Gesellschaft

In den Tiefen der Blogs

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Zusammen mit Miz Kitty habe ich ein eBook herausgegeben. Wir haben uns in die Tiefen der Blogs begeben und einige Texte von Freunden und digitalen Weggefährten hervorgeholt. Perlen von 19 Bloggerinnen und Bloggern, oft mehr als 1000 Tage vor heute geschrieben. Vielen Dank dafür, dass wir sie als eBook veröffentlichen dürfen. Das eBook enthält jeweils eine kurze Vorstellung der Menschen hinter den Blogs und natürlich die von ihnen geschriebenen Texte.

Beteiligt sind Cabman, Frau Casino, docbuelle, engl, fragmente, Andreas Glumm, Heartcore, Frau Indica, Felix Schwenzel, Journelle, Kaltmamsell, Katiza, Barbara A. Lehner, Lucky, Markus Pfeifer, Modeste, Rosmarin, Sebastian Rogler und Wortschnittchen.

»In den Texten werden Gräber gegraben, Joints gebaut und Ateliers verwüstet. Liebe, Geburt und Tod kommen vor. Väter, Mütter und Großmütter treten auf. Gartenzwerge spielen eine geheimnisvolle Rolle. Man gedenkt früherer Zeiten, guten und schlechten, erfindet aus Zufall Bahnbrechendes, wandert aus oder spaziert einfach nur am Strand entlang. Das eBook vereint Blogartikel, die als Kurzgeschichten für sich stehen können und entführt die Leserinnen und Leser per Link in die Blogs, für weitere Entdeckungen.« So schreibt es Miz Kitty in der Vorstellung des eBooks für die Edition Barnimkante, und treffender könnte ich es auch nicht formulieren.

Das eBook gibt es hier zum kostenlosen Download .

Berlin · Gesellschaft

Wo Sie nicht burgern sollten – White Trash

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Aus der Reihe »Wo Sie nicht hingehen sollten«

Bevor Sie ins White Trash gehen, lassen Sie sich das letztere der beiden Worte am besten noch einmal auf der Zunge zergehen. Früher war diese Location an der Schönhauser Allee und wurde ziemlich gehyped. Freilich, die Burger waren sicher besser als bei Burger King und McDonald’s, richtig wohl gefühlt habe ich mich die paar Mal, die ich im White Trash war, jedoch nie. Immerhin war es damals akzeptabel, als es noch nicht so viel Burger-Lokale in Berlin gab.

Vor einiger Zeit ist das White Trash von der Schönhauser Allee an den Flutgraben gezogen, an das Ende der Schlesischen Straße, in ein Ex-Autohaus. Im Sommer werden die Burger auch in einem ziemlich gammeligen Außenbereich serviert, so wie es dort im hintersten Kreuzberg an der Grenze zu Treptow im Moment zum allgemeinen Standard gehört. Nicht mein Stil, aber für junges Szene-Publikum und Provinzler, die den Kreuzberg-Hype mögen, vielleicht ganz erträglich. Wenn der Laden sonst stimmen würde, wäre das alles im grünen Bereich. Leider stimmt es dort ganz und gar nicht. Wer nur Burger essen möchte, zahlt erst einmal einen Euro Eintritt für die DJ-Beschallung in der Musikkneipe im White Trash, auch wenn man dort gar nicht hinein möchte. Zu späterer Stunde sind dann fünf Euro fällig, für eine Lifeband-Beschallung. Das wäre irgendwie auch noch ok.

Ärgerlich ist es dagegen, dass ein simpler halber Liter Bier fünf Euro kostet, was bei dem Standard des Lokals sicher überteuert ist. Ein kleines Bier gibt es erst gar nicht. Ärgerlicher ist es, dass die Burger nach dem Umzug sehr viel schlechter geworden sind. So war es zumindest am letzten Samstag Abend. So gar nichts besonderes hat dieses White Trash also zu bieten. Lokal und Angebot muten eher wie Touristennepp mit Klappstühlen, überhöhten Preisen und unterdurchschnittlicher Qualität an. Alles das ist an sich ein Grund, das White Trash zu meiden. Bessere Burger gibt es in Berlin an vielen anderen Orten.

Noch ärgerlicher wurde unser Besuch am Samstag jedoch zum Ende hin. Wir waren in einer größeren Gruppe dort. Ein Blog’n’Burger-Treffen. Normalerweise wird in solch großen Gruppen einzeln gezahlt. Nicht jedoch im White Trash. Dort empfindet man das als zu aufwändig und stellt nur eine komplette Rechnung für die gesamte Gruppe. Wir sammelten also im Glas. Der Organisator des Blog’n’Burger, Chris, der mit dem White Trash die Reservierung vereinbart hatte, zählte noch einmal nach. Die Summe war einige 100 € groß und im Glas war zudem noch einiges an Trinkgeld. Das Personal bekam das Geld und alles ist fein – dachten wir zumindest.

Kurze Zeit später kam jemand vom White Trash an den Tisch und sagte, es wären 10 % Trinkgeld vereinbart gewesen. Er forderte diese 10 % auch nachdrücklich ein. Sie wären »vertraglich vereinbart« gewesen. Freilich, so etwas geht rechtlich gar nicht. Natürlich erfüllten wir diesen frech-dreisten Anspruch auch nicht. Nach einigem Hin und Her hieß es patzig, wir könnten dort nie wieder reservieren. Gut, dass muss die Blog’n’Burger-Crew im White Trash mit seinen Klappstühlen, der Burger-Qualität und seinen Bierpreisen auch sicher nicht mehr. Frech ist es ja ohnehin schon, in eine Reservierungsbestätigung zu schreiben, man erwarte 10 % Trinkgeld. In solche Lokale muss man doch nicht gehen.

Alles in allem ist es sicherlich eine gute Empfehllung, nicht im White Trash einzukehren.

Sterne: null von fünf möglichen.

Gesellschaft

Ost-West-Deutsche Paare

Ost-West-Paare

25 Jahre sind seit der Grenzöffnung durch die DDR vergangen. Seitdem hat sich viel getan in Deutschland. Manche Menschen hätten sich ohne dieses Ereignis und die Deutsch-deutsche Vereinigung nie kennengelernt. Andere wären nie ein Ehepaar geworden. So z.B. Miz Kitty und ich. Miz Kitty ist in der DDR aufgewachsen, ich in der alten BRD. Aus diesem Grund sind wir seit gestern Bestandteil einer Kunstaktion. Sabine Welz von Art Domino hat 25 Ehepaare im Pop-Art-Stil auf Leinwand gebracht, von denen jeweils der eine Partner aus dem Osten und der andere Partner aus dem Westen kommt. Aneinandergereiht wie Dominosteine ergibt sich ein großes Kunstwerk von 5 mal 2,5 Meter. Die Kunstinstallation ist noch bis zum 11. November im Berliner Europa-Center neben der Uhr der fließenden Zeit zu sehen.

Und jetzt möchten Sie wissen, wo unsere Portraits in dem Geamtwerk sind? Nun, schauen Sie sich meinen Twitter-Avatar an, dann finden Sie mich, auch ohne Propeller.

 

Gesellschaft

Die DDR, der Mauerfall und ich

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Vor 25 Jahren

Heute ist der 9. November 2014. Vor 25 Jahren öffnete die DDR nach einigem hin und her die Grenze zu West-Berlin und zur alten Bundesrepublik. Ein historischer Tag.

Ganz Berlin scheint in diesen Tagen auf den Beinen zu sein. Auf einem Teil des ehemaligen Verlaufs der Berliner Mauer sind gasgefüllte Ballons dicht an dicht aneinander gereiht, eine Lichtinstallation, die Lichtgrenze. Heute, am Jahrestag der Grenzöffnung werden sie nach und nach in den Himmel fliegen. Die Grenze löst sich auf und verschwindet. Gestern und vorgestern Abend waren viele Berliner an dieser Lichtgrenze unterwegs, mit Kind und Kegel. In der historischen Mitte der Hauptstadt, an der Bernauer Straße, im Mauerpark und natürlich an der Bornholmer Straße, dort an der Bösebrücke, wo die Grenze zuerst geöffnet wurde. Die Berliner zieht es immer schnell zu Events und zu diesem erst recht. Manchem steht das Déjà-vu ins Gesicht geschrieben.

Seit 1998 lebe ich in Berlin, und schon fast zehn Jahre hier in Berlin-Mitte, am Zionskirchplatz. Die Bernauer Straße, dort wo ich dieses Foto gestern machte, ist von unserer Wohnung fußläufig schnell zu erreichen. Es ist die Straße, die Mitte bzw. Prenzlauer Berg vom Wedding trennt, die ehemalgige Sektorengrenze. Dort, wo die Straße zum französischen Sektor gehörte, die anliegenden Häuser jedoch zum sowjetischen. Dort, wo im August 1961 Menschen aus den Häusern in den Westen sprangen, in die Sprungtücher der Westberliner Feuerwehr. Jeder, der in Westdeutschland aufgewachsen ist, kennt die Bilder aus dem Geschichtsbuch.

Viele erinnern sich heute, was sie am 9. November 1989 gemacht haben. Ich studierte damals in Hannover. Der 10. November, also der Morgen danach, war dort ein trüber Herbsttag. Natürlich gab es in den Tagen und Wochen vorher immer wieder Berichte über die DDR, über Montagsdemonstrationen, die Prager Botschaft, die Ausreise über Ungarn, etc. Das alles interessierte mich schon, nur eben mit dem Stellenwert wie so viele andere Dinge auch. Einen wirklichen Bezug zur DDR, dem ostdeutschen Staat, hatte ich nämlich nicht. So lief ich am 10. November 1989 vom Hauptgebäude der Uni Hannover durch den kleinen Park zu den Institutsgebäuden am Schneiderberg. Ein Kommilitone kam mir entgegen und wir wechselten ein paar Worte. Er fragte dann: »Haste schon gehört, die Mauer ist offen in Berlin.« Ich hatte es noch nicht gehört und hatte freilich nichts von der Nacht auf der Brücke der Bornhomer Straße mitbekommen. Ok, jetzt war die DDR-Grenze offen. Eine Bedeutung hatte das damals für mich nicht. Nicht im Traum hätte ich mir ausmalen können, dass ich Jahre später ziemlich nah an Bernauer und Bornholmer Straße leben würde. In Berlin. Und noch weniger hätte ich mir ausmalen können, dass ich 25 Jahre später in meiner Wohnung stehe, mit einer Frau aus der Ex-DDR verheiratet sein würde und vom Ende der Veteranenstraße über die historische Mitte bis zu Funkstation Tempelhof schaue – vom alten Osten in den alten Westen. Dorthin, wo die Menschen in die alte BRD ausgeflogen wurden, die Berlin nicht auf dem Landweg verlassen konnten.

Berlin war für mich als westdeutsches Mittelstandskind weit weg, und die DDR, die war noch viel weiter weg. Meine Familie hatte keine Verwandten in der DDR. Daher war dieser zweite deutsche Staat auch für ein meine Eltern außerhalb ihres Fokus. Das war Ausland, weit beschwerlicher zu erreichen als Österreich. Warum sollte man sich dafür interessieren? So war meine Kenntnis als Schulkind über Orte in der DDR und in den deutschen, heute meist polnischen, Ostgebieten schnell besser als die meiner Eltern. Es gab mehrere Lehrer, die selbst aus der DDR und aus den deutschen Ostgebieten kamen. Sie erzählten uns viel über die deutsche Teilung, die DDR, ihre Erfahrungen dort (mit Ausreise, Flucht, etc.) und auch über die deutschen Ostgebiete in Polen. Freilich, immer mit dem Tenor, dort seien ungerechte Menschenunterdrücker am Werk, die Land und Leute drangsalierten, aber wir müssten gerüstet sein, das Land und seine Städte zu kennen, für den Fall, dass mit Amerika-Hilfe die Wiedervereinigung kommt und wir dann unseren deutschen Brüdern die Freiheit bringen – woran diese Lehrer Anfang der 70er Jahre wohl ernsthaft glaubten, dass es eintritt. Ich war ein neugieriges Kind und mich begeisterten diese Erzählungen über den Osten schon. Wie schön alles gewesen sei, dass wir uns an Amerika hängen müssten, damit die Menschen in der DDR – die Verwandten der Lehrer und Mitschüler – endlich nicht mehr eingesperrt wären, uns besuchen könnten, wann sie wollten und zu dem gleichen Wohlstand kämen wie wir. Seit dieser Zeit kenne ich – freilich nur vom Hörensagen – den Unterschied zwischen Thüringen und Sachsen und seitdem weiß ich, wo Schlesien, Pommern und das Wartheland liegt, dass Breslau in Schlesien ist und Königsberg in Ostpreußen. Kurze Zeit später kamen die 68er-Lehrer, die die DDR und die polnische Westgrenze sowieso als manifestiert ansahen und uns mitteilten, wie schlecht und ungerecht die Bundesrepublik mit ihrer RAF-Rasterfahndung sei und dass die Kommunisten im Osten nicht unsympathisch seien und gute, soziale Dinge täten. Nun, mit diesen Lehrern kam ich als angepasstes Schulkind sowieso nicht klar, aber das ist ein anderes Kapitel. Ihre Wirkung war jedoch begrenzt.

Herr Bergner kommt aus der Niederlausitz. Das sagte meine Großmutter einmal über einen Nachbarn. Niederlausitz, das klingt für ein Schulkind schon merkwürdig exotisch, zumindest wenn die Landschaften drumherum Westfalen, Weserbergland, Münsterland, Niedersachsen oder Sauerland heißen. Ich fragte also, wo das genau ist und bekam zunächst die Standard-Antwort: »Im Osten.« Wo denn da, in Polen oder in Russland? Mit ziemlich viel Aufwand fanden wir dann heraus, dass die Niederlausitz ganz im Osten der DDR, rund um Cottbus und Guben liegt. So habe ich es mir damals jedenfalls gemerkt.

Bei meinen Schulfreunden sah das anders aus. Einige hatten Verwandtschaft in der DDR, in Gera, in Leipzig oder in Dresden. Da war es in den 70ern ein Thema, Pakete an die Cousins und Cousinen zu schicken, diese zu besuchen oder zur Beerdigung Verwandter zu fahren – und natürlich nachher zu erzählen, wie viel schlechter und ärmlicher es denen geht, dass man sich aber gefreut habe, sie zu sehen und man jetzt dies und jenes kaufen werde, um Ihnen das zu schicken, weil es das dort nicht gäbe. Von einem Mitschüler bekam ich einmal hochwertige Spulen-Tonbänder geschenkt. Die Familie musste sie bei der Einreise in die DDR zurückschicken, sie waren für die Verwandten bestimmt und durften nicht eingeführt werden. Nun waren sie übrig und ich bekam sie geschenkt, da die Familie selbst kein Tonbandgerät hatte. Es waren wohl die (relativ) teuersten und hochwertigsten Tonbänder, die ich jemals besaß. Gut kann ich mich daran erinnern, dass Dinge, wie Pakete nach drüben zu schicken, zu meiner Grundschulzeit auf den Kindergeburtstagen ein Thema waren. Ich habe den Eindruck, dass dieses in den späten 70ern und 80ern nachließ. Mag sein, dass ich andere Schulfreunde hatte, die eben auch keinen oder nur wenig Bezug zur DDR hatten, es kann aber auch sein, dass in den späten 70ern die deutsche Teilung als gegeben hingenommen wurde und alle sich mehr im Westen etabliert hatten, die nahen Verwandten auch ausgereist oder schon gestorben waren und die Besuche seltener wurden. Ich weiß nicht, ob es wirklich so ist, oder ob es subjektive Wahrnehmung ist. DDR, Osten, Herkunft der Eltern, Verwandte dort, das waren zumindest auch für meine Schulfreunde in den 80ern keine relevanten Themen mehr, und für mich sowieso nicht.

Mein Interesse an der DDR, dem deutschen Osten, etc. war jedenfalls in den 80ern erloschen. Ohnehin wurde die DDR nur als graue, ungerechte Diktatur mit Mangelwirtschaft beschrieben, als ein Ort, wo man besser nicht hinfahren sollte, vielleicht ins Gefängnis kommt, etc. Als Teenager macht man sich dann schon seine Gedanken und kann auch schon einiges bewerten. »Das müssen komische Menschen dort sein, die ihre Mitmenschen einsperren und ihnen nicht erlauben, ihre Verwandten in der Bundesrepublik zu besuchen. Die es nicht mal zulassen, dass man ein unbespielttes Tonband mitnehmen darf. Ehrlich, was will man da?« So dachte ich.

Während einer von der Bundesrepublik finanziell geförderten Schülerreise war ich in West-Berlin und im trostlos-grauen Ost-Berlin. Mit diesem Berlin konnte ich wenig anfangen. Ich war kein Abenteurer. Ich wollte es am Liebsten so, wie zu Hause. Einige aus meinem Gymnasium zog es nach dem Abitur nach West-Berlin. Dorthin, wo man nicht zur Bundeswehr musste, wo alles alternativer, unkomplizierter und weniger bürgerlich war. Das interessierte mich nicht. Ich wäre dort hoffnungslos untergegangen. Zudem wurde mir von meinen Eltern vermittelt, bloß nicht in Berlin zu studieren, da man ja ständig über diese Transit-Strecke fahren müsse und man nie wisse was dort passiert. Was hätte passieren können, vielleicht waren da Menschenfresser hinterm Busch? Da mag auch noch die Erzählung des Vaters einer früheren Mitschülerin bei mir einen Eindruck hinterlassen haben, der nach West-Berlin nur noch per Flugzeug reiste, weil er unter problematischen Umständen die DDR verlassen hatte und das Risiko nicht eingehen wollte, bei einem Transit auf dem Landwege festgenommen zu werden.

Ich habe dann in Hannover studiert. Sie wissen schon, dort wo Deutschland am saubersten spricht, die Leute ordentlich sind, in den Mietshäusern die Menschen ihre Treppe abwechselnd selber putzen, mit Putzplan und Unterschriftenliste zum Abzeichnen und an den nächsten Nachbarn weiterzugeben. Und wehe, Sie haben die Liste einmal vergessen und einfach weggepackt. Hannover, ordentlich, korrekt, unprätentiös, nich auffallender Durchschnitt. Als die Grenze geöffnet wurde, waren auch in Hannover einige meiner Kommilitonen gespannt wie der Flitzebogen, was nun kommen würde und neugierig auf die DDR, auch auf die DDR-Mädchen und -Jungs. Diese Neugier war mir abhanden gekommen. Vielleicht lag es an Hannover, der Stadt mit meinen bittersten Zeiten, mit der ich immer noch keinen richtigen Frieden geschlossen habe.

Ich hatte jedenfalls kein Interesse, mir die DDR anzuschauen. Ich kannte dort keinen und hatte genug mit mir selbst zu tun. Mir reichte diese verstopfte A2-Autobahn, über die ich fahren musste, wenn ich meinen Heimatort besuchte. Komisch aussehende Menschen gedrängt in komischen Autos. Die komplette A2 war benebelt von den blauen Zweitakt-Abgasfahnen. Klar, da könnte man selbst auch mal rüberfahren, ein bisschen genauer schauen, irgendwann einmal.

Als die D-Mark längst eingeführt und die Grenze schon lange offen war, fuhr ich ein paar mal mit dem überfüllten Regionalzug Richtung Sachsen-Anhalt. Morgens hin, abends zurück. Mich triggerte da nichts, ich fand das nicht interessant. Der kleinbürgerliche hannoversche Kosmos, ein Abbild meines Elternhauses, hatte mich gefangen. Die allseitigen Klagen, es gäbe jetzt keine günstgen Gebrauchtwagen mehr, weil die Ostdeutschen alles weg kauften, die Klagen, dass man in Geschäften manches gar nicht mehr bekomme und die Klagen meiner Hildesheimer Auftraggeber, die Kunden und Lieferanten würden jetzt im Osten investieren und eigene Betriebe aufbauen, wodurch man als kleiner Mittelständler ins Gras beiße. Und was das alles koste. Die Ost-Familien wären jetzt mit der D-Mark alle reicher als man selbst, weil beide Partner berufstätig seien, beide Rente bekämen, usw., usw. Ich muss mir zugute halten, diese Weltsichten aus der Hannoverschen Kartoffelgalaxie nie geteilt zu haben. Ein Interesse am neuen deutschen Osten ergab sich dadurch jedoch erst recht nicht.

In diesem Kosmos war ich dann einer der wenigen, die sich dafür aussprachen, die Wiedervereinigung schnell zu vollziehen, wenn die Ostdeutschen das selbst wollten. Nicht aus deutsch-deutschem Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern ich hielt die Russen für unberechenbar und dachte, man müsse sofort Nägel mit Köpfen machen und eine große Bundesrepublik schneidern, bevor diesen Russen noch etwas anderes einfällt. Dass es 25 Jahre – und mancherorts länger – dauern würde, bis Landschaften blühen, das war mir klar und vielen anderen sicher auch.

Erhellend, erschreckend, ermutigend: Den ersten richtigen Ost-Kontakt hatte ich, als ich nach der Vereinigung Facharbeiter mit Berufsbezeichnung Ost zu Facharbeitern der gleichen Branche mit Berufsbezeichnung West umschulte. Von vorher arbeitslos zu nachher arbeitslos. Genauer gesagt habe ich einzelne Kurse im Rahmen dieser Umschulungen in Brandenburg gegeben. Das war erhellend, aber auch erschreckend. Und auch ermutigend.

Erhellend, wie die Situation zwei Jahre nach der Grenzöffnung wirklich aussah. Erhellend über westdeutsche Interessen und die Mechanismen des Kapitalismus. Und erhellend über die ostdeutsche Verhaltensweisen. Erschreckend, wie viel Westprodukte dort in den Regalen lagen. Es sah so aus, als ob dieser untergegangene Staat keine Waren- und Marken-Vergangenheit hatte. Stellen Sie sich vor, Sie tauschen jetzt Ihre Euro-Scheine gegen eine andere Währung und sämtliche Waren und Dienstleistungen werden in relativ kurzer Zeit durch andere, manchmal nur vermeintlich, oft aber tatsächlich bessere, in der Regel aber buntere, ausgetauscht. Das Ganze natürlich im alten, nicht so schnell änderbaren Ambiente der bröckelnden Fassade und mit den alten Akteuren. Erschreckend, diese Kombination aus tradierten Ost-Verhaltensweisen, einer Orientierungslosigkeit, Frühkapitalistischen Gegebenheiten und bunter Markenwelt. Zum Besserwessi taugte ich damals nicht. Dazu bin ich zu zurückhaltend. Es mag sein, dass dieses die Ursache war, warum ich bei meinen Einsätzen in der brandenburgischen Provinz immer sehr herzlich und freundlich empfangen wurde. Das war ermutigend für mich. Ermutigend, mich mit der DDR zu befassen. Mir die Gegend anzuschauen, was dort so möglich ist. Und mitzuerleben, was sich dort entwickelt. Kontakte zu netten Menschen zu knüpfen und vielleicht dort einmal dauerhaft zu arbeiten.

Kurze Zeit später hatte ich mein Studium beendet und zog nach Hamburg. Hamburg, dieses Tor zur Welt mit Elbe und Alster, großen Schiffen, den mir mental nicht fremden Menschen, ein Ort, an dem vieles etwas gediegener und ästhetischer ist als im Rest der Republik, egal ob in Ost oder in West. Diese Stadt rockte für mich und Norddeutschland sowieso. Ich fand schnell Anschluss und eine nette Hausgemeinschaft. In dieser Stadt, dachte ich, bleibe ich den Rest des Lebens. Nur, es gab dort ein anderes Problem. Zufällig verschlug es mich nach Berlin, die Ereignisse überschlugen sich im Positiven und ich blieb hier.

Ein paar Jahre nach dem Mauerfall gab es hier in Berlin im Osten noch den Osten und im Westen noch den Westen und die Mitte war eine Kombination von Aufbruch und Gammel. Vieles gab es hier zu entdecken und mit meiner damaligen Freundin entdeckte ich, ziemlich viel und immer mehr. Schön, wie sich hier alles entwickelte. Und ich mittendrin, glücklich. Ich machte einen Quantensprung, und Berlin machte auch einen Quantensprung, hin zum Internationalen. Und dann noch einen, hin zur Ästhetik. Leider ist letzteres oft mit Gentrifizierung verbunden. Erst und moderat fand ich sie gut. Alles wurde so schön, nobel, und edel, mit internationalem Flair. Inzwischen kommen mir ernsthafte Zweifel.

Freilich, es gibt sie noch, die Ost-Stadtteile, die man eindeutig als Osten wahrnimmt und die West-Stadtteile, die man als Westen wahrnimmt. Die Metropole hat jedoch längst andere Kategorien: Berliner, Schwaben, deutschsprachig, englischsprachig, international, mit Migrationshintergrund oder ohne.

In 25 Jahren, am 9. November 2039. Wer weiß, wo wir dann leben? Wenn alles so gut wird, wie es wurde, dann ist es gut.

Gesellschaft

Rasterpunkte holen

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Rasterpunkte holen, …und noch ein WLAN-Kabel mitbringen.

Gerade sagte hier jemand das Wort WLAN-Kabel, und wir lachen alle herzlich. Früher™, als es noch kein WLAN gab und ich noch in Hannover und Hildesheim unterwegs war, schickte man die Lehrlinge und Schüler-Praktikanten los, um beim örtlichen Händler für grafischen Bedarf Letraset-Anreibebuchstaben zu kaufen und gab ihnen in den ersten Arbeitstagen mit auf den Weg, außerdem noch einzelne Rasterpunkte mitzubringen. Zurück kamen sie dann zuweilen mit einer schön zurechtgemachten Tüte mit Papier-Konfetti aus dem Bürolocher darin. Ein Mitarbeiter des Grafikbedarfladens hatte das Spiel mitgespielt und noch eins draufgesetzt.

Freilich wurde der Lehrling erneut losgeschickt, eine andere Größe zu holen. Eine Kollegin – sie arbeitet in der Druckvorstufe einer mittelständischen Druckerei – erzählt, das gebe es noch heute. Da würden die Drucker-Azubis – pardon, heute heißen sie Medientechnologen – aus dem Drucksaal in die Vorstufe geschickt, um einmal Rasterpunkte zu holen. Und natürlich bekommen sie auch dort Papier-Konfetti aus dem Locher. Der Rest ist auch der gleiche wie früher: falsche Größe, erneutes Losschicken, um sie in der richtigen Größe zu besorgen, jetzt in die Buchbinderei.

Azubi-Verarsche. Wir lachen gerade darüber. Rasterpunkte kaufen, ein WLAN-Kabel kaufen, den unterbelichteten Schülerpraktikanten zum Einkaufen schicken und ihm auftragen, er solle nach Haumichblau fragen, das gäbe es nicht im Regal, er müsse danach fragen. Lustig oder auch nicht lustig, dieses Verarschen Unwissender, die es später, wenn sie selbst zum Kreis der Wissenden dazugehören, an die nächste Generation weitergeben. Gerade haben wir uns ziemlich darüber amüsiert. Lustig ist es trotzdem nur mit Abstand oder wenn man darüber redet, ohne konkrete Personen im Sinn zu haben.

Späßken – wie man im Westfälischen sagt –, die früher vielleicht ganz gut in die Arbeitswelt passten. Damals™, als alles noch in ruhigeren, weniger effizienten, oft autoritäreren Bahnen und mit größerer sozialer Kontrolle verlief. Damals™ mögen diese Späßken gepasst haben, als die Arbeit noch körperlich anstrengender war, die Mitarbeiterzahl größer und die Arbeitsdichte deutlich geringer, so dass ein Lehrling Stunden damit verbringen konnte, Rasterpunkte zu besorgen. Heute passt es nicht mehr, so meine Schlussfolgerung, nachdem ich etwas länger über dieses Rasterpunkte kaufen nachgedacht habe. Es passt nicht mehr dazu, wie wir uns heute den Umgang miteinander idealer Weise vorstellen. Nicht einmal als Konter auf pubertäres Verhalten.

Heute haben wir die hochverdichtete Arbeitswelt mit zunehmender Individualisierung, basierend auf Marktgesetzen, Konkurrenz – mit deutlich weniger kollegialen Korrektiven, was Charakter und insbesondere problematische Verhaltensweisen anbelangt. Und heute haben wir Erkenntnisse über Traumatisierungen, das Entstehen von Mobbing und die Überzeugung, dass es gut ist, Dinge demokratisch zu gestalten – auch wenn diese Überzeugung noch nicht im Handeln umgesetzt ist, so ist sie doch zumindest im Wissen vorhanden. Bestimmte Dinge passen da nicht mehr. Zum Beispiel, Kriege zu führen. Oder Azubi-Verarsche im größeren Stil. Auch, wenn es im Nachhinein alle Beteiligten lustig finden. Nennen Sie mich einen Spielverderber, wo ich mich doch vorhin selbst noch köstlich über über die Schilderung des Azubi mit der Dose, »in der die Rasterpunkte aufgelöst sind«, amüsiert habe und mir jetzt der Spaß wegbleibt. Da bin ich gerne Spielverderber. Manche Spiele waren noch nie gut.

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Die falschen Rasterpunkte werden durch die wahren Rasterpunkte abgebildet.

Helligkeiten bzw. Graustufen werden erzeugt, indem viele kleine Punkte unterschiedlicher Größe nebeneinander platziert werden. Das sind sie, die wahren Rasterpunkte. Jedes gedruckte Bild enthält sie, Millionen, Milliarden. Man kann sie weder weder anfassen noch kaufen.

In jeder Branche scheint es abstrakte Fachbegriffe zu geben, die einem unbedarften Anfänger suggerieren, man könnte sie anfassen, einkaufen, holen, etc. und die seit vielen Jahrzehnten Gegenstand dieser Lehrlings-Verarsche sind.

Ich durfte sie übrigens nicht kaufen und auch nichts anderes besorgen, was es denn gar nicht gibt. Ich kam erst mit den frühen Macs in die Druckerei- und Druckvorstufenwelt. Ich brachte die sogar mit – und erlebte ganz nebenbei das fleißige Rasterpunktholen.     

Gesellschaft

Nimm zwei. Machen Sie sich autark!

Es gibt Dinge, die sind klar wie Kloßbrühe und müssen trotzdem immer wieder gesagt werden. Dazu gehört die Regel, sich niemals von einem Dienstleister abhängig zu machen.

Seit gestern Abend funktioniert das Internet bei uns nur temporär und unzuverlässig. Mal geht es, mal wieder nicht. Offensichtlich gibt es Probleme mit der DSL Verbindung, die nicht an unserem Router liegen, sondern ihre Ursache in der Vermittlungsstelle haben. Ohne Internet ist es unkommod und ich benutze ich gerade mein iPhone als persönlichen Hotspot. Glücklicherweise gibt es hier LTE-Geschwindigkeit und so kann ich ziemlich flott Emails schreiben, etwas twittern und im Netz lesen. Die Ressource DSL-Internet wird damit zumindest nicht zum bestimmenden Element und sorgt nicht für einen Knock Out aus dem www und der digitalen Welt. Nun, den technischen Fehler wird Magenta-Grau morgen wohl behoben haben. Fürs erste, denn irgendwie häufen sich kleine Aussetzer in letzter Zeit. Gut, wenn man da mehr oder weniger autark ist und noch einen zweiten Internetzugang hat, wenn es auch nur ein LTE-Stick oder ein Smartphone ist.

Das Thema lässt sich auf viele andere Bereiche erweitern. Technische Fehler sind insofern harmlos, als dass sie schnell vom jeweiligen Dienstleister korrigiert werden und der zumindest ein Interesse daran hat, dass die Dinge wieder funktionieren (selbst, wenn es manchmal nicht sofort zielführend ist). Schlimmer ist es, wenn die Kommunikation und Chemie aus irgendwelchen Gründen nicht meht stimmt, man sich z.B. um eine Rechnung streitet, Lastschriften geplatzt sind, etc. Schnell kann der Dienstleister seine Leistungen sperren, und zwar alle, die man bei ihm gebucht bzw. abonniert hat — berechtigt oder unberechtigt ist gar keine Frage, denn den Schaden hat man erst einmal selbst. Das gleiche kann übrigens auch passiern, wenn der Dienstleister sich plötzlich insolvent aus dem Wirtschaftleben verabschiedet.

Nimm zwei. Machen Sie sich nicht von einem Dienstleister abhängig.

  • Zwei Girokonten bei verschiedenen Banken — das gilt auch für Finanzanlagen.
  • Zwei Internetzugänge
  • Zwei Webhoster (wer wirklich drauf angewiesen ist)
  • Keine all-in-one-Lösungen bei einem Dienstleister
  • Versicherungen nicht alle bei einer Gesellschaft (vor allem nicht, wenn ggf. die Situation entstehen kann, selbst Ansprüche einklagen zu müssen. Blöd, wenn dann die Rechtsschutz-Versicherung bei der gleichen Gesellschaft ist, die man verklagen möchte).
  • Zwei …

Beliebig lässt sich diese Liste auf alle möglichen Lebensbereiche erweitern. Alle großen Unternehmen haben das längst erkannt und für wichtige Komponenten mehrere Zulieferer. »Alles bei einem« bedeutet oft, dass dieser eine eben schnell den Hahn zudrehen kann. Und dann geht plötzlich nicht nur das Handy nicht mehr, sondern Festnetz, Internet und Webhosting ebenso nicht mehr.

Nimm zwei. Machen Sie sich autark!

 

Gesellschaft

Blogger Relations Kodex

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Unabhängig – überparteilich – konfessionell nicht gebunden

So stand es als Untertitel auf den Lokalzeitungen in meiner Kindheit. Was unabhängig an sich bedeutet, wusste ich als Schulkind bereits, was eine Partei ist ebenso und auch, das konfessionell die Bedeutung von evangelisch oder katholisch hat. Nur, was hatte das mit einer Tageszeitung zu tun, da standen doch Nachrichten drin, Todesanzeigen, die meiner Großmutter las und eigentlich ziemlich wenig über Parteien. Was bedeutete also unabhängig, überparteilich und konfessionell nicht gebunden?

Einer der Erwachsenen hat es mir damals erklärt. Die Journalisten, die in der Zeitung schreiben, bekämen kein Geld dafür, dass sie ganz bestimmte Sachen schreiben oder sogar für Geld bewusst falsche Informationen schreiben würden. Sie wären unabhängig in dem, was sie schreiben. Mit überparteilich und konfessionell nicht gebunden habe es auf sich, dass Zeitungen früher oft das Sprachrohr von Parteien gewesen sein und deren Meinung als die einzig richtige verkündet hätten; außerdem gebe es Zeitungen, die der Meinung der Kirche besonders nach ständen und bestimmte Informationen so veröffentlichten, dass sie zur Meinung der evangelischen oder katholischen Kirche passten, z.B., auch indem einfach Informationen weggelassen würden. Eine Zeitung mit dem eingangs genannten Anspruch wäre jedoch von allem unabhängig. Mein kindlicher Wissensdurst war befriedigt. Vor allem die Aussage, dass man in einer Zeitung gar nicht lügen, also gezielt Falschinformationen verbreiten muss, sondern dass es reicht, durch einfaches Weglassen oder Übertreiben von Einzelheiten eine bestimmte Meinung bei den Lesern zu erzeugen, dass beeindruckte mich nachhaltig.

Die Geschichte der nächsten 40 Jahre kennen Sie: Boom der Tageszeitungen, das nicht ernst genommene Internet, Blogs, SocialMedia, MobileComputing, etc. Das Ergebnis ist meine Maxime: »Nie war Publishing so einfach wie heute«.

Blogs und Blogger hielt man lange für eine Spezies computerverliebter Menschen, die »irgendetwas ins Internet« schreiben und hat sie als Publisher von Inhalten, die zum Teil recht hohe Reichweiten haben, lange ignoriert. Erst in Zeiten, als der Abstieg der Printmedien unübersehbar ist und als Internetseiten nicht mehr mit gemerkter URL aufgerufen werden, sondern gut und gerne einfach per Suchphrasen via Google, das praktischerweise gleich mit dem URL-Eingabezeile verknüpft ist, erst dann entstand der Hype um Facebook-Likes sowie um Blogs und Blogger. Diese Schnellboote des Publishing, als one-man-show keinem Verleger oder Redakteur verantwortlich, dazu bei Google gut präsent, könnte man sie nicht bewegen, in ihren Texten etwas gezielte PR und Storytelling rund um Marken und Produkte zu machen. Man kann, und viele dieser one-man-shows sind wohl ganz glücklich, dass ab und zu mal ein zu testendes Produkt oder ein paar andere Benefits abfallen.

Das läuft dann so ab, dass ein Gartengerätehersteller plötzlich Blogger mit Gartenblogs im Fokus hat und diejenigen, die einigermaßen gut schreiben und etwas fotografieren können, erhalten den neuen Edelstahlspaten zum Test. Dazu vielleicht noch ein zweites Gartengerät und ein paar Tüten Blumensamen im Welcome-Paket. Den Spaten testet der Blogger, schreibt darüber einen Testbericht inklusive etwas Storytelling und einigen Fotos. Freilich, den Spaten darf er behalten, das Welcome-Paket auch, oder wenn es sich um Tests handelt, wo Produkte im Mittelpunkt stehen, die nicht einfach so verschenkt werden können, gibts vielleicht einen Fuffi oder einen Gutschein. Schon deswegen, weil es ja etwas geschenkt gibt, wird der Blogger zumindest das Produkt nicht komplett negativ darstellen. In den allermeisten Fällen geht diese Rechnung auf. Alle sind happy und es zieht sich durch die Blogs, was für’n tolles Gartengerät dieser Edelstahlspaten doch ist, gleich hinter der Japansäge.

Was ich hier anhand des Gartengerätes erklärt habe, ist im Bereich der Fashionblogs relativ verbreitet und auch das Multicity-Carsharing, über das ich gestern schrieb und das sich inzwischen durch viele Blogs zieht, war so eine Aktion. Freilich, der Blogger bekommt keine Vorgaben, was und wie lang er schreiben soll. Trotzdem ist es natürlich ein schmaler Grat zwischen dem Gefühl, verpflichtet zu sein und dem Wunsch, die Unabhängigkeit zu wahren.

Schnell kann es ganz unbewusst in die Richtung kippen, dass positive Wahrheiten in Verbindung mit dem getesteten Produkt überbetont und negative einfach weggelassen werden. Es würde einen als Hersteller dieses Spatens doch selbst ärgern, wenn der Blogger das Produkt bekommt und sich dann übermäßig negativ dazu äußert – die Sache mit dem geschenkten Gaul und seiner Zahngesundheit. Andererseits mögen es viele Leser ganz und gar nicht, wenn Produkte vorgestellt werden und dieses auf einer Kooperation des Bloggers mit der Marke bzw. dem Produktherstellers beruht. Manchem riecht das zu sehr nach fehlender Unabhängigkeit, wenn klar ist, dass es eine Gegenleistung für den Beitrag gab. Schnell ist der Generalverdacht da, Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit leiden. Ein schmaler Grat, der Fingerspitzengefühl erfordert.

Möchten meine Leser noch meine ernsthaften Ausführungen zu den provinziellen Kleinstädten mit ihrer Mittelmäßigkeit lesen, wenn ich im nächsten Beitrag etwas zu Multicity-Carsharing schreibe, das Ihnen bestimmt nicht das erste Mal in einem Blog begegnet ist und sie mitbekommen haben, dass ich für diesen Text die Registrierung und dreieinhalb Stunden Fahrzeit bekommen habe? Das ist es nicht wert, die Leser meiner Themen zu verlieren. Schwierig, Spagat, bisher schaffe ich ihn.

Auf der anderen Seite nehme ich natürlich gerne Angebote mit, die ich vielleicht selbst so nicht in Anspruch nehmen würde, die jedoch mein Wissen und meinen Horizont erweitern, über die ich vielleicht ohnehin, wenn auch mit anderem Fokus, bald schreiben würde und bei denen ich das Gefühl habe, es lohnt sich generell, sich einmal damit zu befassen.

Und was hat das alles mit dem Blogger Relations Kodex zu tun?

Pony und Blond, eine Agentur in Hamburg, die Kooperationen zwischen Bloggern und Marken bzw. Unternehmen zu ihrem Thema gemacht hat, haben den Blogger Relations Kodex geschaffen. Es geht um die Unabhängigkeit der Blogger, aber auch um generelles Interesse an Kooperationen. Lesen Sie dort. Eigentlich selbstverständliche Dinge, nur in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht.

Dieses auf den Punkt bringen, Visualisieren und Manifestieren in Form eines Badges, den man auf den Seiten des eigenen Blogs platzieren kann, das finde ich eine gute Idee. Erstens hat es für die Leser bzw. Blogbesucher den Vorteil, schnell zu erkennen, dass in diesem Blog auch ab und zu Beiträge erscheinen, denen eine Kooperation mit Marken und Unternehmen zugrunde liegt. Zweitens ist es natürlich ein Signal nach außen, dass grundsätzlich eine Bereitschaft besteht, auch über Dinge zu schreiben, über die man sonst möglicherweise nicht oder in ganz anderem Zusammenhang schreiben würde, die jedoch interessant und beachtenswert sind. Und drittens kann man mit diesem Kodex ganz gut die unbedarften Anfragen kontern, die allen ernstes meinen, man würde für eine geringe Gegenleistung ihre Pressetexte im Blog veröffentlichen.

Schauen wir mal…

wie sich das so entwickelt mit dem Blogger Relations Kodex und ob er eine größere Relevanz in der Bloggeria erreicht. Die Idee ist jedenfalls gut.

Gesellschaft

Hauptstadt-Stromern

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»Share Economy« ist ein Wort, das in meiner Kladde steht. Damit möchte ich mich demnächst etwas mehr beschäftigen. Carsharing gehört sicher dazu, wobei die Idee, sich mit mehreren Menschen – die man persönlich kennt oder auch nicht – ein Auto zu teilen, längst nicht neu ist. Sie ist weit älter als der Gedanke der Share Economy. Immer mal wieder habe ich über Carsharing nachgedacht und immer wieder hatten die realen Möglichkeiten zumindest gefühlte Nachteile. Meist brauche ich ein Auto für mehrere Tage oder mindestens für einen ganzen Tag. Für Ausflüge, Urlaub, etc. Das ist gerade so eine Verwendungsart, wo Carsharing und Mietautos oft ziemlich teuer werden. Aus dem Grund besitze ich seit 18 Jahren mein immerhin jetzt 25 Jahre altes Automobil, eine Limousine mit dem Stern.

Vom Blogger Netzwerk blogabout.it bekam ich vor kurzem die Anfrage, ob ich nicht Multicity-Carsharing, das Carsharing von Citroen, das nur Elektroautos verwendet und das es nur in Berlin gibt, testen möchte. Obwohl ich sonst kein Autofreak bin, kommt das Angebot gerade passend. Miz Kitty kann dann nämlich mein Auto nehmen, wenn sie in den Garten nach Pankow fährt und ich bin nicht auf U-Bahn oder Taxi angewiesen, wenn es jetzt kälter wird und das Fahrrad unbequem wird. Mit dem Multicity-Car kann ich dann schnell nach Charlottenburg fahren, ohne dass wir uns um das Auto »kloppen« müssen. Multicity als Mobilitätskomfort für Zwei-Personen-Haushalte, die ein Auto haben, aber wo beide manchmal gleichzeitig ein Auto brauchen. So die Idee, Multicity einmal näher anzuschauen. Dafür ist Multicity sicher gut geeignet.

Elektroautos

Multicity-Carsharing gibt es bisher nur in Berlin und alle Autos sind reine Elektroautos vom Typ Citroen C-Zero, den man auch für 29.393 € kaufen kann, 100% elektrisch, wie Citroen auf der Internetseite zu diesem Auto schreibt.

Mit Elektroautos bin das erste Mal im Studium in Berührung gekommen. Damals wie heute war der geringe Aktionsradius das Thema schlechthin. Allerdings gab es schon damals Konzepte, diese geräuschlose und zweifelsfrei umweltfreundlichere Variante des Individualverkehrs massentauglich zu machen. Soweit ich mich erinnere, sollte mit austauschbaren Akku-Paketen erfolgen, die alle 50 km an einer Akkustation, sprich Tankstelle, ausgetauscht werden konnten, so ähnlich, wie früher die Pferde der Postkutschen gewechselt wurden. Nun, heute setzt man auf »Strom-Tanksäulen«, warum auch immer? Vor drei Jahren wurde direkt vor dem Haus, in dem wir wohnen, so eine eine Strom-Tanksäule errichtet. Mmh, dachte ich zuerst, wieder zwei Parkplätze weg. Vor allem, weil dort in der ersten Zeit nie ein Elektroauto »betankt« wurde. Das hat sich inzwischen geändert. Heute stehen hier regelmäßig Elektroautos, oft auch die weiß-violetten Multicity-Cars. Gut für mich, denn ich habe dann direkt eins vorm Haus stehen.

Alle Fotos sind übrigens (bis auf die roten Flinkster-Cars) direkt bei mir vorm Haus fotografiert. Die Flinkster Cars gehören in etwa zu Multicity dazu, denn Multicity-Kunden können auch Flinkster Autos mieten und umgekehrt. Die beiden Carsharing-Anbieter kooperieren miteinander. Auch das Multicity-Büro ist gleichzeitig das Flinkster-Büro an der Schönhauser Allee 173.

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Free Floating

Während Flinkster, der Carsharing-Anbieter der Deutschen Bahn – ebenso wie StattAuto schon vor ewigen Zeiten – das Modell des stationären Carsharing verfolgt, bei dem die Fahrzeuge an festen, bekannten Standorten geparkt sind, werden die Multicity-Autos einfach auf Parkplätzen an der Straße abgestellt. Man kann sie am Fahrtziel einfach auf dem nächstbesten öffentlichen Parkplatz abstellen. Ein Parkschein ist für Multicity-Autos nicht erforderlich.

Car2go und DriveNow, die Alternativen zu Multicity, die es auch in anderen Städten gibt, funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Dieses bezeichnet man auch als »free-floating-carsharing« innerhalb eines Geschäftsgebietes. Da es bekanntlich viele Straßen in Berlin gibt, funktioniert das Modell erst richtig gut mit Smartphones und Internet. Über die Multicity-App, die es selbstverständlich für iOS und Android gibt, ist ein Auto schnell gefunden. Dessen Ladestand wird angezeigt und man kann es für 15 Minuten reservieren, damit es einem keiner vor der Nase wegschnappen kann, während man gerade auf dem Weg zu zu diesem Auto ist. Mit einer Code-Karte, die wie ein Schlüssel funktioniert, kann man das Auto dann öffnen und losfahren.

Anmeldung und Registrierung

Die Anmeldung bei Multicity ist einfach. Ich habe sie am Freitag Nachmittag schnell zwischen zwei Terminen erledigt. Daten im Internet auf der Multicity-Seite eingeben, dazu meinen Gutscheicode für die kostenlose Registrierung und die Freiminuten, ausdrucken, unterschreiben und ab zu einem Multicity-Partner. Führerschein und Ausweis werden dort geprüft und man bekommt die Multicity-Karte, mit der sich die Autos öffnen lassen. Ich war im Multicity-Flinkster-Büro an der Schönhauser Allee und der Vorgang war in ein paar Minuten erledigt. Zusätzlich bekam ich noch einmal 30 Freiminuten. Regulär kostet die Registrierung 9,90 Euro inklusive 30 Minuten Guthaben. Es rechnet sich also auch für Berlin-Besucher. Für 9,90 Euro registrieren und mit dem Multicity zum Bahnhof gondeln, das mag wohl halb so teuer sein wie ein Taxi, womit die Karte amortisiert ist.

Praxistest

Vorgestern morgen haben wir ein Multicity-Elektroauto das erste Mal getestet. Am Sonntagmorgen waren wir zum Frühstück am Helmholtzplatz verabredet. Ein Auto war schnell per App gefunden. Es stand nicht an der Stromsäule vor unserer Haustür, sondern ca. 200 Meter weiter, allerdings miserabel eingeparkt, wofür der Vor-Benutzer sicher gar nichts kann, sondern die vor und hinter dem Auto parkenden, wie es oft so ist, wenn längs der Straße alle mit wenig Abstand zum Vordermann hintereinander stehen. Etwa so, wie in meinem Foto, wobei das Auto dort nach hinten Platz hat.

Da ich in unserem Haushalt weder einen LKW-Führerschein habe, noch das »native Ein- und Ausparkwunder« bin, – alles das trifft jedoch auf Miz Kitty zu – hatte ich leichte Probleme, das Elektromobil auszuparken. WTF, diese Autos, wo ich weder Anfang noch Ende sehe, auch wenn sie anderthalb Meter kürzer sind als meine alte Sindelfinger Limousine.

Zudem war mir anfangs nicht richtig präsent, dass Elektroautos kein Motorgeräusch haben. Ich habe das Auto ein paar mal gestartet und dachte erst einmal, es funktioniert nicht. Außerdem war ich extrem vorsichtig, da die Automatikautos aus meiner Führerscheinzeit immer mit der Bremse festgehalten werden mussten. Nun, das Auto war wirklich blöd eingeparkt, und bevor aus dem Gekurve ein Slapstick à la Heinz Erhardt wurde, hat Miz Kitty es schnell übernommen, auszuparken (was zwar verboten ist, da es auf mich registriert ist, aber bevor wir nun gar nicht loskommen…).

Nach ein paar hundert Metern hatte ich mich gut daran gewöhnt, dass das der Citroen C-Zero wie ein Autoscooter fährt. Einfach nur Gas geben und bremsen, That’s it. Eher wenig »Kraftfahrzeug«, dafür viel »Autoscooter«, und das ausgesprochen bequem. Positiv überrascht bin ich von dem Mobil, was wahrscheinlich weniger an Citroen liegt, als am scooterartigen Dahingleiten. Freilich, zwei Kameras zum Ein- und Ausparken würden mich richtig glücklich machen. Die Technik gibt es ja schon lange, und für so ein Mietauto, das man nicht jeden Tag fährt, wäre es doch nicht schlecht.

Gute Hotline

Etwas aufregend war der erste Praxistest schon. Als wir am Ziel einen Parkplatz gefunden hatten, war die Multicity-Karte plötzlich weg. Wahrscheinlich ist sie mir beim Aussteigen während der Auspark-Huddelei aus der Tasche gefallen. Also: Hotline anrufen und die Karte sperren lassen. Das klappt am Sonntag morgen tatsächlich gut bei Multicity. Nach einer Abfrage (»Wenn Sie … möchten, wählen Sie die Ziffer …«) meldete sich schnell eine freundliche Dame, die meine Karte sperrte und per Fernsteuerung das Auto aus-checkte und zusperrte. Schön, dass das so unkompliziert funktioniert – und hoffen wir, dass es so bleibt, wenn Multicity mehr Kunden hat. Genauso unproblematisch habe ich heute im Multicity-Büro an der Schönhauser Allee eine neue Karte bekommen.

Darüber, wie man ein Auto findet, öffnet, am Zielort parkt, verschließt und ggf. an der Stromsäule lädt, schreibe ich jetzt nichts. Das alles findet sich auf den Internetseiten von Multicity-Carsharing – und es ist nicht so wesentlich anders als bei anderen Carsharing-Anbietern. Versuch macht klug. Die 9,90 Euro haben sich schnell mit der ersten Fahrt amortisiert.

Für wen?

  • Freilich für alle, die gern Auto und Autoscooter fahren, allerdings nicht die röhrende Maschine um sich haben müssen,
  • für Menschen, die auch kurze Strecken innerhalb Berlins lieber selbst fahren und weder verranzte Berliner Taxis noch typisches U8-Publikum mögen,
  • als Ergänzung für alle Haushalte, die ein Auto haben und manchmal bequemlichkeitshalber zeitgleich ein zweites brauchen,
  • für alle, für die »share economy« und Nachhaltigkeit ein Thema ist,
  • für Berlin-Besucher, die für 39 Euro einen Tag in der Hauptstadt rumgondeln möchten und dafür nicht Bus, Bahn, oder geführte Touren in Anspruch nehmen möchten.

Für wen eher nicht?

  • Für alle, die ein Ziel außerhalb des (doch recht kleinen) Geschäftsgebietes haben,
  • für alle, die sich lieber chauffieren lassen und denen Autosuchen, Hinlaufen, das auf vorhandene Schäden betrachten, Stadtverkehr, und Parkplatzsuche am Ziel zu mühselig ist,
  • für große Jungs und gestandene Männer, die nicht im violetten »Mädchen-Auto« herumfahren möchten.

Im folgenden noch ein paar Besonderheiten zum Multicity-Carsharing:

Tarif und Preis

Lohnt es sich oder lohnt es sich nicht? Der Mietpreis mit 28 Cent pro Minute ist sicher ganz akzeptabel, für manche kurze Strecken jedoch nicht ohne, vor allem, wen man am Ziel noch einen Parkplatz suchen muss. Letztens bin ich in der Feierabendzeit vom meiner Wohnung am Zionskirchplatz nach Tempelhof gefahren und hatte – in Berlin die Ausnahme – einen guten Taxi-Chauffeur. Wir waren, mehr oder weniger im Stau, ca. 40 Minuten unterwegs und ich habe ungefähr 19 Euro bezahlt. Mit Multicity wäre ich wahrscheinlich genauso lange unterwegs gewesen und hätte 11,60 bezahlt, plus ein paar Minuten für Parkplatzsuche in der engen Tempelhofer Straße. Vermutlich sind das 5 bis 6 Euro Ersparnis, nicht so sehr viel. Die minutengenaue Abrechnung hat leider einen Nachteil, der nichts mit Multicity zu tun hat, sondern alle Carsharing-Anbieter betrifft, die minutengenau abrechnen. Da jede Minute zählt, fahren die Fahrer damit hier in Mitte ziemlich rüpelhaft, so wirklich gar nicht nach §1 der Straßenverkehrsordnung. Die Fahrzeuge werden dann manchmal saumäßig eingeparkt, bzw. hingestellt. Immerhin, vier Minuten sind ein knapper Euro. Da fährt man doch lieber agressiv, als dass man noch jemand vorbei lässt. Insbesondere Fahrzeuge von DriveNow fallen diesbezüglich negativ auf. Ein generelles Problem, das gelöst werden muss.

Interessanter als den Minutentarif finde ich, dass die Miete eines Multicity-Cars mit 39 Euro pro Tag gedeckelt ist. Mit einem voll geladenen Multicity kann man also gute 100 km – die Reichweite, die das Elektroauto hat, wenn der Akku nachher noch 10% Restladung haben soll – fahren, ohne zusätzliche Energiekosten. Muss man drei oder vier mal hin und herfahren, kann das durchaus die Alternative zum Taxi sein. Ein Guthaben von 10 Minuten bekommt man, wenn man ein Auto mit weniger als 50% Akkuladung an eine Strom-Tanksäule anschließt. Absolute Pfennigpfuchser können gezielt diese Halbentladenen zum Tanken fahren und sich damit scheibchenweise Hauptstadtmobilität sichern. Den Ladestatus erkennt man in der Multicity-App, die den Standort des Autos anzeigt. Das ist durchaus wichtig, weil man ja planen muss und schätzen, ob ggf. die Fahrt von Mitte bis Zehlendorf und zurück mit einem ziemlich entladenen Akku noch möglich ist oder ob man ein paar Schritte weiter läuft und ein Auto mit besser aufgeladenem Akku nimmt.

Geschäftsgebiet

Darunter wird das Stadtgebiet verstanden, aus dem man zwar herausfahren kann, aber in dem man das Auto unbedingt wieder abstellen muss. Vermutlich, weil nur hier Strom-Tanksäulen sind und die Autos im Innenstadtbereich bleiben sollen, damit das Serviceteam sie notfalls schnell an die Ladesäulen fahren kann. Außerdem, damit Autos nicht im Außenbereich herumstehen, wo keine oder nur ganz wenig potentielle Nutzer sind. Zum Geschäftsgebiet kann ich einfach nur sagen. Klein, zu klein. Zumindest was den Berliner Norden angeht. Zum Kaufland nach Pankow komme ich sicher mit einem Multicity, kann es dort zwar parken, aber nicht aus-checken. Die Zeit läuft also weiter, 28 Cent pro Minute, bis 39 Euro voll sind. Nach Reinickendorf, wo ich oft Halbtagstermine habe, muss ich weiterhin die U8 mit ihrem gewöhnungsbedürftigem Publikum benutzen. Schade.

Betatests und Betatester

Eines ist mir noch einmal bewusst geworden, als ich den Autoscooter getestet habe, und das hat nichts mit Multicity direkt zu tun, sondern trifft auf alle Carsharing-Anbieter zu. Da ist vieles in Betatest-Phase, konzeptionell und technisch. Das ist auch in Ordnung so, da teste ich gerne mit.


 

Sterne

dreikommafünf von fünf 


 

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