Gestickt

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Heimtypo mag ich nicht wirklich, das schrieb ich Ihnen bereits hier. Ausnahmen gibt es natürlich, zum Beispiel bestickte Handtücher. So habe ich am letzten Wochenende wieder etwas Typo in ein Handtuch gestickt. Die Bicolor-Schrift, die ich verwendet habe, ist zumindest nicht alltäglich. Man kann heute in DTP-Zeiten zwar schnell jede Computerschrift in Pfade umwandeln, die einzelnen Buchstaben zerschneiden und in unterschiedlichen Farben sticken. Könnte ich. Mache ich vielleicht später, dann jedoch mit einer komplett handgezeichneten Schrift.

Viel einfacher und ohne den Aufwand des Zerschneidens vektorisierter Buchstaben ist die zweifarbige Wortmarke @graftypo entstanden. Es handelt sich um die Schrift Zebra. Sie wurde vom Schriftgestalter Karlgeorg Höfer entworfen und später vom Schriftenlabel P22 digitalisiert. Diese Schrift funktioniert so, dass es neben einer allgemeinen, einfarbigen Version zwei Schriftschnitte (bzw. Schriftdateien) Zebra A und Zebra B gibt. Beide enthalten von jedem Buchstaben nur einen Teil. Platziert man über ein in Zebra A gesetztes Wort dasselbe Wort in Zebra B, so ergänzen sich die Buchstabenteile und es ergeben sich Buchstaben, die aus zwei unterschiedlichen Farben bestehen – so wie meine @graftypo-Wortmarke.

Karlgeorg Höfer hat die Schrift Zebra vor mehr als 50 Jahren entworfen und 1965 wurde sie von der Schriftgießerei D. Stempel AG als Bleilettern für den Buchdruck produziert. Die Bicolor-Anmutung wurde erreicht, indem Teile der Buchstaben als feine Linien schraffiert wurden. Gedruckt ergibt sich so ein Wechselspiel aus  dunklen und hellen Buchstabenteilen. Daher der Name der Schrift: Zebra. (Siehe auch die Notiz zu Zebra bei typografe.info)

Die Schrift Zebra kenne ich schon sehr lange. Auch Karlgeorg Höfer ist mir ein Begriff als einer der Altmeister der Schriftgestaltung und Kalligrafie. Zudem sehen Sie alle, werte Leser, täglich und immer eine von ihm entworfene Schrift, auf den Kfz-Kennzeichen der bundesdeutschen Autos. Diese uns damals als fälschungssicher präsentierte hat er nämlich auch entworfen.

Dass ich nun gerade für mein Handtuch auf Zebra kam, hat folgenden Hintergrund:  Vor einer guten Woche traf ich eine Berufskollegin, die im Bereich Kalligrafie, Schrift und Druchgrafik unterwegs ist. Sie hatte mit dem Kalligrafenpinsel eine schnelle Notiz geschrieben. Ich schaute hin, und – Gehirnratter, Synapsenverknüpfung – ich sah …, na klar, ein klein wenig von Zebra. Vielleicht auch nur, weil die Kollegin mir früher einmal erzählt hatte, sie hätte vor vielen Jahren an der Werkkunstschule Offenbach bei Karlgeorg Höfer studiert und er wäre einer ihrer Impulsgeber für die Beschäftigung mit Schrift und Kalligrafie gewesen.

So habe ich nach langer Zeit wieder einmal Berührung mit Zebra gehabt. Gedacht, gestickt, … Vermutlich ist es die einfachste Möglichkeit, eine Bicolor-Schrift zu sticken.

Fountain Pen Day

Hier mein Beitrag zum Fountain Pen Day. Mit einem guten alten Füller mit weicher Goldfeder (ohne den heute obligatorischen Iridium Point) in’s Notizbuch geschrieben.

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Der Tag des Füllfederhalters. Neben den allseits bekannten Feiertagen, die uns zumindest ab und zu mal einen Tag Erholung bringen, – egal, ob wir nun zu ihrem konkreten Anlass einen Bezug haben oder nicht – gibt es inzwischen allerlei Tage, die bestimmten Personen, Gegebenheiten und manchmal sogar Dingen gewidmet sind. So ein Tag ist heute. Der 2. November ist der Tag des Füllers, besser verständlich und korrekt als Füllfederhalter bezeichnet. Der englische Begriff ist Fountain Pen, und die Website zum Fountain Pen Day gibt es hier.

Ich oute mich jetzt mal als gelegentlicher Schreibgeräte-Sammler und teile Ihnen mit, dass es einige Fountain Pens in meinem Fundus gibt. Nicht hunderte, jedoch deutlich mehr als der Durchschnitts-Deutsche besitzt. Gesammelt wird nicht ständig und nicht akribisch, jedoch immer, wenn sich eine Occasion ergibt. Platzsparender und weniger nerdig als alte Fernseher zu sammeln ist es allemal. Dazu finden sich die stilbildenden Epochen des 20. Jahrhundets manchmal ganz gut in der Gestaltung der Schreibgeräte wieder, seien es nun Kugelschreiber, Bleistifte oder Füllfederhalter. Allesamt sind es gestaltete Produkte, deren rein technische Funktion heute meist zweitrangig ist, wird diese doch auch vom Schreibgerät zum Budget-Preis bestens erfüllt.

Die Technik eines Füllfederhalters ist näher betrachtet nicht so trivial, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Eine wohl dosierte Tintenmenge muss aus einem Tintenreservoir (Tintenpatrone oder per Kolbenzug befüllter Tintentank) so gleichmäßig aufs Papier gebracht werden, dass der Tintenfluss nicht abreißt, allerdings eben auch nicht zu viel Tinte auf’s Papier gelangt. Dafür muss ebenso wohl dosiert Luft in das Tintenreservoir gelangen – nicht zu viel, dann kleckst der Füller, aber auch nicht zu wenig, dann schreibt er nicht kontinuierlich.

Dieses feine ‚Tinte raus, Luft rein‘ wird vornehmlich durch den sogenannten Tintenleiter, dem verbindenden Element zwischen Tintenreservoir und Feder erledigt. Es handelt sich um das zumeist gerippte Bauteil, auf dem die Feder montiert ist. Nach mehr als 100 jähriger Erfahrung in der Schreibgeräteentwicklung ist man jedoch heute in der Lage, sehr günstig Tintenleiter zu bauen, die kontinuierlichen Tintenfluss garantieren – und zwar ab dem ersten Aufsetzen der Feder aufs Papier, denn sonst ist der erste Buchstabe einer schnellen Unterschrift nicht deutlich genug oder gar nicht vorhanden. Ein solcher Füller schreibt nicht gut an. Dank millionenfach bewährter Tintenleiter-Technik schreiben sie alle irgendwie, die heutigen Füllfederhalter, preislich ein- bis vierstellig. Wie gut man damit zurecht kommt, hängt freilich von persönlicher Vorliebe und Schreib-Erfahrung ab.

Nachdem in vergangenen Jahrzehnten der Kugelschreiber mehr schlecht als recht funktionierende Füllfederhalter nahezu verdrängt hatte, hat Schreiben mit dem Füller bei kultur- und statusaffinen Menschen eine Renaissance erlebt. Immer wieder und öfter gibt es sie: Diejenigen, die sich für Handschrift, Schreiben und Kalligrafie interessieren, wieder Zettel und Briefe mit der Hand schreiben, werden zunehmend mehr – auch wenn die Zettel und Briefe dann mit Smartphone oder iPad fotografiert werden um per Email verschickt zu werden.

Dieser Trend zum Handschriftlichen freut mich sehr. Ich möchte Sie anlässlich des Fountain Pen Day ermutigen, nach ihrem Füller zu sehen und ihn auszuprobieren. Wenn Sie keinen haben? Dann nehmen Sie einach ’nen Kugelschreiber.