ALTE NOTIZEN · Gesellschaft

Im Vortrag in der ersten Reihe …

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8 Gründe, im Vortragsraum vorn zu sitzen.

Letztens besuchte ich eine Veranstaltung mit mehreren Vorträgen. Ich freute mich auf interessante Referenten und Themen, was eigentlich normal ist bei einer Veranstaltung, die ich intrinsisch motiviert aus Interesse besuche. Wir waren etwas zu früh. Im Vortragsraum saßen gerade mal eine Handvoll Menschen. Freie Platzwahl also. „In die erste oder in die zweite Reihe?”, sagte ich fragend zu meiner Begleitung. Nein, das wäre viel zu weit vorn. Nach einigem hin und her und nachdem ich erklärt hatte, dass es für mich gute Gründe gibt, vorn zu sitzen, zogen wir in die zweite Reihe.

Das Phänomen, dass sich Zuhörer möglichst weit weg vom Referenten hinsetzen, ist bekannt. Wirkliche Gründe dafür konnte ich in meiner kurzen Internet-Recherche zu diesem Thema nicht finden. Bemerkt und diskutiert wird es aber durchaus, zum Beispiel hier oder hier.

„Vorn sitzen die Streber”, heißt es in einem Thread des Internet-Portals gutefrage.net. Ist es ein Trauma der Schulzeit, das Menschen dazu bewegt, sich im Vortragsraum so hinzusetzen, dass sie weder optimal den Redner noch seine Präsentation wahrnehmen können. Das ist doch widersinnig. Oder verkriechen sie sich auf auf die hinteren Plätze, um den Vortragenden nicht abzulenken, ihm gegenüber gar nicht in Erscheinung zu treten und ihn in ein Loch reden zu lassen. Das ist genau so widersinnig, schließlich hält er den Vortrag für sein Publikum, freiwillig und mit Motivation (vom Vortrag stotternder Examenskandidaten einmal abgesehen). Was gibt es also für einen Grund, sich bewusst auf Abstand hinten hin zu setzen? Oder in die unscheinbare Mitte, dort, wo man später, wenn sich der Vortragsraum gefüllt hat, vielleicht von raumgreifenden Menschen umringt ist, die einem die Luft zum Atmen, mindestens aber die Sicht nehmen. Mein Platz ist dort nicht. Rational gibt es keinen Grund für dieses Dahintenhocken. Es sei denn, Sie wollen untertauchen. Nur, ein Vortrag ist kein guter Ort dafür. Ein dunkles Kino oder Theater wäre dafür doch der bessere Ort.

Habe ich die Platzwahl, ist die erste oder die zweite Reihe meine – und vielleicht demnächst auch Ihre, nachdem Sie meinen Text gelesen haben. Im Hörsaal mit einer tribünenartigen Bestuhlung wird es nicht die erste oder zweite sein, dort aber bevorzugt immer die Reihe, in der ich auf Augenhöhe mit dem Referenten sitze. Vorn ist mein Platz jedoch immer, denn dafür gibt es gute Gründe. Zusammengefasst:

1.

Wenn ich eine Veranstaltung freiwillig und aus Interesse besuche, möchte ich möglichst viel davon mitnehmen und dem Vortrag sowie der digitalen Präsentation optimal folgen können. Das funktioniert vorn besser.

2.

Sitzt man näher am Geschehen, bekommt man in der Regel mehr Details mit. Auf hinteren Plätzen ist das suboptimal. Kleine Schrift einer Präsentation kann manchmal nur schwer entziffert werden. Allgemein ist der Konzentrationsaufwand hinten höher, vor allem, wenn der Vortragsraum gut besetzt ist.

3.

Große Menschen, die vor mir sitzen, versperren mir die Sicht zum Redner und zu den Details am unteren Rand einer Bildschirmpräsentation, manchmal auch zu beidem.

4.

Störgeräusche (welcher Art auch immer: in der Tasche kramen, flüstern, hin- und herrutschen) sind erfahrungsgemäß im mittleren und hinteren Bereich eines Vortragsraums viel größer als vorn.

5.

Habe ich nach dem Vortrag eine Frage oder Anmerkung und möchte Kontakt mit dem Vortragenden aufnehmen, ist der Weg kürzer, wenn ich vorn sitze. Ich bin näher dran und schneller im inneren Kreis der Fragenden. – Oder ist das schon „Streber“? Egal, ich habe den Ehrgeiz, dem Vortrag gut folgen zu können und ggf. auch mit dem Referenten und anderen in Diskussion darüber zu treten.

6.

Auf Veranstaltungen, auf denen man sich in irgendeiner Weise, vielleicht auch nur vom Sehen, kennt, nimmt das Publikum sich natürlich gegenseitig war. Der Platz in der grauen Menge der Mitte oder in der vorletzten Reihe ist dann suboptimal.

7.

Verteilte Handouts erreichen die letzte Reihe manchmal gar nicht mehr. Entweder weil es nicht genug sind, oder weil sie vorher steckenbleiben. Griffmuster und Demo-Modelle kommen hinten erst an, wenn der Vortragende thematisch längst woanders ist.

8.

Du bist, wo du sitzt. Das gilt nicht nur im Meeting, sondern auch im Vortragsraum – und allgemein in jedem Publikum. Aus eigener Erfahrung: Setze ich mich in die erste oder zweite Reihe, werde ich viel eher als interessiert und dazugehörig wahrgenommen, wodurch sich positive Nebeneffekte ergeben. Der Kontakt zum Referenten ist schneller und besser, andere Zuhörer kommen eher und schneller auf mich zu, um sich zum Beispiel zu vernetzen oder nur ein paar Smalltalk-Worte zu wechseln. Ein Glas habe ich auch meist schneller in der Hand als Hinterbänkler, vermutlich, weil ich von den Damen mit den Sekt-und-Saft-Tabletts schneller und deutlicher wahrgenommen werde.

Acht gute Gründe also, nicht nur bei ARD und ZDF vorn zu sitzen, sondern auch im Vortragsraum.

Quelle und Urheber des Bildes:
Blick in den Vortragsraum der Stiftung Demokratie Saarland Architektur & Interior Design: Wolfgang Rost, Dipl.-Ing.

Berlin · Gesellschaft

Eckkneipe

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Eckkneipen waren früher etwas typisch städtisches und vor allem deutsches. Gab es auf den Dörfern Krüge, oft mit Pferdeausspannen, Gaststätten und Erbgerichte oder später, für die früh motorisierte Mittelschicht,  Ausflugsgaststätten, so fand man in den größeren Städten die im proletarischen Umfeld entstandenen Eckkneipen fast an jeder Straßenkreuzung. Dort, wo Menschen sich nach der Arbeit trafen und aufgrund beengter Wohnverhältnisse der eigenen Kurzweil und Kommunikation wegen den geringen Arbeitslohn gleich umsetzten.

In meinen urbanen Stationen, Bielefeld (… doch, gibt es schon), Hannover und Hamburg gab es zwar schon jede Menge an Studenten- und linken Szenekneipen, aber sie waren noch da, diese Eckkneipen. Zu meiner Zeit in der Hamburger Schanze war Büdels Bierdeckel quasi nebenan und Hellas Biereck nicht weit. Nun, das Biereck ist längst weggentrifiziert, der Bierdeckel zog um, und ob es ihn heute noch gibt, weiß ich nicht. Meine Kneipen waren es nie, ich fand sie als Institution jedoch  interessant.

In Berlin gab diese Eckkneipen natürlich auch. Der ganze Prenzlauer Berg und Wedding war voll von diesen proletarischen Treffpunkten der späten  Industrialisierung. Vor vielen Jahrzehnten, vor Weltkrieg, Sozialismus und Wende.

Sozialismus, Gentrifizierung und Hipstertum haben jedoch ihre Spuren hinterlassen. Die klassische Eckkneipe, mit dem Eingang an der Hausecke, dem  rotbraunen, an einer Messingstange im Halbrund gleitenden Wollvorhang direkt hinter der Tür, der oft wie eine schwerlich durchdringbare Schleuse anmutet, jedoch die Berliner Kälte gut abhält, diese Eckkneipen mit einem langem Tresen und der moderne Therapien ersetzenden Wirtin, mit unlackierten Tischen, für diejenigen, die intimer ihre Molle trinken möchten, diese Berliner Treffpunkte gibt es nahezu nicht mehr in den angesagten Vierteln der Gentrifizierung. Warum auch, die Zeiten haben sich geändert und wir, die wir dort wohnen, sind andere Menschen mit veganen oder sonstwie anderen Interessen.

Eine Eckkneipe, deren Publikum gewiss auch nicht mehr viel mit der alten Eckkneipenkultur zu tun hat, deren Lage und Interieur mich jedoch immer sehr daran erinnern, ist das Hackbarth´s an der Ecke Auguststraße/Joachimstraße. Heute ist hier eine angenehme Raucherkneipe mit nicht allzu sehr hipsteresken, jedoch eben Berlin-Mitte-Publikum. Dafür ist das Interieur so, wie es schon vor 40, 60 oder 90 Jahren ausgesehen haben könnte. Nicht alt und gammlig, aber eben zeitlos Eckkneipe. Eine angenehme Mischung aus nicht allzu exaltiertem Publikum und traditioneller Eckkneipe. Mit ocker-braun gemalten Wänden, gelblichem Licht und natürlich dem beschriebenen Wollvorhang.

Ein nach innen, ins Haus gerichteter, gemütlicher Treffpunkt, der zumindest in der kalten Jahreszeit etwas Heimelichkeit ausstrahlt. So etwas typisch deutsches, befand meine italienische Freundin vor guten 25 Jahren und verwendete immer die Worte in una Kneipe, weil es eben diese Institution, in der man vorzugsweise abends gemütlich sitzt und trinkt, in Italien so nicht gäbe. Die italienische Bar sei nämlich etwas gaanz anderes. Nun, auch das mag sich im letzten Vierteljahrhundert geändert haben.

Design & Typo · Gesellschaft · Schreibgeräte & Kontor

Nerdkram-Unboxing

Wanderer Continental Reiseschreibmaschine mit Kursivschrift

Allerlei Gerätschaft befindet sich in meinem Fundus. Ab und zu finden ein paar Stücke neue Liebhaber und dafür kommt einiges hinzu. Glücklicherweise und zum Wohl von Miz Kitty sind es meidt recht kleine Gegenstände. Stifte, Schreibgeräte und alles, was mit Schrift zu tun hat.

Als jugendlicher Nerd hatte ich ein Faible für alte Radios, Fernseher und vor allem Spulentonbandgeräte. Wie ein Sammler habe ich sie freilich nicht gesammelt, sondern eher ausrangierte Geräte zusammengetragen. Dieses Interesse ließ spontan mit Anfang 20 durch ein Schlüsselerlebnis nach: Ich lernte einen Kommilitonen kennen, der das gleiche tat, nur professioneller. Er sammelte ausschließlich alte Radios und investierte ziemlich viel Geld ubd Zeit in dieses Hobby. Ab und zu fachsimpelten wir und eines Tages zeigte er mir seine Sammlung bei Mutti im Keller. Ein kleines Museum in mehreren Keller-Zimmern, den Röhrenradios sind ziemlich groß. Dieser Kommilitone wohnte freilich auch noch bei Mutti, zwei Etagen höher als seine Radios. Nein, so wollte ich nicht enden. Ich verschenkte meine zusammen getragenen Geräte.

Wenig später bekam Typo und Schrift in meinem Leben eine größere Bedeutung. Schreibgeräte sammelten sich an, andere habe ich tatsächlich gesammelt. Gut, dass sie klein sind und nicht groß wie Röhrenradios. 

Schreibmaschinen traten beruflich in mein Leben, gesammelt habe ich sie nicht. Der Größe wegen, sie kommen gleich hinter Röhrenradios … Dafür hatte ich drei IBM-Composer und setze (heute würde ich sagen: „geschrieben, nicht gesetzt“) damit noch gut, schnell und fehlerfrei, als Sie längst mit Ihrem Commodore 64 auf Nadeldrucker ausdruckten und ich längst auf meiner anderen Baustelle die ersten Postskripf-Drucker programmierte. 

Die IBM-Composer sind weg. Schade, sie waren mein Eintritt in die Druck- und Medienbranche, heute hätte ich sie vermutlich behalten. Damals waren sie einfach nur schwer, und zum Teil kaputt. 

Schreibmaschinen flogen mir in den letzen Jahrzehnten immer mal wieder zu. Sie haben schnell andere Liebhaber gefunden. Drei gibt es jedoch noch im Fundus. Der Schrift wegen, denn alle drei haben Schriften, die eben nicht Courier oder die übliche Schrift der mechanischen Schreibmaschine sind. Unbedeutende, aber eher seltene Exemplare.

Pardon, jetzt sind es vier. Vor ein paar Tagen sprang mich eine gut erhaltene Wanderer Continental Reiseschreibmaschine im weltgrößten Internet-Auktionshaus an. Kein besonderes Modell und auf Flohmärkten immer wieder anzutreffen. Aber: mit Kursivschrift. Das ist schon besonders, denn Schreibmaschinen mit Kursivschrift gab es nicht oft. Gekauft. Zum Preis eines Super-Budget-Tablets.

Nerdkram Unboxing
Allerlei Gerätschaft befindet sich in meinem Fundus. Ab und zu finden ein paar Stücke neue Liebhaber und dafür kommt einiges hinzu. Nun, glücklicherweise und zum Wohl von Miz Kitty sind es alles in allem recht kleine Gegenstände. Stifte, Schreibgeräte und alles, was mit Schrift zu tun hat gibt es in meinem Fundus.
Als jugendlicher Nerd hatte ich ein Faible für alte Radios, Fernseher und vor allem Spulentonbandgeräte. Wie ein Sammler habe ich sie freilich nicht gesammelt, sondern eher ausrangierte Geräte zusammengetragen. Nun, das Interesse an diesen Geräten ließ spontan mit Anfang 20 nach. Durch ein Schlüsselerlebnis: Ich lernte einen Kommilitonen kennen, der das gleiche tat, nur professioneller. Er sammelte ausschließlich alte Radios und investierte ziemlich viel Geld in dieses Hobby. Ab und zu fachsimpelten wir und eines Tages hat er mir seine Sammlung gezeigt, bei Mutti im Keller. Ein kleines Museum in mehreren Zimmern, Röhrenradios sind ja ziemlich groß. Dieser Kommilitone wohnte freilich auch noch bei Mutti, zwei Etagen höher als seine Radios. Nein, so wollte ich nicht enden. Ich verschenkte meine zusammen getragenen Geräte.
Wenig später kam Typo und Schrift in meinem Leben einer Bedeutung zu. Schreibgeräte sammelten sich an, andere habe ich tatsächlich gesammelt. Gut, dass sie klein sind und nicht groß wie Röhrenradios. 
Schreibmaschinen traten beruflich in mein Leben, gesammelt habe ich sie nicht. Der Größe wegen, sie kommen gleich hinter Röhrenradios, Sie wissen schon …
Dafür hatte ich drei IBM-Composer und setze damit noch gut, schnell, fehlerfrei, als Sie längst mit Commodore 64 auf Nadeldrucker ausdruckten und ich längst auf anderer Baustelle die ersten Postskripf-Drucker programmierte. Die IBM-Composer sind weg. Schade, heute hätte ich sie vermutlich behalten. Damals waren sie einfach nur schwer, und zum Teil kaputt.
Schreibmaschinen flogen mir immer mal wieder zu. Sie haben schnell andere Liebhaber gefunden. Drei gibt es noch im Fundus. Der Schrift wegen, denn alle drei haben Schriften, die eben nicht Courier oder die übliche Schrift der mechanischen Schreibmaschine sind. Unbedeutende, aber eher seltene Exemplare.
Pardon, jetzt sind es vier. Vor ein paar Tagen sprang mich eine gut erhaltene Wanderer Continental Reiseschreibmaschine im weltgrößten Internet-Auktionshaus an. Kein besonderes Modell und auf Flohmärkten immer wieder anzutreffen. Aber: mit Kursivschrift. Das ist besonders. Schreibmaschinen mit Kursivschrift gab es nicht oft. Gekauft. Zum Preis eines Super-Budget-Tablets.
Heute klingelte der Nachbar. Er hätte ein Paket. Es war die Schreibmaschine.
Freudiges Nerd-Unboxing an Sonntagmittag.
Nur, schreiben konnte man damit nicht. Irgendetwas hatte sich verklemmt. Eigentlich wollte ich einen Sonntagsspaziergang im Schnee machen, statt dessen wurde der Sonntagnachmittag jetzt mit einer vierstündigen Schreibmaschinenreparatur verbracht. An Ende war alles gut. Vielleicht blogge ich demnächst damit. So richtig wie früher. Mit der Maschine schreiben, abfotografieren und veröffentlichen. Liebhaber und dafür kommt einiges hinzu. Nun, glücklicherweise und zum Wohl von Miz Kitty sind es alles in allem recht kleine Gegenstände. Stifte, Schreibgeräte und alles, was mit Schrift zu tun hat gibt es in meinem Fundus.
Als jugendlicher Nerd hatte ich ein Faible für alte Radios, Fernseher und vor allem Spulentonbandgeräte. Wie ein Sammler habe ich sie freilich nicht gesammelt, sondern eher ausrangierte Geräte zusammengetragen. Nun, das Interesse an diesen Geräten ließ spontan mit Anfang 20 nach. Durch ein Schlüsselerlebnis: Ich lernte einen Kommilitonen kennen, der das gleiche tat, nur professioneller. Er sammelte ausschließlich alte Radios und investierte ziemlich viel Geld in dieses Hobby. Ab und zu fachsimpelten wir und eines Tages hat er mir seine Sammlung gezeigt, bei Mutti im Keller. Ein kleines Museum in mehreren Zimmern, Röhrenradios sind ja ziemlich groß. Dieser Kommilitone wohnte freilich auch noch bei Mutti, zwei Etagen höher als seine Radios. Nein, so wollte ich nicht enden. Ich verschenkte meine zusammen getragenen Geräte.
Wenig später kam Typo und Schrift in meinem Leben einer Bedeutung zu. Schreibgeräte sammelten sich an, andere habe ich tatsächlich gesammelt. Gut, dass sie klein sind und nicht groß wie Röhrenradios. 
Schreibmaschinen traten beruflich in mein Leben, gesammelt habe ich sie nicht. Der Größe wegen, sie kommen gleich hinter Röhrenradios, Sie wissen schon …
Dafür hatte ich drei IBM-Composer und setze damit noch gut, schnell, fehlerfrei, als Sie längst mit Commodore 64 auf Nadeldrucker ausdruckten und ich längst auf anderer Baustelle die ersten Postskripf-Drucker programmierte. Die IBM-Composer sind weg. Schade, heute hätte ich sie vermutlich behalten. Damals waren sie einfach nur schwer, und zum Teil kaputt.
Schreibmaschinen flogen mir immer mal wieder zu. Sie haben schnell andere Liebhaber gefunden. Drei gibt es noch im Fundus. Der Schrift wegen, denn alle drei haben Schriften, die eben nicht Courier oder die übliche Schrift der mechanischen Schreibmaschine sind. Unbedeutende, aber eher seltene Exemplare.
Pardon, jetzt sind es vier. Vor ein paar Tagen sprang mich eine gut erhaltene Wanderer Continental Reiseschreibmaschine im weltgrößten Internet-Auktionshaus an. Kein besonderes Modell und auf Flohmärkten immer wieder anzutreffen. Aber: mit Kursivschrift. Das ist besonders. Schreibmaschinen mit Kursivschrift gab es nicht oft. Gekauft. Zum Preis eines Super-Budget-Tablets.
Heute klingelte der Nachbar. Er hätte ein Paket. Es war die Schreibmaschine.
Freudiges Nerd-Unboxing an Sonntagmittag.
Nur, schreiben konnte man damit nicht. Irgendetwas hatte sich verklemmt. Eigentlich wollte ich einen Sonntagsspaziergang im Schnee machen, statt dessen wurde der Sonntagnachmittag jetzt mit einer vierstündigen Schreibmaschinenreparatur verbracht. An Ende war alles gut. Vielleicht blogge ich demnächst damit. So richtig wie früher. Mit der Maschine schreiben, abfotografieren und veröffentlichen.Fundus. Ab und zu finden ein paar Stücke neue Liebhaber und dafür kommt einiges hinzu. Nun, glücklicherweise und zum Wohl von Miz Kitty sind es alles in allem recht kleine Gegenstände. Stifte, Schreibgeräte und alles, was mit Schrift zu tun hat gibt es in meinem Fundus.
Als jugendlicher Nerd hatte ich ein Faible für alte Radios, Fernseher und vor allem Spulentonbandgeräte. Wie ein Sammler habe ich sie freilich nicht gesammelt, sondern eher ausrangierte Geräte zusammengetragen. Nun, das Interesse an diesen Geräten ließ spontan mit Anfang 20 nach. Durch ein Schlüsselerlebnis: Ich lernte einen Kommilitonen kennen, der das gleiche tat, nur professioneller. Er sammelte ausschließlich alte Radios und investierte ziemlich viel Geld in dieses Hobby. Ab und zu fachsimpelten wir und eines Tages hat er mir seine Sammlung gezeigt, bei Mutti im Keller. Ein kleines Museum in mehreren Zimmern, Röhrenradios sind ja ziemlich groß. Dieser Kommilitone wohnte freilich auch noch bei Mutti, zwei Etagen höher als seine Radios. Nein, so wollte ich nicht enden. Ich verschenkte meine zusammen getragenen Geräte.
Wenig später kam Typo und Schrift in meinem Leben einer Bedeutung zu. Schreibgeräte sammelten sich an, andere habe ich tatsächlich gesammelt. Gut, dass sie klein sind und nicht groß wie Röhrenradios. 
Schreibmaschinen traten beruflich in mein Leben, gesammelt habe ich sie nicht. Der Größe wegen, sie kommen gleich hinter Röhrenradios, Sie wissen schon …
Dafür hatte ich drei IBM-Composer und setze damit noch gut, schnell, fehlerfrei, als Sie längst mit Commodore 64 auf Nadeldrucker ausdruckten und ich längst auf anderer Baustelle die ersten Postskripf-Drucker programmierte. Die IBM-Composer sind weg. Schade, heute hätte ich sie vermutlich behalten. Damals waren sie einfach nur schwer, und zum Teil kaputt.
Schreibmaschinen flogen mir immer mal wieder zu. Sie haben schnell andere Liebhaber gefunden. Drei gibt es noch im Fundus. Der Schrift wegen, denn alle drei haben Schriften, die eben nicht Courier oder die übliche Schrift der mechanischen Schreibmaschine sind. Unbedeutende, aber eher seltene Exemplare.
Pardon, jetzt sind es vier. Vor ein paar Tagen sprang mich eine gut erhaltene Wanderer Continental Reiseschreibmaschine im weltgrößten Internet-Auktionshaus an. Kein besonderes Modell und auf Flohmärkten immer wieder anzutreffen. Aber: mit Kursivschrift. Das ist besonders. Schreibmaschinen mit Kursivschrift gab es nicht oft. Gekauft. Zum Preis eines Super-Budget-Tablets.
Heute klingelte der Nachbar. Er hätte ein Paket. Es war die Schreibmaschine.
Freudiges Nerd-Unboxing an Sonntagmittag.
Nur, schreiben konnte man damit nicht. Irgendetwas hatte sich verklemmt. Eigentlich wollte ich einen Sonntagsspaziergang im Schnee machen, statt dessen wurde der Sonntagnachmittag jetzt mit einer vierstündigen Schreibmaschinenreparatur verbracht. An Ende war alles gut. Vielleicht blogge ich demnächst damit. So richtig wie früher. Mit der Maschine schreiben, abfotografieren und veröffentlichen.

  

Heute klingelte der Nachbar. Er hätte ein Paket. Es war die Schreibmaschine.

Freudiges Nerd-Unboxing an Sonntagmittag.

Nur, schreiben konnte man mit dem jahrzehnte alten Gerät nicht. Irgendetwas hatte sich verklemmt. 

Eigentlich wollte ich einen Sonntagsspaziergang im Schnee machen. So wurde der Sonntagnachmittag jetzt mit einer vierstündigen Schreibmaschinenreparatur verbracht. An Ende war alles gut. 

Vielleicht blogge ich demnächst damit. So richtig wie früher. Mit der Maschine schreiben, abfotografieren und veröffentlichen. 

Und, ganz bestimmt ist sie langlebiger – mit Modewort ausgedrückt „nachhaltiger“ – als jedes  iPad. 

Design & Typo · Gesellschaft

Design-Ärgernis

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Hervorstehende Kamera

Nach wie vor ärgert mich am iPhone 6 —  im speziellen an meinem neuen iPhone 6S — die hervorstehende Kamera. Im Gegensatz zum iPhone 5 liegt das Gerät nicht plan auf dem Tisch und das Kameraglas ist praktisch dafür prädestiniert, schnell Schaden zu nehmen, wenn das Gerät auf dem Tisch oder auf einer anderen Oberfläche hin- und herrutscht und das ggf. auch mal auf einer rauhen Oberfläche erfolgt. Bitte, wer macht so ein Produktdesign? „Unter Steve Jobs wäre das nicht passiert!“, sagt gerade ein Gesprächspartner dazu. Müßig, darüber zu spekulieren. Faktisch funktioniert dieses Gerätedesign nur mit einer Hülle, die eine Öffnung für die Kamera hat und deren Dicke das Hervorstehen ausgleicht. Die Hülle habe ich längst, freilich ein Original-Apple-Produkt. Sie schützt das Gerät, macht es jedoch dick und nimmt ihm Design und Smartheit. Zudem  verwende ich schon lange keine Smartphonehüllen mehr. Zwei Jahre hält ein Gerät auch ohne durch, ohne dass ich es schone. Ein paar Schrammen bekommt es in dieser Zeit, und dann gibt es ohnehin ein neues. Eine defekte Scheibe kalkuliere ich in zwei Jahren ein (da hilft auch kaum eine Hülle), mag aber kein defektes Kameraglas akzeptieren. Ärgerlich, diese hervorstehende Kamera.

Allerdings: Ein Komplettwechsel ins Androidsystem kommt im Moment nicht in Frage.

Gesellschaft

„Nein, den kann ich jetzt gar nicht mehr verkaufen.“

Seit langem benutze ich den ganz normalen Bamboo-Stift von Wacom für das iPad und für Spezialzwecke zwei Stifte von Adonit (zum Nachzeichnen von Konturen). Freilich schaue ich immer, was es in dieser Richtung neues gibt.

Also gerade eben im Computerladen:

Ich so: Könnte ich den Stift einmal testen, der ganz rechts außen liegt?

Er nimmt die durchsichtige Kunststoffschachtel mit dem Stift, der links neben dem liegt, der sich rechts außen befindet.

Ich so: Nein, den nicht. Den ganz rechts außen.

Er so: Das ist der gleiche.

Ich so: Nein, ist er nicht. Der rechts außen hat eine feinere Spitze.

Er so: (nimmt die zweite Kunststoffschachtel mit Stift darin zum Vergleich) Der liegt nur etwas gedreht in der Schachtel. Deswegen sieht die Spitze anders aus.

Ich so: Die Einfassung der Spitze ist doch auch anders. (Sie war deutlich unterschiedlich.)

Er so (sieht es auch): Mmh, ist doch das gleiche Produkt. Hat der Hersteller vielleicht falsch verpackt.

Er scannt beide ein. Laut Warenwirtschaftssystem sind beide das gleiche Produkt.

Ich so: Den mit der feineren Spitze würde ich gern einmal testen.

Er so: Nein, den kann ich jetzt gar nicht mehr verkaufen. Da muss ich erst klären, was mit diesen Stiften genau los ist.

Gesellschaft · Reisen

Altenbeken, Oebisfelde, Bebra, Ohligs

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Orte, die Sie vermutlich schon gelesen haben und in denen Sie noch nie waren – es sei denn, Sie wohnen dort. Eisenbahnorte, genauer gesagt: Eisenbahnknoten. Sie bilden mit dem Schienennetz das Rückgrat der Eisenbahn. Es gibt sie bereits seit frühen Reichsbahnzeiten. Die Liste der Eisenbahnknoten ist lang. Einige liegen inzwischen im Ausland, andere gibt es längst nicht mehr und wieder andere sind zwar noch Knoten, allerdings in der überregionalen Wahrnehmung verschwunden, da sie nur noch ohne Halt durchfahren werden.

Was ist so besonders an den Orten mit Eisenbahnknoten? Die größeren fallen praktisch nicht auf. Warum sollen sich in einer Großstadt, in der sich sowieso alles tummelt und kreuzt, nicht auch Eisenbahnen treffen und kreuzen? Das ist nur logisch. Anders ist es mit den Eisenbahnknoten, die Kleinstädte sind und meist irgendwo in der Provinz liegen. Ihre Namen werden oft im gleichen Atemzug mit größeren Orten genannt. Meist ist man nur durchgefahren, höchstens aber umgestiegen.

Altenbeken fällt mir spontan dazu ein, in der Region, in der ich aufwuchs. Oder Oebisfelde, Bebra und Solingen-Ohligs. Gestern sprachen wir über den Ort Oebisfelde und deswegen gibt es jetzt diesen Blogbeitrag. Eisenbahnort, war meine erste Assoziation, Grenzort sodann meine zweite.

Seit Kindertagen schwirren mir diese Ortsnamen im Kopf herum. Niemals war ich dort. Gelesen habe ich sie auf Zuglaufschildern, in Kursbüchern und Fahrplänen. Schon damals faszinierten sie mich, weil sie in einer Reihe mit oft viel bedeutenderen Städten zu lesen waren.

In unserer Familie wurde nicht mit der Bahn gereist. Das machte die westdeutsche Mittelschicht in den 70ern nicht mehr und bei uns erst recht keiner. Alle waren ziemlich Auto-affin und Bahnreisen galt als Synonym für zugige Bahnsteige, unverständliche Lautsprecherdurchsagen, ewiges Warten oder schnelles Rennen nach dem Anschlusszug und sich ein Zugabteil mit fremden Leuten teilen zu müssen. Wie kommod war da das Auto doch. Zum Reisen mit der Bahn bin ich daher erst kurz vor Ende meines Studiums gekommen.

Allerdings war ich als Kind öfter auf dem Bahnhof, denn mein Großvater war Bundesbahnbediensteter gewesen, dort allerdings eher mit Autos befasst, als mit Zügen. Und mein Großonkel war noch im Dienst, als Zugführer. Da wurde dann vorher geschaut, wann der Onkel im Bahnhof war, ihn abgepasst, und immer gab es dort auch noch Bekannte von den Großeltern zu treffen. Die Arbeitsdichte war damals noch nicht so hoch.

Das war also mein kindliches Bahnerlebnis. Statt selbst mit der Bahn mitzufahren, den Onkel im Bahnhof zu treffen und dabei Lokomotiven und große, lange Personenzüge zu bewundern. Dieser Bahnhof ist ein großer und liegt an einer wichtigen Ost-West-Fernbahnstrecke, die schon vor dem ersten Weltkrieg vierspurig ausgebaut wurde. Auf dem Bahnhof gab es immer einiges anzuschauen, und freilich wollten alle Bekannten und vom Sehen her Gekannten von Großeltern und Onkel mir als Kind die großen Lokomotiven, Führerstände von Rangierloks, Bremsen an Güterwagen und so weiter zeigen. Bis bis hin zum Dienstmütze aufsetzen, Trillerpfeife und Kelle inklusive. Hätte es damals Smartphones mit Kameras gegeben, es gäbe mit Sicherheit Bilder davon. Was ich bei diesen Besuchen jedoch nicht erlebt habe, waren Dampfloks. Die gab es zwar damals in Deutschland noch, hier jedoch nur noch selten.

Später, als Schulkind, als ich schon ganz gut lesen konnte und die wichtigsten deutschen Städte vom Hören und Lesen sowie aus dem TV kannte, habe ich mich immer gefragt, wo die Orte sind, die manchmal auf den Zuglaufschildern zwischen richtig großen und bedeutenden Städten zu lesen waren. Auf dem Bahnhof hieß es dann manchmal: Das ist ein D-Zug, der kommt von weit her und fährt schnell. Manchmal auch: Der fährt durch die Ostzone bis nach Berlin.

Die Ortsnamen, die mich so faszinierten, las ich auch in den Zugläufen in den den alten Kursbüchern und Fahrplänen, die ich von Nachbarn bekam, die ebenfalls bei der Bundesbahn arbeiteten. Zum Beispiel Solingen-Ohligs, auf der Strecke nach Köln. Solingen, das war ein Begriff, das stand früher in Westdeutschland auf jeder ordentlichen Schere, aber Ohligs? Das wäre ein Ortsteil, erklärte man mir.

Später, in Studienzeiten in Hannover, war es Bebra, dass ich auf den Zuglaufschildern zwischen den größeren Orten wahrnahm. Oder Oebisfelde, beides Grenzbahnhöfe „in die Ostzone“. Längst wusste ich, es sind eigentlich bedeutungslose Provinzorte. Orte, die eben nur Eisenbahnknoten sind, mit Umsteigebahnhof, mehr nicht. Orte, denen der Eisenbahnknoten dazu verhilft, dass man sie in einem Atemzug mit viel größeren, bekannten Orten nennt oder in eine Reihe schreibt.

Oebisfelde. Zack, da war sie wieder, gestern, die Erinnerung an alte Kursbücher und Fahrpläne. Ich begann, etwas zu Eisenbahnknoten zu recherchieren. Dieses und jenes findet man im Netz dazu. Jeder dieser kleinen Eisenbahnknoten-Orte hat eine Eisenbahngeschichte und heute mindestens einen Verein, der sich darum kümmert und machmal auch ein Buch darüber herausgegeben hat, für Eisenbahn-Romantiker und Schienenjunkies. Schön.
Nur eine Klammer, die das Merkmal des kleinen, unbedeutenden Ortes mit großem, bedeutendem Eisenbahnknoten aufgreift, so etwas gibt es nicht. Kein Coffeetable-Bildband und keine Internetseiten über diese Knotenpunkt-Städte und ihre unterschiedlichen Entwicklungen, wo es doch Regal-Kilometer an Eisenbahnliteratur gibt. Schade.
Lesen wir sie also weiter auf den Zuglaufschildern und Zuganzeigern. – Und das inzwischen auch nur noch bei den nicht so schnell den Zügen, denn ICEs sind Flugzeugkonkurrenz, sie halten nicht in Eisenbahnknoten, die zu einer Stadt gehören, in der nur ein paar 1000 oder ein paar 10.000 Menschen leben.

Ach, vielleicht interessieren Sie ja vielmehr die Orte, nach denen Autobahnkreuze oder Autobahnraststätten benannt sind. Die sind oft genauso unbedeutend. Jeder kennt ihren Namen, nur keiner war schon einmal richtig dort.

Gesellschaft · Reisen

Elbeschwimmen 2015

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Schön, wenn sich schöne Dinge wiederholen. So war es heute mit dem Elbeschwimmen in Dresden, über das ich heute wort- und bildreich schreiben könnte. Das habe ich jedoch schon letztes Jahr ausführlich getan, im Freistilstaffel-Blog, dem ersten deutschen Gemeinschafts-Schwimmblog. Lesen Sie hier, und am besten dort den Bericht von Miz Kitty gleich mit.

Heute lief es genauso wie im letzten Jahr ab und war ebenso schön und entspannend, sich über die 3,5 Kilometer vom Blauen Wunder bis zum Fährgarten Johannstadt treiben zu lassen. Anschließend gab es noch ein kleines Bloggertreffen im Fährgarten. Alles in allem ein schöner Sonntag.

Falls Sie dann in der Freistilstaffel gelesen haben, auf den Geschmack gekommen sind und sich im nächsten Jahr auch im Strom treiben lassen möchten: Das Elbeschwimmen 2016 kommt im nächsten Sommer so sicher wie Ostern und Weihnachten. Der Termin steht immer schon Anfang des Jahres fest. Ein »Oh, hätte ich das gewusst, da wäre ich auch gerne mitgeschwommen!« gilt im nächsten Jahr nicht mehr. Und wenn Sie im Internet weiter suchen möchten, geben Sie sowohl »Elbeschwimmen« als auch »Elbschwimmen« ein. Manchmal wird es mit e geschrieben, manchmal eben nicht. Seit diesem Jahr verwende ich daher immer beide Hashtags.

Gesellschaft

Sympathie


Was Menschen sympathisch macht

Mehr oder weniger durch Zufall beschäftige ich mich gerade damit, warum mir bestimmte Menschen unsympathisch sind und andere sympathisch sind. Eine interessante Frage, worauf Sympathie begründet ist und wer einem sympatisch ist. Vermutlich ist es bei jedem von uns unterschiedlich. Vor vielen Jahren habe ich mir diese Frage schon einmal gestellt. Die Antworten haben sich zwar mit der Zeit geändert, jedoch kann ich es inzwischen recht gut auf den Punkt bringen, wer mir sympathisch ist und wer nicht – und woran es liegt.

In der Regel fängt ja ein Beitrag mit den positiven Aspekten und Merkmalen an. Hier mache ich es einmal umgekehrt.

Was und wer gar nicht geht …

Alphas, Checker, Schwanzvergleicher

Ich mag sie nicht, diese Alphas aller Stufen, die sich mit Schnelligkeit und Checkergehabe schnell und manchmal ziemlich laut hervortun. Ich mag ihre Art nicht. Ihnen sollen ruhig andere hinterherlaufen, nicht ich. „Vor allem mag ich sie nicht, wenn ich feststelle, dass sie außer Schnelligkeit, Dominanz und Präsenz „nichts auf Tasche“, also keine besonderen Kenntnisse und Fertigkeiten haben. Es wird ein ewiger innerer Kampf, der nur energiefressend für mich ist. Dieses Gerangel ist nicht meins und daher bin ich auch kein Typ für Männerfreundschaften und Männerbünde, wo dieses Schwanzvergleichen – mein Auto, mein Haus, mein Boot – meist immanent ist. Die Alphas und Checker sind übrigens nicht nur Männer. Da ist auch manches blonde Mädchen dabei, dass ebenso „ziemlich wenig auf Tasche“ hat und einfach nur mit Sexappeal, fotogener Öffentlichkeitswirksamkeit und Zähne zeigender Dominanz auf dem Ticket der Frauenförderung durch die Instanzen fährt. All diesen Alphas und Checkern mag ich mich nicht unterordnen. Erst recht nicht, wenn ich feststelle, dass sie – an mir selbst gemessen – in bestimmten Bereichen nur sehr wenig Wissen und Können haben.

Scharfmacher, Ideologen, Schönredner

Scharfmacher kommen in den Milieus, in denen ich mich bewege, kaum vor. Allgemein sind es Menschen, die polarisieren und oft auch hetzen. Sie tun nicht nur ihre Meinung kund, sondern sie polarisieren wortstark, oft mit für mich nicht akzeptablen Ausdrücken, gegen wen auch immer, z.B. gegen Unternehmer oder Politiker. In diese Gruppe gehören für mich auch Charaktere, die nachhaltig – manchmal unter dem Deckmantel der Ironie – über Anwesende und Dritte lästern und sticheln. Außerdem gehören noch die typischen Wadenbeißer, die immer Recht behalten müssen und kämpferisch gegen Gott und die Welt, gegen bestimmte Menschen und Dinge beißen, ständig auf der Suche nach dem geringsten Fehler der anderen, damit sie wieder zubeißen können. Auch wenn ich nicht betroffen bin, sie sind mir alle zuwider. Denn ich kann da nicht mitreden und möchte dort auch wirklich nicht mitmachen. Vielleicht habe ich auch zu sehr verinnerlicht, sie könnten morgen gegen mich beißen und hetzen, sind wir heute noch Freunde und morgen dreht sich der Wind. 

Ideologen 

Sie tragen weltanschauungen vor sich her, sind von ihren fixen Ideen überzeugt und können andere anschauungen nicht zulassen. Jedes Infragestellen endet irgendwo zwischem dem ehrlichen, ernst gemeinten, intensivem Überzeugungsversuch, dauerhaftem Eingeschnapptsein und militanter Gegenwehr. Alles nicht meins, seien es nun vehemente Impfgegner, Tempo-30-Streiter oder Kommunisten.

Schönredner 

Ihr Abstand zu den Ideologen ist nicht weit. Sie tragen eine Reihe Mantren vor sich her, nur dass diese keinen ideologischen Überbau haben, sondern meist ganz persönlicher Natur sind. Vielleicht haben sie auch nur eine außergewöhnlich selektive Wahrnehmung ihrer Umwelt. Da wird wird dann von dem so erfolgreichen, hochbegabten Enkelkind gesprochen, das gerade diese Facharbeiter(!)ausbildung im Hochtechnologiebereich nach dem ach so guten Realschul(!)abschluss absolviert. Die eigene Arbeitslosigkeit wird gern wortreich mit der eigenen Überqualifizierung und den fehlenden Arbeitsplätzen für Universalgenies begründet. Auch wenn mich das alles nichts angeht und ich nur der Gesprächspartner bin, habe ich ein Problem mit so viel Umdefinition, habe ich doch ständig das Gefühl, dort hat jemand seine Wahrheit, die weder meiner Sicht der Dinge noch einer Realität entspricht. Sympathisch ist das nicht. Die verschärfte Form sind übrigens Prahler und Hochstapler.

Uninspirierte, Kleingeistige, Formalisten

Diese drei Worte könnte man freilich auch ohne Kommata schreiben. „Uninspiriert“ wird ja manchmal als Synonym für dumm und ungebildet bezeichnet. Ich möchte den Begriff hier etwas erweitern. Es sind Menschen ohne eigene Kreativität und mit noch nicht mal dem eigenen Anspruch danach. Ohne tiefere Gedanken über die Dinge der Welt, die einfach nur unabänderlich hingenommen werden, so wie der Arbeitsbeginn morgens um 7. Praktisch veranlagte Malen-nach-Zahlen-Hobbyisten, die jedes Feld akribisch und korrekt mit der zugehörigen Farbe ausmalen, weil das eben so sein muss. Das sind sicher gute Worker auf einfachen oder manchmal auch besseren Jobs, nur sie sind nicht meine Welt. Zu den Uninspirierten ordne ich zudem die große Liga der Kleingeister, Formalisten und Spießbürger verschiedener Milieus zu. Menschen, die ihre Ordnung schon aus den Fugen geraten sehen, wenn formale Kleinigkeiten nicht stimmen. Die Dinge bereitwillig tun, weil es eine Vorschrift dafür gibt, freilich ohne zu hinterfragen, wie zielführend Vorschrift und Handeln sind. Mancher steigert das dann noch, indem er diese formalistischen Spitzfindigkeiten – gern in passiv-aggressiver Manier – von anderen verlangt oder über andere schlecht redet. Auch, wenn es dabei nie um mich geht und ich nur ein unbeteiligter Dritter bin, ist mir das alles zuwider. Ich kann weder das Verhalten noch die Themen nachvollziehen. Wir senden da auf komplett unterschiedlichen Wellenlängen.

Dominante, Vorlaute, Überpräsente

In allen Bevölkerungsschichten gibt es einen Typ – Männer wie Frauen –, der mir schnell ziemlich unsympathisch ist. Vorlaute, dominante und überpräsente Menschen, die mir die Luft zum Atmen, Sprechen, Handeln nehmen. Bedingt durch Schnelligkeit und Präsenz reißen Sie ohne Rücksicht und Sensus für andere die Dinge an sich und bestimmen. Oft fühle ich mich durch sie an den Rand gedrängt, überstrahlt, sowohl als Person als auch in den Themen, die ich gerne einbringen möchte. Ein Großteil dieser Dominanten und Vorlauten sind die Alphas, die ich oben schon besprochen habe. Ich meide diese Spezies. Da treffen sich vier Personen, und einer ist so dominant, dass er vollständig Thema, Gespräch und Ablauf der Zusammenkunft bestimmt. Unsympathisch, widerlich.

Unhöfliche

Bekanntlich gibt es Höflichkeit und Takt – letzteres Wort ist immerhin enthalten im Wort Kontakt. Den Unhöflichen mangelt es nicht vorrangig an Knigge’scher Etikette, sondern sie sind oft uninteressiert und unaufmerksam, manchmal arrogant. Sie behandeln andere unterschiedlich, etc. Beabsichtigte – oder auch einfach unbekümmerte, nicht beabsichtigte – Ignoranz bestimmten Personen gegenüber oder, dass körpergroße Männer körperkleineren Männern und Frauen keinen Platz machen und ihnen die Sicht versperren, sind Beispiele. Unhöflich ist, wer keinen Sensus für diese Dinge hat – und damit mir unsympathisch.

Taktierern oder eine Strategie verfolgende schleimende Intriganten sind mir vermutlich genauso unsympathisch wie dem Rest der Welt. Auch wenn ich selbst gar nicht betroffen bin, vermutlich ist es der ständige Gedanke, schnell selbst in das Zielfernrohr dieser Menschen geraten zu können.

Die Voraussetzungen für Sympathie

Nach diesem Rant über unsympathische Menschen stellt sich jetzt die Frage, was ist es denn ist, was mit Menschen sympathisch macht?

Dass Menschen mich als Person achten respektieren und akzeptieren, ist sicher eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Sympathie. Außerdem wüsste ich spontan keinen, der dieses nicht tut. Ausgesprochene Feinde habe ich nämlich nicht.

Also konkret, wesentlich sind:

  • Kommunikation auf Augenhöhe,
  • Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit, Interesse, Höflichkeit 
  • Ausstrahlung und Sexappeal

Kommunikation auf Augenhöhe 

Diese viel strapazierte Floskel bedeutet von „gleich zu gleich“ nicht „von oben herab“ oder „von unten hinauf“. Ob das zwischen mir und einem anderen Menschen klappt, merke ich blitzschnell, ganz oft an der Körpersprache oder an kleinen Details im Smalltalk und Zusammensein. Stimmt das auch nur irgendwie nicht – und ich habe das Gefühl, ich schaue hinauf – hat mein Gegenüber meine Sympathie schnell verspielt. Ist es auch durch Dritte erkennbar, wird so ein Verhalten allgemein als Arroganz bezeichnet. 

Diese Kommunikation auf Augenhöhe, dieses sich auf Augenhöhe begegnen hat übrigens nichts damit zu tun, dass es möglicherweise ein reales Machtgefälle gibt. Mit vielen Gesprächspartnern entsteht trotz Macht- bzw. Einflussgefälle schnell ein win-win-Gefühl, auch wenn der Kontakt in der konkreten Sache nicht zielführend ist. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die schon im Smalltalk an Kleinigkeiten immer wieder zeigen, dass sie sich eigentlich überlegen fühlen. Eine sensible Antenne habe ich dafür.

Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit, Interesse, Höflichkeit 

Das ist nicht die übliche Etikette des Knigge, die alle halbwegs gebildeten heute sowieso kennen (ob sie sie anwenden, ist eine andere Frage). Es ist auch keine schleimende Eloquenz und Präsenz, sondern es geht darum, ob jemand einen Sensus und ein Interesse für andere Menschen und ihre Bedürfnisse – im konkreten Fall eben meine Bedürfnisse – hat oder ob immer wieder deutlich wird, dass es trotz angelernter Knigge’scher Eitkette nur um ihn selbst geht. Unhöflichkeit zeigt sich oft in Kleinigkeiten und spitzer Arroganz. Wer mir jedoch Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit und ehrliches Interesse entgegenbringt, hat schon in vielem meine Sympathie gewonnen.

Die in Kontaktanzeigen immer wieder strapazierten Begriffe Ehrlichkeit und Authentizität subsummiere ich unter dem Thema Höflichkeit. Ganz klar: in wichtigen Dingen zu lügen ist unaufrichtig. Menschen, die sich nachhaltig verstellen, sind genauso unaufrichtig. Wer will mit solchen Menschen zu tun haben? Wer sein Herz jedoch auf der Zunge trägt und jede unschöne Kleinigkeit rausbellt, ist auch unhöflich. Offenheit ist sympathisch, schonungslos grobe Offenheit nicht.

Ausstrahlung und Sexappeal

Beides hat nichts mit Eloquenz, Selbstdarstellung und gängigen Schönheitsidealen zu tun. Ausstrahlung und Sexappeal nehme ich oft bei der allerersten nonverbalen Begegnung – dem ersten Eindruck – wahr. Es stellt sich beiderseits entweder so etwas wie ein „Man-mag-sich“-Gefühl, manchmal mit einem minimalen Blickkontakt-Flirt, oder ein „Man-mag-sich-nicht“-Gefühl ein. Oder eben nichts von beidem. Diesen ersten Eindruck möchte ich nicht unterschätzen für die Sympathie und eine eventuelle Zusammenarbeit, die man mit diesem Menschen hat. Gibt es von Anbeginn des Kontaktes ein diffuses „Man-mag-sich-nicht“-Gefühl, dann wird es später schwer mit der Kommunikation auf Augenhöhe und Zusammenarbeit. Trotz aller thematischer Gemeinsamkeiten wird sich wohl keine tiefere Sympathie entwickeln.

Jetzt wissen Sie, was mir Menschen sympathisch macht und was nicht.

Alles nette Nachbarn

Die nicht so Sympathischen mag ich freilich nicht wirklich, jedoch würden sie sich immer noch allesamt als „nette Nachbarn“ eignen. Menschen, mit denen man nicht so viel zu tun hat und auch nicht haben möchte, die gut und gerne ab und zu hilfsbereit sind, so wie man es auch ist, nur eben nicht mehr. Die zum Beispiel ein Paket annehmen und den Gasmann hineinlassen. Kommt es jedoch gut, dann sind nette Nachbarn auch noch sympathisch.