WEST-BERLIN, ZIEMLICH GENAU VOR 40 JAHREN
… Eine sehr schöne Vorstellung war es. Vom Schiller-Theater huschen wir noch in die Paris-Bar rüber, einen Absacker trinken und auf unser neues Projekt anstoßen. Einige Gläser Champagner sind es dann doch in dieser schön gediegenen Atmosphäre, die wir beide immer wieder gern genießen. A. sieht heute wieder zauberhaft aus mit ihren blonden Haaren und in diesem schwarzen Kleid. Wir haben viel Spaß und sind mit jedem Glas etwas mehr beschwippst. Langsam siegt jedoch die Müdigkeit. Der Ober bringt mir die Rechnung. Ich runde großzügig auf und bitte ihn, uns ein Taxi zu rufen. Wenige Minuten kommt er erneut. Das Taxi sei da. Zügig helfe ich A. in den Mantel und reiche ihr den hellen Nerzschal.
Draußen schneit es leicht in der nasskalten Februarnacht. Ein schwarzer Mercedes – das neue Modell mit der Heckflosse – hält vor der Paris-Bar. Dieseltypisch nagelt der Motor. Ich gehe mit A. zum Auto, öffne ihr die hintere Tür und steige gegenüber ein. Mittlerweile ist es halb drei durch.
Der Taxichauffeur ist geschätzt Anfang 60, Typ Berliner Schnauze mit Herz. Er berlinert stark und trägt eine Schlägermütze. „Juten Morgn, wo sollet denn hinjehn?“ „Wir müssen zum Oberhaardter Weg.“ Routiniert stellt er den Taxameter auf Null. „Jerne, die Herrschaften.“ Er wendet auf der Kantstraße und biegt nach links in die Fasanenstraße ein. An der Kreuzung zum Kurfürstendamm halten wir etwas länger. Das mercedestypische Klicken des Blinkrelais wirkt entspannend. Ein schönes Geräusch. Weiter geht’s, den neonbeleuchteten Ku’damm hoch. Bunte Lichterpunkte in unscharfen Formationen sehe ich durch die nasse Scheibe der Autotür. A. beschäftigt sich mit mir, ich mich mit ihr. Wir knutschen verliebt. Wir sind es. In der westdeutschen Provinz wären wir jetzt Stadtgespräch. Hier ist es egal. In Halensee stoppt das Taxi noch einmal an einer Ampel, dann biegen wir in die Königsallee ein. Langsam geht es über die kurvige Straße. Wir haben noch etwas Zeit.
Zielsicher biegt der Taxichauffeur nach links in den Oberhaardter Weg und stoppt vor der Hausnummer, die ich genannt hatte. Er kassiert, schreibt kurz eine Quittung und wünscht uns in breitem Berlinerisch eine gute Nacht und einen schönen Tag. Ich geleite A. zur Haustür und schließe auf…