Ein Plädoyer für Sozialarbeiter, Beistände und Betreuer.
Warum es sich lohnt, sie zu unterstützen.
In Smalltalk-Gesprächen kommt man oft auf dieses und jenes und manche Themen wiederholen sich mit mäßiger Regelmäßigkeit. Eines davon ist Hartz 4 und die Arbeitsagentur. Je nachdem, mit wem man gerade spricht, wird dann über die Mitarbeiter dort geklagt oder über deren Klienten, die Leistungsempfänger. Zuweilen richtet sich der Fokus auch auf deren Beistände oder Betreuer, seien es nun professionelle Sozialarbeiter bzw. Rechtsbeistände oder ehrenamtliche Unterstützer. Mit der letzten Gruppe möchte ich mich in diesem Text befassen. Diese Helfer unterstützen ihre Mitmenschen, die Klienten bzw. Leistungsempfänger und versuchen zumeist, das maximal Mögliche an Unterstützung für sie herauszuholen, oft mit berechtigten, manchmal auch mit weniger berechtigten Forderungen.
Freilich, das macht die Arbeit der Mitarbeiter von Ämtern und staatlichen Organisationen oft anstrengender und aufwendiger, müssen sie sich jetzt doch nicht nur dem bittstellenden Klienten gegenüber rechtfertigen, sondern auf Augenhöhe auch dem Helfer gegenüber, der Rechtslage und Interna manchmal sehr gut kennt. Oft wird in Frage gestellt, ob es denn sein muss, denjenigen, die aus unseren sauer verdienten Steuern ihre Hilfen zum Lebensunterhalt beziehen, noch einen Beistand zur Seite zu stellen, der ebenfalls mindestens indirekt auch aus diesen Steuern finanziert wird. (Falls er bei einem privaten Träger arbeitet, ist er durch die öffentliche Förderung dieses Trägers indirekt aus Steuergeldern finanziert). Zu viel des Guten, sagt sich mancher, es kann doch nicht sein, dass der hilfebedürftige Leistungsempfänger ein Korrektiv auf Augenhöhe mitbringt, wodurch das natürliche Gefälle zum Antrags- und Bittsteller nivelliert bzw. aufgehoben wird. Freilich, so reden Menschen, die noch nie selbst in der Situation waren, ernsthaft angeschlagen zu sein, finanziell, gesundheitlich, mental oder sonst wie. Nun, selbst erlebt habe ich es im Finanziellen auch noch nicht, dreimal klopf auf Holz, ich habe Glück gehabt. Aber ich war auch schon bei Krisendiensten, die mir akut halfen, und um deren Existenz ich froh war. Und habe sie schon öfter gesehen, die kotzenden Pferde, – so dass ich niemals nie sage, wenn die Frage im Raum steht, ob und wie man so tief sinken kann. Der freie Fall ist schneller, als man gemeinhin denkt.
Daher finde ich es gut, dass es Helfer, Rechtsbeistände und Sozialarbeiter gibt, die ganz bewusst auf der Seite derer stehen, die ohne unser aller Zuwendungen – sprich ohne staatliche Unterstützung – nicht auskommen, und für die es erst einmal zweitrangig ist, wie die individuelle Notlage entstanden ist. Auch, wenn das manchem Amtsmitarbeiter ab und zu etwas Mehrarbeit und Kopfschmerzen bereitet. Auch, wenn dadurch vielleicht alles etwas mehr kostet, weil der Leistungsempfänger Leistungen erhält, zu deren Beantragung er allein nie fähig gewesen wäre.
Gut, dass es diese Fallbacks an Beratungseinrichtungen, Helfern, Betreuern, Sozialarbeitern und Rechtsbeiständen gibt. Dass wir auf sie zurückgreifen können, wenn wir nicht mehr so können, wie es notwendig ist, wenn wir bereits im freien Fall sind oder eben kurz davor.
Was möchte ich Ihnen mit diesem Beitrag sagen?
Erstens möchte ich Sie darauf stoßen, über diese Fallbacks und ihre Sinnhaftigkeit einmal nachzudenken. Die Nützlichkeit von Krankenhäusern, Feuerwehren und gesetzlicher Sozialversicherung kennt jeder schnell. Denken Sie einmal über die anderen, darüber hinaus vorhandenen Fallbacks nach, die sich bereitwillig auf unsere Seite stellen, wenn es uns schlecht geht, ohne sofort danach zu fragen, ob wir den Zustand selbst verursacht haben und ohne uns vorzuhalten, welche Belastung unsere Notlage denn für die Allgemeinheit ist.
Zweitens möchte ich Sie zum Absteigen vom hohen Ross auffordern. Falls Sie das überhaupt betrifft und Sie noch in dieser Höhe reiten, nicht längst abgestiegen sind oder nie geritten sind. Das Pferd stolpert schnell, im Dreck liegen Sie. Und welche Fallbacks haben Sie dann, wenn alles richtig doof kommt? Die Fallbacks, die es in dieser Gesellschaft (noch) gibt, lohnt es sich zu pflegen und zu unterstützen.