beide sehr oft und nehmen sie selten intensiv wahr. Mehrmals täglich fassen wir Türklinken an. In der eigenen Wohnung, im Wohnhaus, am Arbeitsplatz oder in öffentlichen Gebäuden. Aber fragen Sie einmal jemanden, wie die Türklinke und Drückergarnitur da und dort ausschaut, wo er ständig ein- und ausgeht und den Drücker mehrfach in der Hand hält. Eine Antwort zwischen Schulterzucken und detaillierter Beschreibung werden Sie erhalten, letztere manchmal weit ab der Realität, prüft man nach, wie die Klinke dort genau aussieht.

Wir nehmen Sie also kaum richtig war, die Türklinken und Drückergarnituren. – Solange sie ihren Dienst tun, gut und zuverlässig schließen, nicht schwergängig aber auch nicht zu leichtgängig sind und nicht durch ihr Eigengewicht herunter hängen, solange sich der Drücker passend anfühlt, nicht zu dick und nicht zu dünn ist und eine angenehme Oberfläche hat, solange wir nicht ständig mit Kleidungsstücken daran hängen bleiben und die Oberfläche nicht unangenehm das Licht reflektiert. Und natürlich sofern die Türklinken nicht übermäßig unästhetisch und proportional sind und nicht frühzeitig durch Kratzer überbeansprucht, sprich gammlig aussehen. Freilich sollte sich auch der Drücker so fest verschrauben lassen, dass er sich nicht alle paar Monate löst oder gar ständig wackelt und der Schlüssel oder Schließzylinder muss gut in die vorgesehene Öffnung passen. Eine Drückergarnitur muss also ziemlich viele Anforderungen erfüllen. Die große Mehrheit der Garnituren erfüllt sie problemlos, vom Budget-Bauteil bis zur exklusiv vergoldeten Klinke. Kein Thema, sie lassen uns nicht im Stich. Bis auf Ausnahmen. Dann nämlich nehmen wir die Drückergarnitur ganz anders und viel intensiver wahr. Erst dann, wenn „irgendetwas nicht stimmt“.

Das können Kleinigkeiten sein, zum Beispiel man bleibt ständig mit einem Kleidungsstück am Drücker hängen, das Modell fühlt sich irgendwie unangenehm an, glatt, speckig, so als ob da der Dreck von 20  Händen vorher dran klebt. Oder das Metall reflektiert unangenehm das Licht. Es sind Kleinigkeiten – nicht wirklich schlimme Unzulänglichkeiten, die die Tür nicht aufgehen lassen – die plötzlich Drücker samt Garnitur in unseren Fokus rücken, von der Nichtwahrnehmung zum sehr genauen Betrachten des Objektes. So genau, dass wir diesen Drücker und sein Problem, mit dem wir eben nicht nur einmal, sondern fortlaufend konfrontiert werden, oft noch Jahre später in Erinnerung haben und ihn genau beschreiben können.

Ähnlich wie mit den Drückern verhält es sich mit den Schriften. Stimmt alles, ist der Text lesbar und mutet alles einigermaßen angenehm und mindestens nicht störend an – Laien haben oft nicht den Vergleich, wie Textinhalte schneller, besser, ermüdungsfreier erfasst werden könnten –, dann werden die verwendeten Schriften und deren Anordnung in der Fläche, die Platzierung von Buchstaben, Worten, Zeilen, Absätzen und Kolumnen, die Typografie, kaum wahrgenommen.
Oft reichen Wahrnehmung und Erinnerungsvermögen selbst bei regelmäßig gelesenen Publikationen kaum dafür aus, zielsicher sagen zu können, ob eine Serifenschrift oder eine serifenlose verwendet wird. Die bewusste Wahrnehmung von Überschriften und deren Auszeichnungen ist genau so mau wie die Wahrnehmung konkreter Charakteristika von Schreibschriften oder Fraktur. Schrift und Typografie wird bei den meisten Menschen, die kein besonderes typografisches Interesse haben, offensichtlich eher unterbewusst wahrgenommen. Der Merksatz, den man ab und zu in den Grafik-Design-Lehrbüchern findet, trifft es: „Gute Typografie sieht man nicht, schlechte jedoch sehr wohl.“

Wer sich etwas in die Welt der Typo und Schriften begeben hat, kennt diesen Satz. Es ist genau wie mit den Türklinken. „Stimmt alles“, sind Buchstaben, Wörter, Zeilen, Abschnitte und Kolumnen so arrangiert, dass man den Inhalt gefühlt gut erfassen kann, dann erfüllt das Schriftarrangement seinen Zweck erfüllt. Vorrangig nehmen wir den Inhalt wahr, die Typografie und Gestaltung jedoch nur sehr begrenzt, manchmal gar nicht.

„Stimmt irgendetwas nicht“, dann ist die Wahrnehmung der Typo und Gestaltung hingegen gut und intensiv. Sei es nun eine vollgepfropfte Seite ohne Struktur und Absätze – eine Bleiwüste, wie man früher sagte –, seien es überlange Zeilen, die bei jedem Zeilenumbruch Auge und Hirn erneut vor die Herausforderung stellen, den nächsten Zeilenanfang zu finden. Oder seien es eng übereinander geschichtete Zeilen, nahezu ohne Abstand dazwischen, Zeilen mit viel zu großem Abstand, der uns ständig auf den präsenten Weißraum dazwischen blicken lässt, oder seien es viel zu große Wortzwischenräume im Blocksatz, regelrechte Löcher, die das Auge so aus der Zeile fliegen lassen. Oder eine Schrift, die in der gewählten Größe zu mager, zu blass, zu klein, zu fett oder von ihrem Schriftbild her einfach zu unruhig anmutet, deren Buchstabenformen schwer erfassbar sind. Sei es der Stand der Schrift auf der Seite, der anmutet, als sei alles einfach runtergerutscht – so, wie die tadellose Drückergarnitur, die nur auffällt, weil sie 10 cm zu tief in der Tür montiert ist. Oder, oder, oder …

Viele Kleinigkeiten gibt es, die nicht optimal sein können und die Schrift und Typografie blitzschnell und intensiv in den Fokus rücken. Nimmt auch der Laie diese „Kleinigkeiten“ wahr und beschwert sich, liest nicht weiter, dann ist das Kind im Brunnen, mausetot, dann ist es schlechte Typografie. Beschwert sich keiner, nimmt die Schrift und Typo allerdings auch nicht bewusst war, dann ist alles in Ordnung, zumindest ist es keine grottenschlechte Typografie.

Schriften und Türklinken – oder, weiter gefast, Typografie und Türen – haben also einiges gemeinsam. Allerdings mit einem wesentlichen Unterschied. Türklinken lassen sich schnell tauschen lassen, wenn sie beim Benutzer unangenehm auffallen. Mit Schriften geht das nicht. Die „So, ich hab mich jetzt genug darüber geärgert! Ich gehe jetzt zu Obi kaufe eine Türklinke für zehn Euro, und die schenke ich euch!“- Nummer funktioniert nur mit Türklinken, nicht mit Schriften.

Neue Drücker, neue Schriften – braucht die Welt nicht mehr?

Und trotzdem entwerfen Schriftgestalter immer wieder neue Schriften und Produktgestalter machen sich immer wieder an das Objekt Türklinke. Wenn es um die optimale Form für Nutzung geht, brauchen wir sicher beide nicht mehr. Das war nicht immer so, aber das ist Stand 2015. Neuerscheinungen haben längst die Ebene der Formverbesserung für die noch bessere, geräuschlosere Funktion verlassen. Mit einer neuen Schrift wird der Text nicht besser erfassbar sein, und sie wird auch nicht mehr auffallen als die bereits vorhandenen – und mit der neuen Türklinke lässt sich die Tür ganz sicher nicht besser öffnen. Ziel ist in beiden Fällen nur noch die ästhetische Kurzweil – Modeströmungen – und eine Individualisierung. Die Nutzer bekommen von beidem oft nicht viel mit. Bedeutend ist diese ästhetische Kurzweil jedoch für die Gestalter, Designer, Architekten und für deren Kunden. Wer arbeitet nicht gern mit etwas Neuem, so noch nicht da gewesenem, mit einer neuen Schriftfamilie für ein umfangreiches Grafikprojekt, einer neuen Serie von Tür- und Fensterbeschlägen, und welcher Bauherr oder Grafiker-Kunde möchte für sein Produkt nicht in Teilen etwas ganz besonderes haben, und sei es nur die neue Türbeschlags-Serie oder die neue Schriftfamilie. Freilich, von bekannten Gestaltern entwickelt oder an noch größere Namen stilistisch anknüpfend, kann man da herum hervorragend eine intellektuelle Aura entwickeln. Was davon nachher von den Benutzern wahrgenommen wird? Na ja.

Schriften und Türklinken. Man könnte ein ganzes Buch darüber schreiben. Bestimmt gibt es noch eine Reihe anderer Alltagsdinge, die ebenso fast nur unterbewusst wahrgenommen werden. Es sei denn, „irgendetwas stimmt nicht.“

Design & Typo · Tools & Technik

Gestickt

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Letzten Sonntag war Sticktag. Meine Großmutter war Damenschneiderin und Nadel, Faden und Nähmaschine gehörten schon in meiner Kindheit zu den vertrauten Dingen, auch wenn man mir als Junge andere Werkzeuge näher brachte. So freue ich mich über Miz Kittys Nähaktivitäten und freilich auch darüber, dass es hier seit zwei Jahren eine ganz passable Nähmaschine gibt, mit der ganz gut und präzise genäht werden kann. Seit dem letzten Sommer gibt es bei uns auch das Stickmodul dazu, so ein ganz klein wenig auch für mich angeschafft, denn – Sie ahnen es – damit kann man Buchstaben sticken. Normalerweise mag ich diese Bohrmaschine-zur-Kreissäge-Erweiterungen nicht und ein kleiner Brother-Stickcomputer wäre sicher die günstigere Alternative gewesen. Nur ist die Bernina eben ein präzises Arbeitspferd und solche Eigenschaften projiziert man schnell und gerne auf das Zubehör. Also besitzen wir jetzt zwar immer noch keine Bohrmaschine-zur-Kreissäge-Erweiterung, aber eine Nähmaschine-zum-Stickcomputer-Erweiterung. Gekauft im fernen Bayern, da hier in der 4-Millionen-Hauptstadt kein Händler in der Lage ist, einen kulanten Preis zu machen, was jedoch ein anderes Kapitel ist.

Noch nicht so recht weiter gekommen sind wir mit einer Sticksoftware, mit der man auch selbst entworfene grafische Motive sticken kann. Das ist relativ aufwendig, denn jede Vektorgrafik muss in viele einzelne Stiche umgewandelt, das heißt gepuncht werden. Eine gute Sticksoftware kann so etwas automatisch, aber auch dann muss manchmal manuell nachbearbeitet werden, damit das Stickbild so ist, wie man es sich wünscht. Sticken ist eben nicht so einfach wie ausdrucken. Im Moment nutzen wir die kostenlos verfügbare und mitgelieferte Bernina-Art-Design-Software, mit der man fertig gepunchte Motive und Grafiken, die es im Internet zu Tausenden für den Apfel und das Ei gibt, platzieren, kombinieren und sticken kann, nur eben keine eigenen, individuellen Vektorgrafiken, Logos, Wort-Bild-Marken, etc.

Mit einem Trick

gelingt dieses allerdings schon. Genau so haben wir nämlich die vor Wort-Bild-Marke Miz Kitty 2015 auf die Unterseite von Miz Kittys neuem Quilt-Projekt gestickt. Mit der einfachen Art-Design-Software ist es nämlich möglich, Buchstaben, Worte und kleine Texte mit TrueType-Fonts zu sticken. Gedacht ist das wohl eher für den Namen auf dem Kinderlatz in Comic Sans oder für das Namensschild in Arial auf dem Kittel.

Ich habe diese Funktion jetzt etwas aufgebohrt, denn mit Schrift-Dateien kenne ich mich ganz gut aus. Letztlich besteht eine Schrift-Datei aus einer Sammlung von Vektorgrafiken, – von jedem Buchstaben eine – die in einer Datei verpackt sind. Also muss man doch nur das Logo, Symbol oder die Wort-Bild-Marke, die gestickt werden soll, als Vektorgrafik in einer Schrift-Datei im TrueType-Format (.ttf) speichern. In dieser Schriftdatei wird die Vektorgrafik dann der Position eines (beliebigen) Buchstabens zugewiesen. Wenn man das Logo zum Beispiel auf die Position des A gelegt hat, dann erscheint später beim Tastenanschlag des A eben dieses Logo anstatt des Buchstabens A.

Kurz: Logo, Symbol, Wort-Bild-Marke, Grafik – was auch immer, Hauptsache es ist eine Vektorgrafik und einfarbig – zeichnen, in einer TrueType-Font-Datei speichern und diese Font-Datei auf dem Rechner installieren, auf dem Sticksoftware läuft. In der Sticksoftware dann mit dieser Schrift das Zeichen platzieren, das das Logo, Symbol, etc. enthält. Vergrößern (skalieren), sticken, fertig. Das klingt einfach, hat allerdings qualitative Einschränkungen. In der Art-Design-Sticksoftware werden TrueType-Fonts automatisch gepuncht, was manchmal mehr oder weniger gut klappt, vielleicht auch mal gar nicht richtig. Bei der Miz-Kitty-2015-Wort-Bild-Marke klappte es zumindest ganz gut.

Wenn Sie bis jetzt folgen konnten, erscheint Ihnen das Erzeugen der TrueType-Font-Datei bestimmt als Knackpunkt. Eine Software zur Erstellung von Schriftdateien (OpenType oder TrueType), wie ich sie hier habe, weil ich mich ja früher mit der Gestaltung eigener Schriften befasst habe, ist nicht sonderlich verbreitet und gehört auch nicht zu den Standardwerkzeugen des Grafikers.

Andererseits geht es hier nicht darum, eine komplette Schrift zu realisieren, inklusive Zeilenabstand, Buchstabenabständen, etc. Es muss lediglich eine einzige Vektorgrafik auf der Position eines Zeichens in einer Schriftdatei gespeichert werden. Das funktioniert auch mit Tools, mit denen man komplette Schriften besser nie erstellen sollte. Mein Tipp dafür sind die alten Corel-Draw-Versionen, mit denen man gezeichnete Vektorgrafiken als TrueType-Font-Datei speichern kann. Außerdem gibt es Freeware, mit der man Schriften erstellen kann (Google und die Suchphrase font creator hilft garantiert).

Wie auch immer, ob Sie nun mit professioneller Sticksoftware arbeiten oder meinen Behelfs-Workflow nachvollziehen wollen: etwas Knowhow über Grafikdaten, Vektorgrafiken und wie man sie erstellt (geschlossene Pfade, Unterschied von Flächen und Linien, Anzahl und Position der Ankerpunkte, Definition von Öffnungen, etc.) ist auf jeden Fall erforderlich. Und wie überall gilt auch hier, Versuch macht klug.

Miz Kitty 2015 – Die Wort-Bild-Marke.

Miz Kitty mag es eher sachlich und hat sich deshalb für diese klare, serifenlose Variante und gegen eine Schreibschrift entschieden. Die Schlaufen im m und y assoziieren zudem Näharbeiten. Letztlich besteht die Wort-Bild-Marke aus zwei verschiedenen Schriften und wurde von mir in Details optimiert, damit sie in dieser Buchstabenkombination schön harmonisch anmutet. Anschließend habe ich die Wort-Bild-Marke als Vektorgrafik in eine TrueType-Font-Datei auf die Position des Zeichens A kopiert, die Schrift installiert und in dieser Schrift eben das A gestickt, das jetzt aus der Vektorgrafik Miz Kitty 2015 besteht. Mit dem Ergebnis sind wir durchaus zufrieden.

Noch ein Handtuch …

Schließend hatte ich noch das Bedürfnis, ein Handtuch zu besticken. Englische Schreibschrift, klassisch rot auf weiß. Miz Kitty und der Graf – Voilà, schön geworden.

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Gesellschaft · Reisen

Elbeschwimmen 2015

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Schön, wenn sich schöne Dinge wiederholen. So war es heute mit dem Elbeschwimmen in Dresden, über das ich heute wort- und bildreich schreiben könnte. Das habe ich jedoch schon letztes Jahr ausführlich getan, im Freistilstaffel-Blog, dem ersten deutschen Gemeinschafts-Schwimmblog. Lesen Sie hier, und am besten dort den Bericht von Miz Kitty gleich mit.

Heute lief es genauso wie im letzten Jahr ab und war ebenso schön und entspannend, sich über die 3,5 Kilometer vom Blauen Wunder bis zum Fährgarten Johannstadt treiben zu lassen. Anschließend gab es noch ein kleines Bloggertreffen im Fährgarten. Alles in allem ein schöner Sonntag.

Falls Sie dann in der Freistilstaffel gelesen haben, auf den Geschmack gekommen sind und sich im nächsten Jahr auch im Strom treiben lassen möchten: Das Elbeschwimmen 2016 kommt im nächsten Sommer so sicher wie Ostern und Weihnachten. Der Termin steht immer schon Anfang des Jahres fest. Ein »Oh, hätte ich das gewusst, da wäre ich auch gerne mitgeschwommen!« gilt im nächsten Jahr nicht mehr. Und wenn Sie im Internet weiter suchen möchten, geben Sie sowohl »Elbeschwimmen« als auch »Elbschwimmen« ein. Manchmal wird es mit e geschrieben, manchmal eben nicht. Seit diesem Jahr verwende ich daher immer beide Hashtags.

Tools & Technik

Stürzende und krumme Linien …

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Über Digitalfotos, ein paar Regeln zum Fotografieren und eine App zur Bildkorrektur

Mit den immer besser werdenden Kameras in Smartphones – sprich Handy-Kameras – ergeben sich freilich immer bessere Möglichkeiten, Fotos zu machen. Das Genre der digitalen Kompaktkamera hat zwar weiterhin seine Berechtigung, jedoch nur, wenn es wirklich gute – und damit meist teure – Kameras sind, mit denen man viele Einstellungen manuell vornehmen kann. Ich wechsele daher nur zwischen digitaler Spiegelreflex und Smartphone-Kameras. Letztere haben natürlich den Vorteil des Immer-dabei-seins, während ich die SLR schon gezielt mitnehmen muss.

Bei guten, gut gemeinten oder eben wirklich guten Digitalfotos stellt sich immer wieder die Frage: Was macht man mit den tausenden Fotos? Mir fällt dazu nur ein: Ab und zu mal ein interessantes Foto ausdrucken lassen, rahmen und an die Wand hängen, eventuell auch verschenken. Von ein paar weiteren interessanten Fotos Postkarten anfertigen. Den nicht Facebook-affinen Mitmenschen meist komplette Fotostrecken in Form einer Slideshow zu präsentieren, heute nicht mehr mit dem Diaprojektor, sondern mit iPad und Beamer. Oder doch ganz einfach die Fotos in Social-Media-Portalen – Instagram, Facebook, Twitter, Fotocommunity – teilen und liken. Andere Möglichkeitennatürlich noch die Teilnahme an Amateur-Fotowettbewerben oder das Einstellen und Verkaufen bei Fotoportalen wie Fotolia.

Die Wohnung hier hat nur begrenzte Wandflächen, und ich mag zudem ganz gerne weiße Wände, statt mit Fotos gefüllte Bilderrahmen. Andere Menschen oder mich selbst dem Printmedium Postkarte zu beglücken, ist zwar recht schön, jedoch die Herstellung der Karten nicht gerade unaufwendig (dafür sollte es schon hochwertig gedruckt und eine kleine Kollektion sein – vielleicht mache ich das bald sogar). Schwanzvergleicher-Fotoportale und -Wettbewerbe habe ich hinter mir und brauche ich nicht mehr. Bleibt also Share und Like in den Social-Media-Portalen. Genau, das ist eher meins.

Fotos können heute dank Retina-Displays schnell und überall in einer Qualität gezeigt werden, von der früher manches glasgerahmte Kleinbild-Dia nicht zu träumen gewagt hätte. Sehr kommod kommt hinzu, dass die digitalen Bilder mit allerlei Bildbearbeitungs-Apps direkt mit dem Smartphone oder Tablet bearbeitet werden können. Einerseits, um ihnen eine künstlerische, artifizielle oder wie auch immer Note zu verpassen, andererseits, um den Bildern etwas technischen Schliff zu geben und damit einem Bild mit an sich gelungener Bildkomposition quasi über die Schwelle vom Schnappschuss zum Foto zu helfen.

In den Strudel der Diskussion, was nun ein gutes Foto ist, möchte ich mich nicht hinein begeben. »Fotografen sind wir alle.«, sage ich oft, was abwertend klingt, aber eine Reaktion auf die zahlreichen Fotografen hier in der Hauptstadt ist. Für den Fall jedoch, dass Sie etwas ambitioniert sind und Ihr nächster Job oder – besser – Ihr nächstes Hobby auch »Fotograf« ist, möchte ich Ihnen eine App vorstellen, auf die ich durch Zufall aufmerksam geworden bin und vorweg einige Grundregeln, die weder komplett noch in Stein gemeißelt sind, die ganz sicher auch für jedes Smartphone-Foto ganz hilfreich sind.

Also zuerst die Regeln:

Nummer null: Was man hat, das hat man. – Und muss man sich nicht erst durch Bildkorrekturen und Retouchen erschaffen. Eigentlich eine Binsenweisheit. Dazu gehört unter anderem, das Bildmotiv so zu wählen und herzurichten, dass keine störend anmutenden Gegenstände oder Personen darauf sind, keine vermeidbaren Refexionen, etc. – Was hindert also daran den ein oder anderen Gegenstand einfach weg zu räumen oder zu warten bis störende Personen aus dem Bild sind? Oder einen Vorhang zuzuziehen, das Motiv richtig zu beleuchten oder eben abzuschatten? Oder so zu fotografieren, dass stürzende Linien leicht korrigiert werden können? Oder ein Papierdokument gleich mit einer Scanner-App zu fotografieren, statt schwach beleuchtet im schrägen Winkel mit der einfachen Kamera-App? Gar nichts hindert daran. Der minimale Mehraufwand lohnt in jedem Fall.

Nummer eins: Der Horizont ist horizontal, waagerecht. Wasseroberflächen sind immer horizontal. Geländelinien müssen hingegen nicht horizontal sein (es gibt schließlich Hügel und Täler). Vertikale Linien sind vertikal, wenn sie nicht perspektivisch abgebildet sind. Hochhäuser, Funktürme, etc. sind in aller Regel nicht schief gebaut, sondern ihre Mittellinie ist vertikal – und bitte auch auf dem Foto. Gegebenenfalls wird das Foto leicht gedreht; das geht sogar mit den elementaren Funktionen der Instagram-App. Bitte, wer will einen schiefen Fernsehturm sehen?

Nummer zwei: Stürzende Linien werden in der Architekturfotografie gerade gar nicht erst aufgenommen, sondern vorher durch Tilt-Shift-Objektive korrigiert. Die Möglichkeit gibt es für Amateure nicht. Man kann aber versuchen, stürzende Linien gar nicht erst, oder zumindest leicht korrigierbar, aufzunehmen. Dazu wird die Kamera so ausgerichtet, dass sie möglichst nicht erst entstehen. Das kann erfolgen, indem man den eigentlichen Bildausschnitt im Querformat in den oberen Bereich des Hochformats der Smartphone-Kamera legt, denn ein Beschneiden des Bildes ist immer sehr einfach möglich. Lassen sich stürzende Linien nicht vermeiden, werden sie am besten so aufgenommen, dass sie rechts und links die gleiche Neigung haben, denn ein symmetrischer Trapezausgleich ist recht einfach und auch schon mit der Instagram-App möglich (oder mit der unten beschriebenen App). Zur Korrektur: Bitte nur so korrigieren, dass das Ergebnis nicht unnatürlich anmutet. Ein klein wenig Perspektive muss ggf. bleiben.

Nummmer drei: Horizontale und vertikale Linien sind Linien, auch im Foto. Linien sind gerade und nicht gebogen bzw. gekrümmt. Ein Rechteck ist rechteckig und hat nicht die Form einer Uralt-Fernsehröhre mit ballig gekrümmten Kanten. Verzeichnungen heißen diese Verkrümmungen. Sie sind bedingt durch das Kameraobjektiv und treten im Weitwinkelbereich auf. Das bedeutet: Motive nicht unnötig mit Weitwinkelobjektiv bzw. im Weitwinkelbereich des Zoomobjektivs fotografieren, wenn sie auch – ohne gekrümmte Linien – fotografiert werden könnten, indem man sie einfach mit etwas mehr Abstand fotografiert. Und schon ist das Flachdach des Bungalows waagerecht und mehr ballig krumm. Bei Smartphone-Kameras ist das unbedeutend, da sie keinen optischen Zoom haben. Gleichwohl bilden nicht alle Linien auch als Linien ab.

Nummer vier: Bei Motiven, die mit relativer Sicherheit noch nachbearbeitet werden müssen (leichte Bilddrehung, Ausgleich von stürzenden Linien, Entzerrung von Objektivverzeichnung) bitte immer so fotografieren, dass genug Raum um das eigentliche Motiv vorhanden ist. D.h., das Motiv wird nicht so nah fotografiert, wie es für das Foto eigentlich beabsichtigt ist. Durch drehen und Trapezausgleich stürzender Linien geht etwas Raum verloren und das Bild wird nach der Bearbeitung ohnehin zugeschnitten. Beachtet man dieses nicht, kann es sein, dass das Motiv nachher zu nah ist, mit zu wenig Raum drumherum. Manchmal ist dieser Raum auch wichtig, wenn das Bild randabfallend gedruckt werden soll und man eine Beschnittzugabe braucht.

Außerdem: Wenn möglich, von jedem Motiv  immer mindestens eine Aufnahme machen, die entsprechend mehr Raum um das Motiv hat und mindestens eine Aufnahme, bei der das Bildmotiv exakt an der richtigen, gewünschten, Position ist und der Bildausschnitt bereits ohne nachfolgendes Beschneiden passt, d.h. wie gewünscht ist. Wer vorher schon weiß, dass er Fotos im 4:3 oder 3:2 oder im quadratischen Format braucht, stellt das in der Kamera ein und fotografiert immer mindestens ein Bild in diesem später benötigten Format. D.h. auch, wer auf Fotos auf Instagramm veröffentlichen will, fotografiert dafür gleich quadratisch.

Nummer fünf: Jedes Foto hat einen räumlichen Bereich, in dem Objekte scharf abgebildet werden (Tiefenschärfe). Entweder sind alle Objekte vor und hinter diesem Bereich unscharf, oder der Bereich ist so groß, dass alle Objekte scharf dargestellt sind (wie meist bei Smartphone-Kameras). Den Effekt des kleineren Schärfebereichs (geringe Tiefenschärfe) mit Fokus auf ein bestimmtes Objekt kann man digital imitieren, jedoch nur in Grenzen. In jedem Fall sollte der Fokus beabsichtigt gesetzt sein.

Nummer sechs: Fotos müssen passend belichtet sein. Man kann zwar Bilder aufhellen und helle Bereiche noch heller und dunkler Bereiche noch dunkler machen (d.h. Kontrast erhöhen) oder nur bestimmte Helligkeitsbereiche aufhellen oder abdunkeln. Aber: Ein zu dunkles Bild mit großen schwarze Flächen bekommt in diesen Bereichen keine Details, wenn man es aufhellt. Ebenso bekommt ein zu helles Bild mit großen weißen Flächen in diesen Bereichen keine Details mehr, wenn man es abdunkelt. Bei großen komplett hellen (weißen) Bildbereichen ist zudem der Bildrand nicht mehr zu erkennen, wenn diese Bereiche am Bildrand sind. Stark über- und unterbelichtete Fotos können daher kaum akzeptabel nachbearbeitet werden. In schwierigen Lichtsituationen können HDR-Kamera-Apps manchmal von Nutzen sein.

Nummer sieben: Papierdokumente müssen heute nicht mehr gescannt werden, sondern können mit einer guten Smartphone-Kamera abfotografiert werden. In jedem Fall ist der Einsatz einer Scanner-App sinnvoll (zum Beispiel dieser). Das erspart viel Nacharbeit und man erhält akzeptable Scans, die auch schnell per Email versendet werden können. Die Scanner-App erkennt automatisch die Blattränder und führt die Trapez-Entzerrung automatisch aus sowie noch einige Bildkorrekturen, die speziell beim Dokumenten-Scan sinnvoll sind. Das Ergebnis ist oft um ein Vielfaches besser, als wenn man das Dokument einfach nur mit der Smartphone-Kamera abfotografiert.

Das sind acht Regeln, die Sie bestimmt schon kennen, die ich jedoch noch einmal aufgeschrieben habe, weil mir diese Dinge vor allem an vielen Smartphone-Fotos aufstoßen und mit minimalem Aufwand wirklich nicht sein müssen.

Die SKRWT-App

Es ist eine App für das iPhone, die jedoch im iPhone-Modus auch auf dem iPad funktioniert, und so verwende ich sie auch. Zwei Dinge kann man mit dieser App auf recht einfache Art lösen: die Korrektur von stürzenden Linien und – und das ist etwas interessanter, weil in den meisten Bildbearbeitungs-Apps nicht enthalten – die Entzerrung von Objektiv-Verzeichnungen.

Für Letzteres habe ich diese App gekauft, da ich manchmal meine alten Fotos aus der Spiegelreflexkamera auf dem iPad weiter bearbeite und ein Foto schnell bearbeiten wollte, dessen Linien doch recht gekrümmt waren. Das Ergebnis der SKRWT-App überzeugte mich, hätte ich doch sonst erst MacBook und Photoshop starten müssen. Diese App ist damit wieder ein kleiner Baustein, der Digitalfotos besser und professioneller macht. Prädikat: empfehlenswert. Die 1,99 € sind gut angelegt, hier, im iOS-App-Store. SKRWT soll übrigens »screw it« ausgesprochen werden, womit sich die Bedeutung der Abkürzung erklärt.

Nicht alle, aber die schlimmsten stürzenden Linien und Objektiv-Verzeichnungen können gut und schnell beseitigt werden, immer vorausgesetzt natürlich, dass das Motiv noch genug Rand drumherum hat und  dass das Foto ausreichend Pixel hat, aber das ist in Zeiten von zwölf oder 16 Millionen Picture Elements – sprich Pixeln – eher ein nachrangiger Aspekt.