Auf dem Weg zum Zug

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… fotografiert

Das Netz ist inzwischen voll damit. Schriftzüge, Schilder und Beschriftungen – neudeutsch und englisch Lettering – erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch ich habe einiges an Typo-Fotos auf meiner Festplatte, die noch auf eine Veröffentlichung warten. Gestern war ich auf der Buchmesse in Leipzig und spät abends sehe ich im Laufschritt auf dem Weg zum Zug – der letze nach Berlin – diese Fassadenbeschriftung, offensichtlch aus älteren Zeiten. Die Löcher für die Neonröhren sind noch vorhanden, die Röhren jedoch längst verschwunden. Nicht außergewöhnlich, aber dennoch fotografierenswert. Auch, wenn das Licht denkbar schlecht war, mit blendender Straßenlaterne auf der einen Seite, ich fotografierte die Beschriftung aus alten Zeiten. Wer weiß, vielleicht ist sie weg, wenn ich das nächste mal wieder in Leipzig bin. Also: Moseline.

Etage 29
Leipziger Allerlei #4

Am Sonntag abend liefen wir noch einmal zurück Richtung →City-Hochhaus. Das →Haus war einst das höchste Gebäude Europas. Es soll ein aufgeschlagenes Buch symbolisieren und wird manchmal auch Weisheitszahn genannt, so ähnlich wie die Berliner das Bundeskanzleramt zuweilen Waschmaschine nennen. Oben ist ein →Restaurant und eine Aussichtsplattform, von der ich in 2004 schon einige Fotos gemacht habe. Also hoch in die 29. Etage und noch schnell die Speicherkarte füllen, bevor der Zug nach Berlin abfährt. Das Restaurant nehmen wir uns nächstes Mal vor. Es ist ein guter Ort, um auch in kälteren Jahreszeiten über die Stadt zu schauen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Otto-Nuschke-Straße
Leipziger Allerlei #3

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Spurensuche in der Ehrensteinstraße
(vormals Otto-Nuschke-Straße)

Im →Mercure Hotel Art schauten wir auf einen Altbau auf der anderen Straßenseite. Ein Mietshaus im Gründerzeitstil, heute ganz schön saniert. Hier in der Gegend muss die Otto-Nuschke-Straße sein, sagte Miz Kitty. Ein Haus, in dem Teile der Familie vor Jahrzehnten einmal lebten. Erkundungsfreudig haben wir am Sonntag Nachmittag schnell herausgefunden, dass diese Straße nach der Wende in ihren alten Namen Ehrensteinstraße erhielt, und dass sie in der Nähe des Leipziger Zoos im Stadtteil Zentrum-Nord liegt – von unserem Hotel gut fußläufig zu erreichen. Vorher ging es zuerst einmal in die andere Richtung zum Frühstücken im →Café Kandler in →Specks Hof. Sehr empfehlenswert, das leckere Frühstück. Hier kann man schön sitzen und die Leute beobachten, wie sie in Specks Hof unterwegs sind. Ich beobachte nacheinander vier Stadtführer, die mit Touristengruppen unterwegs sind. Spannend, diese vier unterschiedlichen Typen, vom älteren Herrn mit Staubmantel bis zur Endzwanzigerin. Leute gucken, sagte eine Hamburger Bekannte früher immer dazu. An Herbst- und Wintertagen könnte ich hier stundenlang sitzen, etwas lesen und immer wieder die Menschen beobachten.

Vom Café Kandler aus dann über den Nordplatz Richtung →Ehrensteinstraße. Die genaue Hausnummer wusste Miz Kitty nicht, wohl aber wo das Haus in etwa liegen müsste. Die Straße wurde Anfang des 20. Jahrhunders angelegt. Hier befinden sich zum Teil großbürgerliche Villen, zum Teil gutbürgerliche Mietshäuser und dazu etwas Reihenbebauung der 60er. Vom Baustil her kann man die Straße klar erkennbar in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg und bis ca. 1920 einordnen. Architektenhäuser, jedes eigen. Ich merke diesen Häusern teilweise schon den Geist der 20er Jahre an, weg von Prunk und übermäßiger Großzügigkeit, hin zur sachlichen Kompaktheit. Jedoch sind sie ausgeführt mit den architektonischen Elementen der späten Gründerzeit. Die Ehrensteinstraße wurde 1963 in Otto-Nuschke-Straße umbenannt und erhielt 1992 ihren alten Namen Ehrensteinstraße zurück. Insgesamt eine noble Gegend. Die besseren Häuser sind heute fast alle schön saniert und die Lücken durch Neubauten geschlossen, zwei gerade in Bau. Gentrifizierung à la Leipzig. Ich mag ja diese Viertel mit schönen Altbauten, und wenn ich in nach Leipzig ziehen würde, wäre dieses zentrumsnahe Quartier eine Wohnungssuche wert.

Zuerst liefen wir die Ehrensteinstraße nach Norden, wobei schnell klar war, dass es die falsche Richtung ist, um das gesuchte Haus zu finden. Trotzdem gingen wir weiter, der weil wir ja gerne Straßen, Häuser und Höfe erkunden. Immer etwas mit dem Hintergedanken, vielleicht doch noch ein entwohntes Haus zu finden, das gerade rekonstruiert wird und offen ist, wo wir Fotos und Studien machen können, wie man hier in vergangenen Zeiten gelebt hat. Die kurze Verlängerung der Ehrensteinstraße über die Georg-Schumann-Straße – von der man das Gerippe eines Gasometers sehen kann – ist die Mechlerstraße. Laut →leipzig-lexikon.de gibt es sie seit 1891. Sie ist etwas älter als die Ehrensteinstraße, was man an den Häusern auch deutlich merkt. Mietshäuser der Gründerzeit in Blockbebauung, mit der typischen Durchfahrt zum Hof. Heute bewohnbar bis gut saniert. Das Haus Mechlerstraße 4 ist leer und die morbide Tür offen, das Grundstück Mechlerstraße 6 verwildert und zugänglich, mit einer bröckeligen Werkstatt oder Halle darauf, auf die man eigentümliche Lichthauben aufgesetzt hat, die wie kleine Garagen oder Wintergärten anmuten. Schon etwas skurril. Nach ein paar – ok, zugegeben ein paar mehr – Fotos gehen wir weiter. Eine Frau mit Kittelschürze aus dem Haus gegenüber beobachtet uns. Ein bemerkenswertes Kleidungsstück hat sie an, das es sowohl in Ost und West gab, und das beiderorts die Vereinigung nicht mehr lange überstanden hat. Wir lassen uns von neugierig schauenden Blockwarten nicht beeinflussen und treten durch die offene Tür der Nummer 4 in den Durchgang zum Hof. Die Tür lässt sich nur etwa 50 cm öffnen, da ein alter Kühlschrank als Sperre dienen soll. Innen liegt Abbruchmaterial, und es gibt eine fast zwanghaft ordentlich aufgereihte Sammlung aus Weinflaschen. Aha, ein akkurater Mensch räumt hier also auf. Auf der Hofseite des Durchgangs ist ein Baum fast in die Hauswand gewachsen. Der Garten ist verwildert, was ja schon vom Nachbargrundstück zu sehen war. Das war dann auch schon unsere Erkundung in der Mechlerstraße. Das Haus ist hinten verschlossen, so wie es sich für eine gute Baustelle gehört. Also keine weiteren Erkenntnisse über Wohnungsgrößen, Innenausbauten, DDR-Hinterlassenschaften und was man sonst noch in leeren Altbauten vor der Sanierung und Rekonstruktion findet. Als wir wieder auf die Straße treten, beobachtet uns IM Kittelschürze immer noch.

Zurück durch die Ehrensteinstraße nach Süden in Richtung City finden wir das gesuchte Haus. Ein freistehendes, großbürgerliches Mehrfamilienhaus aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Vermutlich einst von vermögenden Menschen gebaut, gibt es hier heute Kanzleien, Büros und Wohnungen, vermutlich mit nach heutigen Verhältnissen genauso vermögenden Menschen darin. Miz Kitty erinnert sich schwach an das Treppenhaus, das man durch die Eingangstür etwas sehen kann.

Spurensuche in der Otto-Nuschke-Straße. Spur gefunden.

Buchmesse & Autorenrunde

Gestern war ich mit Miz Kitty auf der Buchmesse in Leipzig. Vor einiger Zeit hatte Leander Wattig, der das Portal wasmitbuechern.de betreibt und die pub’n’pub-Veranstaltungen in Frankfurt (und manchmal auch in Berlin) organisiert, zur Leipziger Autorenrunde eingeladen. Ziel dieser Veranstaltung war ein Zusammenkommen von hauptsächlich Autoren und anderen, die am Veröffentlichen von Büchern beteiligt sind. Da Miz Kitty ja schon lange bloggt, kreative Freiberufler berät (dabei auch Hörbuch-Sprecher und Slam-Poetristen), selbst noch das ein oder andere Manuskript hat, und ich mich mit eBook-Produktion und eBook-Anwendungen befasse, sind wir nach Leipzig gefahren. Zusätzlich wollten wir natürlich über die Buchmesse schauen.

Die Leipziger Autorenrunde war für uns beide ziemlich inspirierend. Vor allem, weil hier nicht wie üblich Vorträge präsentiert wurden, sondern die Form der Rundtisch-Gespräche gewählt wurde. An 10 runden Tischen mit jeweils ca. 12 Plätzen gab es jeweils einen Experten oder eine Expertin, der/die ein Thema kurz vorstellte. Danach kam die kleine Runde schnell ins Gespräch. Diese Idee der Roundtable-Gespräche war es wohl, warum die Veranstaltung so rockte. Ich habe einige interessante Impulse mitgenommen, eine Sache wirkt unmittelbar auf’s eigene Stories-&-Places-Projekt. Außerdem ist es doch immer schön, wenn man anderen selbst mit kleinen Infos weiterhelfen kann. Danke für dieses Event, das hoffentlich im nächsten Jahr wiederholt wird.

Insgesamt bestätigte mich Buchmesse und Autorenrunde darin, dass sich in der Verlagswelt in der nächsten Jahren viel Grundlegendes ändern wird, mehr als sich viele im Moment eingestehen wollen. Der billigste eBook-Reader kostet zur Zeit 59 Euro. Da ist es abzusehen, wann er Taschenbuchpreis erreicht hat. Und notfalls (wenn wir denn ganz kopflos vorhandenes Equipment vergessen haben) kaufen wir dann am Bahnhofskiosk oder im Urlaubsort diesen dann 19,90-Euro-eReader, ziehen schnell unsere eBooks und eMagazines aus der Cloud darauf und lesen los, ohne Bücher mitzuschleppen… Darüber in einem späteren Blog-Beitrag hier mehr.

Ach ja, zudem waren gestern auf der Buchmesse noch jede Menge Cosplayer unterwegs, von deren Outfit und Auftritt Kitty sehr angetan war. Wäre sie doch wohl selbst Cosplayer geworden, hätte es diesen Trend damals schon gegeben. Schön anzuschauen. Vielleicht bloggt Kitty ja einige Fotos, die sie gemacht hat.