Schreibgeräte & Kontor

Bindung mit lösbaren Blättern 

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Wie man Blätter flexibel in eine Drahtkammbindung einfügen und wieder herauslösen kann.

Die Drahtkammbindung ist eine sehr praktische Art, Blätter zu einem Buch zusammen zu binden und wird gerne genommen, weil man sie in jedem Copyshop schnell anfertigen lassen kann oder sogar im eigenen Büro über ein Bindegerät dafür verfügt. Zudem gibt es für alle möglichen Dicken des zu bindenden Papierstapels unterschiedliche Ringdurchmesser.

Verglichen mit einem Hardcover-Buch ist diese Bindung zwar längst nicht so stabil, hat jedoch den großen Vorteil, dass die Blätter plan liegen und dass man die Blätter komplett umschlagen kann, was manchmal sehr platzsparend ist. Die Drahtkammbindung wird auch gern für Skizzenbücher aller Art verwendet, dann oft mit richtigen Pappdeckeln. Möchte man die so zusammen gebundenen Blätter umordnen oder einzelne Seiten einfügen, so ist das grundsätzlich einfach möglich. Man biegt die Drahtringe auf und lässt in Copyshop oder Buchbinderei einen neuen Drahtkamm einsetzen und zusammenbiegen. Relativ unbekannt ist es dagegen, wie man ohne die Bindung zu öffnen mit einfachen Mitteln eine Seite einfügen kann, zum Beispiel in ein Skizzenbuch, damit die Dinge in der passenden Reihenfolge schön geordnet sind.

Wie das geht, das möchte ich einmal hier erklären: Natürlich muss das Blatt, das eingefügt werden soll, zuerst gelocht werden – und zwar mit dem gleichen Lochabstand wie die Blätter des Buches, in die das Blatt eingefügt werden soll. Achtung, es gibt zwei Systeme mit unterschiedlichem Lochabstand und das hier beschriebene Einfügen von Blättern in eine bestehende Bindung eignet sich eher für das System mit dem größeren Lochabstand, das meist bei Ringen mit größerem Durchmesser verwendet wird. Zum Lochen der einzusetzenden Blätter muss man also doch einmal in den Copyshop gehen oder eben im eigenen Büro schauen.

So setzt man das gelochte Blatt nun in die bestehende Bindung hinein: Zuerst werden die Stege zwischen Blattrand und Löchern mit dem Cutter alle eingeschnitten. Das kann auch mit einer kleinen Schere erledigt werden. Mit dem Cutter können jedoch gleich ein ganzes Dutzend übereinander gelegte Blätter gleichzeitig geschnitten werden. Anschließend wird das Blatt vorsichtig in die Drahtbindung hinein gedrückt. Man kann dazu einen schmalen Stift, eine Stricknadel o.ä. zur Hilfe nehmen.

Tatsächlich, das Blatt hält relativ gut in der Bindung. Freilich können so eingesetzte Blätter auch einfach wieder herausgelöst werden, um sie danach an einer anderen Stelle wieder einzusetzen. Sehr flexibel, dieses System. Ein ganzes Buch könnte man sich herstellen aus Blättern mit diesen geschlitzten Lochrändern, zum flexiblen Umordnen oder Einfügen in ein anderes Buch.

Gesehen habe ich diese „Erweiterung“ der Drahtkammbindung noch nie, außer eben bei mir selbst. Vielleicht gibt es diese geschlitzten Lochränder längst, vielleicht schlummern sie als Patent oder Gebrauchsmuster in irgendeiner Schublade (wobei die Schöpfungshöhe ja nicht wirklich hoch ist). Auf die Idee kam ich durch die inzwischen schon legendäre Bindung der belgischen Firma Atoma die ähnlich funktioniert, nur eben nicht mit Drahtringen, sondern mit kleinen Aluminiumscheiben.

Die Drahtkammbindung heißt übrigens so, weil das Drahtgebilde, aus dem die Ringe entstehen, wie ein Kamm aussieht, wenn es flach auseinander gebogen wird. Manchmal wird diese Bindung auch als „Wire-O“ bezeichnet, was jedoch nur ein Firmenname ist und so ähnlich ist, als wenn man einen Filzschreiber allgemein nur Edding nennt. Eine Spiralbindung ist dagegen etwas komplett anderes, die gibt es bei einfachen Collegeblöcken und dort ist der Draht tatsächlich eine Spirale.

Und noch eine letzte Bemerkung: Wenn Sie sich selbst daran machen, eine Drahtkammbindung zu herzustellen, achten Sie darauf, die Blätter so auf das Drahtgebilde aufzufädeln, dass die zwei Drahtenden später zwischen der letzten Seite des Buchblocks und dem hinteren Deckel liegen. Außerdem sollten die Ringe nicht schief zusammengedrückt werden, was etwas Übung erfordert, aber so wird die Drahtkammbindung professionell.

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Berlin

Der Charme der Nebenstraße

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Heute ist der 21. Juni, der längste Tag des Jahres. So richtig Sommergefühle habe ich in diesem Jahr noch nicht. Woher auch, der Winter war mild, der Frühling lang und angenehm und diese pappheißen Tage, die es hier in Berlin oft schon im Mai gibt, wenn der Winter lang und kalt war, blieben in diesem Jahr aus. Trotzdem ist es sehr angenehm und vielleicht in diesem Jar sogar viel angenehmer als das übliche Berliner Klima. Man kann draußen sitzen, nur ist eben kein T-Shirt Wetter.

Wie immer am 21. Juni ist heute wieder in die Fête de la Musique. Vor Jahren, als ich hier her zog, war auch der Platz vor der Zionskirche eine richtige Festival-Location während der Fête . Inzwischen wechselten die Kirchenmänner – oder besser gesagt -frauen – und heute ist es hier ruhiger. Dafür gibt es an der Kastanienallee allerlei gute und schlechte Livemusik und im Mauerpark große Bühnen. Diese Open-Air-Veranstaltung sind allesamt im Moment nicht unseres. So verließen wir eben, das Lokal, in dem wir Sonntagabends manchal essen, fluchtartig. Zwei Häuser weiter spielte eine Band, die ich weder von ihrer Lautstärke noch von  der musikalischen Darbietung während des Essens ertragen mochte. Also eine Straße witer, zum Inder in die Oderberger Straße. Freilich, die Musik lies auch nicht dort nicht lange auf sich warten, inklusive der Menschenströme, die vom Mauerpark kamen oder dahin liefen.

Inzwischen habe ich es mir jedoch dort bequem gemacht, wo die Massen nicht hinkommen. Vorm Rebkeller in der Zionskirchestraße. In den warmen Monaten kann man vor dem kleinen Souterrain-Weinlokal auf der Straße sitzen. Nicht spektakulär, aber mit dem Charme der Nebenstraßen rund um den Zionskirchplatz. Hier genieße ich gerade einen spanischen Rosé, lasse langsam das Wochenende ausklingen und lasse die Fête de la Musique eben Fête de la Musique sein.

Gesellschaft

Sympathie


Was Menschen sympathisch macht

Mehr oder weniger durch Zufall beschäftige ich mich gerade damit, warum mir bestimmte Menschen unsympathisch sind und andere sympathisch sind. Eine interessante Frage, worauf Sympathie begründet ist und wer einem sympatisch ist. Vermutlich ist es bei jedem von uns unterschiedlich. Vor vielen Jahren habe ich mir diese Frage schon einmal gestellt. Die Antworten haben sich zwar mit der Zeit geändert, jedoch kann ich es inzwischen recht gut auf den Punkt bringen, wer mir sympathisch ist und wer nicht – und woran es liegt.

In der Regel fängt ja ein Beitrag mit den positiven Aspekten und Merkmalen an. Hier mache ich es einmal umgekehrt.

Was und wer gar nicht geht …

Alphas, Checker, Schwanzvergleicher

Ich mag sie nicht, diese Alphas aller Stufen, die sich mit Schnelligkeit und Checkergehabe schnell und manchmal ziemlich laut hervortun. Ich mag ihre Art nicht. Ihnen sollen ruhig andere hinterherlaufen, nicht ich. „Vor allem mag ich sie nicht, wenn ich feststelle, dass sie außer Schnelligkeit, Dominanz und Präsenz „nichts auf Tasche“, also keine besonderen Kenntnisse und Fertigkeiten haben. Es wird ein ewiger innerer Kampf, der nur energiefressend für mich ist. Dieses Gerangel ist nicht meins und daher bin ich auch kein Typ für Männerfreundschaften und Männerbünde, wo dieses Schwanzvergleichen – mein Auto, mein Haus, mein Boot – meist immanent ist. Die Alphas und Checker sind übrigens nicht nur Männer. Da ist auch manches blonde Mädchen dabei, dass ebenso „ziemlich wenig auf Tasche“ hat und einfach nur mit Sexappeal, fotogener Öffentlichkeitswirksamkeit und Zähne zeigender Dominanz auf dem Ticket der Frauenförderung durch die Instanzen fährt. All diesen Alphas und Checkern mag ich mich nicht unterordnen. Erst recht nicht, wenn ich feststelle, dass sie – an mir selbst gemessen – in bestimmten Bereichen nur sehr wenig Wissen und Können haben.

Scharfmacher, Ideologen, Schönredner

Scharfmacher kommen in den Milieus, in denen ich mich bewege, kaum vor. Allgemein sind es Menschen, die polarisieren und oft auch hetzen. Sie tun nicht nur ihre Meinung kund, sondern sie polarisieren wortstark, oft mit für mich nicht akzeptablen Ausdrücken, gegen wen auch immer, z.B. gegen Unternehmer oder Politiker. In diese Gruppe gehören für mich auch Charaktere, die nachhaltig – manchmal unter dem Deckmantel der Ironie – über Anwesende und Dritte lästern und sticheln. Außerdem gehören noch die typischen Wadenbeißer, die immer Recht behalten müssen und kämpferisch gegen Gott und die Welt, gegen bestimmte Menschen und Dinge beißen, ständig auf der Suche nach dem geringsten Fehler der anderen, damit sie wieder zubeißen können. Auch wenn ich nicht betroffen bin, sie sind mir alle zuwider. Denn ich kann da nicht mitreden und möchte dort auch wirklich nicht mitmachen. Vielleicht habe ich auch zu sehr verinnerlicht, sie könnten morgen gegen mich beißen und hetzen, sind wir heute noch Freunde und morgen dreht sich der Wind. 

Ideologen 

Sie tragen weltanschauungen vor sich her, sind von ihren fixen Ideen überzeugt und können andere anschauungen nicht zulassen. Jedes Infragestellen endet irgendwo zwischem dem ehrlichen, ernst gemeinten, intensivem Überzeugungsversuch, dauerhaftem Eingeschnapptsein und militanter Gegenwehr. Alles nicht meins, seien es nun vehemente Impfgegner, Tempo-30-Streiter oder Kommunisten.

Schönredner 

Ihr Abstand zu den Ideologen ist nicht weit. Sie tragen eine Reihe Mantren vor sich her, nur dass diese keinen ideologischen Überbau haben, sondern meist ganz persönlicher Natur sind. Vielleicht haben sie auch nur eine außergewöhnlich selektive Wahrnehmung ihrer Umwelt. Da wird wird dann von dem so erfolgreichen, hochbegabten Enkelkind gesprochen, das gerade diese Facharbeiter(!)ausbildung im Hochtechnologiebereich nach dem ach so guten Realschul(!)abschluss absolviert. Die eigene Arbeitslosigkeit wird gern wortreich mit der eigenen Überqualifizierung und den fehlenden Arbeitsplätzen für Universalgenies begründet. Auch wenn mich das alles nichts angeht und ich nur der Gesprächspartner bin, habe ich ein Problem mit so viel Umdefinition, habe ich doch ständig das Gefühl, dort hat jemand seine Wahrheit, die weder meiner Sicht der Dinge noch einer Realität entspricht. Sympathisch ist das nicht. Die verschärfte Form sind übrigens Prahler und Hochstapler.

Uninspirierte, Kleingeistige, Formalisten

Diese drei Worte könnte man freilich auch ohne Kommata schreiben. „Uninspiriert“ wird ja manchmal als Synonym für dumm und ungebildet bezeichnet. Ich möchte den Begriff hier etwas erweitern. Es sind Menschen ohne eigene Kreativität und mit noch nicht mal dem eigenen Anspruch danach. Ohne tiefere Gedanken über die Dinge der Welt, die einfach nur unabänderlich hingenommen werden, so wie der Arbeitsbeginn morgens um 7. Praktisch veranlagte Malen-nach-Zahlen-Hobbyisten, die jedes Feld akribisch und korrekt mit der zugehörigen Farbe ausmalen, weil das eben so sein muss. Das sind sicher gute Worker auf einfachen oder manchmal auch besseren Jobs, nur sie sind nicht meine Welt. Zu den Uninspirierten ordne ich zudem die große Liga der Kleingeister, Formalisten und Spießbürger verschiedener Milieus zu. Menschen, die ihre Ordnung schon aus den Fugen geraten sehen, wenn formale Kleinigkeiten nicht stimmen. Die Dinge bereitwillig tun, weil es eine Vorschrift dafür gibt, freilich ohne zu hinterfragen, wie zielführend Vorschrift und Handeln sind. Mancher steigert das dann noch, indem er diese formalistischen Spitzfindigkeiten – gern in passiv-aggressiver Manier – von anderen verlangt oder über andere schlecht redet. Auch, wenn es dabei nie um mich geht und ich nur ein unbeteiligter Dritter bin, ist mir das alles zuwider. Ich kann weder das Verhalten noch die Themen nachvollziehen. Wir senden da auf komplett unterschiedlichen Wellenlängen.

Dominante, Vorlaute, Überpräsente

In allen Bevölkerungsschichten gibt es einen Typ – Männer wie Frauen –, der mir schnell ziemlich unsympathisch ist. Vorlaute, dominante und überpräsente Menschen, die mir die Luft zum Atmen, Sprechen, Handeln nehmen. Bedingt durch Schnelligkeit und Präsenz reißen Sie ohne Rücksicht und Sensus für andere die Dinge an sich und bestimmen. Oft fühle ich mich durch sie an den Rand gedrängt, überstrahlt, sowohl als Person als auch in den Themen, die ich gerne einbringen möchte. Ein Großteil dieser Dominanten und Vorlauten sind die Alphas, die ich oben schon besprochen habe. Ich meide diese Spezies. Da treffen sich vier Personen, und einer ist so dominant, dass er vollständig Thema, Gespräch und Ablauf der Zusammenkunft bestimmt. Unsympathisch, widerlich.

Unhöfliche

Bekanntlich gibt es Höflichkeit und Takt – letzteres Wort ist immerhin enthalten im Wort Kontakt. Den Unhöflichen mangelt es nicht vorrangig an Knigge’scher Etikette, sondern sie sind oft uninteressiert und unaufmerksam, manchmal arrogant. Sie behandeln andere unterschiedlich, etc. Beabsichtigte – oder auch einfach unbekümmerte, nicht beabsichtigte – Ignoranz bestimmten Personen gegenüber oder, dass körpergroße Männer körperkleineren Männern und Frauen keinen Platz machen und ihnen die Sicht versperren, sind Beispiele. Unhöflich ist, wer keinen Sensus für diese Dinge hat – und damit mir unsympathisch.

Taktierern oder eine Strategie verfolgende schleimende Intriganten sind mir vermutlich genauso unsympathisch wie dem Rest der Welt. Auch wenn ich selbst gar nicht betroffen bin, vermutlich ist es der ständige Gedanke, schnell selbst in das Zielfernrohr dieser Menschen geraten zu können.

Die Voraussetzungen für Sympathie

Nach diesem Rant über unsympathische Menschen stellt sich jetzt die Frage, was ist es denn ist, was mit Menschen sympathisch macht?

Dass Menschen mich als Person achten respektieren und akzeptieren, ist sicher eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Sympathie. Außerdem wüsste ich spontan keinen, der dieses nicht tut. Ausgesprochene Feinde habe ich nämlich nicht.

Also konkret, wesentlich sind:

  • Kommunikation auf Augenhöhe,
  • Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit, Interesse, Höflichkeit 
  • Ausstrahlung und Sexappeal

Kommunikation auf Augenhöhe 

Diese viel strapazierte Floskel bedeutet von „gleich zu gleich“ nicht „von oben herab“ oder „von unten hinauf“. Ob das zwischen mir und einem anderen Menschen klappt, merke ich blitzschnell, ganz oft an der Körpersprache oder an kleinen Details im Smalltalk und Zusammensein. Stimmt das auch nur irgendwie nicht – und ich habe das Gefühl, ich schaue hinauf – hat mein Gegenüber meine Sympathie schnell verspielt. Ist es auch durch Dritte erkennbar, wird so ein Verhalten allgemein als Arroganz bezeichnet. 

Diese Kommunikation auf Augenhöhe, dieses sich auf Augenhöhe begegnen hat übrigens nichts damit zu tun, dass es möglicherweise ein reales Machtgefälle gibt. Mit vielen Gesprächspartnern entsteht trotz Macht- bzw. Einflussgefälle schnell ein win-win-Gefühl, auch wenn der Kontakt in der konkreten Sache nicht zielführend ist. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die schon im Smalltalk an Kleinigkeiten immer wieder zeigen, dass sie sich eigentlich überlegen fühlen. Eine sensible Antenne habe ich dafür.

Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit, Interesse, Höflichkeit 

Das ist nicht die übliche Etikette des Knigge, die alle halbwegs gebildeten heute sowieso kennen (ob sie sie anwenden, ist eine andere Frage). Es ist auch keine schleimende Eloquenz und Präsenz, sondern es geht darum, ob jemand einen Sensus und ein Interesse für andere Menschen und ihre Bedürfnisse – im konkreten Fall eben meine Bedürfnisse – hat oder ob immer wieder deutlich wird, dass es trotz angelernter Knigge’scher Eitkette nur um ihn selbst geht. Unhöflichkeit zeigt sich oft in Kleinigkeiten und spitzer Arroganz. Wer mir jedoch Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit und ehrliches Interesse entgegenbringt, hat schon in vielem meine Sympathie gewonnen.

Die in Kontaktanzeigen immer wieder strapazierten Begriffe Ehrlichkeit und Authentizität subsummiere ich unter dem Thema Höflichkeit. Ganz klar: in wichtigen Dingen zu lügen ist unaufrichtig. Menschen, die sich nachhaltig verstellen, sind genauso unaufrichtig. Wer will mit solchen Menschen zu tun haben? Wer sein Herz jedoch auf der Zunge trägt und jede unschöne Kleinigkeit rausbellt, ist auch unhöflich. Offenheit ist sympathisch, schonungslos grobe Offenheit nicht.

Ausstrahlung und Sexappeal

Beides hat nichts mit Eloquenz, Selbstdarstellung und gängigen Schönheitsidealen zu tun. Ausstrahlung und Sexappeal nehme ich oft bei der allerersten nonverbalen Begegnung – dem ersten Eindruck – wahr. Es stellt sich beiderseits entweder so etwas wie ein „Man-mag-sich“-Gefühl, manchmal mit einem minimalen Blickkontakt-Flirt, oder ein „Man-mag-sich-nicht“-Gefühl ein. Oder eben nichts von beidem. Diesen ersten Eindruck möchte ich nicht unterschätzen für die Sympathie und eine eventuelle Zusammenarbeit, die man mit diesem Menschen hat. Gibt es von Anbeginn des Kontaktes ein diffuses „Man-mag-sich-nicht“-Gefühl, dann wird es später schwer mit der Kommunikation auf Augenhöhe und Zusammenarbeit. Trotz aller thematischer Gemeinsamkeiten wird sich wohl keine tiefere Sympathie entwickeln.

Jetzt wissen Sie, was mir Menschen sympathisch macht und was nicht.

Alles nette Nachbarn

Die nicht so Sympathischen mag ich freilich nicht wirklich, jedoch würden sie sich immer noch allesamt als „nette Nachbarn“ eignen. Menschen, mit denen man nicht so viel zu tun hat und auch nicht haben möchte, die gut und gerne ab und zu hilfsbereit sind, so wie man es auch ist, nur eben nicht mehr. Die zum Beispiel ein Paket annehmen und den Gasmann hineinlassen. Kommt es jedoch gut, dann sind nette Nachbarn auch noch sympathisch. 
 

Der Tag im Bild

Bibliothek

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Menschen, die mit Büchern zu tun haben, sei es nun, weil sie regelrechte Bücherwürmer sind oder – wie ich – aus anderen Gründen damit zu tun haben, eben weil sie Bücher gestalten, verlegen, produzieren oder restaurieren oder einfach ein Faible für die Schwarzkunst vergangener Zeiten haben, werden von diesem Bild regelrecht getriggert. Eine schöne alte Bibliothek, mit reihenweise aufgestellten Regalmetern an Büchern, Gängen, bogenförmigen Durchgängen und einem großen Lesepult. Freilich, so eine Location trifft man immer mal wieder, aber doch recht selten.

Für die Rückfahrt vom Riesengebirge – aus der Zeitschleife – wollten wir eine andere Strecke nehmen als für den Hinweg, in Görlitz Station machen und dort einen Kaffee trinken. Görlitz und Zgorzelec kenne ich einigermaßen gut. Schon einige Male habe ich hier einen Kurzurlaub verbracht, bin zweimal hier den Halbmarathon gelaufen und vor 3 Jahren haben Miz Kitty und ich unser erstes polnisches Schlösserhopping hier gestartet. Die Neugier und das Sightseeingbedürfnis hielt sich also, was Görlitz anbetraf, sehr in Grenzen. Wir hatten eher das Bedürfnis nach Kaffee und Kuchen in schöner Atmosphäre, am Untermarkt rund um die Börse oder in der Neißstraße.

Die Görlitzer Innenstadt war wieder so, wie ich sie seit Jahren kenne. Ein schön restauriertes Ensemble aus barocker Zeit, mit mit einer Hand voll Touristen und Rentnern darin. Der Bär steppt woanders. Die Neißstraße ist zur Zeit im Bau und alle Lokale dort, die zum Teil nach hinten raus schöne Gärten haben, sind geschlossen. Vermutlich lohnt sich das Geschäft nicht in der Baustelle, mindestens nicht am Dienstag Nachmittag. Auch Lucie Schulte am Untermarkt – vor drei Jahren hatten wir uns dort ganz wohl gefühlt – hat am Nachmittag geschlossen. Einen Kaffee und ein Stück Küchen haben wir trotzdem am Untermarkt bekommen.

Während wir die Neißstraße hinunter laufen, springt mir vor dem Ameiß’schen Haus ein Aufsteller mit dem Bild der Bibilothek ins Auge. In diesem Haus, in der Nummer 30, ist das Görlitzer Kulturhistorische Museum. Ins Museum möchten wir nicht gerade am sonnigen Dienstag Nachmittag, denn die gesamte Stadt ist hier Museum genug, wohl aber möchte ich einmal diese Bibliothek von innen sehen. Also gefragt, wie wir dort hinein kommen. „Indem Sie mir eine Eintrittskarte abkaufen“, sagt die freundliche Dame an der Rezeption. Ich kaufe gkeich zwei. Die Karten gelten für das Museum und eine Mitarbeiterin führt uns durch die einzelnen Etagen des Ameiß’schen Hauses.

In dem Barockhaus ist schon seit 1804 die Oberlautsitzische Akademie der Wissenschaften ansässig, und es gibt neben der historischen Bibliothek einige interessante Sammlungen: ein Physikalisches Kabinett, ein Graphisches Kabinett, ein Naturalienkabinett, ein Altertümerkabinett, eine Gesteins- und Mineraliensammlung und das Gesellschaftsarchiv.

Viele Dinge gibt es dort zu sehen. Hier und dort haben wir uns etwas festgehakt. So wurde aus dem „Wir gehen mal kurz in die Bibliothek“ ein längerer Museumsbesuch.

 

Gesellschaft

Zeitschleife

zeitschleife

Zeit ist ja so etwas Abstraktes wie elektrischer Strom und nicht sichtbar. Sehr wohl erkennbar sind dagegen die Auswirkungen. Freilich hofft man, dass diese eher wohlwollender Natur sind, dass eben die Zeit für einen arbeitet. Manchmal möchte man die Zeit auch anhalten. Nicht statisch anhalten, aber so, wie in einer Zeitschleife, die sich immer wiederholt und nach dem einem Ablauf zum Startzeitpunkt zurückspringt, um nun wieder und wieder abzulaufen. So ein ganz bißchen wie Zeitschleife war das letzte Wochenende. Wir heißen es uns gutgehen. Mit Blick auf das Riesengebirge, Champagner und im edlen Ambiente. Warum? Es gab etwas zu feiern, so wie jedes Jahr um diese Zeit.

Berlin

Preußischer Spiritus

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In dieser 4-Millionen-Hauptstadt Berlin gibt es immer wieder interessante Orte, an die ich mehr oder weniger erst durch Zufall komme. Einer dieser Orte ist die Preußische Spirituosen-Manufaktur an der Seestraße im Berliner Wedding. Mit einer guten Handvoll anderer Blogger und Bloggerinnen nahmen Miz Kitty und ich dort gestern an einer Führung teil. Die Spirituosen-Manufaktur tritt quasi die Nachfolge der ehemaligen Lehr-und Versuchsanstalt für Spirituosen-Herstellung an, in der in frühen Zeiten sogar Kaiser Wilhelm I ein und ausging. Heute werden hier edle Tropfen in kleiner Auflage produziert, mit Wissen von heute und Gerätschaft vergangener Tage. Wer dem geistigem, psychogene Zustände induzierendem Getränk nicht abgeneigt ist und zudem den Charme eines Labors mag, der fühlt sich hier wohl. Neben der Verkostung unterschiedlichster Brände und Liköre wurden wir in die Geheimnisse eingewiesen, wie der Schnaps sein Aroma und damit seine Einzigartigkeit erhält. Wir durften einiges verkosten und an Aromen schnuppern. Und freilich gibt es jetzt zwei edle Flaschen in unserer Hausbar mehr (nein, nicht die im unteren Bild, zwei andere, edlere).
Falls Sie mit einer Gruppe in Berlin sind und die üblichen alten Steine, Museen und Ost-West-Hinterlassenschaften schon zur Genüge gesehen haben oder eben uninteressant finden, dann lohnt es sich bestimmt, eine Führung in der Preußischen Spirituosenmanufaktur zu organisieren.

Link: psmberlin.de
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Gesellschaft

Bücher aussetzen und mitnehmen

 Das Quartier hier um den Berliner Zionskirchplatz vereint durchaus Hipsterness, Gesetztheit und Besserverdienendentum gleichermaßen. Diese Mischung eben, die für die Gentrifizierung typisch ist. Vieles finde ich hier jedoch immer wieder ganz angenehm. Die Atmosphäre ist freundlich und entspannt, das Viertel bietet zahlreiche Impulse und der Gammel hält sich in Grenzen. Zwar gibt es auch hier ab und zu Müll auf den Straßen, aber zum Beispiel mit Kreuzberg oder Friedrichshain verglichen ist es hier deutlich weniger. 

Dafür gibt es hier eine andere, schöne Tradition, die eigentlich keine ist, die ich jedoch als solche empfinde, habe ich sie doch erst mit dem Einzug in dieses Haus kennengelernt: Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, die jedoch noch gut sind und noch funktionieren, werden oft vor die Tür gestellt und finden so schnell wieder einen neuen Liebhaber oder Besitzer. Wohl bemerkt, kein Trash, keine verkeimten Textilien, alten Matratzen oder abgewohnte Möbel, kein Zeugs, das andernorts auf diese Art als Müll schnell entsorgt wird. Aber eben Dinge, die man selbst nicht mehr braucht, die andere jedoch vielleicht noch brauchen oder sogar sammeln. So finde ich ab und zu Bücher in den Eingängen und auf den Fenstersimsen der Kellerfenster und habe selbst schon das eine oder andere überflüssige Stück oder doppelt vorhandene Exemplar rausgestellt. Gute Stücke finden dann binnen kurzer Zeit einen neuen Besitzer. 

Eben fand ich in der Zionskirchstraße diese drei ausgesetzten Bücher. Neben einem quadratischen Foto-Bildband im roten Leineneinband lagen dort zwei Brüder aus dem Galileo-Verlag:  „Grundkurs Typografie und Layout“ und „Illustrator CS2“. Beide Bücher kenne ich. Außer dem Fotoband nahm ich das erstere mit. Seit langem habe ich es bereits im Regal stehen, nicht für mich selbst, sondern als Ansichtsexemplar für die Teilnehmer meiner Kurse, die dieses Buch ganz gut gebrauchen können. So werde ich das aufgesammelte Buch wohl verschenken oder verlosen, damit es wieder in gute Hände kommt, zu jemandem der es gut gebrauchen kann. Ein Buch zu Illustrator CS2 braucht dagegen heute kein Mensch mehr, ist das Programm doch heute in einer um 5 größeren Versionsnummer aktuell – womit einmal mehr deutlich wird, wie kurzlebig Computerbücher sind.  
 

Design & Typo · Schreibgeräte & Kontor · Tools & Technik

Visualisierung

 Visualisierung ist inzwischen in nahezu alle Kommunikationsbereiche eingezogen, sei es nun in Form von Fotos, Videos oder als Icons, Piktogramme oder Cliparts. Manchmal hilft man sich mit kleinen Zeichnungen mit Figuren, die trockene oder problematische Sachverhalte etwas auflockern sollen. So kennen Sie bestimmt alle noch Karl Klammer, die lustige, animierte Kunstfigur des Hilfeassistenten von Microsoft-Office in Form einer Büroklammer. Ganz bestimmt kennen Sie auch die Screen Beans, auch Screen Bean Characters genannt, die man zur Illustration in PowerPoint-Präsentationen verwendete oder auch in so manchem Word-Dokument. Von dem Fakt abgesehen, dass diese Figuren durch übermäßigen Gebrauch visuell abgenutzt sind, erfüllen Sie ihre Funktion durchaus ganz gut.

Nun, PowerPoint und Mind-Map-Software sind inzwischen auch überbenutzt und in fast jeden Besprechungsraum gibt es Flipchart und Pinwand, auf denen ganz gerne ToDo-Listen, Szenarios und Abläufe grafisch festgehalten werden. Freihand, mit dickem Filzstift, neudeutsch Flipchart-Marker genannt. Hier stellt sich wieder oft die Frage nach einer einprägsamen Visualisierung. Einfach mit Copy und Paste eine lustige Screen-Bean-Figur einzufügen geht natürlich nicht, wenn man mit Filzstift auf den großen Papierbogen zeichnet. Und wenn es dann noch um die Visualising von so abstrakten Begriffen wie Konferenz oder Verhandlung geht, dann wird die treffende Visualisierung schnellum Problem. Vor allem, wenn man nicht ein begnadeter Zeichner ist.

Ich selbst bin ja ein Mann der Buchstaben und kann selbige ganz gut skizzieren und zeichnen, Freihand-Illustrationen sind jedoch nicht meins. Daher habe ich vor kurzem einige teure Bücher zu Moderationstechniken durchgeblättert und mir gezielt die Kapitel zur einfachen Freihandvisualisierung von Personen angesehen. Einfach mit dem Ziel, das eine oder andere Flipchart aufzupeppen. Bei meinen Recherchen bin ich dann unter anderem auf die kostenlose Web-App der Designerin Sandra Schulze gestoßen, die ich inzwischen auf allen Homescreens meiner digital Devices habe. Die Web-App kann man unter diesem Link aufrufen und wie alle guten Web-Apps ist sie so programmiert, dass sie den Application Cache des Browsers nutzt und somitt auf dem Smartphone auch ohne Internetzugang funktioniert. 

Viele Begriffe sind in dieser Web-App gesammelt, die alle leicht nachgezeichnet werden können. Vielleicht ist das ja auch etwas für Sie, wenn Sie ihre Flipcharts und Metaplan-Karten etwas pimpen möchten. Mein Dank geht natürlich an die Designerin, die uns kostenlos die Web-App und die Grafiken zum Abzeichnen zur Verfügung stellt.