Bi:lefeld 14

2014-03-31-Neue-WestfälischeInternationales Blogger-Treffen in Bielefeld.

Miz Kitty bloggt ja schon lange und war eine Zeit lang eine feste Größe in der Blogger-Community des österreichischen Blog-Hosters twoday.net. Einige Jahre ist der Boom dieser Blogger-Communities her, es war die Zeit vor Facebook und Twitter. Eine ganze Anzahl Blogger, die in dieser Zeit schon aktiv waren, haben über die Jahre schon ziemlich viel voneinander gelesen, auch wenn sie heute zum Teil nicht mehr im Iron-Blogger-Takt schreiben. Ein Teil dieses harten Kerns der twoday-Blogger traf sich letztens in Bielefeld. Miz Kitty war selbstverständlich auch dabei und ich ebenso – zwar nicht zum harten Kern der twoday-Blogger gehörend, jedoch angeheiratet, und auch schon seit 2008 bloggend.

Frau Ro hatte eingeladen und hat mit ihrem Gatten für uns ein vorzügliches Treffen in der ostwestfälischen Metropole am Teutoburger Wald organisiert. Mit Stadtführung, leckeren Steaks und bunten Cocktails. Ich traf also auf ausgesprochen nette Blogger und daran, dass es Bielefeld nicht gibt, hatte ich sowieso schon immer berechtigte Zweifel. Am Abend hatten wir dann unseren den großen Pressetermin und sind mit den →Bielefelder Flaneuren durch die Stadt gezogen.

Mich verbindet mit dieser ostwestfälischen Perle ja etwas Besonderes. Vor einem knappen halben Jahrhundert bin ich dort geboren und seither ziert das Wort Bielefeld alle wichtigen Personalpapiere. Aufgewachsen bin ich in dieser Stadt jedoch nicht, habe jedoch vor fast genau 30 Jahren dort ein Praktikum absolviert – in einer Maschinenbau-Fabrik, in der Loctite-Sekunden-Kleber als Atomkleber bezeichnet wurde. Wir verwenden den Begriff noch heute dafür. Damals hatte sich Bielefeld übrigens den Claim Die freundliche Stadt am Teutoburger Wald zugelegt, was im Volksmund in →Bielefeld, die freundliche Baustelle am Teutoburger Wald umgewandelt wurde. Wegen der in dieser Stadt schon immer größenwahnsinnigen Straßen- und U-Bahnbau-Aktivitäten.

Die ostwestfälische Landschaft ist ja durchaus nicht zu verachten. Das Ravensberger Land zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald ist abwechslungsreich und kleinteilig. Die Höhenzüge mit Mittelgebirgsqualität. Neben allen face-to-face-Begegnungen war für mich die Stadtführung interessant, die uns unter anderem in die Gegend führte, in der meiner Großmutter von 1921 bis 1924 in der Nähstube von Frau Voigt Damenschneiderin lernte. Das muss rund um die Viktoriastraße gewesen sein. Meine Großmutter hat mir viel von dieser Zeit erzählt.

Über die Bielefelder Flaneure werde ich im nächsten Beitrag schreiben.

 

 

Name, Marke, Internet-Adresse

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In den letzten 18 Jahren – solange wie ich im Internet aktiv bin – habe ich viele Internet-Adressen registriert und einige inzwischen recht etablierte Markennamen gehen auf meine Ideen zurück. Mit diesem Beitrag möchte ich Ihnen einige Tipps für die Auswahl eines Namens für ein Projekt, ein StartUp, ein Blog oder einfach als Nickname in Social-Media-Communities geben.

Schall und Rauch – egal

Nein, keineswegs. Nur ganz schmerzbefreite und uneitle Zeitgenossen nennen ihr Projekt oder ihr Blog einfach so, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt, z.B. DA25GVK, was vielleicht einer Nummer auf einem Schlüssel oder entspricht, den sie gerade in Hand haben. Zwar einzigartig und kurz, aber eben nicht sehr einprägsam. Dazu beliebig und ohne Botschaft, auf neudeutsch »ohne Message«. Namen wie »Blumenfee247« oder »Partisan80« sind freilich individueller und enthalten eine Botschaft, die genauer betrachtet aus einer Selbstkundgabe besteht. Wenig einzigartig ist jedoch das Anhängen einer Zahl, weil zum Beispiel »Blumenfee« oder »Partisan« ohne Nummer schon vergeben waren.

Der gemeine Unternehmer, Blogger oder Social-Media-Aktivist möchte es hingegen individuell und unique. Möglichst selbstsprechend, einprägsam, mit einer guten Sprachmelodie und mit der passenden Botschaft darin – und zudem natürlich die passenden Internet-Adressen dazu. Damit fängt dann das kreative Namens-Suchen an, manchmal auch das Drama Namenswahl.

Schon vergeben, gibt es schon

Da es jede Internetadresse und in den Social-Media-Communities jeden Namen nur einmal gibt, sind viele Namen heute leider schon vergeben. In Vor-Internetzeiten interessierte es niemanden, wenn es in Braunschweig einen Teppichreinigungs-Dienstleister gab, der sich »Heimstaubsaugdienst« nannte und sich den Claim »schnell und sauber« zugelegt hatte und es im weit entfernten Koblenz eine andere Reinigungsfirma gab, die ebenfalls mit »Heimstaubsaugdienst, schnell und sauber« firmierte. Vielleicht wussten beide Firmen nicht einmal voneinander und für die Braunschweiger Kunden war der Koblenzer Heimstaubsaugdienst so was von egal wie der Sack Reis in China. Das hat sich mit dem Internet massiv geändert. Kaum jemand benutzt noch Telefonbücher und hebt Anzeigen auf. Die Kombination aus Smartphone, Internet und Google bahnt den schnellen Kontakt zum Braunschweiger Teppichreiniger zwei Straßen weiter – und der ist berechtigt ärgerlich, wenn mit seinem Namen der Koblenzer Konkurrent gefunden wird. Die weltweite Präsenz im Netz erlaubt keine gleichen Namen. Technisch nicht, und auch vom Anspruch der Einzigartigkeit her nicht. Das macht die Namenswahl oft kompliziert.

‚Nen »geilen Namen« gefunden

Hat man nach mehrfachen Denkspiralen wieder einmal einen »geilen Namen« gefunden, liefert Google schnell die Antwort, ob man mit seiner Idee zurückgepfiffen wird (weil: gibt es schon) oder, ob der Name bisher nirgends verwendet wird und die dazu passenden Internetadressen auch noch frei sind. Ist das tatsächlich so, hat man wirklich eine einzigartige Idee gehabt und fragt online das →Markenregister des Deutschen Patent- und Markenamts ab. Vor allem bei Kunstworten ist das wichtig (die eventuell mal als Produktnamen registriert wurden und nicht mehr im Internet präsent, aber eben geschützt sind). Diese Recherchen sind schnell gemacht und gleich danach sollten alle relevanten Internet-Adressen (z.B. mit .de- und .com-Endung) beim Web-Hosting-Dienstleister des Vertrauens registriert werden (z.B. bei 1und1, Variomedia, Host Europe, etc.).

Internet-Adressen registrieren

Wie gerade beschrieben, ist es absolut übliche Praxis, dass bei jeder neuen Namens-Idee geprüft wird, ob die Internet-Adressen dazu noch frei sind. Ist davon auch nur eine Variante schon vergeben, weiß man zumindest, dass diese Namens-Idee auch jemand anderes hatte und muss schauen, wie man weiter vorgeht.

Im deutschsprachigen Raum sind die Varianten mit .de und .com von zentraler Bedeutung. In Österreich ist natürlich noch die Variante mit .at-Endung und in der Schweiz die mit .ch relevant. Dort allerdings immer auch die .de-Variante. Besteht der Name aus einer Kombination mehrerer Wörter, die jemand in der üblichen Schriftsprache mit Leerzeichen dazwischen schreiben würde, dann sollten auch die Varianten der Internet-Adressen mit Bindestrich gesichert werden. Nicht, weil man sie selbst benutzen würde, sondern damit sie nicht mehr von jemand anderem mit der gleichen Namensidee registriert werden können, der entweder dreist ist oder schlecht recherchiert hat und sich einfach die erstbeste Variante zu seiner Namensidee sichert, und das ist eben zufällig die Variante mit Bindestrich. Das sollte besser nicht passieren. Aus gleichem Grund sollten auch die Varianten mit Umlauten (statt der üblichen Ersetzungen mit ae, oe, ue) registriert werden.

Beispiel

Betreibt jemand ein Restaurant oder eine Schneiderei und hat sich den Namen »Modeküche« ausgedacht, sollte er im Idealfall folgende Internet-Adressen registrieren:

  • modekueche.de
  • modekueche.com
  • mode-kueche.de
  • mode-kueche.com
  • modeküche.de
  • modeküche.com
  • mode-küche.de
  • mode-küche.com

evtl. auch noch

  • modekueche.at
  • modekueche.ch
  • mode-kueche.at
  • mode-kueche.ch
  • modeküche.at
  • modeküche.ch
  • mode-küche.at
  • mode-küche.ch

evtl. auch noch

  • modekueche.info
  • mode-kueche.info
  • modeküche.info
  • mode-küche.info

und vielleicht auch noch die Varianten mit .net und .eu

Das sind dann 28 Varianten, die freilich allesamt auf die gleichen Internetseiten umgeleitet werden. Macht ca. 28 Euro monatlich, da eine Internetdadresse ca. 1 Euro im Monat kostet. Für Privatleute und Blogger überdimensioniert, für Firmen jedoch sicher kostenmäßig kein Problem – und eine Sicherheit, den Namen weitgehend im Internet besetzt zu haben.

Besteht der Name nicht aus einer Wortkombination und sind keine Umlaute vorhanden, reduziert sich die Zahl der Varianten. Hat man sich statt Modeküche den simplen Namen ModeXY ausgedacht, reicht es, folgende Varianten der Internetadresse zu registrieren:

  • modexy.de
  • modexy.com
  • modexy.at
  • modexy.ch
  • modexy.info
  • modexy.net
  • modexy.org
  • modexy.org

Acht Varianten. Für unter 10 Euro im Monat zu haben und der Name ModeXY ist im Netz besetzt.

Damit nicht Blogger kommen und sich mit dem ausgedachten Namen einfach ein Blog bei den großen Blogdienstleistern Blogspot und WordPress einrichten, sollte man das schnell selbst tun und sich z.B. modekueche.wordpress.com oder modexy.wordpress.com sichern – das ist schnell gemacht und kostenlos dazu.

Ich wollte doch nicht das halbe Internet mieten.

Ich wollte doch nur eine Internet-Adresse für mein Blog. Dieses generalstabsmäßige Registrieren aller wichtigen Varianten wie ich es hier einmal für die Modeküche gezeigt habe, wirkt in etwa so, wie den Spatz mit der Kanone zu erschießen. Für Firmen, Start-Ups, größere Projekte oder auch für ein Blog, das nach Höherem strebt und sich als eine Marke aufbauen will, ist es jedoch sinnvoll, da man so mit geringen Kosten verhindert, dass namensgleiche Konkurrenten auftreten, die sich später im schlimmsten Fall den Namen als Marke eintragen lassen und einen selbst ins Off kicken wollen. Verhindern kann man so etwas freilich nie, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering, dass jemand sich nun ausgerechnet einen Namen zulegt, zu dem es keine Internet-Adresse mehr gibt, bzw. nur noch die mit den exotischen Endungen. Schon aus diesem Grunde sind die paar Euro im Monat gut investiert.

Für private oder nichtkommerzielle Internet-Angebote, die nur ihre bekannten Stammleser haben und nicht darauf angewiesen sind, im Netz per Google gefunden zu werden, mag das alles zu aufwendig sein. Richten Sie dann eine Internet-Adresse ein und leben damit, dass Sie vielleicht gleichnamige Konkurrenten haben und Sie im schlimmsten Fall den Namen wieder ändern müssen.

Gute Namen

Zum Ende dieses Beitrags kurze Hinweise zur Namenswahl:

  • Gute Namen sind kurz und einprägsam.
  • Gute Namen sind schön zu sprechen und haben eine ansprechende Sprachmelodie.
  • Gute Namen schreiben Menschen, die den Namen noch nie gehört haben, ohne weitere Hinweise intuitiv richtig.
  • Die Internet-Adresse ist in jeder Email-Adresse enthalten. Blöd, wenn man buchstabieren muss, auch weil z.B. hippe englische Begriffe enthalten sind.
  • Eine gute Internet-Adresse und Email-Adresse versteht ein Gesprächspartner problemlos am Telefon und schreibt sie automatisch richtig – ohne Buchstabieren.

Felix Punkt Mustermann Ätt Modeküche Punkt De Ee — Mit Uh Ee? — Schreibs, wie Du willst, kommt immer an.

Und selbst

Habe ich für dieses Blog nur die Adresse netznotizen.com registriert. Sehr wohl habe ich jedoch darauf geachtet, wer sich hinter netznotizen.de verbirgt. Ein älteres, nicht mehr aktives Projekt der niedersächsischen Literaturbüros. Weder ein Konkurrenz-Angebot noch ein Betreiber, der mir diesen Namen streitig macht.

 

 

 

Ironblogger-Treffen

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Am Montag hatten wir das erste feucht-fröhliches Treffen der →Ironblogger Berlin in diesem Jahr. Jeder, der es nicht schafft, einen Blogpost pro Woche zu schreiben, zahlt 5 Euro in die Kasse ein. Alle paar Monate treffen wir uns dann face-to-face und das Bier oder natürlich auch andere Getränke werden aus der Kasse bezahlt. Eine schöne Idee, die sich inzwischen in mehreren Städten durchgesetzt hat. Man lernt andere Blogger persönlich kennen und deren interessante Blogs. Mehr zu den Regeln und die Links zu den einzelnen Chapters gibt es auf der →Ironblogger-Website. Mit meinem Blog @netznotizen gehöre ich zu den Berliner Ironbloggern. Zwei Vorteile bringt mir die Mitgliedschaft dort: Einerseits ist es schön, andere Blogger face-to-face kennen zu lernen, die man bisher nur gelesen hat oder neue Blogger, die man noch gar nicht kennt, kennen zu lernen. Andererseits hilft es mir, die @netznotizen auch in Zeiten, in denen ich viel zu tun und eigentlich keine Energie zum Schreiben habe, regelmäßig weiter zu pflegen.

Jedem, der den Anspruch hat, regelmäßig zu bloggen, andere Blogger kennen lernen möchte und ein wenig Druck braucht, dann tatsächlich regelmäßig zu schreiben, kann ich nur empfehlen, sich den Ironbloggern anzuschließen. Inzwischen gelingt es mir gut, in den @netznotizen mindestens einen Blogpost in der Woche zu schreiben. So musste ich am Montag nichts in die Kasse einzahlen. Diese war jedoch recht gut gefüllt ist, und wir sind – naja, einige zumindest – etwas abgestürzt. Aber, schön war’s. Wie schon zuvor trafen wir uns wieder im →Hops & Barley in Friedrichshain. Für die Organisation der Berliner Ironblogger hier einen herzlichen Dank an Nicole, die unter →antischokke.de bloggt.

»Ich erzähle euch mal, wie toll das da ist«

BLOGHYPE

Reiseblogger ist sicherlich eines der Wörter, die ich in der letzten Woche oft gebraucht habe. Dieser Art des Bloggens, den Hintergründen und Verflechtungen wollte ich auf die Spur kommen und besuchte dazu vorgestern die ITB. Klare Erkenntnis: Sie sind hype, die Reiseblogger. In 2012/2013 haben die Touristik-Unternehmen, Destinationen und Ausrüster die Blogger entdeckt.

HOLZMEDIEN

In den Redaktionen der Holzmedien gibt es Reisejournalisten, die den Reiseteil der Zeitung regelmäßig füllen. Ganz ehrlich sind sie oft richtig schlecht, besonders wenn sie für Lokal- und Regionalzeitungen schreiben. Ihre Artikel werden bei heutigem Informationsangebot kaum noch als Mehrwert empfunden. Der Reiseteil schrumpft langsam und sicher in Umfang und Qualität, wie manchmal auch die ganze Zeitung.

HINTERGRÜNDE

Grob gesagt funktioniert es so: Touristik-Unternehmen oder Destinationen laden über ihre PR-Agenturen zu sogenannten Presse-Reisen ein. Ziel ist, dass die mitfahrenden Journalisten darüber schreiben. Ein paar Unwägbarkeiten sind natürlich dabei, der Journalist muss am Leiter des Reiseressorts vorbei, und vielleicht wird sein Text einfach nicht gedruckt. Deswegen nimmt man am liebsten Redaktionsleiter mit, da die gute Platzierung der Destination im Reiseteil dann gesichert ist. Einem geschenkten Gaul – sprich einer Presse-Reise mit diversen Annehmlichkeiten – schaut eben keiner ins Maul und schreibt dann auch nicht über die faulen Zähne.

Dieses System von Presse-Reisen funktioniert in Zeiten von Internet, Facebook und sterbenden Holzmedien immer noch, bröckelt aber ziemlich. Journalisten muss man etwas bieten, denn auch die Konkurrenz bietet Presse-Reisen an. Und der gedruckte Text ist zwei Tage später im Altpapier.

Gleichzeitig bricht das System Reisebüro zusammen. Man muss nur abzählen, wo früher in der Großstadt überall ein Reisebüro war und wo heute noch eines ist. Wer bucht noch eine Reise im Reisebüro? Die, die es noch gibt, sind inzwischen weit davon entfernt, dass Mitarbeiter dort schon einmal in den wichtigsten Destinationen waren und ernsthaft beraten könnten.

Die klassischen Kontaktkanäle der Touristiker und Destinationen zu ihren Zielgruppen versanden also zunehmend. Internet und Apps sind hinzugekommen, können jedoch die persönliche Ansprache kaum ersetzen. Was also tun?

VIRALES MARKETING & CROWDSOURCING

Entdeckung der Blogger. Immer wieder gibt es meist junge Globetrotter, die über ihre subjektiven Reiseerlebnisse bloggen. Oft nur aus dem Grund, die Daheimgebliebenen auf dem Laufenden zu halten. Oder aus Spaß am Schreiben und Fotografieren. Engagierte Laien eben, jedoch oft nicht unbegabt. Denn wer mit Anfang 20 Weltreisen macht, gehört nicht zur Minderintelligenz. Manchmal können sie besser schreiben als der Reisejournalist der Lokalzeitung. Man entdeckt ihr Potential, lädt sie ein, finanziert ihnen die Reisekosten, bietet ihnen Presse- oder Blogger-Reisen an, rüstet sie gratis mit Fotomaterial aus, und schnell ist das Spiel mit dem geschenkten Gaul und dem Artikel über die schönsten weißen Zähne desselben verstanden. Blogbeitrag folgt garantiert. Den lesen zwar nicht sofort so viele, er verschwindet jedoch im Gegensatz zum Reiseteil der Zeitung nicht nach zwei Tagen im Altpapier, sondern steht allzeit bereit im internet, wird durch Google gefunden, etc. Von diesem Sponsoring kann sicher keiner leben, sich aber wohl von Destination zu Destination hangeln, Kost und Logis oft frei. Gegen Blog-Artikel, wohlmeinende Blog-Artikel natürlich.

REISEBLOGGER

Es gibt durchaus eine ganze Reihe Reiseblogger, die dieses Spiel letztlich gekaufter Beiträge – ich nenne sie mal informelle Auftragsarbeiten – nur sehr moderat mitspielen. Vielleicht, weil sie kompetenzmäßig etwas vorzuweisen haben, weil sie Storytellung und Content-Arrangement ganz gut beherrschen, weil die Story von den Zähnen des Gauls tatsächlich rockt, wenn sie die erzählen. Weil sie es nicht nötig haben, sich kaufen zu lassen zudem offen angeben, dass sie zur Reise eingeladen wurden, über die sie schreiben.

FAULE ÄPFEL IM SACK

gibt es überall und schaden dem ganzen Sack. Auch bei den Reisebloggern. Die beschädigen die Reiseblogosphäre, wenn nicht sogar die ganze Blogosphäre. Erkennungsmerkmal: In Ich-Form nachgebetete Pressetexte mit Pressefotos und gesponsorten Links dazwischen, null Storytelling-Charakter. Keine Angabe, wo in informeller Auftragsarbeit über gesponorte Reisen geschrieben wird. Dafür jede Menge Links und im Impressum vielleicht noch Mediadaten mit Klickraten. Bitte, wer möchte so ein Blog lesen?

KEINE SELBSTREGULIERUNG

An eine Selbstregulierung hinsichtlich – literarischer und fotografischer – Qualität glaube ich nicht. Dafür steht die Auftraggeberseite im Weg. Großunternehmen, oft mit Marketingmanagern, deren Qualitätskriterien nicht Storytelling und individuelle Reiseerlebnisse sind, sondern Klickraten, SEO und der ständige Focus auf die Destinationen und Angebote des Unternehmens. Wie sagte Mario Köpers, Executive Director Unternehmenskommunikation der TUI, in einer Diskussionsrunde zu Reisebloggern vorgestern auf der ITB: Der Blogpost über den Töpfer aus Timbuktu ist uninteressant, der Blogpost über das Pura Vida Ressort auf Mallorca dagegen sehr. Da wissen wir, worüber bald mehrere schreiben, und auch, warum gerade darüber.

GETÄUSCHT

Bei bestimmten publizistischen Angeboten merken wir ganz schnell, wenn Sponsoring im Spiel ist. Beim Automagazin oder beim Computermagazin zum Beispiel. Dort ist von vornherein klar, dass die Geräte kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Und wenn viele Hersteller ihre Produkte für Tests und Reportagen zur Verfügung stellen, relativiert es sich natürlich, stromlinienförmig den Sponsoren nach dem Munde zu schreiben.

Bei Blogs ist die Wahrnehmung eine andere. Blogs sind publizistische Do-it-yourself-Angebote mit meist recht individuellen und subjektiven Inhalten. Mit einer One-Man-Show dahinter. Wir lesen Blogs, um an Erlebnissen der Menschen dahinter teilzuhaben. Weil wir spannend finden, was dieser Blogger schreibt, was er erlebt, was ihn bewegt. Und wenn wir dann plötzlich – vielleicht zufällig – feststellen, dass dieser Blogger positiv über etwas schreibt, ohne offen zu legen, dass er es geschenkt bekommen hat, wenn er lobend über eine Destination schreibt, ohne offen zu legen, dass ihm Reise und Aufenthalt bezahlt worden sind, dann fühlen wir uns zurecht ziemlich getäuscht. Ha, habe ich immer mal wieder mitgelesen, was der für Erlebnisse in der großen weiten Welt hat. Und jetzt stellt sich raus, dass war ein informeller Auftragstext, und die Nikon Dxy, mit der er die Bilder gemacht hat und von der er so positiv schreibt, die ich schon in meiner engeren Wahl hatte, die hat er geschenkt bekommen. Aha, auch ein informell positives Platzieren der Kamera, gesponsort von Nikon. Bitte, wer lässt sich denn gern so täuschen?

ANTI–FAKE–KODEX

Dass diese Täuschung ganz schnell nach hinten kippt, wissen Reiseblogger selbst sehr gut. Nicht umsonst haben sie sich den Reiseblogger-Kodex verordnet. Ob den nun alle einhalten und ob man das wirklich prüfen kann, sei mal dahingestellt. Außerdem, nehmen wir mal an, da schreibt jemand kodex-vorbildlich zu Beginn seines Artikels, er sei durch die Destination eingeladen worden. Möchte ich das dann noch lesen? Möchte ich einen Text lesen, der unbewusst schnell in eine Richtung abgleitet, ähnlich wie man manchmal zähneknirschend eine Referenz für jemand schreibt, der einen im Gegenzug großzügig bedenkt? Das muss dann schon ganz große Story-Qualität sein. Gibt es zweifellos, aber wie oft?

PFERDE SIND SCHNELL TOT

Dieses virale »Ich erzähle euch mal, wie toll das da ist«-Undercover-Promoten einer Destination oder eines Touristik-Angebotes kann ganz schnell der Hype von gestern sein. Vor allem auch, weil Blogs erst ab den mittleren Bildungsgraden aufwärts gelesen werden, die solche Täuschungen schnell erkennen. Das Pferd ist dann schnell tot. Genauso wie heute keiner mehr Scripted Reality TV mehr sehen will.

Ehrlich gesagt finde ich das für die oben beschriebenen Reiseblogger und die Destinationen, die diese informellen Auftragsarbeiten fördern, nicht schlimm. Es gibt doch keinen Grund, dass wir uns diese Pseudo-Erlebnisse unterjubeln lassen. Eigentlich gut, wenn sich so etwas schnell totläuft.

Und um Euch guten Reiseblogger, die Ihr gut Schreiben könnt und das Storytelling beherrscht, mache ich mir keine Sorgen. Eure Texte werden gebraucht, auch im Tourismusbereich. Unerheblich, in welchen Medien die dann publiziert werden. Gesponsorter Reiseblogger ist ohnehin kein Job für Menschen über 35. Ok, ab 55 kann man das dann wieder machen, aber ohne irgendwelche Informellen Gegenleistungen für Einladungen, versteht sich.

INDIKATOREN

Auffällig finde ich in vielen Reiseblog-Beiträgen – verglichen mit Urlaubsberichten in anderen Blogs –, dass dort Erlebnisse auf der Hinfahrt und Rückfahrt kaum Thema sind, ebenso nicht größere Pannen (Zug verpasst, Krankheit, verspätet zum Flughafen, etc.). Das sind doch gerade prägende Urlaubserlebnisse. In vielen Reiseblogs Fehlanzeige. Genauso fehlen oft Bilder von Partnern und Mitreisenden. Ok, wenn jemand eingeladen ist und Hinreise sowie Abreise stramm durchgebucht sind, kann er nichts schreiben über Erlebnisse während dieser Zeit? Und zur Blogger-Reise wird man nicht als Pärchen eingeladen. Da bildet die Story vom demolierten Mietwagen auf Island, Ausreiseverbot, etc. schon eine wirkliche Ausnahme.

LESEN SIE SELBST

Das waren einige Ansichten zum System Reiseblogger. Unabhängig und subjektiv, so wie sich das für einen Blogger gehört. Machen Sie sich selbst ein Bild, googlen Sie nach Reiseblogs oder Reiseblogger und lesen Sie dort.

Digitales Skizzenbuch mit WordPress

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Bis vor kurzem war ich ja bekennender Nutzer von Skizzenbüchern und Notizbüchern. Ideen schnell aufschreiben, Skizzieren mit Stift und Papier, das ist meins. So entstanden in vielen Notiz- Büchern und Zettelsammlungen über die Jahre ziemlich viele ungeordnete Notizen. Natürlich mit dem Effekt: »Ich weiß, ich habe mir das notiert, aber weiß nicht mehr wo.« Nun, es aufgeschrieben haben, bedeutet nicht, es zu haben.

Von den Notizbüchern weg gebracht haben mich dann endgültig iPhone und iPad. Schnell ein Foto von einer Skizze oder einem Dokument gemacht, hat man alles in der Fotobibliothek zusammen. Freilich nur solange, bis das jeweilige iPhone oder iPad streikt, und sei es wegen zu winterlicher Temperatur. Dann bleibt nur Hoffen auf Regeneration und funktionierendes iCloud-Backup. Zudem wird die Fotobibliothek mit vielen tausend Fotos unhandlich groß.

Ich überlegte also nach einer Lösung, die dem Cloud-Computing etwas näher kommt, und fand mein »Digitales Skizzenbuch« ganz simpel in der Kombination aus WordPress und der iPad- bzw. iPhone-App zum Posten mit WordPress.

Mein digitales Notiz- und Skizzenbuch besteht in einer WordPress-Applikation, die auf dem Webserver installiert ist und via .htaccess und .htpasswd mit einem Passwort geschützt ist. Von außen kann man also nicht darauf zugreifen, ohne ID und Paswort zu kennen. Mit der kostenlosen WordPress-App kann ich jetzt schnell via iPad in dieses Blogsystem schreiben, Bilder hochladen, etc. Dazu habe ich ein einspaltiges Template installiert, das Bilder automatisch auf Seitenbreite skaliert.

Hab‘ ich etwas notiert oder skizziert geht’s so:

  • Skizze ins Licht legen, mit dem iPad abfotografieren, klick.
  • WordPress-App aufrufen, neuer Blog-Eintrag, prägnante Überschrift eingeben, das Foto hochladen, vielleicht noch einen kleinen Text dazu schreiben, Beitrag veröffentlichen. Fertig.
  • Ich kann noch eine Kategorie zuweisen zwecks besserer Strukturierung, Beiträge wieder löschen, mir schnell eigene Kommentare dazu schreiben, oder sie ändern, etc.

Ein schönes digitales Skizzenbuch ist so entstanden. Mein Webhosting-Dienstleister ist sehr zuverlässig bzgl. Backups, so dass von dieser Seite ein Datenverlust unwahrscheinlich ist. Der .htaccess / .htpasswd-Zugangsschutz ist zudem ein sehr sicherer. Ich muss also nicht befürchten, dass er gehackt wird. Absolut geheime Dinge, wie PIN-Codes notiere ich natürlich nicht dort, schon gar nie in Text-Form, denn natürlich kann jeder Praktikant im Rechenzentrum meines Webhosting-Dienstleisters meine Dateien ohne Passworteingabe einsehen, oder die Daten können unterwegs abgegriffen werden. Ok, viel Spaß mit meinen Aufzeichnungen.

Falls mein iPad jetzt unglücklicherweise aus dem 12. Stock des Hotels fallen sollte, um danach – nachdem es von einem Panzer überfahren wurde – einen totalen Datenverlust zu haben, geh‘ ich einfach an den Hotelcomputer und öffne mein digitales Notizbuch. Weltweit.

Nachahmung: gerne, empfehle ich. — Klick, hochgeladen, veröffentlicht, fertig.