Berlin · Gesellschaft

Eckkneipe

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Eckkneipen waren früher etwas typisch städtisches und vor allem deutsches. Gab es auf den Dörfern Krüge, oft mit Pferdeausspannen, Gaststätten und Erbgerichte oder später, für die früh motorisierte Mittelschicht,  Ausflugsgaststätten, so fand man in den größeren Städten die im proletarischen Umfeld entstandenen Eckkneipen fast an jeder Straßenkreuzung. Dort, wo Menschen sich nach der Arbeit trafen und aufgrund beengter Wohnverhältnisse der eigenen Kurzweil und Kommunikation wegen den geringen Arbeitslohn gleich umsetzten.

In meinen urbanen Stationen, Bielefeld (… doch, gibt es schon), Hannover und Hamburg gab es zwar schon jede Menge an Studenten- und linken Szenekneipen, aber sie waren noch da, diese Eckkneipen. Zu meiner Zeit in der Hamburger Schanze war Büdels Bierdeckel quasi nebenan und Hellas Biereck nicht weit. Nun, das Biereck ist längst weggentrifiziert, der Bierdeckel zog um, und ob es ihn heute noch gibt, weiß ich nicht. Meine Kneipen waren es nie, ich fand sie als Institution jedoch  interessant.

In Berlin gab diese Eckkneipen natürlich auch. Der ganze Prenzlauer Berg und Wedding war voll von diesen proletarischen Treffpunkten der späten  Industrialisierung. Vor vielen Jahrzehnten, vor Weltkrieg, Sozialismus und Wende.

Sozialismus, Gentrifizierung und Hipstertum haben jedoch ihre Spuren hinterlassen. Die klassische Eckkneipe, mit dem Eingang an der Hausecke, dem  rotbraunen, an einer Messingstange im Halbrund gleitenden Wollvorhang direkt hinter der Tür, der oft wie eine schwerlich durchdringbare Schleuse anmutet, jedoch die Berliner Kälte gut abhält, diese Eckkneipen mit einem langem Tresen und der moderne Therapien ersetzenden Wirtin, mit unlackierten Tischen, für diejenigen, die intimer ihre Molle trinken möchten, diese Berliner Treffpunkte gibt es nahezu nicht mehr in den angesagten Vierteln der Gentrifizierung. Warum auch, die Zeiten haben sich geändert und wir, die wir dort wohnen, sind andere Menschen mit veganen oder sonstwie anderen Interessen.

Eine Eckkneipe, deren Publikum gewiss auch nicht mehr viel mit der alten Eckkneipenkultur zu tun hat, deren Lage und Interieur mich jedoch immer sehr daran erinnern, ist das Hackbarth´s an der Ecke Auguststraße/Joachimstraße. Heute ist hier eine angenehme Raucherkneipe mit nicht allzu sehr hipsteresken, jedoch eben Berlin-Mitte-Publikum. Dafür ist das Interieur so, wie es schon vor 40, 60 oder 90 Jahren ausgesehen haben könnte. Nicht alt und gammlig, aber eben zeitlos Eckkneipe. Eine angenehme Mischung aus nicht allzu exaltiertem Publikum und traditioneller Eckkneipe. Mit ocker-braun gemalten Wänden, gelblichem Licht und natürlich dem beschriebenen Wollvorhang.

Ein nach innen, ins Haus gerichteter, gemütlicher Treffpunkt, der zumindest in der kalten Jahreszeit etwas Heimelichkeit ausstrahlt. So etwas typisch deutsches, befand meine italienische Freundin vor guten 25 Jahren und verwendete immer die Worte in una Kneipe, weil es eben diese Institution, in der man vorzugsweise abends gemütlich sitzt und trinkt, in Italien so nicht gäbe. Die italienische Bar sei nämlich etwas gaanz anderes. Nun, auch das mag sich im letzten Vierteljahrhundert geändert haben.

Berlin

Der Charme der Nebenstraße

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Heute ist der 21. Juni, der längste Tag des Jahres. So richtig Sommergefühle habe ich in diesem Jahr noch nicht. Woher auch, der Winter war mild, der Frühling lang und angenehm und diese pappheißen Tage, die es hier in Berlin oft schon im Mai gibt, wenn der Winter lang und kalt war, blieben in diesem Jahr aus. Trotzdem ist es sehr angenehm und vielleicht in diesem Jar sogar viel angenehmer als das übliche Berliner Klima. Man kann draußen sitzen, nur ist eben kein T-Shirt Wetter.

Wie immer am 21. Juni ist heute wieder in die Fête de la Musique. Vor Jahren, als ich hier her zog, war auch der Platz vor der Zionskirche eine richtige Festival-Location während der Fête . Inzwischen wechselten die Kirchenmänner – oder besser gesagt -frauen – und heute ist es hier ruhiger. Dafür gibt es an der Kastanienallee allerlei gute und schlechte Livemusik und im Mauerpark große Bühnen. Diese Open-Air-Veranstaltung sind allesamt im Moment nicht unseres. So verließen wir eben, das Lokal, in dem wir Sonntagabends manchal essen, fluchtartig. Zwei Häuser weiter spielte eine Band, die ich weder von ihrer Lautstärke noch von  der musikalischen Darbietung während des Essens ertragen mochte. Also eine Straße witer, zum Inder in die Oderberger Straße. Freilich, die Musik lies auch nicht dort nicht lange auf sich warten, inklusive der Menschenströme, die vom Mauerpark kamen oder dahin liefen.

Inzwischen habe ich es mir jedoch dort bequem gemacht, wo die Massen nicht hinkommen. Vorm Rebkeller in der Zionskirchestraße. In den warmen Monaten kann man vor dem kleinen Souterrain-Weinlokal auf der Straße sitzen. Nicht spektakulär, aber mit dem Charme der Nebenstraßen rund um den Zionskirchplatz. Hier genieße ich gerade einen spanischen Rosé, lasse langsam das Wochenende ausklingen und lasse die Fête de la Musique eben Fête de la Musique sein.

Berlin

Preußischer Spiritus

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In dieser 4-Millionen-Hauptstadt Berlin gibt es immer wieder interessante Orte, an die ich mehr oder weniger erst durch Zufall komme. Einer dieser Orte ist die Preußische Spirituosen-Manufaktur an der Seestraße im Berliner Wedding. Mit einer guten Handvoll anderer Blogger und Bloggerinnen nahmen Miz Kitty und ich dort gestern an einer Führung teil. Die Spirituosen-Manufaktur tritt quasi die Nachfolge der ehemaligen Lehr-und Versuchsanstalt für Spirituosen-Herstellung an, in der in frühen Zeiten sogar Kaiser Wilhelm I ein und ausging. Heute werden hier edle Tropfen in kleiner Auflage produziert, mit Wissen von heute und Gerätschaft vergangener Tage. Wer dem geistigem, psychogene Zustände induzierendem Getränk nicht abgeneigt ist und zudem den Charme eines Labors mag, der fühlt sich hier wohl. Neben der Verkostung unterschiedlichster Brände und Liköre wurden wir in die Geheimnisse eingewiesen, wie der Schnaps sein Aroma und damit seine Einzigartigkeit erhält. Wir durften einiges verkosten und an Aromen schnuppern. Und freilich gibt es jetzt zwei edle Flaschen in unserer Hausbar mehr (nein, nicht die im unteren Bild, zwei andere, edlere).
Falls Sie mit einer Gruppe in Berlin sind und die üblichen alten Steine, Museen und Ost-West-Hinterlassenschaften schon zur Genüge gesehen haben oder eben uninteressant finden, dann lohnt es sich bestimmt, eine Führung in der Preußischen Spirituosenmanufaktur zu organisieren.

Link: psmberlin.de
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Berlin · Gesellschaft

Lauf der Sympathie

 

Vor einigen Jahren bin ich ziemlich viel gelaufen. Nicht übermäßig, aber doch regelmäßig habe ich im Grunewald trainiert und in den Sommermonaten an dem ein oder anderen Volkslauf oder Halbmarathon teilgenommen. Leider ist das vorbei. Irgendwie bin ich aus dem Laufen rausgekommen, alles hat eben so seine Zeit. 

Nach mehreren Jahren habe ich am letzten Sonntag nun wieder am Lauf der Sympathie teilgenommen. Dieser Volkslauf findet jedes Jahr in der zweiten Märzhälfte statt. 10 km geht es von Falkensee, kurz hinter der Berliner Stadtgrenze, nach Berlin-Spandau. Früher sagte ich immer Anlaufen dazu, so wie die Segler Ansegeln sagen, wenn sie das erste Mal nach der Winterpause ihre Boote zu Wasser lassen. Freilich, 10 km sind für mich im Moment doch recht anstrengend, aber es hat Spaß gemacht, und interessanter als den Sonntagmorgen in Bett und Badewanne zu verbringen war es zudem. Dafür gibt es ja noch andere Sonntage. Wie bei jedem Volkslauf bekam jeder eine Medaille, mit der zwar keiner so richtig weiß, was er damit tun soll, die alle jedoch trotzdem immer gerne nehmen. Für’s Foto, zum Hinhängen, den Kindern geben oder als Schlüsselanhänger. 

Interessant ist am Lauf der Sympathie sicher die Geschichte. Wenige Monate nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung beschließen ein West- und ein Ost-Sportverein einen gemeinsamen, grenzüberschreitenden Volkslauf zu organisieren. Damals noch von der DDR (Falkensee) nach West-Berlin (Spandau). Das war 1990. Ein Jahr später gab es die DDR schon nicht mehr. Der Lauf der Sympathie wurde über die Jahre jedoch ein regelrechter Renner. In diesem Jahr war es bereits der 26. Lauf der Sympathie, inzwischen ein etabliertes Laufereignis in der Berliner Laufszene. Ich denke, ich bin bei Nummer 27 im nächsten Jahr wieder dabei. 

Berlin

Schnitzel & Feinkost

Am Essen mag ich nicht sparen.

Best Wiener Schnitzel in town

Vor mehr als 30 Jahren, zu meiner Kinderzeit, war es hip und schick, Burger zu essen. Am besten bei McDonald’s oder einer anderen Imbiss-Kette. Der gemeine Schnellimbiss hatte in der Provinz nämlich nur die hausgemachte Rostbratwurst zu bieten, die wir sicher heute alle dem McDonald’s Burger vorziehen würden. Jahre später, zu meiner Studienzeit in den späten 80ern, war es regelrecht verpönt, Burger, Kotelett oder Schnitzel zu essen. Als spießbürgerlich wurde das angesehen. Ein aufgeklärter links-alternativer Mensch war doch Vegetarier oder sich zumindest fleischarm ernährend. Den Begriff vegan gab es damals noch nicht, bzw. er war noch nicht wirklich verbreitet. Nun, zu dieser Gruppe Menschen gehöre ich nicht und habe dazu auch nie gehört. Ich bin bekennender Fleischesser. Fleisch macht mich nicht nur satt, sondern brezelt auch mein Wohlbefinden auf. Vermutlich geht das nicht nur mir so, sondern vielen Menschen. Wie sonst ist es zu erklären, dass der Burger im Moment so eine Renaissance erlebt?

Psyche und Wohlbefinden lassen sich bei mir sogar durch eine andere Fleischspezialität noch mehr toppen als durch einen Burger. Wiener Schnitzel heißt das Objekt der Begierde. Und das Schnitzel scheint ebenso wie der Burger eine Renaissance zu erleben. Immer öfter lese und höre ich das Wort Schnitzel in letzter Zeit. Freilich, ich mag nicht am Essen sparen, und daher muss es ein richtiges Kalbsschnitzel sein. Schnitzel Wiener Art sind nicht meins.

Gleich geht es am Sonntag Abend wieder in das Restaurant Alt Wien im Berliner Bötzowkiez. Dort ist das Wiener Schnitzel … ja, einfach Hammer. Das Best-Schnitzel-in-town der Bundeshauptstadt. Dazu österreichisches Bier, Hirter, in sehr angenehmer Atmosphäre. Wenn Sie also in Berlin auf Schnitzeljagd gehen wollen, tun sie es nicht irgendwo, sondern im Alt Wien.

Vom Einfachen das Gute

So heißt ein Feinkost-, d.h. genauer gesagt ein Wurst-Schinken-Käse-Wein-Geschäft in der Invalidenstraße. Dieser Laden hat es mir seit zwei Tagen angetan, und ich muss dort unbedingt wieder einkaufen. Irgendwie kann ich dieses Supermarktzeug oder, noch schlimmer, Discounter-Zeug nicht mehr sehen. Zumindest was Fleisch und Fisch anbelangt, auch wenn z.B. Rewe noch eine irgendwie akzeptable Durchschnittsqualität bietet.

So war ich die Tage wieder unterwegs, ein Feinkostgeschäft zu suchen, indem ich eine gute Fenchel-Salami bekomme. Miz Kitty entdeckte dann diesen Laden mit dem treffenden Namen Vom Einfachen das Gute und brachte mir ein paar Schreiben Fenchel-Salami mit. Hammer, genial, sag ich nur. Und die Leberwurst, die Kitty gekauft hatte, war genauso … Hammer. Alles war schnell aufgegessen, so dass ich dieses Geschäft unbedingt in dieser Woche selbst besuchen muss. Wenn Sie, was Schinken und Wurst anbetrifft, auch diesen Kaufhaus-Supermarkt-Discounter-Kram leid sind, dann ist die Invalidenstraße bestimmt eine gute Adresse.

Berlin

Bar Milano – Mitte Stylewalk #01

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Gestern war so ein typischer Januar-Samstagnachmittag, an dem es den ganzen Tag nicht richtig hell wird. Dazu noch stürmisch, so dass man keinen Hund vor die Tür schickt. So sind wir gestern nur kurz zur Apotheke gelaufen. Auf dem Rückweg wollte ich für das Netznotizen’14-Jahrbuch noch schnell ein Foto vom Gebäude des ehemaligen Kaufhaus Jandorf an der Kreuzung Brunnenstraße/Invalidenstraße machen. – Apropos Jahrbuch, in 2-3 Wochen ist es fertig, stay tuned ;)

Also schlenderten wir das kurze Stück der Brunnenstraße vom Rosenthaler Platz bis zur bis zur Kreuzung Invalidenstraße, ich fotografierte in der Nachmittagsdämmerung, und bevor es wieder zur Wohnung ging, musste ein Außer-Haus-Kaffee in der Nachbarschaft sein. Locations gibt es hier mehr als genug dafür. Gestern kehrten wir in die Bar Milano in der Brunnenstraße 11 ein.

Diese kleine Bar mit ihren vier Ledersesseln und dem kleinen Galeriepodest gibt es erst seit wenigen Monaten. Schon einmal habe ich hier einen kurzen Stop auf der 300 Meter langen Strecke zwischen dem U-Bahn-Eingang an der Brunnenstraße und unserer Wohnung eingelegt und war recht angetan. Bereits beim ersten Besuch gefiel mir das schnörkellos- nüchterne Ambiente. Vor allem, weil es hier mit Gold und gelblichem Licht kombiniert wird und daher alles etwas angenehmer und wärmer anmutet als sonst so oft.

Gestern saßen wir oben auf der Galerie bei Cappuccino, Latte Macchiato und sehr schön hergerichtetem Ciabatta. Die leckeren Snacks werden im vorderen Bereich der Bar Milano frisch zubereitet und dafür Fleisch und Salami frisch aufgeschnitten. Neben denen Ciabatte gibt es einiges an Antipasti und Roastbeef. Mit etwas Glück werden – so wie gestern Nachmittag – italienische Schlager-Highlights der 60er gespielt. Hach.

So sie in der Nähe vom Rosenthaler Platz unterwegs sind, verbringen Sie Ihre Zeit nicht in gewöhnlichen Stehcafés zweiter Klasse sondern kehren in der Bar Milano ein.

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Berlin

Sprayerwand

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Es gibt in Berlin Orte, an die man erst durch Zufall kommt, oft erst nach vielen Jahren und die nicht einmal Menschen kennen, die dort in der Nähe wohnen. So ein Ort ist der Weg entlang am S-Bahn-Damm, hinter den Häusern der Pankower Dolomitenstraße her. Begrenzt wird er durch eine lange Mauer, die hintere Seite einer langen Garagenzeile. Sprayer können sich hier austoben. Wie man sieht, grüßt dort das neue Jahr 2015 bereits in typischem Graffiti-Stil.

Kann man da direkt am Bahndamm entlang gehen, an der Sprayer-Wand?, fragten wir uns, als wir letztens die Dolomitenstraße entlang liefen. Gestern haben wir es probiert. Man kann entlang der S-Bahn laufen, wobei der zum Teil etwas zugewachsene Weg zwischen Bahndamm und Sprayerwand in Richtung Norden deutlich schmaler wird. Vieles erinnert hier an die geheimen Verstecke, in denen sich Jugendliche mit ihrer Clique treffen, zum Rauchen, Kiffen, Sprayen.

Eigentlich unspektakulär, irgendwo in Berlin. Der Ort hat jedoch eine besondere Bedeutung. Hier war die Grenze der geteilten Hauptstadt. Niemals hätten wir vor 30 Jahren hier spazieren können. Gut, dass das vorbei ist und diese Teilung Geschichte ist. Gestern liefen wir vom Wedding aus über die Grünthaler Straße Richtung Dolomitenstraße bzw. Esplanade. Sofort hinter der S-Bahn-Unterführung scharf links, den zugewachsenen Weg am Bahndamm entlang. Falls Sie ein geheimes Versteck suchen, das wiederum nicht so abgeschieden ist, dass man dort nicht doch entdeckt oder auf andere treffen würde und zudem noch in dem Alter für konspirative Cliquentreffen sind: Hier ist sicher ein guter Ort dafür.

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Berlin · Gesellschaft

Wo Sie nicht burgern sollten – White Trash

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Aus der Reihe »Wo Sie nicht hingehen sollten«

Bevor Sie ins White Trash gehen, lassen Sie sich das letztere der beiden Worte am besten noch einmal auf der Zunge zergehen. Früher war diese Location an der Schönhauser Allee und wurde ziemlich gehyped. Freilich, die Burger waren sicher besser als bei Burger King und McDonald’s, richtig wohl gefühlt habe ich mich die paar Mal, die ich im White Trash war, jedoch nie. Immerhin war es damals akzeptabel, als es noch nicht so viel Burger-Lokale in Berlin gab.

Vor einiger Zeit ist das White Trash von der Schönhauser Allee an den Flutgraben gezogen, an das Ende der Schlesischen Straße, in ein Ex-Autohaus. Im Sommer werden die Burger auch in einem ziemlich gammeligen Außenbereich serviert, so wie es dort im hintersten Kreuzberg an der Grenze zu Treptow im Moment zum allgemeinen Standard gehört. Nicht mein Stil, aber für junges Szene-Publikum und Provinzler, die den Kreuzberg-Hype mögen, vielleicht ganz erträglich. Wenn der Laden sonst stimmen würde, wäre das alles im grünen Bereich. Leider stimmt es dort ganz und gar nicht. Wer nur Burger essen möchte, zahlt erst einmal einen Euro Eintritt für die DJ-Beschallung in der Musikkneipe im White Trash, auch wenn man dort gar nicht hinein möchte. Zu späterer Stunde sind dann fünf Euro fällig, für eine Lifeband-Beschallung. Das wäre irgendwie auch noch ok.

Ärgerlich ist es dagegen, dass ein simpler halber Liter Bier fünf Euro kostet, was bei dem Standard des Lokals sicher überteuert ist. Ein kleines Bier gibt es erst gar nicht. Ärgerlicher ist es, dass die Burger nach dem Umzug sehr viel schlechter geworden sind. So war es zumindest am letzten Samstag Abend. So gar nichts besonderes hat dieses White Trash also zu bieten. Lokal und Angebot muten eher wie Touristennepp mit Klappstühlen, überhöhten Preisen und unterdurchschnittlicher Qualität an. Alles das ist an sich ein Grund, das White Trash zu meiden. Bessere Burger gibt es in Berlin an vielen anderen Orten.

Noch ärgerlicher wurde unser Besuch am Samstag jedoch zum Ende hin. Wir waren in einer größeren Gruppe dort. Ein Blog’n’Burger-Treffen. Normalerweise wird in solch großen Gruppen einzeln gezahlt. Nicht jedoch im White Trash. Dort empfindet man das als zu aufwändig und stellt nur eine komplette Rechnung für die gesamte Gruppe. Wir sammelten also im Glas. Der Organisator des Blog’n’Burger, Chris, der mit dem White Trash die Reservierung vereinbart hatte, zählte noch einmal nach. Die Summe war einige 100 € groß und im Glas war zudem noch einiges an Trinkgeld. Das Personal bekam das Geld und alles ist fein – dachten wir zumindest.

Kurze Zeit später kam jemand vom White Trash an den Tisch und sagte, es wären 10 % Trinkgeld vereinbart gewesen. Er forderte diese 10 % auch nachdrücklich ein. Sie wären »vertraglich vereinbart« gewesen. Freilich, so etwas geht rechtlich gar nicht. Natürlich erfüllten wir diesen frech-dreisten Anspruch auch nicht. Nach einigem Hin und Her hieß es patzig, wir könnten dort nie wieder reservieren. Gut, dass muss die Blog’n’Burger-Crew im White Trash mit seinen Klappstühlen, der Burger-Qualität und seinen Bierpreisen auch sicher nicht mehr. Frech ist es ja ohnehin schon, in eine Reservierungsbestätigung zu schreiben, man erwarte 10 % Trinkgeld. In solche Lokale muss man doch nicht gehen.

Alles in allem ist es sicherlich eine gute Empfehllung, nicht im White Trash einzukehren.

Sterne: null von fünf möglichen.