Schnitzel & Feinkost

Am Essen mag ich nicht sparen.

Best Wiener Schnitzel in town

Vor mehr als 30 Jahren, zu meiner Kinderzeit, war es hip und schick, Burger zu essen. Am besten bei McDonald’s oder einer anderen Imbiss-Kette. Der gemeine Schnellimbiss hatte in der Provinz nämlich nur die hausgemachte Rostbratwurst zu bieten, die wir sicher heute alle dem McDonald’s Burger vorziehen würden. Jahre später, zu meiner Studienzeit in den späten 80ern, war es regelrecht verpönt, Burger, Kotelett oder Schnitzel zu essen. Als spießbürgerlich wurde das angesehen. Ein aufgeklärter links-alternativer Mensch war doch Vegetarier oder sich zumindest fleischarm ernährend. Den Begriff vegan gab es damals noch nicht, bzw. er war noch nicht wirklich verbreitet. Nun, zu dieser Gruppe Menschen gehöre ich nicht und habe dazu auch nie gehört. Ich bin bekennender Fleischesser. Fleisch macht mich nicht nur satt, sondern brezelt auch mein Wohlbefinden auf. Vermutlich geht das nicht nur mir so, sondern vielen Menschen. Wie sonst ist es zu erklären, dass der Burger im Moment so eine Renaissance erlebt?

Psyche und Wohlbefinden lassen sich bei mir sogar durch eine andere Fleischspezialität noch mehr toppen als durch einen Burger. Wiener Schnitzel heißt das Objekt der Begierde. Und das Schnitzel scheint ebenso wie der Burger eine Renaissance zu erleben. Immer öfter lese und höre ich das Wort Schnitzel in letzter Zeit. Freilich, ich mag nicht am Essen sparen, und daher muss es ein richtiges Kalbsschnitzel sein. Schnitzel Wiener Art sind nicht meins.

Gleich geht es am Sonntag Abend wieder in das Restaurant Alt Wien im Berliner Bötzowkiez. Dort ist das Wiener Schnitzel … ja, einfach Hammer. Das Best-Schnitzel-in-town der Bundeshauptstadt. Dazu österreichisches Bier, Hirter, in sehr angenehmer Atmosphäre. Wenn Sie also in Berlin auf Schnitzeljagd gehen wollen, tun sie es nicht irgendwo, sondern im Alt Wien.

Vom Einfachen das Gute

So heißt ein Feinkost-, d.h. genauer gesagt ein Wurst-Schinken-Käse-Wein-Geschäft in der Invalidenstraße. Dieser Laden hat es mir seit zwei Tagen angetan, und ich muss dort unbedingt wieder einkaufen. Irgendwie kann ich dieses Supermarktzeug oder, noch schlimmer, Discounter-Zeug nicht mehr sehen. Zumindest was Fleisch und Fisch anbelangt, auch wenn z.B. Rewe noch eine irgendwie akzeptable Durchschnittsqualität bietet.

So war ich die Tage wieder unterwegs, ein Feinkostgeschäft zu suchen, indem ich eine gute Fenchel-Salami bekomme. Miz Kitty entdeckte dann diesen Laden mit dem treffenden Namen Vom Einfachen das Gute und brachte mir ein paar Schreiben Fenchel-Salami mit. Hammer, genial, sag ich nur. Und die Leberwurst, die Kitty gekauft hatte, war genauso … Hammer. Alles war schnell aufgegessen, so dass ich dieses Geschäft unbedingt in dieser Woche selbst besuchen muss. Wenn Sie, was Schinken und Wurst anbetrifft, auch diesen Kaufhaus-Supermarkt-Discounter-Kram leid sind, dann ist die Invalidenstraße bestimmt eine gute Adresse.

Brunnenstraße

Warenhaus_Jandorf_Brunnenstrasse_1904

Gerade sitze ich in der Konditorei →Du Bonheur an der Berliner Brunnenstraße, genauer gesagt im Teil der Brunnenstraße zwischen dem ehemaligen Modeinstitut der DDR (vormals Kaufhaus Jandorf) und der Berliner Mauer, also zwischen Kreuzung Invalidenstraße und Kreuzung Bernauer Straße. Ziemlich oft bin ich hier unterwegs. Zwar ist die U-Bahn Rosenthaler Platz näher zur Wohnung an der →Barnimkante, jedoch erscheint der Weg vom Rosenthaler Platz bergauf die Veteranenstraße empor mental beschwerlicher als die locker und schnellen Schrittes zu beschreitende Strecke von der U-Bahn Bernauer Straße zur Wohnung, ein Stück die Brunnenstraße entlang.

»Brunnenstraße«, das ist so ein Feld-, Wald- und Wiesen-Straßenname, den es eben neben der Feldstraße, Waldstraße und Wiesenstraße in fast jeder Gemeinde gibt. Umso erstaunlicher ist es, dass es in Berlin nur eine einzige Brunnenstraße gibt, wo doch viele Straßennamen durch Eingemeindungen doppelt vorkommen. Nein, es gibt sie nur einmal, die Brunnenstraße. Sie ist eine besondere Straße, die jeder Berliner kennt und von der es zu Mauerzeiten einen Ost-Teil und einen West-Teil gab. Die Mauer durchschnitt diese Verkehrsader direkt. So wird beim Wort »Brunnenstraße« heute noch schnell klar, ob jemand im Osten oder im Westen Berlins aufgewachsen ist – der viel zitierte Ossi-Wessi-Unterschied also. Spricht man beiläufig von der Brunnenstraße, so assoziieren die im Osten aufgewachsenen oft damit den Bereich zwischen Rosenthaler Platz und Bernauer Straße, während die zu Mauerzeiten im Westen aufgewachsenen meist die Gegend um den Gesundbrunnen meinen.

Nun, der West-Teil der Brunnenstraße ist nicht meins. Hochhausbebauung der sechziger und siebziger Jahre, heute mit Quartiersmanagement und der dazu passenden Bewohnerschaft. Kein Hauch von Gentrifizierung, zu der ich so eine Art Hassliebe haben, mag ich es doch heute etwas gediegener und trinke lieber Champagner als Faber Sekt, so es denn irgendwie geht. Den Ost-Teil der Brunnenstraße beobachte ich nun schon ziemlich lange. Ich kenne dieses kurze Stück zwischen Rosenthaler Platz und Bernauer Straße schon seit 1997, seitdem ich in Berlin bin. Ziemlich vergammelt war es hier vor 16 Jahren noch. Nicht verwunderlich, war das Stück zwischen Invalidenstraße und Bernauer doch eine Sackgasse, abgeschnitten durch die Mauer.

Anders als Kollwitzplatz und Kastanienallee war die Brunnenstraße auch 2005 noch, in dem Jahr, in dem ich am Zionskirchplatz die Wohnung bezog, eine ziemlich vergammelte Durchgangsstraße. Aus dem Wedding fuhr man leicht bergab mit dem Fernsehturm im Blick vom Schlicht-Wohngebiet der späten 60er in die Ost-Straße mit mehr oder minder rekonstruierten Altbauten, Hinterhöfen und hier und da mal Einzelhandel, nicht der feinsten Art. Rasant hat sich dieser Teil in den letzten Jahren gewandelt. Gentrifizierung. Mit Verknappung der Grundstücke in Mitte auch hier, an der Durchgangsstraße. Cafés ziehen ein, so wie diese Patisserie, in der ich gerade sitze und von der die Berliner Zeitung schreibt, sie hätte →Pariser Niveau. Vielleicht ganz treffend, diese Formulierung. Schön und gediegen ist es hier, das Glas Champagner nicht weit. Publikum mit Hipster- und Medien-Faktor, zu dem ich ja durchaus dazu gehöre. Ok, bei mir nur der Medien-Faktor, aber schon lange. Und für später zu Hause die Qual der Wahl: Birnen-Schokoladen-Tarte, Paris-Brest, Tarte Citron, Dulcey, Ribisel Tarte, Millefeuille, Mont Blanc, Nadja oder Eclair Chocolat? Ich nehme das Eclair Chocolat. Schön, er macht sich also, dieser Teil der Brunnenstraße, die mehr und ältere Geschichte hat, als von der Mauer durchschnitten zu sein.

Das Buch zur Straße

Es gibt ein Buch darüber, in dem man vieles über diese Straße lesen kann. Die einzelnen Kapitel gibt es auch direkt online zu lesen. Mich interessieren diese Einzelheiten, weil es um die unmittelbare Nachbarschaft geht. Allerlei interessantes lese ich dort. Z.B., dass der junge Moses Mendelssohn in 1743 als Jude nur durch das Rosenthaler Tor in die Stadt einreisen durfte. In etwa dort, wo heute der Rosenthaler Platz ist – die Stadtgrenze verlief ungefähr entlang der heutigen Torstraße, die es freilich erst viel später gab. Berlin-Historie abseits der Wilhelms und Friedrichs.

Einiges weiteres lässt sich noch im Internet über die Brunnenstraße finden, z.B. über das Kaufhaus Jandorf an der Kreuzung Brunnen-, Veteranen-, Invalidenstraße, in dem das spätere Modeinstitut der DDR (Haus der Mode) untergebracht war oder über das lange besetzte Haus Nummer 183, über das ich im letzen Sommer schon schrieb.

Hier eine kleine Link-Sammlung:

Wikipedia

Kauperts Straßenführer durch Berlin

Contemporary Art – Kunst und Galerien

Kaufhaus Jandorf (Warenhaus am Weinberg)

Modeinstitut der DDR (Haus der Mode)

Quartiersmanagement des West-Teils der Brunnenstraße im Wedding

Brunnenstraße 183

Das Buch zur Straße