März 2015
Lauf der Sympathie

Vor einigen Jahren bin ich ziemlich viel gelaufen. Nicht übermäßig, aber doch regelmäßig habe ich im Grunewald trainiert und in den Sommermonaten an dem ein oder anderen Volkslauf oder Halbmarathon teilgenommen. Leider ist das vorbei. Irgendwie bin ich aus dem Laufen rausgekommen, alles hat eben so seine Zeit.
Nach mehreren Jahren habe ich am letzten Sonntag nun wieder am Lauf der Sympathie teilgenommen. Dieser Volkslauf findet jedes Jahr in der zweiten Märzhälfte statt. 10 km geht es von Falkensee, kurz hinter der Berliner Stadtgrenze, nach Berlin-Spandau. Früher sagte ich immer Anlaufen dazu, so wie die Segler Ansegeln sagen, wenn sie das erste Mal nach der Winterpause ihre Boote zu Wasser lassen. Freilich, 10 km sind für mich im Moment doch recht anstrengend, aber es hat Spaß gemacht, und interessanter als den Sonntagmorgen in Bett und Badewanne zu verbringen war es zudem. Dafür gibt es ja noch andere Sonntage. Wie bei jedem Volkslauf bekam jeder eine Medaille, mit der zwar keiner so richtig weiß, was er damit tun soll, die alle jedoch trotzdem immer gerne nehmen. Für’s Foto, zum Hinhängen, den Kindern geben oder als Schlüsselanhänger.
Interessant ist am Lauf der Sympathie sicher die Geschichte. Wenige Monate nach der deutsch-deutschen Grenzöffnung beschließen ein West- und ein Ost-Sportverein einen gemeinsamen, grenzüberschreitenden Volkslauf zu organisieren. Damals noch von der DDR (Falkensee) nach West-Berlin (Spandau). Das war 1990. Ein Jahr später gab es die DDR schon nicht mehr. Der Lauf der Sympathie wurde über die Jahre jedoch ein regelrechter Renner. In diesem Jahr war es bereits der 26. Lauf der Sympathie, inzwischen ein etabliertes Laufereignis in der Berliner Laufszene. Ich denke, ich bin bei Nummer 27 im nächsten Jahr wieder dabei.
Barcamp
An diesem Wochenende war ich zum ersten Mal auf einem Barcamp. Vor einigen Jahren hätte ich diesen Begriff sicher für ein Seminar gehalten, in dem man Barmixen lernt oder Cocktails verkostet. Nun, ein Barcamp ist etwas ganz anderes. Es ist quasi eine Tagung ohne Programm. Das entsteht nämlich erst während der Veranstaltung. Die Grundidee eines Barcamp ist, dass jeder in einem Bereich ein Experte ist, mit welcher Tiefe auch immer. Entsprechend kann jeder eine Session anbieten. In der Regel entsteht so eine gute Themenmischung.
Das Barcamp Berlin an diesem Wochenende war ein sogenanntes offenes Barcamp. Im Gegensatz zum einem thematischen Barcamp steht ein offenes Barcamp nicht unter einem Thema. Daher gab es sehr unterschiedliche Sessions, von Pilzzucht auf Kaffeesatz über Responsive Content und Usability bis hin zur Erfahrung in Singlebörsen. Einiges an Ideen und Inspiration habe ich bekommen, zum Teil direkt aus den Gesprächen in den Sessions und in den Pausen, zum Teil auch durch Beobachtung der Teilnehmer und der Prozesse in den Sessions. Wie in der Eröffnungsrede empfohlen wurde, müsste ich jetzt einige dieser Ideen in den nächsten 48 Stunden etwas voranbringen. Mal schauen, was sich bis Dienstag tut …
90plus für 45plus
Schmale Tische machen kirre.
Die optimale Bestager-Tischbreite: Gerade sitze ich mit Miz Kitty beim besten Sushi-Imbiss am Berliner Zionskirchplatz. Es gibt an diesem Platz nur einen einzigen Sushi-Imbiss. Der ist jedoch so gut, dass er sich tatsächlich mit anderen messen könnte und sehr wahrscheinlich der Beste wäre. Allerdings ist es freilich eher ein Imbiss als ein Restaurant. 24 Plätze gibt es hier in einem nicht allzu großen Raum. Schmale 2er-Tische, allesamt an einer Seite an eine Wand grenzend, aus hellem Holz, mit simplen, aus drei Brettern schön geformten, kastenartigen Hockern davor und meist als Ensemble für vier Personen zusammen gestellt. Die Tische sind ziemlich schmal, zwei mal 24 cm und dann noch ca. 7 cm mehr, das habe ich gerade mit meinem iPad abgemessen. 55 cm also.
Schön, da kommt man sich näher. Nur, Miz Kitty und ich, wir sind ein Ehepaar, wir sind uns schon nahe. Heute sitzt sie, wie es sich für ein Ehe- und Liebespaar gehört, wie immer mir gegenüber. Wir wollen uns schließlich in die Augen schauen. Dann rückt sie auf den Platz diagonal von mir gegenüber. Sie sähe mich nur unscharf, sagt sie, das mache etwas kirre, dieser Tisch sei einfach zu schmal und die Brille ist in der Wohnung. Das kann ich gut verstehen. Ich kenne es, ich sehe nämlich vieles nahe inzwischen unscharf. Wtf, schmale Tische, die einen kirre machen aufgrund zu früh einsetzender Altersweitsichtigkeit.
Wir haben etwas überlegt und gerechnet: 90 bis 100 cm ist wohl die optimale Tischbreite für Menschen ab 45. Dann sieht man sein Gegenüber bei normalem Altersabbau noch ohne Brille schön scharf. Also aufgepasst, Ihr Möbeldesigner für hochwertiges Best-Ager-Equipment und Ihr Dating-Café-Betreiber für die zweite Lebenshälfte. So müssen Eure Tische sein.
Ich selbst bin ja bin konsequenter Lesebrillenverweigerer. Zumindest möchte ich diesen Moment noch etwas hinauszögern. Dafür gibt es doch die Bedienungshilfen des Apple-iOS. Zum Beispiel die extra große Schrift inklusive der netten Bemerkungen wie: „Diese Schrift ist ja wirklich für Blinde.“ Damit haben die Mitmenschen doch gute Möglichkeiten, ein Gespräch anzufangen, ohne übers Wetter reden zu müssen. Falls ich etwas gar nicht mehr scharf erkennen kann, hilft weiterhin die Smartphone-/iPhone-Kamera. Abfotografieren und mit Fingerschnips vergrößern schafft mir eine scharfe Detailsicht. Oder die Kamera einschalten, vorher vergrößern, mit der einen Hand festhalten und mit der anderen machen – und gleichzeitig die Vergrößerung am iPhone-Display betrachten. Mein Tipp für den Fall, dass Sie auch von natürlicher Weitsichtigkeit und nachlassender Sehkraft betroffen sind.
Ok, wenn ich dann über 50 bin, gönne ich mir irgendwann auch eine Lesebrille. Alternativ-rund oder ein – vermutlich eher – ein rahmenloses Modell mit halben Gläsern zum Drüberschauen und der Anmutung von „Ich-bin-ja-Designer-und-besserverdienend“. Aber bis dahin ist es noch lange hin. Vorher gibt es vielleicht heimlich eine Billigversion im Flughafenshop oder Drogeriediscounter.
Ach ja, und jetzt möchten Sie wissen, wie der beste Sushi-Imbiss am Platz heißt? Es ist Hangi Sushi. Gerne gehen wir hier hin, Sushi oder eine scharfe Suppe essen und für mich dazu ein Weizen. Lecker und freundlich ist es hier. Testen Sie es gern.
