Wie immer war das Dresdner Elbeschwimmen auch in diesem Jahr wieder ein schöner Spaß. Langsam in der Elbströmung vom Blauen Wunder bis zum Fährgarten Johannstadt gleiten und dabei die Elbhänge mit ihren Schlössern vorbeiziehen lassen, es ist ein Vergnügen. Nächstes Jahr ist das 20. Elbeschwimmen. Wir sind wieder dabei.
Wer etwas mehr über das Elbeschwimmen wissen möchte: Hier, ich habe darüber schon ausführlich gebloggt.
Der Tag im Bild
Silent Social Media
Der Hochformat-Kurzfilm in der Sonntagnacht.
Hier.
Bibliothek
Menschen, die mit Büchern zu tun haben, sei es nun, weil sie regelrechte Bücherwürmer sind oder – wie ich – aus anderen Gründen damit zu tun haben, eben weil sie Bücher gestalten, verlegen, produzieren oder restaurieren oder einfach ein Faible für die Schwarzkunst vergangener Zeiten haben, werden von diesem Bild regelrecht getriggert. Eine schöne alte Bibliothek, mit reihenweise aufgestellten Regalmetern an Büchern, Gängen, bogenförmigen Durchgängen und einem großen Lesepult. Freilich, so eine Location trifft man immer mal wieder, aber doch recht selten.
Für die Rückfahrt vom Riesengebirge – aus der Zeitschleife – wollten wir eine andere Strecke nehmen als für den Hinweg, in Görlitz Station machen und dort einen Kaffee trinken. Görlitz und Zgorzelec kenne ich einigermaßen gut. Schon einige Male habe ich hier einen Kurzurlaub verbracht, bin zweimal hier den Halbmarathon gelaufen und vor 3 Jahren haben Miz Kitty und ich unser erstes polnisches Schlösserhopping hier gestartet. Die Neugier und das Sightseeingbedürfnis hielt sich also, was Görlitz anbetraf, sehr in Grenzen. Wir hatten eher das Bedürfnis nach Kaffee und Kuchen in schöner Atmosphäre, am Untermarkt rund um die Börse oder in der Neißstraße.
Die Görlitzer Innenstadt war wieder so, wie ich sie seit Jahren kenne. Ein schön restauriertes Ensemble aus barocker Zeit, mit mit einer Hand voll Touristen und Rentnern darin. Der Bär steppt woanders. Die Neißstraße ist zur Zeit im Bau und alle Lokale dort, die zum Teil nach hinten raus schöne Gärten haben, sind geschlossen. Vermutlich lohnt sich das Geschäft nicht in der Baustelle, mindestens nicht am Dienstag Nachmittag. Auch Lucie Schulte am Untermarkt – vor drei Jahren hatten wir uns dort ganz wohl gefühlt – hat am Nachmittag geschlossen. Einen Kaffee und ein Stück Küchen haben wir trotzdem am Untermarkt bekommen.
Während wir die Neißstraße hinunter laufen, springt mir vor dem Ameiß’schen Haus ein Aufsteller mit dem Bild der Bibilothek ins Auge. In diesem Haus, in der Nummer 30, ist das Görlitzer Kulturhistorische Museum. Ins Museum möchten wir nicht gerade am sonnigen Dienstag Nachmittag, denn die gesamte Stadt ist hier Museum genug, wohl aber möchte ich einmal diese Bibliothek von innen sehen. Also gefragt, wie wir dort hinein kommen. „Indem Sie mir eine Eintrittskarte abkaufen“, sagt die freundliche Dame an der Rezeption. Ich kaufe gkeich zwei. Die Karten gelten für das Museum und eine Mitarbeiterin führt uns durch die einzelnen Etagen des Ameiß’schen Hauses.
In dem Barockhaus ist schon seit 1804 die Oberlautsitzische Akademie der Wissenschaften ansässig, und es gibt neben der historischen Bibliothek einige interessante Sammlungen: ein Physikalisches Kabinett, ein Graphisches Kabinett, ein Naturalienkabinett, ein Altertümerkabinett, eine Gesteins- und Mineraliensammlung und das Gesellschaftsarchiv.
Viele Dinge gibt es dort zu sehen. Hier und dort haben wir uns etwas festgehakt. So wurde aus dem „Wir gehen mal kurz in die Bibliothek“ ein längerer Museumsbesuch.
Bilder der Woche
TO GO & TO DO
In eigener Sache:
to go & to do: Eine neue Rubrik der Netznotizen.
Die Stammleser, die mich schon länger als @GrafTypo kennen, können sich vielleicht noch an GrafTypo’s Empfehlungen erinnern, ein kleines Projekt, das ich vor mehr als drei Jahren gestartet hatte. Jede Woche gab es 10 Tipps aus unterschiedlichen Bereichen, was man in Berlin machen kann, bzw. wohin man ausgehen kann, manchmal Mainstream, manchmal sehr weit weg davon. Das Projekt hatte ich Smartphone-orientiert und minimalistisch aufgesetzt. Die Resonanz war für meinen damaligen Bekanntheitsgrad ganz gut. Insgesamt keine schlechte Idee, nur gingen mir irgendwann die Tipps aus, und eine Woche schien immer schneller vorbei zu sein. So ließ ich GrafTypo’s Empfehlungen schleifen, allerdings auch aus anderen Gründen. Weil die Tipps nichts mit Typo zu tun hatten, war der Name etwas irreführend und Berlin to go & to do sollte ein Nachfolgeprojekt werden, das jedoch nie an den Start ging. Warum auch ein singuläres Empfehlungs-Projekt, wo es zig Social Media-Communities gibt, die genau das machen, damals noch Qype und heute allen voran Yelp. Klar, da war die minimalistische Idee mit der Beschränkung auf 10 und nicht mehr Tipps, aber das war’s dann auch schon.
So richtig war das Thema to go & to do jedoch nie vom Tisch. Jetzt ist es eine Rubrik der Netznotizen. Keine Regelmäßigkeit mehr, keine 10 Tipps pro Woche, sondern in unregelmäßigen Abständen Beiträge und Reviews mit individuellen Empfehlungen. Dinge, die mir gefallen und die auch meinen Lesern gefallen könnten – und genauso Dinge, die mir und vermutlich auch meinen Lesern nicht gefallen.
Ähnlich wie »kurz berichtet« erscheinen die Beiträge der neuen Rubrik »to go & to do« nicht auf der Hauptseite der Netznotizen, sondern sind über das Menü und über die rechte Spalte aufrufbar. Der Pilot-Beitrag über den Mitte Stylewalk erscheint ausnahmsweise auf der Hauptseite.
Seien Sie also gespannt auf meine Tipps und Reviews aus der Hauptstadt, und schauen Sie in der neuen Rubrik Berlin to go & to do ab und zu vorbei.
Woche der verpeilten Termine
Die letzte Woche war bei uns, also bei Miz Kitty und mir, eindeutig die Woche der verpeilten Termine, mit einigen anderen Chaos-Einspielungen als Gratiszugabe. Nun, alles nichts schlimmes, im Nachhinein immer amüsant.
Am Montag morgen fuhren wir zum Abbas-Hotel an der Lietzenburger Straße und waren fest davon überzeugt, dass dort die Deutschen Grundstücksauktionen stattfinden würden. Wir hatten uns ein Seegrundstück mit ein paar Ferienlauben darauf angeschaut und wollten jetzt wissen, ob und für wieviel dieses Grundstück einen Liebhaber findet. Miz Kitty schrieb in ihrem Text Schatten und Licht bereits kurz über dieses Grundstück. Auf die Frage, wo es zur Grundstücksauktion geht, sagte die Rezeptionistin: »Ja, aber erst am Donnerstag.«
Neben einem Bloggertest des Multicity-Carsharing mit einem Elektroauto, bei dem gleich bei unserer ersten Fahrt die Code-Karte zum Entriegeln des Fahrzeugs verloren ging, war am Sonntag abend ein Opernbesuch bei angesagt, die Zauberflöte in der Komischen Oper – so dachten wir jedenfalls. Freunde hatten zwei Karten aus gesundheitlichen Gründen zu vergeben, Miz Kittykoma hat sie am Samstagnachmittag abgeholt und für uns beide war klar: Sonntagabend. Aufgehübscht – Kitty wie immer der Eyecatcher schlechthin und ich operngemäß im schwarzem Anzug und mit Fliege – fuhren wir zur Komischen Oper. Den Rest können Sie sich denken: Niemand vor dem Eingang, der Blick auf die Karten, die Vorstellung war Samstag.
Um den angebrochenen Abend fortzusetzen, stehen rund um den Gendarmenmarkt einige Lokale zur Auswahl, das Lutter & Wegner, das Aigner oder die Gendarmerie hatten wir im Visier. Obwohl ich Nummer 1 favorisiere, entschieden wir uns für Nummer 3 und damit richtig falsch. In der Gendarmerie war ich vor mehr als vier Jahren einige Mal einen Absacker trinken und gegessen hatten wir beide noch nicht dort. Also waren wir neugierig, was die Gendarmerie zu bieten hat. Vom Service her war es ein Fehlgriff. Weil wir gerade ein iPhone in der Hand halten, begrüßt uns der Kellner in unserem Operndress mit: »Ah, Generation Facebook…«. Zwei Sterne gab es dafür von mir auf Yelp. Die Bewertung lesen Sie hier.
Selfie mit Flashback
Während →Faber Sekt mit einem Aufsteller wirbt, auf dem drei junge Leute mit einer anachronistischen DigiCam gestelzt lächelnd ein Selfie machen, habe ich längst zeitgemäße Technik und mein iPhone stets dabei – auch, wenn der ich mir dafür in der Institution, in der ich Mediengestalter-Azubis unterrichte, nachsagen lassen muss, ich wäre genau wie die Azubis und kein gutes Vorbild, da ich mein Smartphone oft und gerne nutze.
Zumindest ermöglichte das iPhone heute morgen ein Selfie, als ich den Bildschirm eines abgestürzten Fahrkartenautomats fotografierte. Genau genommen ist natürlich nicht der Automat abgestürzt, sondern der Computer darin.
Morgendlicher Flashback. Der Bildschirm zeigte irgendeine BIOS-Nachricht und fordert in der letzten Zeile ein »Insert Disk«. Irgendwie beamte mich diese Anzeige in die 80er zurück. Damals™, als ich in diversen Universitätsinstituten in Hannover vor Bildschirmen mit ähnlicher Größe und Anzeige saß. Stunden-, tage-, monatelang, mit meinem längsten Programm, 23.000 Zeilen (ohne Leerzeilen dazwischen), in Turbo-Pascal geschrieben, auf 5-1/4-Zoll-Disketten.
Nun, eigentlich wollte ich nur Bildschirm und Automat fotografieren. Das Selfie ergab sich zufällig – und irgendwie passt es.
Brunnenstraße
Gerade sitze ich in der Konditorei →Du Bonheur an der Berliner Brunnenstraße, genauer gesagt im Teil der Brunnenstraße zwischen dem ehemaligen Modeinstitut der DDR (vormals Kaufhaus Jandorf) und der Berliner Mauer, also zwischen Kreuzung Invalidenstraße und Kreuzung Bernauer Straße. Ziemlich oft bin ich hier unterwegs. Zwar ist die U-Bahn Rosenthaler Platz näher zur Wohnung an der →Barnimkante, jedoch erscheint der Weg vom Rosenthaler Platz bergauf die Veteranenstraße empor mental beschwerlicher als die locker und schnellen Schrittes zu beschreitende Strecke von der U-Bahn Bernauer Straße zur Wohnung, ein Stück die Brunnenstraße entlang.
»Brunnenstraße«, das ist so ein Feld-, Wald- und Wiesen-Straßenname, den es eben neben der Feldstraße, Waldstraße und Wiesenstraße in fast jeder Gemeinde gibt. Umso erstaunlicher ist es, dass es in Berlin nur eine einzige Brunnenstraße gibt, wo doch viele Straßennamen durch Eingemeindungen doppelt vorkommen. Nein, es gibt sie nur einmal, die Brunnenstraße. Sie ist eine besondere Straße, die jeder Berliner kennt und von der es zu Mauerzeiten einen Ost-Teil und einen West-Teil gab. Die Mauer durchschnitt diese Verkehrsader direkt. So wird beim Wort »Brunnenstraße« heute noch schnell klar, ob jemand im Osten oder im Westen Berlins aufgewachsen ist – der viel zitierte Ossi-Wessi-Unterschied also. Spricht man beiläufig von der Brunnenstraße, so assoziieren die im Osten aufgewachsenen oft damit den Bereich zwischen Rosenthaler Platz und Bernauer Straße, während die zu Mauerzeiten im Westen aufgewachsenen meist die Gegend um den Gesundbrunnen meinen.
Nun, der West-Teil der Brunnenstraße ist nicht meins. Hochhausbebauung der sechziger und siebziger Jahre, heute mit Quartiersmanagement und der dazu passenden Bewohnerschaft. Kein Hauch von Gentrifizierung, zu der ich so eine Art Hassliebe haben, mag ich es doch heute etwas gediegener und trinke lieber Champagner als Faber Sekt, so es denn irgendwie geht. Den Ost-Teil der Brunnenstraße beobachte ich nun schon ziemlich lange. Ich kenne dieses kurze Stück zwischen Rosenthaler Platz und Bernauer Straße schon seit 1997, seitdem ich in Berlin bin. Ziemlich vergammelt war es hier vor 16 Jahren noch. Nicht verwunderlich, war das Stück zwischen Invalidenstraße und Bernauer doch eine Sackgasse, abgeschnitten durch die Mauer.
Anders als Kollwitzplatz und Kastanienallee war die Brunnenstraße auch 2005 noch, in dem Jahr, in dem ich am Zionskirchplatz die Wohnung bezog, eine ziemlich vergammelte Durchgangsstraße. Aus dem Wedding fuhr man leicht bergab mit dem Fernsehturm im Blick vom Schlicht-Wohngebiet der späten 60er in die Ost-Straße mit mehr oder minder rekonstruierten Altbauten, Hinterhöfen und hier und da mal Einzelhandel, nicht der feinsten Art. Rasant hat sich dieser Teil in den letzten Jahren gewandelt. Gentrifizierung. Mit Verknappung der Grundstücke in Mitte auch hier, an der Durchgangsstraße. Cafés ziehen ein, so wie diese Patisserie, in der ich gerade sitze und von der die Berliner Zeitung schreibt, sie hätte →Pariser Niveau. Vielleicht ganz treffend, diese Formulierung. Schön und gediegen ist es hier, das Glas Champagner nicht weit. Publikum mit Hipster- und Medien-Faktor, zu dem ich ja durchaus dazu gehöre. Ok, bei mir nur der Medien-Faktor, aber schon lange. Und für später zu Hause die Qual der Wahl: Birnen-Schokoladen-Tarte, Paris-Brest, Tarte Citron, Dulcey, Ribisel Tarte, Millefeuille, Mont Blanc, Nadja oder Eclair Chocolat? Ich nehme das Eclair Chocolat. Schön, er macht sich also, dieser Teil der Brunnenstraße, die mehr und ältere Geschichte hat, als von der Mauer durchschnitten zu sein.
Das Buch zur Straße
Es gibt ein →Buch darüber, in dem man vieles über diese Straße lesen kann. Die einzelnen Kapitel gibt es auch direkt online zu lesen. Mich interessieren diese Einzelheiten, weil es um die unmittelbare Nachbarschaft geht. Allerlei interessantes lese ich dort. Z.B., dass der junge Moses Mendelssohn in 1743 als Jude nur durch das Rosenthaler Tor in die Stadt einreisen durfte. In etwa dort, wo heute der Rosenthaler Platz ist – die Stadtgrenze verlief ungefähr entlang der heutigen Torstraße, die es freilich erst viel später gab. Berlin-Historie abseits der Wilhelms und Friedrichs.
Einiges weiteres lässt sich noch im Internet über die Brunnenstraße finden, z.B. über das Kaufhaus Jandorf an der Kreuzung Brunnen-, Veteranen-, Invalidenstraße, in dem das spätere Modeinstitut der DDR (Haus der Mode) untergebracht war oder über das lange besetzte Haus Nummer 183, über das ich im letzen Sommer schon schrieb.
Hier eine kleine Link-Sammlung:
Wikipedia
Kauperts Straßenführer durch Berlin
Contemporary Art – Kunst und Galerien
Kaufhaus Jandorf (Warenhaus am Weinberg)
Modeinstitut der DDR (Haus der Mode)
- http://www.bundesarchiv.de/fachinformationen/03762/index.html.de
- http://suitesculturelles.wordpress.com/2011/11/14/tracing-the-locations-of-berliner-chic-then-and-now/
Quartiersmanagement des West-Teils der Brunnenstraße im Wedding
Brunnenstraße 183
Das Buch zur Straße








