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Die grünen Bleistifte

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Dinge, mit denen wir aufwuchsen…

Jeder kennt sie, die grünen Bleistifte der 9000er Serie von Faber Castell. Diese Stifte gab es schon seit Anfang letzten Jahrhunderts und damit zu meiner Kinderzeit schon viele Jahrzehnte. Heute gibt es sie immer noch. Damals™ hatten sie eine etwas hellere Farbe: »jägergrün« oder »Napier green«. Seit den 80ern sind sie im edel anmutenden dunkelgrün zu haben, man könnte es »British Racing Green« oder nach der Schokoladen-Verpackung »After-Eight Grün« nennen.

So manches westdeutsche Schulkind hatte zumindest einige dieser jägergrünen Stifte in Schule und Kunstunterricht. Vertraute Dinge der Kindheit, die es heute noch immer gibt, wenn auch heute etwas anders und mit der Wortmarke Faber-Castell in Kapitälchen statt wie früher A.W. Faber in Versalien. Die alten Jägergrünen liegen freilich noch in mancher westdeutschen Schublade, denn ein normal harter Bleistift verbraucht sich oft über Jahrzehnte nicht, wenn man ihn nicht ständig benutzt oder ihn zu Tode spitzt.

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Als Kind besaß sich eine ganze Reihe dieser Bleistifte in mehreren Härtegraden. Ich war schon immer etwas »pen and paper addicted« und mein Vater brachte dieses und jenes aus dem Büro mit. Ein paar Mal bekam ich auch eine leere Blechschachtel, in der es damals™ diese besseren Bleistifte in Papier eingeschlagen zu kaufen gab. Die Schachteln lagen wohl schon gute 10 Jahre im Büro, bevor sie endlich leer waren und ich sie bekam. Hervorragend eigneten sich diese Blechschachteln als kleines Stiftetui. Einige davon habe ich später im Studium verschlissen. Man konnte darin sehr gut einen Bleistift, einen Kugelschreiber, Spitzer, Radiergummi und noch zwei Farbstifte aufbewahren. Mindestens eines dieser »Stiftetuis« gibt es noch in meinem Fundus. Das letzte habe ich wohl vor guten 25 Jahren verwendet und hatte es innen mit dem gelben Filzvlies eines Spültuches ausgeschlagen, da mir die Stifte in der Blechschachtel zu sehr klapperten. Das funktionierte prima und sah dazu ganz gut aus.

Nun, warum schreibe ich das alles und was hat es mit der abgebildeten, voll gefüllten Bleistiftschachtel zu tun? Herr Schneck, dessen Blog Miz Kitty letztens umgezogen hat, hat mir diese Schachtel geschickt. Sehr gefreut habe ich mich darüber, hängen doch an diesen jägergrünen Stiften Kindheitserinnerungen. Die gefüllte Schachtel stammt aus dem Stuttgarter Architekturbüro des Vaters und Großvaters von Herrn Schneck. Wissen Sie, was ich jetzt tue? Ich spitze sie nach und nach mit dem hammerschlaggrünen Kurbelanspitzer, ebenfalls von Faber-Castell, Baujahr 1970 und schreibe oder zeichne damit. Echte jägergrüne Analog-Apps. Herzerfreu. Danke, Herr Schneck. Eigentlich haben diese Bleistifte einen Spitzer aus Sterlingsilber mit Clip verdient. Den bestelle ich jetzt. Erklären Sie mich für verrückt ob des Preises. Es ist ein Liebhaberstück und man kann dort nicht nur die mitgelieferten holzfarbenen einstecken.

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…und viel mehr dahinter:

Nicht nur westdeutsche Kindheitserinnerungen bringt die Bleistiftschachtel von Herrn Schneck hervor. Es verbirgt sich jede Menge deutsche Wirtschaftsgeschichte darin.

Da ist zuerst einmal die Marke Faber-Castell. Faber, die Bleistift-Dynastie aus dem fränkischen Ort Stein bei Nürnberg. Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind Bleistiftmacher dort ansässig, allen voran die Fabers, aus deren Familie sich neben »A.W. Faber-Castell« die Unternehmen »Johann Faber« und, heute noch sehr bekannt, »Eberhard Faber« entwickelten. Nürnberg und Bleistifte, das scheint zusammen zu passen. Auch Staedler kommt aus Nürnberg, Sie wissen schon: die blauen Bleistifte mit dem schwarzen Kopf.

Weiter steckt Wirtschaftsgeschichte vergangener Zeiten in den jägergrünen Bleistiften: Von den Anfängen der Faber’schen Bleistiftproduktion im langsam beginnenden industriellen Zeitalter über den erfolgreichen Lothar Faber, einen Macher, der die Marke »A.W. Faber«, mit den Initialen seines Großvaters, prägte und bekannt machte, eine sibirische Graphitmine kaufte und vom bayrischen König Maximilian II geadelt wurde, bis hin zu seiner Enkelin Ottilie. Diese heiratete 1898 den Grafen Alexander zu Castell Rüdenhausen. Er führte die grüne Farbe für die Bleistifte ein, die Farbe seines Regiments. Markenbildung Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Verbindung zwischen neuem Adel und altem Adelsgeschlecht führte zum Namen Faber-Castell, war persönlich jedoch nicht erfolgreich. Ottilie trennte sich nach 20 Ehejahren von ihrem Mann und ließ sich scheiden – äußerst unüblich für diese Zeit. Ausführliches über die Zeit, die Gesellschaft und die Personen können Sie in der Romanbiografie von Asta Scheib über Ottilie von Faber lesen.

Und nicht zuletzt gibt es da den Graf Anton Wolfgang von Faber-Castell, Jahrgang 1941, der dem Unternehmen seit den achtziger Jahren vorsteht und mit Geschick mit der Marke »Graf von Faber-Castell« ein Marktsegment besetzt hat, dass Liebhaber schöner Dinge anspricht, die auch etwas teurer sein dürfen.

Wer Bleistifte nicht wie Türklinken benutzt (sie also täglich gebraucht, aber selten den Unterschied wahrnimmt) und sich für Geschichte und Gesellschaft interessiert, für den lohnt es sich, einmal im Netz über die Faber’sche Bleistiftdynastie zu lesen.

 

 

Schreibgeräte & Kontor

Papier-Agenda

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Mit zunehmender Verbreitung von Mobile Devices werden bestimmte Dinge, an die man sich über Jahrzehnte gewöhnt hat, weniger. Holzmedien aller Couleur eben. Dazu gehört auch der klassische Buchkalender. Fast jeder von uns hatte ihn, den Terminkalender in Buchform, meist im DIN-A5-Format. Jahrelang besaß ich ihn auch, meist klassisch schwarz oder in dunklen Farben – und ich achtete jedes Jahr darauf, einen zu bekommen, bei dem Samstag und Sonntag auf zwei Blättern waren. Den Kalender benutzte ich dann zum Vormerken von Terminen, aber auch, um mir Notizen zu machen, quasi als Tagebuch. Bestimmte Daten wie Schulferien, Feiertage, etc. waren mit diesem Buch zudem schnell und sicher erkundet. Außer Haus mitgenommen habe ich die Agenda nur selten. Sie lag immer griffbereit in Reichweite des Schreibtisches. Ab und zu habe ich mir ein gutes Exemplar aus Leder gegönnt, aber manches Jahr gab es auch gute Werbegeschenke, ebenfalls aus Leder. Dazu meist noch ein paar Exemplare in der Qualität, in der man sie beim Bürodiscounter oder jetzt auch in den Postfilialen kaufen kann. Werbegeschenke von gewerblichen Dienstleistern waren das, oft mit typographisch lieblos geprägtem Werbeaufdruck in scheußlicher Goldfarbe. Jedoch allemal gut zum Weiterverschenken, denn Kinder von Nachbarn und Bekannten waren meist dankbare Abnehmer, konnten sie den Buchkalender mit der häßlichen Prägung doch als Malbuch benutzen oder damit Chef spielen, glücklich, etwas zu haben, was sonst nur Erwachsene haben. Früher gab es also Buchkalender galore.

Anders in diesem Jahr. Zwar gab es Jahresendgeschenke, aber kein Buchkalender war dabei. Vermutlich bin ich aus einigen Verteilern für Werbe- und Weihnachtsgeschenke gefallen, wo solche  Dinge wie ein Buchkalender noch verschenkt werden, die für einen Digital Resident leicht anachronistisch sind. Warum sollte man auch heute noch so etwas verschenken? Damit der Beschenkte im günstigsten Fall sagt »Gut gemeint« und den Kalender weiterverschenkt oder im ungünstigeren Fall der Rundablage zuführt, weil er längst mit synchronisierten digitalen Kalendern arbeitet und seit Jahren keinen Termin mehr handschriftlich eingetragen hat? Nun, die Buchagenda als Werbegeschenk kann schnell altbacken wirken. Firmen schenken also etwas anderes zum Jahresende. Und mir als Digital Resident wohl sowieso? Hat hier das Targeting endlich geklappt?

Nicht so ganz, ich vermisse es nämlich gerade, das Buch mit dem Kalendarium, das in Reichweite des Schreibtisches liegt. In dem ich nachschauen und etwas notieren kann, während ich telefoniere, ohne das Telefon vom Ohr zu nehmen. Freilich, ich könnte den Freisprech-Modus einschalten, während ich im digitalen Kalender des iPhones blättere. So, dass das Gespräch jeder mithört. Oder ich könnte den synchronisierten Kalender auf meinem iPad benutzen, dann könnte ich das Telefon am Ohr lassen. Klar, kann man alles machen. Die wahre Freude ist die schnelle Notiz im digitalen Kalender nicht. Mit der Hand habe ich sie sowieso schneller geschrieben.

Ende letzten Jahres dachte ich, ich kaufe mir für dieses Jahr wieder so eine Papier-Agenda, als ich in der vorweihnachtlichen Warteschlange der örtlichen Post stand, wo diese Buchkalender verkauft wurden. Ich habe mich schnell dagegen entschieden. „Ach, was willst Du damit? Staubfänger, braucht kein Mensch mehr und nimmt nur wieder etwas Luft zum Atmen.“, dachte ich. Nur konsequent, dass mir keiner damit als Werbegeschenk zum Jahreswechsel kam.

Ok, ich brauche sie jetzt doch noch, die Papier-Agenda. Ich gehe gleich kurz eine kaufen. Es ist fast Ende Januar, wahrscheinlich gibt es sie jetzt zum Sonderpreis.

 

Schreibgeräte & Kontor

Pelikan 100N

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Schreibgeräte und allerlei aus dem Kontor sollen in 2014 in diesem Blog nicht zu kurz kommen. Heute möchte ich einen Pelikan 100N vorstellen, der auf meinem Schreibtisch eines der Highlights ist. Viele Schreibgeräte und Stifte besitze ich hier, mehr als ich jemals verbrauchen und leerschreiben könnte. Ein regelrechter →Sammler bin ich jedoch nicht. Mir kommt es viel mehr darauf an, dass ich die Schreibgeräte ab und zu benutzen kann und dass ich mich an interessanten und schönen Formen, Technik und Historie erfreuen an. Und bei den alten Schreibgeräten, dass manchmal ein bißchen das Lebensgefühl ihrer Zeit überspringt.

Der Pelikan 100N ist das nur wenig geänderte Nachfolgemodell des Pelikan 100 und wurde von 1938 bis 1950 hergestellt – mit Unterbrechung und Stahlfederversionen in den Kriegsjahren. Mit dem Vorgänger Pelikan 100 startete das Unternehmen, das seinerzeit noch Günther Wagner hieß, im Jahr 1929 die Produktion von Füllfederhaltern und brachte gleich das erste Modell mit einer neuen Techologie heraus. Der Kolbenfüllfederhalter war entstanden. Bisher besaßen Füllfederhalter einen kleinen, schlauchartigen Gummisack, in den durch Zusammendrücken Tinte eingesaugt werden konnte, oder man musste den Füllfederhalter mit einer Pipette füllen. Die Idee, mit einem Kolben Tinte einzusaugen, mag es vorher schon gegeben haben, die praktische Realisierung gelang erst mit dem Pelikan 100 – und begründete damit den Siegeszug des Kolbenfüllfederhalters mit Differentialkolben-Mechanik als bis heute führende Füllfederhalter-Technologie. Die Differentialkolben-Mechanik besteht aus einem Zusammenspiel zweier gegenläufiger Gewinde mit unterschiedlicher Steigung. Minimal, nur wenige Millimeter, dreht man am Endstück, währenddessen der Kolben gegenläufig einen viel größeren Weg zurücklegt und die Tinte in den Füllfederhalter einsaugt.

Auf diese ausgeklügelte Technologie schienen die Deutschen gewartet zu haben. Schnell setzte sich das Prinzip des Kolbenfüllfederhalters durch und wurde vor allem in Deutschland schnell von anderen Herstellern übernommen. Der Pelikan 100 blieb jedoch das Original. Der Erfolg dieses Füllfederhalters ist sicher nicht nur durch die neue Mechanik, sondern auch in der modernen, schlichten Form mit dem sehr schön reduziert stilisierten Pelikanschnabel begründet. Das nur am Endstück und in Details veränderte Nachfolgemodell 100N wurde 1938 vorgestellt.

Mit einigen Internetquellen habe ich erkundet, dass es sich bei meinem Pelikan 100N um ein Nachkriegsmodell handelt. Es muss in den Jahren 1949 oder 1950 gefertigt worden sein, denn schon 1950 wurde es durch das bekannte, grün gestreifte Modell 400, den Stresemann ersetzt. Der hier abgebildete 100N ist also so alt wie die Bundesrepublik und steht mir auch im Alter von 65 noch klaglos und unspektakulär zu Diensten, genau wie mein um einige Jahre jüngeres →Arbeitspferd Pelikan 140. Kappe auf, zur Notiz und Unterschrift stets bereit. Tintenglas öffnen, Feder rein, Tinte einsaugen, Tintenglas schließen, weiterschreiben. Diven schreiben woanders.
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Für den Fall, dass auch Sie noch gutes, älteres Schreibgerät von Pelikan, Mont Blanc oder einer anderen renommierten Marke besitzen, sei es nun Flohmarktfund oder Nachlass: Motten Sie es aus, geben Sie es evtl. zur Reparatur und benutzen Sie es. Nicht immer, aber ab und zu für die persönliche Grußkarte und Korrespondenz. Schnell stellt sich mit einem Jahrzehnte alten Stück in der Hand ein anderes Schreibgefühl ein.

Einige Links zum Klobenfüller, zum 100N, zu Pelikan und zu Pelikan-Federn, mit denen man das Alter eines Füllfederhalters bestimmen kann:

Kolbenfüller mit Differenzialkolben-Mechanik

Geschichte der Firma Pelikan (als PDF)
http://www.pelikan.com/pulse/vfs-public/pdf/DE/Corporation/Press/Historie_d_412.pdf

Zum Pelikan 100N

Federn von Pelikan-Füllfederhaltern (u.a. zur Datierung)

Details für alle, die es genau wissen möchten, was in so einem alten Füllfederhalter ist

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Vorsätze 2014

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Es gibt sie noch, die guten Vorsätze.

Auch für 2014 gibt es sie noch, die schönen und die schlichten Vorsätze. Wenn wir dann jedoch immer mehr »in eBooks machen« bleibt nicht viel an →Vorsätzen. Ok, die schönen Vorsätze wird es noch etwas länger geben. Und wenn dann 2020 alle auf eBooks und Apps umgestellt haben, gibt’s bestimmt animierte Zwischentitel und schön gestaltete eBook-Vakatseiten – sozusagen als Vorsatz-Ersatz.

Ihre Vorsätze für 2014 sehen aber bestimmt gaaanz anders aus?

Schreibgeräte & Kontor

Gelocht und abgeheftet

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Manche Dinge sind ja so einfach, dass man sich fragt, warum es sie (noch) nicht gibt. In meinem Büro und an den wechselnden Arbeitsplätzen, an denen ich mich im Moment aufhalte, gibt es einen reichhaltigen Bestand an Aktenordnern. Sie wissen schon, diese Ordner mit dem runden Griffloch im Rücken, die oft auch nach ihrem Erfinder Leitz-Ordner oder in der Schweiz Bundesordner genannt werden. Allerlei Papiere sind dort gesammelt. Listen, Planungsunterlagen, Rechnungen und andere Dokumente, die oft recht kurzlebig sind und vor dem Wegsortieren nur einige Male in Augenschein genommen werden, bevor sie dann abgeheftet für unbestimmte Zeit in diesen Aktenordnern oder Ringbüchern verschwinden.

Vor dem Abheften steht jedoch der Vorgang des Lochens. Dafür gibt es schon auf dem Schreibtisch des Erstklässlers einen Papierlocher. Ein simples Gerät, dass an jedem Arbeitsplatz herumschwirrt. Immer wieder ergibt es sich jedoch, wenn ich unterwegs oder mit Aktenordnern im Besprechungsraum und nicht im Büro bin, dass dort gerade kein Locher zur Hand ist.

Für diese Zwecke gibt es zwar praktische Locher aus Kunststoff, mit denen man zumindest ein Blatt lochen kann und die man – flach wie sie sind – auch gleich mit in den Ordner einheften kann. Dieses für jeden einzelnen Ordner zu tun, wäre jedoch etwas viel Aufwand.

Die Lösung ist so einfach und simpel.

Seit einiger Zeit loche ich bei allen neuen Aktenordnern einfach den Deckel seitlich. So, dass bei aufgeklapptem Ordner einfach ein Blatt auf die Innenseite des Deckels gelegt werden kann, die linke untere Blattecke auf die linke untere Ecke des Ordnerdeckels. Beides wird festgehalten und der Ordnerdeckel kurz angehoben. Die Löcher im Ordnerdeckel kann man durch das Blatt etwas sehen. Genau dort wird jetz mit dem spitzen Kugelschreiber das Blatt zweimal durchstochen. Und schon hat man zwei zwar etwas »rough« anmutende, jedoch wohlgeformte Löcher im passenden Abstand – ganz ohne Locher.

Blatt auf die linke untere Ecke des Deckels, festhalten, anheben, schauen, wo die Löcher durchscheinen. Stich, Stich, fertig. Gelocht. Bereit zum Abheften. Kein fliegendes Blatt mehr. So einfach, dass ich überlege, warum die Hersteller der Aktenordner nicht serienmäßig dort zwei Löcher einstanzen, für das schnelle Behelfslochen.

Nachmachen empfohlen

Lochen Sie einfach mit einem kräftigen Locher, wie man ihn in guten Büros findet, den Ordnerdeckel wie abgebildet. Bitte nicht direkt in der Mitte des Ordnerdeckels lochen, sondern einfach die Anlegeschiene des Lochers auf DIN A4 einstellen und lochen. Die löcher sind dann im Ordnerdeckel etwas aus der Mitte versetzt, wenn man jedoch ein Blatt auf die linke untere Ecke legt und zweimal durchsticht, sind die Löcher im Blatt mittig.

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Spickzettel digital

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Schnell ein PDF erstellen, das auf dem Smartphone gut aussieht

»Betrug« sagen die einen dazu, »legitim« die anderen, denn es könnte ja jeder so machen. Kennen tun wir sie alle, die Spickzettel, die wir uns als Schüler oder Studenten geschrieben haben, um während der Klausur vom Blackout verwischtes Wissen schnell nachlegen zu können. Oder auf Wissen, dass absolut nicht in den Kopf wollte, schnell zugreifen zu können.

Gut geschriebene Spickzettel haben meine Schulkarriere gefördert, wobei ich freilich nicht die technischen Mittel hatte, wie sie heute jeder Schüler und Student hat. Damals waren wir quasi »auf Stift und Papier« gesetzt. Ich hatte es ganz gut perfektioniert, komplett Oktavhefte vollzuschreiben und in den Schaft meiner weiten, halb hohen Stiefel zu stecken. Zusätzlich passte noch die ein oder andere Kopie in den Stiefelschaft, auf DIN A6 gefaltet. So gerüstet, trat ich dann zu den längeren schriftlichen Prüfungen an, bei denen man ein bis zweimal rausgehen, d.h. die Toilette aufsuchen durfte. Währenddessen wurde der Spickzettel ausgepackt. Bei allen wichtigen Prüfungen war ich also sommers wie winters mit gutem Schuhwerk dabei, auch wenn an heißen Tagen Sandalen deutlich passender waren als irgendwelche Winterstiefel. Für Spickzettel, die nicht direkt im Klausurraum verwendet werden sollen, halte ich mein altes »Stiefel-System« immer noch für ideal. Ganz nach dem Motto: »Der Spickzettel muss am Mann sein.«

Nun, die Situation hat sich ziemlich geändert. Den Stiefel braucht kein Prüfling mehr, weil jedes Smartphone inzwischen ganze Büchersammlungen enthalten kann, mehr als man jemals bis zur Promotion lesen kann. Trotzdem sind sie sinnvoll wie eh und je, diese selbstgemachten Spickzettel. Lernt man doch oft erst durch das Strukturieren und Zusammenfassen des Stoffs. Warum das ganze nicht gleich Smartphone-optimiert tun? Ein Smartphone passt in jede Hosentasche, man kann im Sommer in Sandalen zur Prüfung – und ein digitaler Smartphone-Spickzettel ist sehr einfach herzustellen.

Man muss nur aus PDF erzeugen, zum Beispiel aus einer Word-Datei oder OpenOffice-Datei. Dann sendet man sich das PDF per Email aufs Smartphone, speichert es, fertig. Einmal auf dem Handy gespeichert, ist es allzeit verfügbar, freilich auch offline. Und sollte das Spickzettel-PDF viele Seiten umfassen, ist es wie jedes PDF selbstverständlich durchsuchbar, damit man schnell die passende Stelle findet.

Wie erstellt man nun genau so einen PDF Spickzettel?

Beginnen Sie mit einem leeren DIN-A4-Dokument und setzen Sie alle Ränder auf 1 cm. Damit man das PDF später wie ein eBook oder wie eine App lesen kann, ohne ständig mit Fingerschnips zu vergrößern, bietet es sich an, die Schrift richtig groß zu einzustellen, so dass sie später auf dem Handy-Display gut lesbar ist. Bewährt hat sich z.B. 48pt für Überschriften und 36pt für den Text. Unter normalen Verhältnissen eine eine viel zu große Schrift, für die Anzeige auf dem Handy jedoch gerade passend, wie das Foto zeigt. Bequem kann man so per Fingerwisch von Seite zu Seite blättern, ohne ständig vergrößern zu müssen.

Ist der Spickzettel, der viele Seiten umfassen und ein kleines selbst geschriebenes Buch sein könnte, fertig, wird das Dokument als PDF gespeichert. Mit dem Apple-Mac funktioniert das standardmäßig und für den PC gibt es eine Menge Tools, um aus jedem beliebigen Dokument ein PDF zu erzeugen. Man schickt sich das PDF dann selbst per Email zu, öffnet die Email auf dem Handy und speichert es dort. Der digitale Spickzettel ist an Ort und Stelle.

Wer sich einigermaßen mit MS-Word auskennt und einen komplexeren Spickzettel bzw. mit vielen Seiten gestalten möchte, kann ein Inhaltsverzeichnis mit Links innerhalb des Dokuments aufbauen, bzw. auch Links zu anderen Seiten einfügen. Das Ergebnis kommt einer App dann schnell ziemlich nahe.

Zum Anschauen des PDF-Spickzettels ist eine Reader-App auf dem Smartphone erforderlich. Bewährt und ein Muss für iPhone-Besitzer ist die Gratis-App »iBooks« von Apple, mit der eBooks und PDFs gelesen und im virtuellen Bücherregal verwaltet werden können. Für Android-Smartphones gibt es die Adobe-Reader-App und zahlreiche weitere Apps, die PDFs darstellen können.

Moralkeule Betrug

Verständlicherweise möchten Lehrkräfte, Dozenten und Prüfer nicht, dass in schriftlichen Arbeiten andere als die erlaubten Hilfsmittel verwendet werden. Offiziell heißt so etwas »Täuschungsversuch« und jedem ist das Ergebnis in Entdeckungsfall klar – das sofortige Ende der Prüfung und eine ungenügende Bewertung. Mit etwas Überhöhung wird manchmal auch von »Betrug« gesprochen. Ich zweifle, ob dieses Wort angemessen ist. Eher nicht, denn es handelt sich nicht um einen Straftatbestand nach StGB. Man »betrügt« vielleicht das System an sich oder bestenfalls Prüfer und Prüfungskommission, weil man eine Leistung mit zusätzlichen Hilfsmitteln erbringt, die man ohne diese hätte nicht in der gleichen Form erbringen können und ihnen vortäuscht, man würde diese Leistung mit den erlaubten Hilfsmitteln erbringen. Ein Schaden entsteht freilich nicht.

Ziemlich ärgerlich fand ich es als Schüler immer, wenn die Moralkeule geschwungen wurde, und vollmundig verkündet wurde, man würde durch Spickzettel und unerlaubte Hilfsmittel die anderen Schüler bzw. die anderen Teilnehmer einer Klausur betrügen. Weil man sich ja einen Vorteil verschaffe. Das ist falsch. Einerseits, weil diese Moralkeule davon ausgeht und suggeriert, alle anderen würden keine unerlaubten Hilfsmittel benutzen. Andererseits, weil jeder die gleichen Möglichkeiten hat, es ebenso zu tun – und wer die Möglichkeiten nicht nutzt, ist selbst schuld, wie überall im Leben. Also nichts mit »Betrug an den Mitschülern«. Keiner wird hier persönlich betrogen und hat einen Schaden davon.

Für Nerds und Fortgeschrittene

Wer mag, kann die Smartphone-Spickzettel natürlich noch weiter treiben und sich ein echtes eBook mit Sigil, Pages, OpenOffice oder sogar mit iBooks-Author erstellen. Das setzt jedoch etwas Nerdtum voraus – und man muss aufpassen, nicht in die Falle zu tappen und die Technik über den Content zu stellen. Was hilft die schönste selbst programmierte Spickzettel-App in der Klausur, wenn man so viel Zeit in Programmierung und Design investiert und die Inhalte und das Lernen zu kurz kommen? Nichts.

Spickzettel für alle

Auch für die, die nicht mehr studieren, mag ein digitaler PDF-Spickzettel, in dem einfach per Fingerwisch von Seite zu Seite geblättert werden kann, recht sinnvoll sein. Zum Beispiel für einen Vortragstext und die schnell mit dem Smartphone gehaltene Präsentation. Wird es ein echter Klausur-Spickzettel, dann kann er noch mit ein paar Fotos aus dem Lehrbuch angereichert werden.

Für Sie und den Nachwuchs viel Spaß beim Spickzettelbauen.

Schreibgeräte & Kontor

Einen Verlängerten bitte

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Gut und gerne schreibe ich mit Bleistift. Auch dieser Blogbeitrag ist mit Bleistift geschrieben, bevor ich ihn mit →Siri ins SchlauPhone diktiert habe. So gibt es eine gut gefüllte Box nur mit allerlei Bleistiften im Regal meines Büros. Vermutlich mehr, als ich in diesem Leben noch verbrauchen kann, wenn man bedenkt, wieviel man mit einem Bleistift schreiben kann.

Mit keinem Schreibgerät kann ich so schnell schreiben, wie mit einem Holzbleistift. So schaute ich letztens wieder in die Bleistiftbox und fand unter anderem die hier fotografierte Verlängerung. Ein Fundstück, simpel und bestimmt viele Jahrzehnte alt. »Zigarren-Spezial-Geschäft« steht darauf. Man beachte, kein normales Zigarrengeschäft, sondern ein Spezialgeschäft. Mein Fundstück kommt aus der Berliner →Ebertystraße 22. Zwei Häuser weiter habe ich vor vielen Jahren mal eine Wohnung besichtigt. Ob es ein Werbegeschenk war, oder ob man die Verlängerung für wenig Geld kaufen musste, weiß ich freilich nicht. Zigarrenläden verkauften ja auch oft einfache Papiersachen, Schreibblöcke, Hefte, etc.

Ich schätze, die Verlängerung ist aus der Vorkriegszeit. Es kann jedoch auch sein, dass sie erst in den Fünfzigern oder Sechzigern hergestellt wurde. Das Modell ist so zeitlos und simpel, das es durchaus noch heute Absatz finden würde. Genau das richtige für die Ikea-Bleistifte, Sie wissen schon, die alle immer mitnehmen… Verglichen mit einem normalen Holzbleistift ist der Durchmesser deutlich dicker, so dass sich ein noch besseres Schreibgefühl ergibt.

Der Bleistift wurde übrigens mit diesem →Budget-Kurbelanspitzer so schön schlank gespitzt, mit leicht konkavem Konus. Vielleicht ist dieses Berliner Fundstück aber auch nur ein Mittel zum Zweck, um einmal einen schlank gespitzten Bleistift zu fotografieren – so wie ich es mir im Blog des →Lexikalikers immer gerne anschaue.