Was Menschen sympathisch macht
Mehr oder weniger durch Zufall beschäftige ich mich gerade damit, warum mir bestimmte Menschen unsympathisch sind und andere sympathisch sind. Eine interessante Frage, worauf Sympathie begründet ist und wer einem sympatisch ist. Vermutlich ist es bei jedem von uns unterschiedlich. Vor vielen Jahren habe ich mir diese Frage schon einmal gestellt. Die Antworten haben sich zwar mit der Zeit geändert, jedoch kann ich es inzwischen recht gut auf den Punkt bringen, wer mir sympathisch ist und wer nicht – und woran es liegt.
In der Regel fängt ja ein Beitrag mit den positiven Aspekten und Merkmalen an. Hier mache ich es einmal umgekehrt.
Was und wer gar nicht geht …
Alphas, Checker, Schwanzvergleicher
Ich mag sie nicht, diese Alphas aller Stufen, die sich mit Schnelligkeit und Checkergehabe schnell und manchmal ziemlich laut hervortun. Ich mag ihre Art nicht. Ihnen sollen ruhig andere hinterherlaufen, nicht ich. „Vor allem mag ich sie nicht, wenn ich feststelle, dass sie außer Schnelligkeit, Dominanz und Präsenz „nichts auf Tasche“, also keine besonderen Kenntnisse und Fertigkeiten haben. Es wird ein ewiger innerer Kampf, der nur energiefressend für mich ist. Dieses Gerangel ist nicht meins und daher bin ich auch kein Typ für Männerfreundschaften und Männerbünde, wo dieses Schwanzvergleichen – mein Auto, mein Haus, mein Boot – meist immanent ist. Die Alphas und Checker sind übrigens nicht nur Männer. Da ist auch manches blonde Mädchen dabei, dass ebenso „ziemlich wenig auf Tasche“ hat und einfach nur mit Sexappeal, fotogener Öffentlichkeitswirksamkeit und Zähne zeigender Dominanz auf dem Ticket der Frauenförderung durch die Instanzen fährt. All diesen Alphas und Checkern mag ich mich nicht unterordnen. Erst recht nicht, wenn ich feststelle, dass sie – an mir selbst gemessen – in bestimmten Bereichen nur sehr wenig Wissen und Können haben.
Scharfmacher, Ideologen, Schönredner
Scharfmacher kommen in den Milieus, in denen ich mich bewege, kaum vor. Allgemein sind es Menschen, die polarisieren und oft auch hetzen. Sie tun nicht nur ihre Meinung kund, sondern sie polarisieren wortstark, oft mit für mich nicht akzeptablen Ausdrücken, gegen wen auch immer, z.B. gegen Unternehmer oder Politiker. In diese Gruppe gehören für mich auch Charaktere, die nachhaltig – manchmal unter dem Deckmantel der Ironie – über Anwesende und Dritte lästern und sticheln. Außerdem gehören noch die typischen Wadenbeißer, die immer Recht behalten müssen und kämpferisch gegen Gott und die Welt, gegen bestimmte Menschen und Dinge beißen, ständig auf der Suche nach dem geringsten Fehler der anderen, damit sie wieder zubeißen können. Auch wenn ich nicht betroffen bin, sie sind mir alle zuwider. Denn ich kann da nicht mitreden und möchte dort auch wirklich nicht mitmachen. Vielleicht habe ich auch zu sehr verinnerlicht, sie könnten morgen gegen mich beißen und hetzen, sind wir heute noch Freunde und morgen dreht sich der Wind.
Ideologen
Sie tragen weltanschauungen vor sich her, sind von ihren fixen Ideen überzeugt und können andere anschauungen nicht zulassen. Jedes Infragestellen endet irgendwo zwischem dem ehrlichen, ernst gemeinten, intensivem Überzeugungsversuch, dauerhaftem Eingeschnapptsein und militanter Gegenwehr. Alles nicht meins, seien es nun vehemente Impfgegner, Tempo-30-Streiter oder Kommunisten.
Schönredner
Ihr Abstand zu den Ideologen ist nicht weit. Sie tragen eine Reihe Mantren vor sich her, nur dass diese keinen ideologischen Überbau haben, sondern meist ganz persönlicher Natur sind. Vielleicht haben sie auch nur eine außergewöhnlich selektive Wahrnehmung ihrer Umwelt. Da wird wird dann von dem so erfolgreichen, hochbegabten Enkelkind gesprochen, das gerade diese Facharbeiter(!)ausbildung im Hochtechnologiebereich nach dem ach so guten Realschul(!)abschluss absolviert. Die eigene Arbeitslosigkeit wird gern wortreich mit der eigenen Überqualifizierung und den fehlenden Arbeitsplätzen für Universalgenies begründet. Auch wenn mich das alles nichts angeht und ich nur der Gesprächspartner bin, habe ich ein Problem mit so viel Umdefinition, habe ich doch ständig das Gefühl, dort hat jemand seine Wahrheit, die weder meiner Sicht der Dinge noch einer Realität entspricht. Sympathisch ist das nicht. Die verschärfte Form sind übrigens Prahler und Hochstapler.
Uninspirierte, Kleingeistige, Formalisten
Diese drei Worte könnte man freilich auch ohne Kommata schreiben. „Uninspiriert“ wird ja manchmal als Synonym für dumm und ungebildet bezeichnet. Ich möchte den Begriff hier etwas erweitern. Es sind Menschen ohne eigene Kreativität und mit noch nicht mal dem eigenen Anspruch danach. Ohne tiefere Gedanken über die Dinge der Welt, die einfach nur unabänderlich hingenommen werden, so wie der Arbeitsbeginn morgens um 7. Praktisch veranlagte Malen-nach-Zahlen-Hobbyisten, die jedes Feld akribisch und korrekt mit der zugehörigen Farbe ausmalen, weil das eben so sein muss. Das sind sicher gute Worker auf einfachen oder manchmal auch besseren Jobs, nur sie sind nicht meine Welt. Zu den Uninspirierten ordne ich zudem die große Liga der Kleingeister, Formalisten und Spießbürger verschiedener Milieus zu. Menschen, die ihre Ordnung schon aus den Fugen geraten sehen, wenn formale Kleinigkeiten nicht stimmen. Die Dinge bereitwillig tun, weil es eine Vorschrift dafür gibt, freilich ohne zu hinterfragen, wie zielführend Vorschrift und Handeln sind. Mancher steigert das dann noch, indem er diese formalistischen Spitzfindigkeiten – gern in passiv-aggressiver Manier – von anderen verlangt oder über andere schlecht redet. Auch, wenn es dabei nie um mich geht und ich nur ein unbeteiligter Dritter bin, ist mir das alles zuwider. Ich kann weder das Verhalten noch die Themen nachvollziehen. Wir senden da auf komplett unterschiedlichen Wellenlängen.
Dominante, Vorlaute, Überpräsente
In allen Bevölkerungsschichten gibt es einen Typ – Männer wie Frauen –, der mir schnell ziemlich unsympathisch ist. Vorlaute, dominante und überpräsente Menschen, die mir die Luft zum Atmen, Sprechen, Handeln nehmen. Bedingt durch Schnelligkeit und Präsenz reißen Sie ohne Rücksicht und Sensus für andere die Dinge an sich und bestimmen. Oft fühle ich mich durch sie an den Rand gedrängt, überstrahlt, sowohl als Person als auch in den Themen, die ich gerne einbringen möchte. Ein Großteil dieser Dominanten und Vorlauten sind die Alphas, die ich oben schon besprochen habe. Ich meide diese Spezies. Da treffen sich vier Personen, und einer ist so dominant, dass er vollständig Thema, Gespräch und Ablauf der Zusammenkunft bestimmt. Unsympathisch, widerlich.
Unhöfliche
Bekanntlich gibt es Höflichkeit und Takt – letzteres Wort ist immerhin enthalten im Wort Kontakt. Den Unhöflichen mangelt es nicht vorrangig an Knigge’scher Etikette, sondern sie sind oft uninteressiert und unaufmerksam, manchmal arrogant. Sie behandeln andere unterschiedlich, etc. Beabsichtigte – oder auch einfach unbekümmerte, nicht beabsichtigte – Ignoranz bestimmten Personen gegenüber oder, dass körpergroße Männer körperkleineren Männern und Frauen keinen Platz machen und ihnen die Sicht versperren, sind Beispiele. Unhöflich ist, wer keinen Sensus für diese Dinge hat – und damit mir unsympathisch.
Taktierern oder eine Strategie verfolgende schleimende Intriganten sind mir vermutlich genauso unsympathisch wie dem Rest der Welt. Auch wenn ich selbst gar nicht betroffen bin, vermutlich ist es der ständige Gedanke, schnell selbst in das Zielfernrohr dieser Menschen geraten zu können.
Die Voraussetzungen für Sympathie
Nach diesem Rant über unsympathische Menschen stellt sich jetzt die Frage, was ist es denn ist, was mit Menschen sympathisch macht?
Dass Menschen mich als Person achten respektieren und akzeptieren, ist sicher eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die Sympathie. Außerdem wüsste ich spontan keinen, der dieses nicht tut. Ausgesprochene Feinde habe ich nämlich nicht.
Also konkret, wesentlich sind:
- Kommunikation auf Augenhöhe,
- Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit, Interesse, Höflichkeit
- Ausstrahlung und Sexappeal
Kommunikation auf Augenhöhe
Diese viel strapazierte Floskel bedeutet von „gleich zu gleich“ nicht „von oben herab“ oder „von unten hinauf“. Ob das zwischen mir und einem anderen Menschen klappt, merke ich blitzschnell, ganz oft an der Körpersprache oder an kleinen Details im Smalltalk und Zusammensein. Stimmt das auch nur irgendwie nicht – und ich habe das Gefühl, ich schaue hinauf – hat mein Gegenüber meine Sympathie schnell verspielt. Ist es auch durch Dritte erkennbar, wird so ein Verhalten allgemein als Arroganz bezeichnet.
Diese Kommunikation auf Augenhöhe, dieses sich auf Augenhöhe begegnen hat übrigens nichts damit zu tun, dass es möglicherweise ein reales Machtgefälle gibt. Mit vielen Gesprächspartnern entsteht trotz Macht- bzw. Einflussgefälle schnell ein win-win-Gefühl, auch wenn der Kontakt in der konkreten Sache nicht zielführend ist. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die schon im Smalltalk an Kleinigkeiten immer wieder zeigen, dass sie sich eigentlich überlegen fühlen. Eine sensible Antenne habe ich dafür.
Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit, Interesse, Höflichkeit
Das ist nicht die übliche Etikette des Knigge, die alle halbwegs gebildeten heute sowieso kennen (ob sie sie anwenden, ist eine andere Frage). Es ist auch keine schleimende Eloquenz und Präsenz, sondern es geht darum, ob jemand einen Sensus und ein Interesse für andere Menschen und ihre Bedürfnisse – im konkreten Fall eben meine Bedürfnisse – hat oder ob immer wieder deutlich wird, dass es trotz angelernter Knigge’scher Eitkette nur um ihn selbst geht. Unhöflichkeit zeigt sich oft in Kleinigkeiten und spitzer Arroganz. Wer mir jedoch Aufmerksamkeit, Zuvorkommenheit und ehrliches Interesse entgegenbringt, hat schon in vielem meine Sympathie gewonnen.
Die in Kontaktanzeigen immer wieder strapazierten Begriffe Ehrlichkeit und Authentizität subsummiere ich unter dem Thema Höflichkeit. Ganz klar: in wichtigen Dingen zu lügen ist unaufrichtig. Menschen, die sich nachhaltig verstellen, sind genauso unaufrichtig. Wer will mit solchen Menschen zu tun haben? Wer sein Herz jedoch auf der Zunge trägt und jede unschöne Kleinigkeit rausbellt, ist auch unhöflich. Offenheit ist sympathisch, schonungslos grobe Offenheit nicht.
Ausstrahlung und Sexappeal
Beides hat nichts mit Eloquenz, Selbstdarstellung und gängigen Schönheitsidealen zu tun. Ausstrahlung und Sexappeal nehme ich oft bei der allerersten nonverbalen Begegnung – dem ersten Eindruck – wahr. Es stellt sich beiderseits entweder so etwas wie ein „Man-mag-sich“-Gefühl, manchmal mit einem minimalen Blickkontakt-Flirt, oder ein „Man-mag-sich-nicht“-Gefühl ein. Oder eben nichts von beidem. Diesen ersten Eindruck möchte ich nicht unterschätzen für die Sympathie und eine eventuelle Zusammenarbeit, die man mit diesem Menschen hat. Gibt es von Anbeginn des Kontaktes ein diffuses „Man-mag-sich-nicht“-Gefühl, dann wird es später schwer mit der Kommunikation auf Augenhöhe und Zusammenarbeit. Trotz aller thematischer Gemeinsamkeiten wird sich wohl keine tiefere Sympathie entwickeln.
Jetzt wissen Sie, was mir Menschen sympathisch macht und was nicht.
Alles nette Nachbarn
Die nicht so Sympathischen mag ich freilich nicht wirklich, jedoch würden sie sich immer noch allesamt als „nette Nachbarn“ eignen. Menschen, mit denen man nicht so viel zu tun hat und auch nicht haben möchte, die gut und gerne ab und zu hilfsbereit sind, so wie man es auch ist, nur eben nicht mehr. Die zum Beispiel ein Paket annehmen und den Gasmann hineinlassen. Kommt es jedoch gut, dann sind nette Nachbarn auch noch sympathisch.