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QR-Code – Augmented Reality gestempelt

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QR-Code-Stempel

Crossmedia und die Kombination von Holzmedien mit digitalen Medien ist ja ein Dauerbrenner. QR-Codes und ähnliche musterbasierte Marker sollen den Print-Medien Mehrwert auf Teufel komm raus verschaffen.

Auf diesen Zug bin ich aufgesprungen. Meine Briefe, Bücher und allerlei Papiersachen, auf die man gewöhnlicherweise einen Adress-Stempel aufstempelt, haben jetzt mit einem aufgestempelten QR-Code den Zugang zu einer »erweiterten Realität«, im Zeitgeist auch Augmented Reality genannt.

Ich habe mir einen Stempel mit einem QR-Code anfertigen lassen, der zu einer Mini-Website verweist. QR-Reader-App im Smartphone gestartet – Klick – zur URL der Website – alle Infos sind da. Vielmehr als je auf einen Gummistempel gepasst hätte.

Natürlich könnte der QR-Code auch auf ein Facebook-Profil, auf dieses Blog, auf eine Firmenwebsite oder auf ein LinkedIn- oder Twitter-Profil verweisen. Der Code kann ja schließlich zu jeder Internetadresse der Welt verlinken. Ich fand jedoch, dieses ist nicht die richtige Augmented Reality für meine Briefumschläge oder meine Bücher. Daher hab ich mir schnell eine kleine Website erstellt, natürlich optimiert für Smartphones und Tablets, denn den QR-Code fotografiert man ja in der Regel mit diesen Geräten und nicht mit Notebook oder Desktop-PC. ►Hier gehts zu der Augmented Reality des abgebildeten Stempels. Diese simplen smartphone-optimierten Websites erstelle ich übrigens schnell und ganz ohne Programmieren mit einer iPad-App (die ich demnächst einmal vorstelle).

Nachmachen? – Empfohlen, ganz klar.

Den QR-Code kann man online erstellen bei http://goqr.me/. Davon wird dann einfach ein Stempel angefertigt. Fairerweise platziere ich noch die Internet-URL unter dem QR-Code, da manch einer ja keinen QR-Code fotografiert, von dem er nicht weiß, wo der hin verlinkt. Da soll ja denn auch keiner die Katze im fotografieren, ohne zu wissen, dass es eine Katze ist.

Tools & Technik

eBooks mit dem iPad erstellen

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Bücher aus Papier sind ja nicht mehr ein Synonym für Zukunft, sondern eher anachronistische Medien. Klar, es wird sie noch weiterhin geben, zumindest immer in den Bereichen, wo der haptische Effekt eine besondere Rolle spielt. Bei einem Standard-Taschenbuch, einer Broschüre oder einem Katalog kann man das sicher nicht sagen. Hier sind eBooks im Anmarsch, und zwar gewaltig. eBooks zu erstellen funktioniert relativ einfach mit InDesign, sofern man das InDesign-Dokument denn entsprechend eingerichtet und formatiert hat. Oder auch mit OpenOffice, Pages und Konsorten. Mit einer anschließenden Nachbearbeitung mit Sigil, damit man ein validiertes eBook im epub-Format erhält, das dann problemlos auf die einschlägigen Verkaufsplattformen hochgeladen werden kann. Eigentlich braucht man nur die Adobe Creative Suite und alle Tools fürs Produzieren von eBooks sind vorhanden. Business as usual, daily work.

APP-EMPFEHLUNG: CREATIVE BOOK BUILDER

Nicht missen möchte ich dazu die zahlreichen kleinen Tools und Apps, die mir ab und zu das Leben erleichtern und mit denen ich manchmal schon ganz ansprechende Ergebnisse mit dem iPad in der Badewanne erzielt habe. Eben ohne die Kanone für den Spatz, die Adobe Creative Suite, aufzufahren. Eine solche App ist der Creative Book Builder. Mit dieser App kann man bequem eBooks auf dem iPad erstellen. In der neuesten Version neben den üblichen epubs mit floating layout – die ein Anpassen von Schriftgröße etc. im eBook-Reader ermöglichen – auch sogenannte fixed-layout-eBooks. Für digitale nicht so versierte Nutzer mag die App mit ihrer Oberfläche etwas gewöhnungsbedürftig aussehen. Wer hingegen etwas iPad-erfahren ist und die eBook-typischen Bestandteile wie Bereiche, Kapitel, Übeschriften, Absätze, Listen, Bilder, Videos, etc. kennt, ist schnell drin in der Software und kann sich schrittweise seine Inhalte reinkopieren, Bilder importieren, etc. So entsteht schnell ein brauchbares eBook, manchmal auch Ergebnisse, die eine weit aufwendigere Herstellung vermuten lassen. Das erzeugte eBook kann dann auf dem eigenen iPad mit der iBooks-App geöffnet werden. Man kann es auch als eMail versenden oder es ggf. auf einen Webserver hochladen, um es dann mit anderen eBook-Readern zu nutzen.

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Neben den klassischen eBooks mit floating layout kann man fixed-layout-eBooks erzeugen, die ja gerade etwas hip sind. Diese haben festgelegte Seiten und sind – genau wie PDFs – nur bei einer Displaygröße richtig gut anzuschauen, ohne ständiges Fingerschnips-Vergrößern. Die mit dem Creative Book Builder erstellten fixed-layout-eBooks sind für die Anzeige mit dem iPad optimiert. Schaut man sie dagegen auf dem iPhone an, geht das nur per ständiger Vergrößerung, genau wie beim PDF.

WAS GEHT – UND WAS NICHT GEHT

Ganz sicher kann man mit dieser App schnell und unkompliziert aus Texten, Bildern, ggf. auch Videos ein eBook zusammenschrauben. Hat man die passenden Empfänger dafür, von denen man weiß, dass sie eBook-Reader, Tablet, Smartphone nutzen und die eBooks tatsächlich lesen, dann kann man damit natürlich etwas Eindruck schinden.

Ein schnell im Zug erstelltes fixed-layout-eBook für den iPad-affinen Kunden mag durchaus mehr Eindruck erzeugen als die Präsentationspappen und Powerpoint-Präsentation im Gepäck. Und die amerikanischen Freunde lassen sich vielleicht mit einem Fotobuch im fixed-layout-Format genauso – oder vielleicht mehr – beeindrucken, als wenn man ihnen ein gebundenes Fotobuch schickt.

Für eBooks mit langen Texten und vielen Inhalten kann man den Creative Book Builder auch verwenden, ich würde es jedoch nicht tun. Aber bitte, wer bearbeitet so umfangreiches Material mit dem iPad? Ebenso würde ich die App nicht empfehlen, wenn von vornherein klar ist, dass das damit erzeugte eBook zum Verkauf auf die üblichen Verkaufsplattformen gestellt werden muss. Dazu muss die Datei nämlich validiert werden, damit sichergestellt ist, dass die Daten hundertprozentig im ePub-Standard gespeichert sind. Zumindest in der Vorversion des Creative Book Builder habe ich einmal ein epub erzeugt, das zwar auf allen Readern, auf denen ich es gestestet habe (es waren einige, dabei alle verbreiteten) fehlerfrei angezeigt wurde, vom Validator jedoch noch als fehlerhaft befunden wurde. Ich konnte das zwar schnell am Desktop-Computer mit Sigil korrigieren, denn ich kenne mich mit HTML/CSS ganz gut aus. Für den Normalanwender, der von HTML, Sigil und Co keine Ahnung hat, ist es jedoch ziemlich ungünstig, wenn er nach der einfachen eBook-Erstellung doch noch professionelle Unterstützung braucht. Mag sein, dass die neue Version jetzt 100% valide eBooks erzeugt. Probiert es einfach selbst. den Creative Book Builder bekommt ihr zum Preis eines guten Latte Macchiato im App-Store.

FÜR SCHULKINDER

Entwickelt wurde diese App übrigens, damit Schüler ihre eigenen eBooks erzeugen können. Das klappt sicher auch z.B. in der Oberstufe des Gymnasiums. Aber wie es so ist, Kinderschokolade wird ja auch nicht nur an Kinder verkauft und für diese gemacht. Ein Handbuch zur App gibt es hier und ein Video hier.

Nachtrag:
Wenn es nur um fixed-layout-eBooks geht, probiert auch die sehr einfache App Book Creator aus. Die hat zwar nur minimale Funktionen, jedoch lassen sich damit mit etwas Gestaltungsgeschick ebenfalls ganz schnell ansprechende eBooks erzeugen

Tools & Technik

iA Writer

Konzentration auf den Text

Schon in der Schule lernte ich das Prinzip Form Follows Function (FFF) kennen. Später habe ich in Anlehnung daran oft die Parole Design follows Content verkündet, was die strikte Trennung von Inhalt und Gestaltung voraussetzt. Für mich als Gestalter und Produzent von Printmedien oder Internetseiten bedeutet das, dass Gestaltung bzw. Layout so erfolgen, dass der Inhalt des Medienproduktes optimal transportiert wird – egal, ob es sich nun um Bücher, Flyer, Internetseiten oder Apps handelt. Der Content muss also erst einmal vorhanden sein, bevor gestaltet werden kann.

Früher war diese Trennung von Inhalt und Gestaltung ziemlich einfach. Manuskripte wurden mit der Schreibmaschine geschrieben und waren fertig, vollständig, lektoriert, bevor sich überhaupt ein Schriftsetzer an die Satzmaschine setze. Mit Digitalisierung und zunehmenden Funktionen der Textverarbeitungs-Software bis zum Overkill, ergibt es sich jedoch heute leider immer wieder, dass in der Phase der Texterstellung schon formatiert wird. Im ungünstigsten Fall wird der Text dann so verfasst, dass er mit einer bestimmten Formatierung gut aussieht. Nein, das Hurenkind möchte der Schreiber nicht haben, deswegen wird der Text schon während des Schreibens geändert. Seien es auch nur simple Formatierungen wie Texteinzüge – vertane Zeit und konzentrationsablenkend ist es in dieser Phase auf jeden Fall. Genauso ablenkend wie die ständig präsenten Icons und Bildschirmdialog-Elemente von Textverarbeitung und Betriebssystem. Alles kontraproduktiv für einen guten Text.

Ein Tool muss her, mit dem man im Vollbildmodus schreiben kann. Text auf weißem Hintergrund, mehr nicht. Simpel, ohne Formatierungs-Schnickschnack. Für unabgelenkte Konzentration auf's Wesentliche: den Text zu schreiben.

Genau dieses Werkzeug gibt es. Die Software iA Writer, entwickelt von den Information Architects. Mich fasziniert dieser simplifizierte Editor. Der konsequente Einsatz eines Schreibmaschinen-Fonts überzeugt hier, wird dadurch doch permanent präsent, dass man (erst) in der Texterstellungsphase ist. Guten Gewissens kann ich diese Software weiterempfehlen.

Den iA Writer gibt es für MacOS und iOS. Die Nutzung mit einem iPad funktioniert mit einer Bluetooth-Tastatur sehr gut.

Prädikat: 5 Sterne – Empfehlung: unbedingt testen.

 

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Rundschrift im Computer

Diverse Computer-Fonts tragen dazu bei, dass uns die typische Anmutung der Rundschrift nicht fremd wird. Im wesentlichen ist es die Schrift Linoscipt, die vom Schriftenhersteller Linotype vertrieben ist. Als Designer ist immerhin kein geringerer als Morris Fuller Benton verzeichnet, der mehr als 200 Schriften entworfen hat, darunter so bekannte wie Franklin Gothic oder New Century Schoolbook. Der Entwurf, der der Linoscript zugrunde liegt, war für ihn sicher periphere Nebensache.

Ein Klon der Linoscript war unter dem Namen Linus bereits bei frühen Corel-Draw-Versionen dabei (die es zeitweilig mindestens in der Vorversion zu jedem gekauften Scanner gratis dazu gab). Das mag der Grund sein, weswegen die Schrift immer mal wieder verwendet wird, oft nicht wirklich passend. Man kann sie verwenden, wenn man historisierende oder pseudo-historische Anmutung erreichen möchte. Ich meide sie meist, zum zeitlosen Klassiker taugt sie nicht, und sonst ist sie doch etwas visuell verbraucht.

Mein Hauswein trägt sie auf seinem Etikett, die Bretonische Gastronomie nebenan trägt sie auf dem Schild. Ok, kann man machen, muss man aber nicht.

Sollten sie Bedarf haben, am pseudo-historischen Design à la Rundschrift, hier gibt’s die Computerfonts dazu:

Wenn Sie dann noch das passende Etikett drumrum zu gestalten müssen, ist der von mir realisierte Bicolor-Borderfont sicher eine gute Wahl. Vorlage für den zweifarbigen Bordüren-Font war übrigens eine gründerzeitliche Hochzeits-Einladungskarte, mit einer Rundschrift.