Pałac Śródka: Palast-Hopping 2014, zweite Station

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Die zweite Station unseres Palast-Hoppings führte uns zum Pałac Śródka. Der Ort Śródka ist das ehemalige Schrodke oder Szrodke, Kreis Birnbaum, Provinz Posen. Wir sind also immer noch in der Umgebung von Posnan (Posen) unterwegs, jedoch vom Pałacyk Kosińskich, unserer ersten Etappe, gute 100 Kilometer entfernt.

Vor der Fahrt nach Śródka war noch ein kurzer Zwischenstop am Geldautomat angesagt, denn der Pałacyk Kosińskich ist zwar digital bei Facebook angekommen, jedoch ist dort keine Kreditkartenzahlung möglich. Kein Problem, wir fahren zum »Bancomat« in den nächsten Ort, nach Środa Wielkopolska und ich hole Zloty-Scheine. Bitte, Środa nicht mit Śródka verwechseln. Hier gibt es die Atmosphäre einer polnischen Kleinstadt am Samstagnachmittag, mit einem Markt, wo es zahlreiche Dinge für wenig Geld gibt, die wir allesamt nicht brauchen, z.B. Deo und Duschgel im Mehrfachpack und Kleidungsstücke zum Budget-Preis.

Miz Kitty gab den Impuls, im Pałac Śródka zu übernachten. Einmal wollte sie im Himmelbett schlafen. Das war eine gute Idee, denn dieses Bett ist nicht nur von seinen Abmessungen her gigantisch. Fürstlich liegt man dort. Der Pałac, das ehemalige Gut Szrodke – früher schrieb man oft Rittergut, auch wenn vielleicht keine Ritter zugegen waren – hat seinen Ursprung im Mittelalter und geriet 1763 in das Eigentum der Adels-Familie Seydlitz-Kurzbach, die es bis 1945 besaß. Im Internet findet man zum Ort »Schrodke« oder »Szrodke« den Rittergutsbesitzer Gustav von Seidlitz im »Handbuch für Posen«, Ausgabe 1908. Ebenso findet sich im Netz ein Karl Konstantin von Seydlitz-Kurzbach auf Schrodke. Nach Vernachlässigung in sozialistischer Phase ist der Palast seit 14 Jahren in privatem Eigentum und wurde restauriert. Das Gebäude an sich besteht aus ziemlich vielen historisierenden Elementen, zum Beispiel diesen für mich grob und unpassend anmutenden Zinnen. Gut, so etwas ist eine Frage des Geschmacks, das muss man mögen. Ich hätte es schon vor 200 Jahren nicht gemocht. Wäre der Palast weiß, würde es vielleicht ganz passabel aussehen. Im Innenbereich ist freilich alles Retorte. Man versucht, einen alten Stil zu imitieren, was nicht überall gelingt.

Wir sind hier mit wenigen anderen Gästen, die praktisch gar nicht in Erscheinung treten. Die Suite ist schön, das Himmelbett beflügelt und der Badewannen-Whirlpool ist angenehm, zumindest nachdem auf insistierende Nachfrage die Heizung im Keller repariert wurde. – Nun, vielleicht wurde sie auch nur erst richtig eingeschaltet. Mit nacktbusigen Szenen, vermutlich vom Zirkel der malenden Arbeiter oder ähnlich qualifizierter Maler gefertigt, mit einem auf eine indirekt beleuchtete Deckenwölbung gemalten blauen Himmel und mit jeder Menge Marmor, Glasbausteinen und der Whirlpool-Badewanne wirkt das Badezimmer etwas wie die Kombination von Gewollt-Toskana und Raumschiff-Enterprise. Nun, wenn er denn funktioniert, der Whirlpool. – Tut er eben nicht richtig, da beim zweiten Mal wieder nur lauwarm.

Der Hotel- und Restaurant-Betrieb ist hier nicht richtig in Fahrt. Es gibt einen netten jungen Mann, Typ Hipsterversion von Harry Potter. Er spricht britisches Englisch, ist sehr zuvorkommend und hier wohl der Junge für alles. Jedenfalls ist er nicht nur Rezeptionist, sondern servierte uns auch auf der Terrasse das Abendessen.

Bei unserer Ankunft fragte er, ob wir im abends im Restaurant essen wollten. Ja, gerne, nur waren wir wohl die einzigen, für die der Koch warten musste. Das Essen brachte Harry Potter dann mit Verzögerung nacheinander, obwohl wir beide das gleiche bestellt hatten. Als Miz Kitty ihn nach einem Dessert fragte, ja, gibt es nicht mehr, der Koch sei gegangen. Es war gerade viertel nach neun.

Wir saßen also allein auf der Terrasse hinter dem Palast bei wunderschönem Licht und Mondschein. Küche und Restaurantbetrieb – sofern es den denn wirklich gibt und er nicht nur aus Harry Potter und einer weiteren, temporären Kraft besteht – hatten längst geschlossen. Gut, dann geh‘ ich eben hoch und hole aus der Minibar Getränke. Diese ist leer und nicht am Stromnetz. Schon merkwürdig, jedoch kein wirkliches Problem. Bier und Wasser hatten wir zufällig auf dem Hinweg im Supermarkt gekauft.

Da außer uns niemand in Sicht-, Hör- und Reichweite war, tanzten wir Wiener Walzer und Tango bei Mondlicht auf der Terrasse, wofür iPhone und Youtube die passenden Musikstücke lieferten. Walzer bis zum Schwindeligwerden.

Jetzt, am frühen Nachmittag: Terrasse (freilich, ohne dass jemand nervt, ob er etwas bringen soll. Nein, hier möchte keiner Umsatz machen. Vielleicht gibt es noch ’ne Tüte Chips in meinem Kofferraum).

Gleich: Zum See fahren, schwimmen.

Danach: Terrasse, Abendessen, Himmelbett.

Ach ja, auch dieser Palast hat eine eigene Facebook-Seite und dem Hipster-Harry-Potter kann man wirklich nicht böse sein für all die kleinen Unzulänglichkeiten des Hauses. Er ist ein sehr netter Mensch, ist sehr bemüht und hat durchaus Gastgeber-Qualitäten, wenn er auch wahrscheinlich nicht aus dieser Branche kommt. Student managt im Sommer ein Hotel mit historischem Ambiente – so wirkt es hier, und vermutlich ist es so.

Und sonst: Da steht ein Pferd auf dem Flur. Nein, kein Pferd, es sind zwei Esel, und sie stehen nicht auf dem Flur, sondern laufen auf dem Weg rund um dem Palast vergnüglich rum und sind ganz zutraulich. Gelegentlich trotten auch zwei Schafe umher. Es scheint so, als wäre dieser Mini-Zoo ein Hobby der Eigentümer.

Entspannen und das Leben genießen können wir hier gut, auch wenn manches unperfekt und ziemlich skurril ist. Freilich, in der Gewissheit, nach zwei Tagen weiter zu ziehen.

Miz Kitty hat auch über unseren Aufenthalt im Palac Srodka geschrieben. Hier, in ihrem Blog.

Fotos

Einige Fotos habe ich gemacht und eine kleine Fotostrecke zusammengestellt:

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Lithographie von Alexander Duncker (siehe hier)

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Auf der Terrasse im Mondschein Wiener Walzer tanzen. So muss das sein.

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Pałacyk Kosińskich: Palast-Hopping 2014, erste Station

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Den Pałacyk Kosińskich w Połażejewie fand ich im Internet und er erschien mir ein recht schönes Haus zu sein. Also starten Miz Kitty und ich das Palast-Hopping hier. Das Übernachten und Wohnen in alten Herrenhäusern und Schlössern ist ja immer so ein kleines Va-banque-Spiel. Freilich, richtig verlieren kann man dabei nicht, nur wenn es nicht so ist, wie man es gerne hätte, z.B. weil das WiFi nicht funktioniert oder weil gerade eine Hochzeit gefeiert wird und Remmidemmi im Palast ist, dann kann sich auch eine noble Herberge als Fehlgriff herausstellen.

Nun, der Pałacyk Kosińskich war eine sehr gute Wahl und hat uns nicht enttäuscht. Neben einer Familie aus Franken, die auf der Durchreise Richtung Masuren hier Station machte, waren Miz Kitty und ich allein im Haus. Da wir das Deluxe-Zimmer gebucht hatten, logierten wir mit Zugang zum großen Balkon über dem Eingangsportal. Hier ließen wir es uns einen Tag gut gehen. Der Pałacyk hat kein eigenes Restaurant, weswegen wir direkt gefragt wurden, ob wir speisen möchten. Am ersten Abend wurde uns schön zubereiteter Fisch serviert und gestern Abend wurde im Garten gegrillt. Fein. Über einer Feuerstelle konnten die Bratwüste auf lange Stöcke aufgesteckt gegrillt werden oder auf den daneben stehenden Gartengrill gelegt werden. Insgesamt waren die Gastgeber recht bemüht und alles perfekt, zu einem guten Preis. Auf dem großen Balkon Texte schreiben, lesen, dösen, dazu zwischenzeitlich in die Badewanne, dann wieder Sonnenliege, das war für uns Entspannung pur. Eigentlich wollten wir zum See fahren, um zu schwimmen. Verschoben. Das können wir jeden Tag noch machen. Irgendwo, wo es nicht so kommod ist. So wurden dann unsere Texte über das Elbschwimmen für das neue Gemeinschafts-Schwimmblog Freistilstaffel schnell fertig.

Zur Geschichte des Hauses konnten wir bisher relativ wenig herausfinden. Im Netz findet man einiges, auch bei Wikipedia, jedoch nur in polnischer Sprache. Klar ist wohl, dass das Haus 1864 von einem Witold Kosiński erbaut wurde und später einem Kazimierz Boening gehörte. Letzterer wurde im Widerstand gegen die Deutschen 1939 von der Gestapo erschossen. Wie so viele – fast alle – Herrenhäuser im Polnischen brannte der Pałacyk Kosińskich wohl 1945 aus. Er sollte in den 80er Jahren wieder rekonstruiert werden, was dann jedoch erst in 2007 durch die neuen Eigentümer erfolgte. Einige Bilder von 2007 haben wir im Gästebuch gesehen. Der Pałacyk sah regelrecht ruinös aus, mit fehlenden Decken, etc. Hergerichtet wurde er von einem Unternehmer-Ehepaar aus Danzig und ist heute ganz geschmackvoll im alten Stil eingerichtet. Zwar Retorte und auf alt getrimmt, aber eben nicht störend, sondern angenehm.

Vor dem Pałacyk stand während unseres Aufenthaltes ein Oldtimer. Ich nehme an, er steht immer dort, da er auf Bildern oft zu sehen ist, so auch auf der Facebook-Seite der Eigentümerin. Ach ja, der Pałacyk Kosińskich hat eine eigene Facebook-Seite. Sie können dort liken.

Falls Sie Richtung Warschau, Baltikum oder Weißrussland unterwegs sind und in der Nähe von Posnan (Posen) einen Tag Pause machen möchten, dann ist der Pałacyk Kosińskich vielleicht ein guter Tipp. Nehmen Sie das etwas teurere Zimmer mit dem Balkon über dem Eingang, trinken sie Champagner und genießen das Leben.

Mehr und anderes über unseren Aufenthalt im Pałacyk Kosińskich lesen Sie im Blog von Miz Kitty.

Fotos

Eine kleine Fotostrecke habe ich Ihnen zusammengestellt:

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