Gestickt

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Letzten Sonntag war Sticktag. Meine Großmutter war Damenschneiderin und Nadel, Faden und Nähmaschine gehörten schon in meiner Kindheit zu den vertrauten Dingen, auch wenn man mir als Junge andere Werkzeuge näher brachte. So freue ich mich über Miz Kittys Nähaktivitäten und freilich auch darüber, dass es hier seit zwei Jahren eine ganz passable Nähmaschine gibt, mit der ganz gut und präzise genäht werden kann. Seit dem letzten Sommer gibt es bei uns auch das Stickmodul dazu, so ein ganz klein wenig auch für mich angeschafft, denn – Sie ahnen es – damit kann man Buchstaben sticken. Normalerweise mag ich diese Bohrmaschine-zur-Kreissäge-Erweiterungen nicht und ein kleiner Brother-Stickcomputer wäre sicher die günstigere Alternative gewesen. Nur ist die Bernina eben ein präzises Arbeitspferd und solche Eigenschaften projiziert man schnell und gerne auf das Zubehör. Also besitzen wir jetzt zwar immer noch keine Bohrmaschine-zur-Kreissäge-Erweiterung, aber eine Nähmaschine-zum-Stickcomputer-Erweiterung. Gekauft im fernen Bayern, da hier in der 4-Millionen-Hauptstadt kein Händler in der Lage ist, einen kulanten Preis zu machen, was jedoch ein anderes Kapitel ist.

Noch nicht so recht weiter gekommen sind wir mit einer Sticksoftware, mit der man auch selbst entworfene grafische Motive sticken kann. Das ist relativ aufwendig, denn jede Vektorgrafik muss in viele einzelne Stiche umgewandelt, das heißt gepuncht werden. Eine gute Sticksoftware kann so etwas automatisch, aber auch dann muss manchmal manuell nachbearbeitet werden, damit das Stickbild so ist, wie man es sich wünscht. Sticken ist eben nicht so einfach wie ausdrucken. Im Moment nutzen wir die kostenlos verfügbare und mitgelieferte Bernina-Art-Design-Software, mit der man fertig gepunchte Motive und Grafiken, die es im Internet zu Tausenden für den Apfel und das Ei gibt, platzieren, kombinieren und sticken kann, nur eben keine eigenen, individuellen Vektorgrafiken, Logos, Wort-Bild-Marken, etc.

Mit einem Trick

gelingt dieses allerdings schon. Genau so haben wir nämlich die vor Wort-Bild-Marke Miz Kitty 2015 auf die Unterseite von Miz Kittys neuem Quilt-Projekt gestickt. Mit der einfachen Art-Design-Software ist es nämlich möglich, Buchstaben, Worte und kleine Texte mit TrueType-Fonts zu sticken. Gedacht ist das wohl eher für den Namen auf dem Kinderlatz in Comic Sans oder für das Namensschild in Arial auf dem Kittel.

Ich habe diese Funktion jetzt etwas aufgebohrt, denn mit Schrift-Dateien kenne ich mich ganz gut aus. Letztlich besteht eine Schrift-Datei aus einer Sammlung von Vektorgrafiken, – von jedem Buchstaben eine – die in einer Datei verpackt sind. Also muss man doch nur das Logo, Symbol oder die Wort-Bild-Marke, die gestickt werden soll, als Vektorgrafik in einer Schrift-Datei im TrueType-Format (.ttf) speichern. In dieser Schriftdatei wird die Vektorgrafik dann der Position eines (beliebigen) Buchstabens zugewiesen. Wenn man das Logo zum Beispiel auf die Position des A gelegt hat, dann erscheint später beim Tastenanschlag des A eben dieses Logo anstatt des Buchstabens A.

Kurz: Logo, Symbol, Wort-Bild-Marke, Grafik – was auch immer, Hauptsache es ist eine Vektorgrafik und einfarbig – zeichnen, in einer TrueType-Font-Datei speichern und diese Font-Datei auf dem Rechner installieren, auf dem Sticksoftware läuft. In der Sticksoftware dann mit dieser Schrift das Zeichen platzieren, das das Logo, Symbol, etc. enthält. Vergrößern (skalieren), sticken, fertig. Das klingt einfach, hat allerdings qualitative Einschränkungen. In der Art-Design-Sticksoftware werden TrueType-Fonts automatisch gepuncht, was manchmal mehr oder weniger gut klappt, vielleicht auch mal gar nicht richtig. Bei der Miz-Kitty-2015-Wort-Bild-Marke klappte es zumindest ganz gut.

Wenn Sie bis jetzt folgen konnten, erscheint Ihnen das Erzeugen der TrueType-Font-Datei bestimmt als Knackpunkt. Eine Software zur Erstellung von Schriftdateien (OpenType oder TrueType), wie ich sie hier habe, weil ich mich ja früher mit der Gestaltung eigener Schriften befasst habe, ist nicht sonderlich verbreitet und gehört auch nicht zu den Standardwerkzeugen des Grafikers.

Andererseits geht es hier nicht darum, eine komplette Schrift zu realisieren, inklusive Zeilenabstand, Buchstabenabständen, etc. Es muss lediglich eine einzige Vektorgrafik auf der Position eines Zeichens in einer Schriftdatei gespeichert werden. Das funktioniert auch mit Tools, mit denen man komplette Schriften besser nie erstellen sollte. Mein Tipp dafür sind die alten Corel-Draw-Versionen, mit denen man gezeichnete Vektorgrafiken als TrueType-Font-Datei speichern kann. Außerdem gibt es Freeware, mit der man Schriften erstellen kann (Google und die Suchphrase font creator hilft garantiert).

Wie auch immer, ob Sie nun mit professioneller Sticksoftware arbeiten oder meinen Behelfs-Workflow nachvollziehen wollen: etwas Knowhow über Grafikdaten, Vektorgrafiken und wie man sie erstellt (geschlossene Pfade, Unterschied von Flächen und Linien, Anzahl und Position der Ankerpunkte, Definition von Öffnungen, etc.) ist auf jeden Fall erforderlich. Und wie überall gilt auch hier, Versuch macht klug.

Miz Kitty 2015 – Die Wort-Bild-Marke.

Miz Kitty mag es eher sachlich und hat sich deshalb für diese klare, serifenlose Variante und gegen eine Schreibschrift entschieden. Die Schlaufen im m und y assoziieren zudem Näharbeiten. Letztlich besteht die Wort-Bild-Marke aus zwei verschiedenen Schriften und wurde von mir in Details optimiert, damit sie in dieser Buchstabenkombination schön harmonisch anmutet. Anschließend habe ich die Wort-Bild-Marke als Vektorgrafik in eine TrueType-Font-Datei auf die Position des Zeichens A kopiert, die Schrift installiert und in dieser Schrift eben das A gestickt, das jetzt aus der Vektorgrafik Miz Kitty 2015 besteht. Mit dem Ergebnis sind wir durchaus zufrieden.

Noch ein Handtuch …

Schließend hatte ich noch das Bedürfnis, ein Handtuch zu besticken. Englische Schreibschrift, klassisch rot auf weiß. Miz Kitty und der Graf – Voilà, schön geworden.

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