So Sie im Polnischen auf der Durchreise sind, lassen Sie sich den Palac Mysliwski in Antonin nicht entgehen. Bei Licht und Abstand betrachtet reicht jedoch eine Übernachtung mit einem Dinner und Abendaufenthalt unter den Hirschen. Da erlebt man eine vorzügliche Atmosphäre. Tags ist es im Jagdschloss etwas unintim. Da sitzt man nichtsahnend mit dem iPad auf dem Sofa neben dem großen Kachelofen, und dann fällt eine Busladung von Rentnern ein, die durch das hölzerne Jagdschloss um einen herum laufen. Ok, wir sind die Deko, gehören als Übernachtungsgäste zum Haus und verkörpern mit dem Apfel-Tablet, sprich iPad, im historischen Ambiente die neue Zeit. Für echte und semiprofessionelle Fotografen rücke ich gern an die Seite, für Snapshots nicht. So sind wir halt auf einigen Fotos, was die, die uns mit ihren Taschenkameras fotografieren, nicht einmal stört. Schnell wie sie gekommen sind, stürmen sie alle noch auf die erste Galerie und sind ebensoschnell wieder weg. Das wiederholt sich den Tag über noch mit einzelnen Ausflüglern, die reinkommen, schauen und wieder weg sind. Man muss wissen, das Jagdschloss Antonin ist offenbar so etwas wie ein nationales Kulturgut, wohl des Chopins wegen. Entsprechend ist hier nicht die Retorten-Patina der im letzten Jahrzehnt restaurierten polnischen Herrenhäuser, sondern etwas ältere Patina, auch aus sozialistischer Zeit. Die Küche ist gut, die Angestellten des Cafés bzw. Restaurants mindestens tagsüber nicht um Umsatz bemüht. Hier arbeiten keine englisch sprechenden Studenten, sondern wohl Staatsangestellte. Für einen Kaffee muss man sich melden, und das Frühstück sieht an zwei verschiedenen Tagen eben unterschiedlich aus, je nachdem wer Dienst hat. Sollten Sie Antonin ansteuern wollen, meiden sie das Wochenende mit den Nachmittags-Ausflüglern, sondern genießen hier einen ruhigen Abend an einem Wochentag.
Schwimmen im Schlick
Schwimmen hat für Miz Kitty und mich im Moment eine recht große Bedeutung. So hatte Miz Kitty von Anfang an geplant, im kleinen See, der unmittelbar auf der anderen Straßenseite des Jagdschlosses liegt, zu schwimmen. Die Google-Satellitenansicht verspricht dort einen Sandstrand. Warum wir dort mit dem Auto hinfahren sind, weiß ich freilich nicht, vermutlich überschätze ich die Entfernung. Mehrere Déjà-Vu-Ost-Ferienbungalows gibt es hier, das Déjà-Vu freilich nur für Ost-Kinder, nicht für mich.
Einen Zloty bezahlen wir für den Zugang zum Sandstrand. Dort gibt es einen reichlich überdimensionierten und im Geviert angeordneten Steg. Inmitten dieses Karrés ist ein Schwimmerbereich. Freilich, wichtig für die Menschen hier, gehört Schwimmen zu können hier nicht zur Grundkompetenz. Einige wenige sind im Wasser innerhalb dieses Steg-Gevierts, einige Tretboote auf dem See, jedoch kein Schwimmer. Egal, wir sind ja Mittelstreckenschwimmer. Also neben dem Steg ins Wasser und geschwommen. Wir schwimmen ein paar Züge. Zwei Herren in einem Bademeisterboot gestikulieren uns, wir sollen zurückschwimmen. Sie rudern auf uns zu. Wir erklären, wir seien Mittelstreckenschwimmer und würden einmal um den See schwimmen. Ich weiß nicht, ob sie uns verstehen, jedenfalls reden sie von einem »Special Paper«, das man brauche, um dort zu schwimmen. Ich sage: Ok, wir kommen später zu Ihnen und regeln das. Das ist dann anscheinend in Ordnung und wir schwimmen weiter.
Der Rest der Geschichte. Es lässt sich schwimmen in diesem algengrün-schwebstoffhaltigen See, das Wasser ist jedoch nur 1,20 bis 1,50 Meter tief, und unten ist es schön schlammig. Man kann recht schwerelos über den weichen, schlammigen Grund laufen, so wie es Rekonvaleszenten in diversen Kurmaßnahmen machen. Aber, man muss diese Kombination aus grünlichem Wasser und schlammigem Grund mögen.
Miz Kitty und mir waren es zu viel Schlamm und zu viele Algen. Die Innenseiten der Badebekleidung waren nachher ordentlich grün. Fazit: 100 mal eklig rufen, zum Steg zurück, ins Schloss, Dusche.
Was Miz Kitty dazu schreibt, lesen Sie hier.